Erst Kampf, dann Gala: THW Kiel mit deutlichem Sieg gegen Zagreb

Champions League

Erst Kampf, dann Gala: THW Kiel mit deutlichem Sieg gegen Zagreb

Drei Tage nach dem kraftraubenden Liga-Hit bei den Füchsen Berlin und nach dem Rückschlag in Montpellier am letzten Königsklassen-Spieltag hat der THW Kiel in der EHF Champions League wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden: Nach durchwachsener erster Halbzeit gegen den kroatischen Rekordmeister HC PPD Zagreb lösten die Zebras in der zweiten Halbzeit alle Bremsen und boten den 5413 Zuschauern in der Kieler Wunderino Arena eine Handball-Gala. Am Ende dieses unterhaltsamen Mittwochabends gewannen die Zebras - angeführt von ihrem überragenden Kpitän Domagoj Duvnjak - klar und auch in der Höhe verdient mit 36:28 (18:15) Toren und unterstrichen damit ihre Ambitionen, die Gruppe A der europäischen Eliteklasse ganz vorne abzuschließen. 

Harald Reinkind bester Torschütze

Alleinunterhalter im rechten Rückraum: Harald Reinkind

Die Steigerung der Abwehrreihe mit dem jetzt überragenden Niklas Landin zwischen den Pfosten sorgte für den letztlich ungefährdeten Erfolg. Bester Kieler Torschütze war Linkshänder Harald Reinkind, der achtmal gegen Zagrebs Schlussleute traf, Domagoj Duvnjak zeigte sich gegen sein ehemaliges Team ebenfalls in allerbester Wurflaune, traf siebenmal und glänzte zudem in der Abwehr und als Strippenzieher im Spielaufbau der Kieler. Zagreb zeigte allerdings in den ersten 30 Minuten richtig Biss, verteidigte äußerst aggressiv und hatte seine besten Werfer in Filip Vistorop und Ivan Cupic, die beide jeweils sechsmal ins Kieler Gehäuse trafen.

Weinhold und Dahmke fehlen

Der Zebra-Dauerlauf durch drei Wettbewerbe sorgte zuletzt bei den Kielern für erste Probleme. Neben Rune Dahmke, der schon in der Bundesliga gegen die Füchse Berlin mit einer Oberschenkel-Verletzung passen musste, musste Trainer Filip Jicha gegen Zagreb auch auf Linkshänder Steffen Weinhold verzichten: Der 35-Jährige meldete sich kurz vor dem Spiel krankheitsbedingt ab. Zudem plagt sich Miha Zarabec mit Fußproblemen herum, der THW-Spielmacher wurde Mittwochabend geschont. Die Gäste waren hingegen nahezu in Bestbesetzung aus der kroatischen Hauptstadt angereist, haben den Kader seit der blamablen Vorstellung aus der letzten Spielzeit, als Zagreb als erster Verein in der Königsklassen-Geschichte überhaupt in der Gruppenphase ohne jeglichen Punktgewinn blieb, dramatisch umgebaut und mit vielen erfahrenen Altstars ergänzt. Seit 1992 ist Zagreb ununterbrochen kroatischer Meister geworden, in diesem Jahr will das Team um den neuen Trainer Ivica Obrvan auch international wieder angreifen.
 

Selbstbewusste Gäste setzen Akzente

Nikola Bilyk erzielte zwei Treffer

Das untermauerte der HC PPD auch in Kiel: Die Gäste starteten selbstbewusst, gingen in der Abwehr äußerst aggressiv zu Werke und machten offensiv viel Dampf im Rückraum und über die Außen. So führte Zagreb durch zwei Tore von Rechtsaußen Cupic und Csaba Leimeter schnell mit 3:1, Kiels Premierentreffer erzielte Nikola Bilyk mit einem sehenswerten Dreher von der Linksaußenposition zum 1:2. Der 4:0-Lauf durch Tore von Magnus Landin, Bilyks Tempogegenstoß, Pavel Horak und Harald Reinkind brachte die Kieler dann in der elften Minute beim 5:3 erstmals mit zwei Treffern in Front, doch Obranovic verkürzte. Zwar hielten die Kieler die kroatische Top-Mannschaft zunächst durch Hendrik Pekeler sowie Magnus Landin mit einem Ballklau und verwandeltem Tempogegenstoß auf Distanz, doch nach 19 Minuten hatten sich die Gäste auf 9:8 herangeworfen. Folge: Filip Jicha rief seine Mannen zu einer Auszeit.

