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THW gewinnt Krimi in Weißrussland

Champions League

THW gewinnt Krimi in Weißrussland

Der THW Kiel hat in der "VELUX EHF Champions League" seinen zweiten Saisonsieg gefeiert. Am Donnerstagabend gewannen die "Zebras" eine enge Partie beim weißrussischen Meister HC Meshkov Brest mit 25:24 (11:11). Insgesamt 7/1 Treffer von Marko Vujin und wichtige Paraden Andreas Palickas in der Schlussviertelstunde ermöglichten den knappen Erfolg in einem zerfahrenen Spiel.

Der THW, der bereits am Mittwoch mit einem Charterflugzeug an der Südwestspitze Weißrusslands angekommen war, musste in der nahezu ausverkauften Victoria-Sporthalle weiterhin auf Kapitän Filip Jicha und Mittelmann Rasmus Lauge verzichten. Domagoj Duvnjak, der sich beim Bundesligasieg am vergangenen Wochenende gegen Friesenheim eine leichte Knieverletzung zugezogen hatte, war aber immerhin wieder einsatzbereit. Bei den Gastgebern fehlte hingegen Kreisläufer Rastko Stojkovic: Der ehemalige Nordhorner wurde beim Heimsieg gegen Metalurg Skopje in der Vorwoche disqualifiziert – am Donnerstagmittag bestätigte die EHF die Sperre von einem Spiel gegen den Serben.

Guter Start des THW

Die „Zebras“ begannen mit Joan Cañellas auf der Rückraummitte sowie an der Spitze einer offensiven 3:2:1-Deckung und gingen nach einem Fehlpass von Dzianis Rutenka durch einen Gegenstoß Christian Sprengers zunächst in Führung. Als der ehemalige Bundesligaspieler Nikola Manojlovic eine Minute später per Sprungwurf egalisierte, bebte die Halle erstmals. Doch der THW Kiel behielt in dieser Atmosphäre zunächst die Nerven und ließ sich auch nicht dadurch aus dem Konzept bringen, dass Keeper Ivan Pesic gleich die ersten beiden Würfe Aron Palmarssons abwehrte. Marko Vujin traf zum 2:1, und nach einem Manojlovic-Fehlwurf erhöhte Cañellas per zweiter Welle auf 3:1.

Palmarsson-Doppelschlag bringt Drei-Tore-Führung

Obwohl Pesic auch in der Folge gute Reflexe zeigte und zudem besonders Dominik Klein gute Chancen ausließ, erarbeitete sich der deutsche Rekordmeister einen kleinen Vorsprung. So behielt Cañellas bei einem von Klein herausgeholten Strafwurf die Nerven, ehe Sprenger einen schnellen Spielzug per Dreher zum 5:3 abschloss. Als dann auch Johan Sjöstrand aufdrehte und nacheinander Würfe von Janko Bozovic, Manojlovic und Maksim Baranau entschärfte, setzten sich die Kieler durch einen Palmarsson-Doppelschlag sogar auf 7:4 (15.) ab.

Neunminütige Kieler Torflaute

Doch schnell wurde klar, dass die Partie in Brest alles andere als ein Spaziergang für den THW werden würde. Dieser tat sich schwer gegen die offensiv störende 6:0-Deckung der Gastgeber – in den folgenden neun Minuten sollte den „Zebras“ kein weiterer Treffer gelingen. Bei Patrick Wiencek wurde eine falsche Sperre geahndet, während Marko Vujin verzog. Kreisläufer Viachaslau Shumak und Simon Razgor per Siebenmeter verkürzten auf 6:7, und da auch die eingewechselten Duvnjak und Steffen Weinhold kein Mittel gegen die weißrussische Deckung fanden, gingen die Gastgeber nach zwei umjubelten Gegenstoßtreffern sogar erstmals in Führung, ehe Palmarsson die Kieler Torflaute endlich beendete.

Vujin in letzter Sekunde zum Ausgleich

Doch in Unterzahl – Patrick Wiencek war gegen Manojlovic zu hart eingestiegen – kassierten die „Zebras“ zwei weitere Treffer, auch weil Sprenger und Weinhold am weiterhin starken Pesic scheiterten und  Cañellas einen Siebenmeter an die Latte knallte. Da aber auch Sjöstrand einen Schlagwurf von Dzmitry Nikolenkau entschärfte und die Kieler 6:0-Deckung nun besser stand, glich Sprenger mit einem Doppelschlag wieder aus. Die letzten Sekunden des ersten Durchgangs waren dann kurios: Der von David Spiler eingesetzte Maxim Babichev erzielte sieben Sekunden vor der Pausensirene den umjubelten 11:10-Führungstreffer, doch Vujin hatte mit einem unfassbaren 15-Meter-Geschoss noch eine rechtzeitige Antwort parat, so dass es mit einem Remis in die Kabinen ging.

