
Zwei wichtige Zähler auf der Habenseite: THW Kiel schlägt Frisch Auf! Göppingen mit 34:30
Die letzte Heim-Niederlage gegen Frisch Auf! Göppingen liegt eine halbe Ewigkeit zurück, vor sage und schreibe 47 Jahren zog der THW Kiel zu Hause im Jahr 1978 den Kürzeren gegen die Schwaben. Die positive Bilanz bleibt unangetastet: Die Zebras gewannen am Sonnabendabend vor 9845 Zuschauern in der Wunderino Arena mit 34:30 (16:12), schafften mit dem verdienten und schwer erkämpften Sieg den Sprung auf Rang drei der DAIKIN Handball-Bundesliga. Aber: Die Gäste aus Baden-Württemberg machten es den Kielern - wie es von THW-Trainer Filip Jicha erwartet worden war - sehr schwer, boten eine kompakte Leistung in Abwehr und Angriff, ließen den THW nie enteilen. Bis kurz vor dem Abpfiff hielten sie die Chance in ihren Händen, Zählbares aus der Wunderino Arena zu entführen, doch am Ende jubelten die Jungs in Schwarz-Weiß.
Bence Imre erfolgreichster Torschütze
Bester Torschütze der Kieler war Bence Imre, der neunmal ins Schwarze traf, viermal von der Siebenmeterlinie. Bei den Gästen imponierte vor allem Mittelmann Ludvig Hallbäck. Der Schwede erzielte acht Tore. Überzeugend war zudem der Auftritt von THW-Linkshänder Harald Reinkind: Der Norweger war fünfmal erfolgreich, lieferte eine starke Partie in Angriff und Abwehr, bot nach seiner langen Verletzungspause die wohl stärkste Leistung seit seiner Rückkehr in die Mannschaft. "Es hat Spaß gemacht, ich fühle mich wieder fit, mein Selbstvertrauen kehrt zurück, das ist wichtig beim Handball", sagte der 33-Jährige. Reinkind lobte auch den Gegner. "Göppingen hat uns bis zum Schluss unter Druck gesetzt, stellte eine starke Abwehr, wir konnten uns nie sicher sein. Ich bin sehr froh, dass wir dieses Spiel gewonnen haben."
Göppinger erwischen besseren Start
Die Kieler beklagen weiterhin den Ausfall ihrer drei Leistungsträger Nikola Bilyk (Adduktoren), Emil Madsen (Knorpelschaden Knie) und Hendrik Pekeler (Achillessehne). Die Gäste bestätigten von Beginn an ihren momentan guten Tabellenrang, präsentierten sich als gefestigte Einheit und legten durch das Ex-Zebra Oskar Sunnefeld in der vierten Minute auch die erste Führung in der Partie vor. Veron Nacinovic glich im direkten Gegenzug aus, FAG-Linksaußen Marcel Schiller traf zum 1:2, und per sehenswertem Einläufer egalisierte THW-Rechtsaußen Lukas Zerbe nach dem großartigen Anspiel von Eric-Johansson zum 2:2. Die letzte Führung für die Gäste erzielte dann Ludvig Hallbäck. 2:3 hieß es nach sechs Minuten. Weil die Zebras nun ihre Chancen nutzten, zogen sie mit einem 4:0-Lauf auf 6:3 davon. Mit sehenswerten Treffern: Reinkind drosch das Zuspiel von Elias Ellefen á Skipagötu wuchtig in den Göppinger Torwinkel, Petter Överby netzte nach klugem Ballklau ein. Nach Foul an Veron Nacinovic traf Lukas Zerbe dann von der Siebenmeterlinie, und á Skipagötu imitierte den legendären Hollywood-Star Fred Astaire, tanzte die FAG-Abwehr nach allen Regeln der Kunst aus, netzte unter dem Jubel der THW-Fans zum 6:3 ein.
Kieler mischen Abwehrbeton an
Auf der anderen Seite blieb Marcel Schiller von der Siebenmeterlinie eiskalt, verkürzte auf 4:6, während Lukas Zerbe auf der anderen Seite mit einem Heber von der Strafwurflinie am guten FAG-Torhüter Kristian Saeveras scheiterte. Weil die Kieler technische Fehler einstreuten, Fehlpässe produzierten, kämpfte sich das Team von Trainer Matschke wieder heran: Hallbäck verkürzte in der 17. Minute auf 7:8, Schiller traf nach Zerbes Treffer zum 7:9, und Schiller war wenig später erneut zur Stelle, überwand Andreas Wolff und verkürzte zum 8:9. Doch die Kieler ließen sich nicht verunsichern, stellten eine bärenstarke Abwehr mit offensiver 6:0-Ausrichtung, aus der vor allem Domagoj Duvnjak und Magnus Landin herausragten. Weil auch der Mittelblock um Veron Nacinovic und Petter Överby eine nahezu uneinnehmbare Festung aufbaute, liefen sich die Gäste fest, wurden ins Zeitspiel getrieben, fanden keine Mittel gegen den Kieler Abwehrbeton.