Ãœberragender Duvnjak

Domagoj Duvnjak jagte Ball um Ball ins Tor

Die THW-Abwehr agierte jetzt offensiver, verhinderte allerdings nicht, dass Ivan Cupic weiterhin traf und traf: Der fünfte Treffer des Weltklasse-Rechtsaußen führte Zegreb in der 27. Minute auf 13:14 heran. Kiels Antworten kamen vor allem aus den Händen von Domagoj Duvnjak, der von der 23. Minute bis zum Pausenpfiff alle Register zog, merklich Spaß gegen seine ehemalige Mannschaft zu haben schien und fünfmal einnetzte. Zwischen dem 12:10 und 15:13 war es viermal der kroatische Kieler Kapitän, der dem Begriff "Wurfgeschwindigkeit" eine neue Bedeutung gab und viermal in Folge traf. Ein Highlight folgte aber noch in Gestalt von Sander Sagosen: Fast mit dem Pausenpfiff drosch der dynamisch agierende Norweger den Ball aus zwölf Metern in das Netz und sorgte so für den 18:15-Pausenstand.

Handball-Spektakel in der zweiten Hälfte

Niklas Landin zeigte eine starke zweite Halbzeit

Die zweite Halbzeit wurde dann zu einem Handball-Spektakel, in dem der THW-Express über die jetzt hoffnungslos überforderte Zagreber Abwehr hinwegrollte. Grundlage: Die THW-Abwehr, mit dem nahezu unüberwindlichen Mittelblock um Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler. Was dennoch den Weg an den Pranken der THW-Abwehrhünen vorbei fand, wurde zur Beute von Niklas Landin, der seinen Kasten minutenlang einfach vernagelte. Höhepunkte waren die gehaltenen Siebenmeter gegen Cupic und Cavar. Der 3:0-Lauf des überragend agierenden Harald Reinkind zwischen der 33. und 35. Minute zur 22:17-Führung läutete die Niederlage der Kroaten schließlich ein. Die Kieler kämpften und zauberten, die Fans in der Wunderino Arena waren schier aus dem Häuschen. Hendrik Pekelers Dreher zum 25:19 in der 39. Minute war genau so eine Augenweide wie der Stemmer von "Dule" Duvnjak. Nach dem 27:19, von Reinkind per Tempogegenstoß erzielt, folgte bereits in der 41. Minute die letzte Auszeit von Zagrebs Trainer.

Purer Handballspaß

Jubel über den dritten Sieg im vierten Vorrunden-Spiel: Der THW Kiel ist auf Kurs

Allein, es half seiner Mannschaft nicht. Als Wiencek in der 48. Minute eine traumhafte Ballstafette zum 31:21 abschloss, waren die Zebras auf zehn Treffer enteilt, die Partie entschieden. Der Rest war Schaulaufen und Handballspaß für Zuschauer und Spieler. Filip Jicha gab seinen Youngstern Philipp Wäger und Leon Ciudad eine weitere Gelegenheit, an der großen Handballwelt zu schnuppern, ehe Niclas Ekberg den viel umjubelten Schlusspunkt zum 36:28 setzte und die Zebras gemeinsam mit ihren Fans den dritten Erfolg im vierten Vorrundenspiel der EHF Champions League feierten.

