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KN: Zebras mit gemischten Gefühlen

Champions League

KN: Zebras mit gemischten Gefühlen

Kiel. Am vergangenen Donnerstag spielte der THW Kiel in eigener Halle gegen Paris St. Germain, am kommenden Sonnabend steht das Rückspiel in Paris auf dem Programm. Doch nach den Terroranschlägen in der französischen Hauptstadt ist die Austragung fraglich.

"Wenn wir spielen sollen, spielen wir"

"Wir haben am Sonnabend mit der EHF Kontakt aufgenommen. Auch Paris St. Germain hat sich bei uns gemeldet. An Handball denkt man dabei nicht, das passt nicht zusammen", sagt THW-Geschäftsführer Thorsten Storm. Die EHF will heute entscheiden, ob das Spiel wie geplant ausgetragen wird. "Wir müssen die Aufgaben so angehen, wie sie uns gestellt werden", so Storm. Auch Kiels Trainer Alfred Gislason verweist auf den europäischen Handballverband. "Wenn die EHF sagt, dass wir spielen sollen, spielen wir." Zudem fehle eine echte Alternative. "Das Problem ist, dass es nirgendwo Platz gibt für einen Ausweichtermin", erklärt der Isländer. Die Reisepläne des THW, laut denen das Team am Freitag nach Frankreich fliegt, bleiben zunächst bestehen. PSG-Co-Trainer und THW-Legende Staffan Olsson war während der Anschläge in seiner Wohnung. "Die liegt recht weit weg von den Orten des Geschehens. Für mich persönlich war es also nicht dramatisch", sagte er der schwedischen Zeitung "Aftonbladet". "Sowohl die Stadt als auch ich selbst sind in einem Schockzustand. Es fühlt sich noch immer unwirklich an." Das gestrige Ligaspiel der Pariser gegen Trembley en France wurde abgesagt. Auch die Zebras sind sichtlich getroffen von den Ereignissen. "Es ist unglaublich schlimm, was in Paris passiert ist. Ich stehe noch immer unter Schock", meinte Domagoj Duvnjak und berichtet, dass Igor Anic, französischer Kreisläufer des THW, das Team mit neuen Informationen aus Frankreich versorgt. Anic selbst ist fassungslos: "Ich bin geschockt wie die ganze Welt. Man denkt, in Paris lebt man ein schönes Leben, und dann passiert sowas." Seine größte Sorge galt nach den Attentaten Freunden und Bekannten in der Metropole. "Zum Glück sind alle okay", sagte der 28-Jährige. "Wir müssen uns einfach auf den Handball konzentrieren." THW-Kapitän René Toft Hansen hat keine Angst vor der geplanten Reise. "Die Sicherheitsvorkehrungen vor Ort werden sehr hoch sein, wir sind bereit für diese Aufgabe." Christian Dissinger ist etwas zurückhaltender: "Ich weiß gar nicht, ob wir angesichts des Ausnahmezustandes wirklich in Paris spielen werden und wie es dort überhaupt sein wird", sagt der seit gestern 24-Jährige. Die Fans des THW sind geteilter Meinung. Yvonne Rohland aus Schwetzingen hat zwar keine Karte, für sie käme eine Reise aber auch dann nicht infrage. "Momentan ist es mir zu unsicher", sagt die 29-Jährige. "Das Risiko, Ziel eines erneuten Angriffs zu werden, ist auf jeden Fall da. Zwar kann Terror überall passieren, aber nach Paris würde ich momentan mit keinem guten Gefühl fahren." Nur wenige THW-Anhänger hatten Reisepläne geschmiedet, kein Fanclub organisiert eine Fahrt nach Paris. Stephanie Wigger will die Zebras begleiten. Sie erfuhr auf der Weihnachtsfeier des Fanclubs "Schwarz-Weiß" von den Anschlägen. "Freitagnacht dachte ich noch, dass ich nicht fahren werde." Am Sonnabend änderte sie ihre Meinung. "Natürlich habe ich ein mulmiges Gefühl, aber ich glaube, dass Paris in den nächsten Tagen die sicherste Stadt der Welt sein wird", sagt die 38-Jährige. "Wenn die Jungs fahren, fahre ich auch." Die Beamtin will ihre Pläne nicht von Terroristen beeinflussen lassen. "Aber ich werde mich anders verhalten, zum Beispiel nicht Metro fahren." Auch trete sie die Reise nur an, weil sie schon geplant war. Und weil Handball eine vergleichsweise kleine Sportart ist. "Zum ersten Mal bin ich froh darüber, dass es nicht die Sportart Nummer eins ist." Allerdings: "Großereignisse wie die WM 2017 werde ich meiden." (Anja Kühl, Merle Schaack, Niklas Schomburg und Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 16.11.2015, Foto: Archiv/Sascha Klahn)