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28:27 in Zagreb: Reinkind wirft den THW Kiel nach einem dramatischen Spiel ins Viertelfinale!

Champions League

28:27 in Zagreb: Reinkind wirft den THW Kiel nach einem dramatischen Spiel ins Viertelfinale!

Der THW Kiel hat es geschafft: Nach einem nervenaufreibenden Spiel, in dem die Kieler auch mit der zum Teil brutal zu Werke gehenden Abwehr der Gastgeber zu kämpfen hatten, warf Harald Reinkind die Zebras ins Viertelfinale. Mit seinem fünften Treffer erlöste der Norweger, gemeinsam mit THW-Kapitän Domagoj Duvnjak bester Torschütze der Kieler, seine Mannschaft, die ohne vier ihrer Leistungsträger in das Endspiel in Zagreb gegangen war. Am Ende feierten die völlig ausgepumpten schwarz-weißen einen 28:27 (12:15)-Erfolg beim HC PPD Zagreb mit einem lautstarken Jubelkreis.

Vier Kieler mussten zu Hause bleiben

Den 13. und für die Kieler letzte Gruppenphasen-Spieltag, das für nächsten Donnerstag geplante Heimspiel gegen den von der EHF suspendierten belarussischen Meister aus Brest wurde bekanntlich abgesagt, war für die Zebras ein echtes Finale. In dieses mussten sie jedoch ohne vier ihrer Stammspieler starten: Linksaußen Rune Dahmke (Corona), Rückraumspieler Nikola Bilyk (Oberschenkel) und auch Torhüter Niklas Landin fehlten. Landin war Anfang der Woche am Blinddarm operiert worden und reiste deshalb nicht mit nach Kroatien, für ihn rückte der 20-jährige Youngster Philip Saggau in den Kader. Kurz vor dem Abflug musste auch noch der Top-Torschütze passen: Niclas Ekberg blieb mit einem Magen-Darm-Infekt ebenfalls in Kiel.

Verflixte sechs Minuten

Domagoj Duvnjak traf fünf Mal

Trotzdem erwischten die Kieler den besseren Start in die Partie - und das, obwohl sich Kapitän Patrick Wiencek direkt bei der ersten Abwehraktion am Fuß verletzte. Vorn zeigte aber Domagoj Duvnjak, warum ihn die Kroaten verehren: Eins, zwei, drei - "Dule" war heiß auf die Partie in der Stadt, in der seine Profikarriere einst ihren Anlauf nahm. Bis zum 6:3 durch Sander Sagosen spielten die Kieler gegen alle Widrigkeiten an und hatten die Partie im Griff. Dann folgten allerdings die verflixten sechs. Sechs Minuten, in denen sich Dino Slavo im Zagreber Tor zu großer Form aufschwang, sechs Minuten, in denen die Kieler im Angriff ihre Konsequenz verloren, sechs Minuten, die die Gastgeber zu einem unglaublichen 6:0-Lauf nutzten. Urplötzlich waren die Zebras noch mehr unter Druck.

Drei-Tore-Rückstand zur Pause

Das Match in Zagreb war Schwerstarbeit für alle Zebras

Die kroatische Abwehr hingegen hatte Morgenluft geschnuppert - fortan wurden die schwarz-weißen Angreifer noch mehr beackert, wurde unter den gewährenden Augen der beiden österreichischen Schiedsrichter Radojko Brkic und Andrei Jusufhodzic die Schraube des Zulässigen immer weiter nach oben gedreht. Das machte Eindruck, auch wenn THW-Trainer Filip Jicha mit der Hereinnahme des siebten Feldspielers weitere Offensiv-Optionen schuf: Miha Zarabec und Patrick Wiencek, der auf die Zähne biss, trafen zum 10:11-Anschluss. Und diesen knappen Rückstand hielten die Zebras bis kurz vor der Pause, weil Hendrik Pekeler zweimal gedankenschnell reagierte und einen Abpraller im Tor versenkte. Kurz vor dem Wechsel aber bekam Zagreb wieder Oberhand: Steffen Weinholds Wurf landete im Block, und in Überzahl trafen die Kroaten zum 15:12. Bezeichnend für die unglücklich verlaufenen ersten 30 Minuten: Sander Sagosens finaler Wurf klatschte vom Block an den Pfosten. 

5:0-Lauf bringt Zebras in Führung

Zagreb erwischte den besseren Start in die zweite Hälfte, erhöhte seinen Vorsprung auf vier Treffer, aber die Kieler Körpersprache war jetzt eine andere: Jede gelungene Aktion wurde auf der Bank gefeiert, immer wieder trieb Duvnjak seine Mitspieler in der Abwehr an. Und das hatte Erfolg: Nach dem 18:15 für die Gastgeber waren die Zebras da: Reinkind, Sven Ehrig nach einer großartigen Quenstedt-Parade, Sagosen und Pekeler - erneut nach Quenstedt-Großtat - brachten den THW Kiel mit einem 5:0-Lauf beim 19:18 (41.) erstmals wieder in Führung. Nun wurde das extrem physische Spiel zu einem Kampf um jeden Zentimeter, in dem die beiden Referees zunehmend die Übersicht verloren. So wurde Magnus Landin vor dem vermeintlichen 24:23 sauber abgeräumt, allerdings soll der Kieler beim Wurf im Kreis gestanden haben - Ballbesitz für Zagreb. Kurz darauf musste der Däne für zwei Minuten auf die Bank - für ein Allerweltsfoul. Zarabec rückte auf die Linksaußenposition und traf zum 26:24 (53.). Der Krimi nahm immer dramatischere Konturen an.

