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Krimi in Kiel: THW besiegt Orlen Wisla Plock

Champions League

Krimi in Kiel: THW besiegt Orlen Wisla Plock

Zwei ganz wichtige Punkte für die "Zebras" im Kampf um Platz vier in der Gruppe A der "VELUX EHF Champions League": Am zwölften Vorrunden-Spieltag besiegte der THW Kiel den polnischen Vizemeister Orlen Wisla Plock nach einem echten Thriller mit 26:24 (14:14). Bester Torschütze vor 9.100 Zuschauern in der Kieler Sparkassen-Arena war der erneut überragende Domagoj Duvnjak mit zehn Treffern. Dass die "Zebras" die Partie in der Schlussphase noch drehen konnten, lag auch an Niklas Landin: Der THW-Torhüter parierte insgesamt 17 Bälle und vor allem zwei Siebenmeter in den entscheidenden Minuten.

Vier "Zebras" fehlen

Nach der Pleite am vergangenen Sonntag in Flensburg wollten die Kieler unbedingt gegen Orlen Wisla Plock zwei Punkte holen. Aber natürlich hatten sie mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie drei Tage zuvor: Wieder fehlten mit Rene Toft Hansen, Patrick Wiencek, Christian Dissinger und Steffen Weinhold vier Leistungsträger, und erneut musste die Defensive in einer ungewohnten Formation ran - und das gegen einen Gegner, der auswärts oft befreiter aufspielt als vor den eigenen Fans. "Schnell wieder aufstehen", hatte Niklas Landin deshalb vor der Partie gefordert.

Unentschieden zur Halbzeit

So waren es Duvnjak und Marko Vujin mit einem von Brozovic erarbeiteten Siebenmeter, die den 8:10-Anschluss herstellten, kurz darauf traf Vujin aus dem Feld zum 9:11, ehe Landin Dominik Klein zum 10:11 bediente (19.) - erstmals wurde es auch auf den Rängen richtig laut. Doch auch dieser Treffer war kein Wachmacher - für beide Teams: Satte sechs Minuten tat sich nichts auf dem Tableau - ehe Duvnjak mit einem Hüft-Geschoss endlich den Ausgleich erzielte. Doch erneut hatte Plock die bessere Antwort parat: Nikcevic und Tiago trafen zum 13:11 für die Polen (27.), dem THW drohte ein Rückstand zur Pause. Das verhinderten Duvnjak, Landin und Brozovic: Das 14:14 nach 30 Minuten verhieß aber weiterhin Spannung.

Platz vier ist das Ziel

Der Rest war Jubel: Am Ende einer äußerst intensiven Partie, in der sich Erlend Mamelund nach einem ungeahndeten Ellenbogencheck einen tiefen Riss in der Lippe einhandelte und wenig später wieder die Abwehr zusammenhielt, holten die Kieler zwei ganz wichtige Punkte im engen Rennen um Platz vier in der stärksten Vorrunden-Gruppe aller Zeiten. "Wir wollen im Achtelfinale unbedingt das Rückspiel vor unseren eigenen Fans haben", sagt ein völlig ausgelaugter THW-Kapitän Domagoj Duvnjak. "Deshalb war der Sieg heute so wichtig. Und deshalb werden wir in den ausstehenden Partien alles geben, um eben Platz vier zu sichern!" Denn nur die Platzierungen zwei bis vier genießen in der Runde der besten 16 europäischen Teams den Vorteil, das Rückspiel in eigener Halle austragen zu können.

Bundesliga und Königsklasse im Wechsel

Der THW Kiel richtet jetzt erst einmal sein Augenmerk auf die DKB Handball-Bundesliga: Am kommenden Sonntag gastiert der starke Aufsteiger SC DHfK Leipzig in der ausverkauften Sparkassen-Arena. Anwurf ist um 15 Uhr, Sport1 zeigt die Partie live. Dann reisen die Kieler an den Bosporus, wo am Mittwoch das vorletzte Königsklassen-Gruppenspiel beim türkischen Meister Besiktas Istanbul (19:30 Uhr, live bei Sky Sport) ansteht. Nach der ebenfalls bereits ausverkauften Bundesliga-Spitzenpartie gegen die Füchse Berlin (27.02., 19 Uhr, live unter tv.sport1.de) kommt es dann zum Showdown um Platz vier in der "VELUX EHF Champions League"-Gruppe A: Am 3. März (19:30 Uhr) trifft der THW Kiel auf den direkten Verfolger RK Zagreb, der die "Zebras" im Hinspiel besiegte. Für diese Partie gibt es noch Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen und online (Jetzt direkt Tickets sichern!). Auf geht's, Kiel!