Nächste Herausforderungen in Lemgo und gegen Szeged

Für die Kieler geht der im Fußball "englische Wochen" genannte Rhythmus unverändert weiter: Am Sonntag sind sie in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga beim TBV Lemgo Lippe gefordert. Die Begegnung beim DHB-Pokalsieger wird um 16 Uhr angepfiffen und live bei Sky zu sehen sein. Wer den THW Kiel in Ostwestfalen unterstützen möchte, kann sich im Online-Ticketshop des TBV noch Tickets sichern. Der mobile Fanshop der Zebras wird vor der "Phoenix Contact Arena" seine Türen öffnen und schwarz-weiße Fanartikel vom Schlüsselanhänger bis zum Trikot anbieten. Nach der Rückkehr aus Lemgo starten die Kieler dann direkt die Vorbereitung auf das Spitzenspiel in der Königsklasse: Am Mittwoch trifft der THW Kiel auf seinen letztjährigen Achtelfinal-Kontrahenten MOL-Pick Szeged aus Ungarn, der sich im vergangenen Jahr die ungarische Meisterschaft sicherte. Für die Begegnung, die am Mittwoch um 18:45 Uhr in der Wunderino Arena angepfiffen wird, gibt es noch Karten in allen Kategorien. Erhältlich sind diese unter anderem in der THW-FANWELT und online unter www.thw-tickets.de. Doch jetzt gilt der Fokus erst einmal wieder der Liga: Auf geht's nach Lemgo, Kiel! 

EHF Champions League, 4. Spieltag: THW Kiel - HC PPD Zagreb: 36:28 (18:15)

THW Kiel: N. Landin (1.-18., 31.-60., 8/2 Paraden), Quenstedt (18.-30., keine Parade); Ehrig (2), Duvnjak (7), Sagosen (6), Reinkind (8), M. Landin (4), Wiencek (1), Ekberg (3/2), Ciudad, Wäger, Zarabec (n.e.), Horak (1). Bilyk (2), Pekeler 2); Trainer: Jicha
HC PPD Zagreb: Slavic (1.-23., 31.-41., 4 Paraden), M. Mandic (23.-30., 41.-60., 6 Paraden); Sipic, Vistorop (6), Cavar (3/1), D. Mandic (2), Klarica (3), Gojun, Klis, Musa (1), Sirotic, Manatovic, Cupic (6/1), Obranovic (3), Leimeter (4), Grahovac; Trainer: Obrvan

Schiedsrichter: Miklos Andorka / Robert Hucker (HUN)
Zeitstrafen: THW: 4 (Duvnjak (30.), 2x Ehrig (43., 49.), Bilyk (54.)) / Zagreb: 3 (2x Gojun (21., 51.), Sipic (42.))
Siebenmeter: THW: 2/2 / Zagreb: 4/2 (Landin hält Cupic (37.) und Cavar (57.)) 
Spielfilm: 0:2, 1:3 (5.), 5:3 (10.), 7:5, 9:6 (17.), 9:8 (19.), 12:11, 14:13, 15:14 (28.), 17:14 (30.), 18:15;
19:16, 21:18 (34.), 24:18 (38.), 27:19 (41.), 29:20 (44.), 31:21 (47.), 34:24 (57.), 35:28 (60.), 36:28.
Zuschauer: 5413 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel

THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin sehr zufrieden mit den zwei Punkten, aber über die erste Halbzeit muss ich mit meinen Jungs noch einmal sprechen. Wir hatten eine Menge Probleme in diesen ersten 30 Minuten, Zagreb war sehr präsent und wir waren nicht in der Lage, sie zu stoppen. In der zweiten Halbzeit ist es uns gelungen, mehr Energie in das Spiel zu investieren. Drei Tage nach diesem wirklich harten Match in Berlin ist uns das gelungen. Jetzt haben wir in der EHF Champions League gegen Szeged ein wahres Schlüsselspiel vor der Brust, in dem wir gegen diese starke Mannschaft unbedingt die Unterstützung unserer Fans brauchen.

Zagrebs Coach Ivica Obrvan: Ich bin sehr zufrieden mit unserer ersten Hälfte, aber dann hat Kiel mehr und mehr Druck gemacht, und wir konnten letztlich nicht mehr mithalten. 

Zagrebs Abwehrchef Jakov Gojun: Wir haben in den ersten 20, 25 Minuten richtig gut gespielt. Danach haben wir zunehmend Probleme bekommen, weil der THW im Angriff mit viel Tempo gekommen ist. Aber Kiel ist Kiel - wir konzentrieren uns jetzt auf das Match gegen Elverum. Das wollen wir gewinnen, und wir können das auch gewinnen. 

THW-Rückraumspieler Sander Sagosen: Es war ein wirklich hartes Match, Zagreb hat stark aufgespielt und uns vor Probleme gestellt. Ich bin zwar nicht glücklich mit unserer ersten Halbzeit, aber ich bin sehr zufrieden mit der zweiten Hälfte und unserem Sieg.