Brest zieht auf 15:12 davon

Nach dem Seitenwechsel legte Meshkov Brest aber nach: Während Sprenger und Cañellas mit ihren Würfen das Tor verfehlten, sorgten Rutenka und Shumak per Nachwurf für einen Blitzstart der Gastgeber. Als René Toft Hansen kurz darauf nur auf Kosten einer Zeitstrafe gegen Spiler gestoppt werden konnte und Sprenger den Siebenmeter zum 12:13-Anschluss verwandelte, hatten die „Zebras“ die Chance auf den Ausgleich. Doch in Unterzahl traf Nikolenkau per Schlagwurf zum 14:12, dann vertändelte Cañellas den Ball, und Sprenger kassierte beim Versuch, den Gegenstoß der Gastgeber zu unterbinden, ebenfalls eine Zwei-Minuten-Strafe. Als Rutenka kurz darauf auf 15:12 für Brest erhöhte, schien sich eine Überraschung anzubahnen.

Cañellas sorgt für erneuten Ausgleich

Die Kieler wankten ein wenig, fielen aber nicht – auch dank Vujin, der in dieser schwierigen Phase zwei wichtige Treffer erzielte und Klein mit einem tollen Pass in Szene setzte. Meshkov Brest aber blieb zunächst vorne, auch weil Johan Sjöstrand im Tor nicht mehr viel gelingen wollte. Als dem schwedischen Nationalkeeper ein haltbarer Bozovic-Wurf zum 17:15 für die Gastgeber durchrutschte, reagierte Alfred Gislason und beorderte Andreas Palicka zwischen die Pfosten. Dieser machte es beim nächsten Bozovic-Versuch gleich besser, doch weil bei Wiencek einmal mehr eine falsche Sperre geahndet wurde und Sprengers Strafwurf-Heber von der Unterkante der Latte zurück ins Spielfeld prallte, sollte der Ausgleich zunächst nicht gelingen. Erst zwei starke Aktionen Cañellas' brachten die Kieler wieder heran: Erst bediente er Toft Hansen am Kreis, der auf 17:18 verkürzte. Wenig später wuchtete der Spanier einen Aufsetzer zum 18:18-Ausgleich in die Maschen – 13 Minuten vor Schluss hatte die Partie somit wieder bei Null begonnen.

Brest mit Wechselfehler, THW mit Palicka

Mit einem Dreher sorgte Brests Kapitän Ljubo Vukic nach Fehlversuchen auf beiden Seiten für das 19:18 Brests, doch Cañellas brach durch die Deckung der Gastgeber, holte einen Siebenmeter und eine Strafe gegen Babichev heraus – Vujin behielt anschließend die Nerven vom Strich. Meshkovs Trainer Zeljko Babic wollte wie zuvor wieder in Unterzahl im Angriff einen seiner Außen mit Leibchen aufs Parkett schicken, um den numerischen Nachteil wettzumachen. Dumm nur, dass Razgor das Leibchen trug, aber Vukic das Spielfeld betrat – durch diesen Wechselfehler waren die Kieler nun über eine Minute lang in doppelter Überzahl. Toft Hansen nutzte dies zur ersten THW-Führung im zweiten Durchgang, allerdings verpasste es Sprenger, aus gutem Winkel zu erhöhen. Da aber Palicka in der Folge nicht nur einen Manojlovic-Wurf entschärfte, sondern auch zwei freie Würfe von Kreisläufer Bbichev abwehrte, sorgten Klein, Vujin und Wiencek für eine 23:20-Führung. Fünf Minuten vor Schluss waren die „Zebras“ auf die Siegerstraße eingebogen.

Palicka pariert letzten Wurf

Und von dieser wollten sie sich trotz harter Gegenwehr des weißrussischen Meisters nicht mehr abbringen lassen. Manojlovic und Babichev brachten Meshkov Brest wieder heran, doch Vujin und Palmarsson behielten im Angriff bis zum 25:23 die Nerven. Doch wieder traf Babichev und hielt die Hoffnung der 3.200 Zuschauer zumindest auf ein Unentschieden am Leben. Ausgerechnet jetzt unterlief aber Palmarsson ein technischer Fehler, und so bekamen die Gastgeber tatsächlich noch die Chance auf den Ausgleich. Die THW-Deckung hielt dem Druck aber Stand und machte die Gegenspieler immer wieder fest. Brest lief die Zeit davon, letztlich traute sich Nikolenkau mit einem verzweifelten Hüftwurf. Andreas Palicka war aber zur Stelle, und während der Ball langsam ins Toraus trudelte, konnten die „Zebras“ endgültig aufatmen – der zweite Sieg in der Champions-League-Gruppe A war unter Dach und Fach.

Nächster Stopp: Berlin

Bereits in der Nacht zum Freitag werden die Kieler bereits wieder deutschen Boden betreten, denn aufgrund des dichten Terminplans ging es bereits kurz nach Spielende zum Flughafen, um mit der Chartermaschine in den Westen aufzubrechen. Nächstes Ziel: Berlin. Dort findet bereits am Sonnabend das Bundesliga-Spitzenspiel beim amtierenden DHB-Pokalsieger Füchse Berlin statt. Der Anwurf in der Max-Schmeling-Halle erfolgt um 16:15 Uhr, Sport1 überträgt die Partie live.