Duvnjak und Brozovic halten gegen

Doch der Erholungs-Prozess brauchte Zeit: Erst einmal regierten die Gäste an der Förde. Sie profitierten von einer Vielzahl an Fehlern im Kieler Angriffsspiel und hatten offenbar die Lücken im THW-Abwehrspiel intensiv studiert. In diese stießen Racotea, Rocha und Tarabochia unerbittlich hinein - nach sieben Minuten führte Plock mit 5:2, und Alfred Gislason zog den grünen Auszeit-Karton. Doch zunächst ohne wirklichen Erfolg, denn fünf Minuten später war der Rückstand beim 5:9 bereits auf vier Tore angewachsen. Duvnjak hielt sein Team mit zwei Wacklern in der Partie, und der starke Brozovic erarbeitete sich Freiräume: Drei Tore erzielte der Neuzugang im ersten Durchgang und holte zudem vier Siebenmeter heraus. 

Torhüter dominieren

Den besseren Neustart erwischten die Kieler: Die Defensive fand immer mehr zueinander, und auch das Zusammenspiel mit den Heim-Fans wurde besser. Die Folge: Igor Anic kegelte den Ball zur ersten THW-Führung nach dem 1:0 rein, und nach Rochas Ausgleich war es Duvnjak, der mit einem 102-km/h-Kracher ein weiteres Ausrufezeichen setzte - so wie Niklas Landin: Der Däne entschärfte in Unterzahl einen Gegenstoß von Zhitnikov spektakulär, und im Gegenzug traf Klein zum 17:15 (39.). Also doch noch ein ruhiger Abend? Mitnichten. Denn auch Wichary im Wisla-Tor hatte einen ausgezeichneten Tag erwischt, entschärfte reihenweise Würfe. Die "Zebras" blieben fünf Minuten ohne Tor, Plock glich aus, und Gislason nahm erneut eine Auszeit. 

Dramatische Schlussphase

Das Spiel wurde immer intensiver, die Kieler kämpften sich förmlich in die Partie, halfen einander und steckten auch Rückschläge weg - wie die erneute Führung der Gäste, die Vujin ausglich. Der Serbe war es auch, der mit seinem vierten verwandelten Siebenmeter zum 21:20 Verantwortung übernahm (49.), doch Plock gab sich nicht geschlagen: Jeder Kieler Fehler wurde eiskalt bestraft, und nach einem Doppelschlag von Rocha und einem Steal mit verwandeltem Gegenstoß von Nikcevic führte Orlen Wisla sechs Minuten vor dem Ende mit 23:21. Es wurde dramatisch. Duvnjak haute einen Konter zum 22:23 in die Maschen, doch die Gäste bekamen einen Siebenmeter zugesprochen: Landin hielt den Wurf von Daszek (56.) - Vorentscheidung vertagt.

Kleins unglaublicher Treffer

Vujin markierte mit einem Aufsetzer das 23:23, und wieder hatte Plock in Gestalt von De Toledo eine Antwort. Duvnjak ballerte den Ball ins lange Eck: 24:24 - und noch 110 Sekunden waren zu spielen. Wieder gab es einen Siebenmeter für die Gäste. 65 Sekunden vor dem Schlusspfiff. Rocha trat an, und erneut hatte der immer stärker werdende Landin das bessere Ende für sich. Der zweite gehaltene Siebenmeter innerhalb von drei Minuten war die Ouvertüre für das umjubelte Happy End aus Kieler Sicht: Dominik Klein, in den letzten Minuten der Partie auf der Rückraum-Mitte eingesetzt, jagte einen Unterarm-Wurf mit 103 km/h unter die Latte - ein unglaublicher Treffer. Doch noch immer waren 13 Sekunden auf der Uhr, Manolo Cadenas nahm eine Auszeit und den Torhüter zugunsten eines siebten Feldspielers von der Platte. Doch jetzt stand die THW-Defensive: Klein schnappte sich den Ball, bediente Duvnjak, und der traf aus der eigenen Hälfte mit seinem zehnten Treffer zum 26:24.