Reinkind behält die Nerven

Harald Reinkind wird nach seinem finalen Wurf von den Zebras geherzt

Auch, weil Zagreb die Überzahl durch den überragenden David Mandic nutzte und in Obranovic Wurfgewalt ins Spiel brachte, die den Ausgleich begünstigte. Ein Unentschieden, das war klar, würde den Kielern nicht für den direkten Viertelfinal-Einzug reichen. Und so wurden die letzten Minuten zum Nervenspiel, in dem Reinkind kühlen Kopf bewahrte: Erst traf der Norweger - mit ein bisschen Glück - zum 26:27 (57.), dann wurde er nach dem 27:27 durch Obranovic zum Matchwinner. Nachdem Steffen Weinhold rotwürdig gefoult worden war, es aber nur Freiwurf für den THW Kiel gab, hämmerte der Linkshänder den Ball aus elf Metern in die linke untere Ecke. Der Rest war ein Jubel-Knäuel, wie man es von den Zebras selten sieht: Der THW Kiel steht im Viertelfinale! 

Längste Auswärtstour der Liga voraus

Am Freitag kehren die Zebras aus Zagreb zurück, am Samstag geht es bereits wieder in Richtung nächstes Auswärtsspiel: Es steht die weiteste Reise in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga an, denn am Sonntag empfängt der HBW Balingen-Weilstetten den THW Kiel zum wichtigen Duell um Liga-Punkte. Die Begegnung auf der Schwäbischen Alb wird um 16 Uhr angepfiffen, Sky überträgt live. Für das nächste Heimspiel der Kieler gegen die Füchse Berlin läuft hingegen schon der Rückgabeprozess für Tickets, denn nur 6000 Fans dürfen den Rekordmeister gegen die Hauptstädter am 13. Mrz unterstützen. Doch das ist erst einmal Zukunftsmusik: Weiter geht’s in Balingen, Kiel!

Fotos: Pixsell photo&video agency

EHF Champions League, 13. Spieltag: HC PPD Zagreb – THW Kiel 27:28 (15:12)

HC PPD Zagreb: Slavic (1.-60., 14 Paraden), M. Mandic (2 Siebenmeter, keine Parade); Sipic (1), Vistorop (2), Cavar, D. Mandic (9), Klarica (3), Gojun, Klis, Musa (2), Manatovic, Cupic (5/1), Kavcic, Obranovic (4), Leimeter (2), Grahovac; Trainer: Obrvan
THW Kiel: Saggau (n.e.), Quenstedt (1.-60., 9 Paraden); Ehrig (1), Duvnjak (5), Sagosen (4), Reinkind (5), M. Landin (2/2), Weinhold (1), Wiencek (4), Ciudad (n.e.), Zarabec (2), Horak (1), Pekeler (3); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Radojko Brkic / Andrei Jusufhodzic (AUT)
Zeitstrafen: Zagreb: 5 (2x Gojun (15., 18.), D. Mandic (23.), Sipic (37.), Musa (42.)) / THW: 4 (2x M. Landin (28., 51.), Pekeler (43.), Weinhold (55.))
Siebenmeter: Zagreb: 1/1 / THW: 2/2
Spielfilm: 1:0, 1:3 (5.), 2:5 (8.), 3:6 (10.), 9:6 (16.), 11:8 (20.), 11:10 (24.), 13:12 (27.), 15:12;
16:12, 17:13 (32.), 17:15 (35.), 18:15, 18:19 (41.), 21:22 (45.), 23:23 (48.), 23:25 (51.), 24:26, 26:26 (55.), 26:27, 27:27 (60.), 27:28.
Zuschauer: 1721 (Zagreb Arena, Zagreb (CRO))

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Wir hatten einige Probleme, hatten vier Spieler nicht dabei. Dann knickt Patrick beim ersten Angriff um, ist links und rechts genäht, hat ein rotes Auge. Da fehlte mir zwischenzeitlich die Fantasie, wie das hier klappen soll. Aber Patrick stellt sich in den Dienst der Mannschaft. Glückwunsch an meine Mannschaft, sie hat wie die Hölle gekämpft. Einige meiner Spieler konnten nicht mehr laufen, haben aber trotzdem einfach weiter gemacht. Am Ende haben wir es geschafft. Und das ist richtig groß. Heute bin ich ein stolzer Trainer und ein Mensch, der unglaublich glücklich ist, mit dieser Mannschaft meinen Beruf ausüben zu können. 

Zagrebs Trainer Ivica Obrvan: Meine Mannschaft hat einen großen Einsatz gezeigt, sie hätte einen Punkt verdient gehabt. Aber dann hat Kiel einen großen Spieler wie Harald Reinkind, der die Partie entscheidet. 

Zagrebs Nikola Grahovac: Wir hätten einen Punkt verdient gehabt. Jetzt sind wir natürlich enttäuscht, denn ein Unentschieden gegen den THW Kiel hätte uns sehr viel bedeutet. Jetzt müssen wir alles in unser letztes Spiel legen, um noch die K.o.-Runde zu erreichen.

THW-Rückraumspieler Harald Reinkind: Es ist einfach ein tolles Gefühl zu wissen, dass wir im Viertelfinale stehen. Es war ein harter Kampf, ein sehr physisches Spiel. Wir haben alles in dieses Spiel gelegt, was wir hatten. Die Kleingkeiten haben das Spiel entschieden - und die waren zum Glück auf unserer Seite. 

THW-Linksaußen Magnus Landin: Es war ein Spiel mit maximalem Druck am Ende. Jetzt ist es ein richtig gutes Gefühl, aber es war sehr anstrengend. Wir wollten es nicht so spannend machen, aber so ist Handball. Und es ist schwer, hier in Zagreb zu spielen. Es gab ein paar Momente gegen uns, deshalb war es umso schöner, die zwei Punkte zu holen.