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KN: Erinnerungen mit Gänsehaut

Champions League

KN: Erinnerungen mit Gänsehaut

Kiel. Mit dem Finger scrollt Dominik Klein die Liste ab – beginnend vom 23. Dezember 2006 bis zum 15. März 2015. 29 Positionen stehen auf den DinA4-Zetteln, 29 Daten und Fakten. Doch hinter jedem Datum stecken 60 Minuten Kribbeln, Leidenschaft und hochklassiger Handballsport.

Dominik Klein spielt morgen sein 30. Derby gegen Flensburg mit unvergessenen Triumphen

Es sind die Derbys des THW Kiel gegen die SG Flensburg-Handewitt seit der triumphalen Saison des THW in 2006/07 mit den Titelgewinnen in DHB-Pokal, Bundesliga und Champions League bis zum 30:21-Sieg vor einer Woche im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League. Der THW-Linksaußen war bei allen dabei. Morgen (19.30 Uhr) feiert Dominik Klein in Kiel sein 30. Landesderby. Die SMS-Anfrage zu einem Jubiläums-Derby-Gespräch hatte Klein noch mit Unglauben beantwortet: "30.??? Ist das so?" Jetzt hält er bei einem Tee die Liste in der Hand, und es ist ihm anzusehen, wie hinter der Stirn die Erinnerungen wieder wach gerüttelt werden. Was bedeutet das Derby für ihn? "Schwer zu beschreiben. Es ist eine besondere Stimmung zu spüren. Schon wenn man in die Halle kommt, merkt man, es liegt etwas Besonderes in der Luft - in den Gedanken der Fans, aber auch bei einem selbst. Wikipedia spricht von einem Spiel im Mannschaftssport zwischen zwei rivalisierenden Vereinen einer Region. Das passt ganz gut." Rivalisierend? "Während des Spiel: Na klar! Ansonsten haben wir keine Probleme miteinander", sagt Klein und zollt der Entwicklung der SG Respekt: "Das hat viel mit der Arbeit des Trainers zu tun. Ljubomir Vranjes arbeitet mit der gleichen Akribie wie Alfred (Gislason, d. Red.)." Damit seien die Teams auf Augenhöhe. Fast! Denn die Statistik der vergangenen 29 Derbys spricht eine klare Sprache zugunsten Kiels: 21 Spiele wurden gewonnen, nur sieben gingen verloren, eines endete Remis. Letzteres war eines der wichtigsten. Denn im Hinspiel des damals noch in Hin- und Rückspiel aufgeteilten Champions-League-Finals trotzten die Kieler dem Nordrivalen am 22. April 2007 in der Hölle Nord ein 28:28 ab. Eine Woche später holte sich der deutsche Rekordmeister seinen ersten Champions-League-Titel mit einem 29:27 über Flensburg. "Kim Andersson damals mit einer Haarpracht, wie er sie wohl nie wieder tragen wird – unvergesslich", sagt Klein. Da sind sie - die Erinnerungen! "Wie Kim quasi mit dem letzten Wurf den Sieg perfekt gemacht hat - einfach großartig. Irgendwann habe ich mal die Fernsehbilder von dem Spiel gesehen, unterlegt mit dem Radiokommentar. Gänsehaut!" Niederlagen sind dagegen nicht mehr so präsent. Wie etwa die vom 1. Juni 2014, als sich Flensburg für die Schmach vor sieben Jahren revanchierte und mit 30:28 über den THW die Champions League gewann. "Das habe ich nicht so im Kopf." Andere Spiele dafür umso mehr: "Hier, das Achtelfinale im DHB-Pokal (31:26-Sieg des THW in Flensburg, d. Red.) am 16. Dezember 2009. Das war an meinem Geburtstag. Danach sind wir bei 20 Zentimeter Neuschnee nach Hause gefahren. Zuhause war meine Mutter, und wir haben bei mir noch schön ein Bier getrunken." Dominik Klein könnte noch viele Spiele kommentieren: Triumphe in den Finals des DHB-Pokals oder die lautstark von den Fans begleiteten Duelle in Flensburg ("Wenn man voll im Spiel ist, schaltet man den Lärm aus"). Und in Rune Dahmke, seinem Zimmergenossen auf Reisen, hat er stets einen begierigen Zuhörer. "Rune liebt solche Geschichten." Mit neun Jahren beim THW ist Dominik Klein inzwischen der Dienstälteste. "Das ist ein tolles Gefühl, wenn man sich zurückerinnert - an die Anfänge von Alfred und die Zeit davor mit Noka (Ex-Trainer Serdarusic, d. Red.)." Fast ein Jahrzehnt in Kiel zu spielen, hat für ihn große Bedeutung: "Filip (THW-Kapitän Jicha, d. Red.) hat mal gesagt: Es ist schwer, zum THW zu kommen. Aber noch schwerer, hier zu bleiben. Dass mir das bisher neun Jahre gelungen ist, macht mich stolz. Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt. Der THW ist eine große Familie, zu der viele beitragen, die aber in besonderer Weise durch Sabine (Geschäftsstellenleiterin Holdorf-Schust, d. Red.) verkörpert wird", sagt Klein, um dann aus der Erinnerung heraus wieder den Blick auf das Derby zu richten: "Es ist schon viel passiert im Sport. Deshalb werden wir uns nicht auf dem Hinspiel-Sieg ausruhen, sondern unsere ganze Präsenz auf dem Platz zeigen. Wir wollen auch dieses Spiel gewinnen." (Von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 21.03.2015, Foto: Sascha Klahn)