Derbysieger: Kämpfende Zebras gewinnen in Flensburg
Drei verletzte Zebras
Schleppender Derby-Start
Das 91. Derby - es startete schleppend. Weil beide Anzeigetafeln ausgefallen waren, ging das Landes-Duell mit fünfminütiger Verspätung los. Allerdings für beide Teams weitestgehend im Blindflug, sollte es doch bis zur 13. Minute dauern, bis Spielstand und -zeit für alle wieder sichtbar wurden. Trotzdem drehten die Kieler von Beginn an auf, spielten - angeführt von einem überragenden Christian Zeitz - konzentriert auf und hatten in Andreas Wolff einen starken Rückhalt. Die gefürchtete Derby-Stimmung kam nicht auf, weil die Kieler hinten beherzt mit dem Mittelblock Wiencek/Brozovic zupackten. Auf der anderen Seite hatte die Flensburger Defensive kaum Zugriff auf die schnellen Kreuzungen von Steffen Weinhold, Domagoj Duvnjak und dem wie gewohnt mit Pfiffen und Schmährufen begrüßten Zeitz. Nach der 4:2-Führung der Gastgeber waren die "Zebras" dran, gingen ihrerseits mit einem 4:0-Lauf in Führung.
Vier-Tore-Führung zur Pause
Kurz darauf zeigte Ekberg, dass er Nerven aus Stahl hat: Nachdem der Schwede mit seinem ersten Siebenmeter an Kevin Möller im SG-Tor gescheitert war, trat er kurz darauf wieder an den Siebenmeterstrich - und verwandelte zum 12:9 (21.). Als Zeitz sich dann durch die komplette SG-Abwehr bis zur halblinken Position durchtankte und zum 13:10 traf, Duvnjak dann mit einem Traumpass Wiencek am Kreis fand, der zum 14:10 einnetzte, waren beinahe nur die Jubelschreie der rund 200 mitgereisten Kieler Fans in der Arena zu hören. Und das blieb so, weil Ekberg hinten den Ball klaute und Santos zum 16:11 bediente. Zwischendurch sorgte Wolff für graue Haare bei den SG-Angreifern, nahm ihnen bis zur Pause elf Bälle ab, während Mattias Andersson und Kevin Möller nach 30 Minuten insgesamt nur auf zwei gehaltene Bälle kamen. Trotzdem schöpfte die SG Hoffnung - weil Zachariassen noch auf 13:17 verkürzen konnte.
Wechselfehler bringt doppelte Unterzahl
Traf in doppelter Unterzahl: Domagoj DuvnjakAllerdings schmolz der 17:13-Pausenvorsprung nach dem Wiederanpfiff wie Eis in der Sonne: Jetzt waren es die Gastgeber, die aggressiv Druck auf den THW aufbauten, wovon auch Torhüter Kevin Möller profitierte. Nach 37 Minuten und dem 18:18 ging das Derby wieder von null los, allerdings nun mit dem Momentum auf SG-Seite. Sie trieben den THW ins Zeitspiel, und Eggert traf zum 19:18. Beide Teams lieferten sich jetzt einen Kampf um jeden Zentimeter, es wurde hektischer. Brozovic verpasste erst eine Zwei-Tore-Führung für den THW, dann musste Zeitz mit Rückenproblemen passen. Weil auch Weinhold mit einer Adduktorenzerrung raus musste, wurde der angeschlagene Nikola Bilyk aufs Feld beordert. Marko Vujin nagelte den Ball aus elf Metern zum 23:22 ins Netz - die Freude darüber wich allerdings schnell dem Entsetzen, begingen die "Zebras" doch einen Wechselfehler - und mussten nun in doppelter Unterzahl 90 Sekunden überstehen, weil Brozovic zuvor bereits seine dritte Zeitstrafe erhalten hatte.
Samstag Top-Spiel gegen Leipzig
Nach dem Derby-Wahnsinn mit drei Landesduellen innerhalb von nur elf Tagen müssen sich die "Zebras" schnell erholen: Bereits am Sonnabend sind sie in der "stärksten Liga der Welt" wieder gefordert. Mit dem SC DHfK Leipzig stellt sich dann die Überraschungs-Mannschaft der DKB Handball-Bundesliga in der ausverkauften Sparkassen-Arena vor. Anwurf zum Top-Spiel gegen den Tabellen-Fünften ist um 19:00 Uhr, bewegte Live-Bilder im Fernsehen oder Stream gibt es davon nicht, Informationen liefert aber der ausführliche Liveticker auf der THW-Homepage. Auf geht's, THW!
Dramatik in der Schlussphase
Und ausgerechnet jetzt packten die Kieler noch einmal ihr Kämpferherz aus. Duvnjak traf zum 22:24, der starke Niklas Landin holte sich Eggerts Wurf, und Bilyk übernahm Verantwortung und netzt bei angedrohtem Zeitspiel zum 25:22 ein - aus der halbrechten Position. Acht Minuten vor dem Ende hatten die "Zebras" den Angriff der SG pariert - durch waren sie aber trotzdem nicht. Weil auch sie in den "vogelwilden" Minuten nach Bilyks 26:23 Fehler machten - wie die Flensburger, die sich an Landin, Pfosten und Latte abarbeiteten. Auch Nachwuchs-Mann Sebastian Firnhaber mischte jetzt mit, half nach einer schnellen Zeitstrafe, die Löcher nach dem Brozovic-Aus in der Abwehr zu stopfen. 59 Sekunden vor dem Ende war es Rasmus Lauge, der seine Farben beim 25:26 von einem Punktgewinn träumen ließ. Diesen verhinderten die Kieler, indem sie clever agierten, Flensburg unter Druck setzten und letztlich die neue Sechs-Pass-Regel nach angezeigtem Zeitspiel nutzten: Die Sekunden verstrichen, der Rest war Jubel auf dem Platz und im lautstarken THW-Fanblock.