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Jubel-Traube und Erleichterung: Kieler Freude über den Viertelfinal-Einzug

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Jubel-Traube und Erleichterung: Kieler Freude über den Viertelfinal-Einzug

Das 28:27 in Zagreb war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. 60 Minuten wurden die Kieler von der Defensive des kroatischen Hauptstadtclubs nach allen Regeln der Kunst - aber eben nicht des Handball-Reglements -  beackert, hatten die Zebras nach den vier Ausfällen vor Anpfiff auch noch früh Patrick Wiencek mit starken Schmerzen auf die Bank humpeln sehen. Doch der Kieler Kapitän biss wie seine Nebenleute auf die Zähne, und als Harald Reinkinds finaler Wurf aus elf Metern in der langen Ecke des Zagreber Tors zappelte, waren die Schmerzen auch bei Wiencek Nebensache: Reinkind, nach dem letzten Stoß der Partie auf dem Boden liegend, wurde erst von Hendrik Pekeler geherzt und verschwand dann gänzlich unter einer Jubeltraube. "Es ist einfach ein tolles Gefühl zu wissen, dass wir im Viertelfinale stehen", beschrieb Reinkind strahlend das, worauf es in Zagreb ankam.

Magnus Landin: "Wir wollen es nicht so spannend machen"

Die 60 Minuten, bilanzierte Reinkind im Gefühl des Erfolges ein wenig verniedlichend, seien "sehr physisch" gewesen. "Aber wir haben alles, was wir hatten, in dieses Spiel hineingelegt." Das sah auch Magnus Landin so. Der dänische Linksaußen war wie sein Pendant auf der rechten Seite, Sven Ehrig, Alleinunterhalter auf seiner Position - und ebenfalls Leidtragender der wenig souveränen und die Spieler nicht ausreichend schützenden Spielleitung. Gleichwohl sprach der Linksaußen, der zwei Siebenmeter sicher verwandelte, auch die Fehlerquote der Zebras an: "Wir wollten es eigentlich nicht so spannend machen, aber so ist Handball. Es gab ein paar Momente gegen uns, deshalb war es umso schöner, die zwei Punkte zu holen."

Stolzer Filip Jicha

THW-Trainer Filip Jicha war nach der Partie gelöst, strahlte und freute sich mit jedem seiner "Jungs". Kein Wunder, hatte ihm doch nach Wienceks Umknicken im ersten Angriff der Zagreber "zwischenzeitlich die Fantasie gefehlt, wie das hier klappen soll." Doch es klappte. Weil die Zebras alles hineinlegten, um den vorzeitigen Viertelfinal-Einzug klar zu machen. Weil sie trotz der brutalen Abwehr der Gastgeber immer wieder dorthin gingen, wo es gegen Zagreb noch einmal mehr weh tut. Weil sich wirklich jeder in den Dienst der Mannschaft stellte. "Meine Mannschaft hat wie die Hölle gekämpft, einige meiner Spieler konnten nicht mehr laufen, haben aber trotzdem einfach weiter gemacht", zog Jicha den imaginären Hut vor den "Wilden 13" von Zagreb. "Am Ende haben wir es geschafft. Und das ist richtig groß. Heute bin ich ein stolzer Trainer und ein Mensch, der unglaublich glücklich ist, mit dieser Mannschaft meinen Beruf ausüben zu können." Ein bemerkenswerter Satz nach einem aufregenden wie bemerkenswerten Handballabend.

EHF gibt Entscheidung über die Wertung bekannt

Am Freitag dann wurde von der EHF offiziell bestätigt, dass der THW Kiel auch das verbliebene und abgesagte Spiel gegen den HC Meshkov Brest "gewonnen" hat: Alle bisher ausgetragenen Partien bleiben in der offiziellen Wertung, die noch ausstehenden Spiele der Belarussen werden wie die des ukrainischen Vertreters HC Motor Zaporozhye mit 10:0 Toren und 2:0 Punkten für den Gegner gewertet. Vor dem abschließenden Spieltag, an dem die Zebras jetzt nicht mehr eingreifen können, übernahm der THW Kiel in der Gruppe A mit 21 Punkten die Tabellenspitze, kann aber durch einen Sieg von Aalborg Handbold (20 Punkte) gegen RK PPD Zagreb in der kommenden Woche noch auf Platz zwei verdrängt werden. Auch in der Gruppe B hatte die Wertung der EHF Auswirkungen auf die Tabelle, kann Zaporozhye (8 Punkte) doch nicht mehr ins Achtelfinale vorrücken. Hierfür seit Freitag qualifiziert ist hingegen die SG Flensburg-Handewitt (10), die selbst durch eine Niederlage gegen den FC Barcelona am finalen Vorrunden-Spieltag nicht mehr von Platz sechs verdrängt werden kann, da der direkte Vergleich mit Dinamo Bukarest (8) klar gewonnen wurde.     

So geht es weiter 

Durch den direkten Viertelfinal-Einzug ersparen sich die Zebras das Achtelfinale, das in dieser Saison unter "Play-offs" firmiert: Ende März, Anfang April werden in Hin- und Rückspielen die Viertelfinal-Gegner ermittelt. Die Runde der besten acht Mannschaften Europas wird dann zwischen dem 11. und 19. Mai Klarheit darüber schaffen, welche vier Teams zum EHF Final4 nach Köln reisen dürfen. Wenn der THW Kiel als Gruppenerster in die nächste Runde einzieht, würde im Viertelfinale der Gewinner des Duells von Telekom Veszprem mit dem HC Vardar (Nordmazedonien) warten. Verdrängt Aalborg die Zebras noch von der Tabellenspitze, würde man als Zweiter im Viertelfinale auf den Sieger des Spiels zwischen dem sechsten der Kieler Gruppe (Elverum oder Zagreb) und dem Dritten der Gruppe B (aktuell noch möglich: Paris Saint-Germain, FC Barcelona, Lomza Vive Kielce) treffen. Es bleibt also spannend!