Knappe Pausenführung für die Zebras
Vorne nutzten Johansson und Landin ihre Chancen, und weil Bence Imre von der Siebenmeterlinie keine Nerven zeigte, zweimal gekonnt verwandelte, waren die Zebras in der 25. Minute auf 13:9 enteilt. Der starke aufspielende Landin erhöhte auf 14:9, und nach großartiger Ballstafette vollendete Harald Reinkind auf 15:10. Göppingen ließ aber nicht abreißen, Persson und Newel trafen: Als die Mannschaften beim Stand von 16:12 in die Halbzeitpause gingen, war alles offen.
Perez de Vargas glänzt
Die Zebras starteten dann mit Gonzalo Perez de Vargas in die zweiten 30 Minuten, und der Spanier ließ die eigenen Fans gleich zu Beginn jubeln: Er verbaute Schiller mit einer Glanzparade den Weg ins Tor. Dennoch: Die ersten Minuten der zweiten Hälfte gehörte zunächst den Gästen, die nach den Treffern von Persson und Klöve in der 37. Minute zum 17:18 verkürzten. Gut für den THW, dass á Skipagötu in unnachahmlicher Weise durch die FAG-Abwehr kurvte, zum 19:17 traf. Dann landete der spektakulär-lange Pass von Perez de Vargas bei Imre landete, der die Kieler wieder auf drei Tore enteilen ließen: 20:17 (38.). Imres Tempo, Johanssons Übersicht, Nacinovic' Treffer vom Kreis und die fünfte Parade von "Gonshi" Perez de Vargas sorgten für die erneute Kieler Vier-Tore-Führung, die allerdings nur kurz Bestand hatte. In der 47. Minute stand's nur noch 26:24.
Mit Ruhe und hohem Tempo zum Sieg
Doch die Zebras bewahrten Ruhe, hielten das Tempo hoch und hatten auf jede Göppinger Aktion eine passende Reaktion: Á Skipagötu und Reinkind diese hatten Antworten. 28:24! Als der Färinger in der 52. Minute flach zum 29:25 traf und nach der Auszeit von Filip Jicha den Abpraller nach Imre-Wurf zum 30:25 ins Göppinger Netz katapultierte, bogen die Zebras auf die Siegerstraße ein. Rechtsaußen Imre bewies in der 58. Minute von der Siebenmeterlinie dann erneut Nervenstärke, traf zum 32:28 - die letzten vagen FAG-Hoffnungen auf eine Überraschung zerstoben. Wenig später versammelten sich die Zebras, feierten ihren Sieg über eine bis zum Ende starke FAG-Mannschaft.
Lange Auswärtstour voraus

präsentierte das Spiel
Nach dem Heimspiel gegen Frisch Auf Göppingen müssen die Zebras zügig ihre Koffer packen. Montagmorgen geht es auf eine Fünf-Tages-Tour mit dem Europapokal-Auswärtsspiel in Ostrow Wielkopolski und der direkten Weiterreise im Mannschaftsbus "KI-EL 1" nach Eisenach, wo am kommenden Freitag um 20 Uhr die packende DAIKIN HBL-Begegnung beim ThSV angepfiffen wird. Das Spiel in Thüringen ist für die Kieler zunächst aber nur Zukunftsmusik, gefordert sind sie erst einmal in Polen: Dort werden sie Dienstag bei Rebud KPR Ostrovia erwartet und feiern dort ihre Auswärtspremiere. Weiter geht’s in Ostrow Wielkopolski, Kiel!
Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn
DAIKIN HBL, 13. Spieltag: THW Kiel – Frisch Auf! Göppingen: 34:30 (16:12)
THW Kiel: Perez de Vargas (31.-60., 7/1 Paraden),Wolff (1.-30., 4 Paraden); Duvnjak, Reinkind (5), Landin (4), Överby (2), J. Dahmke (n.e.), Laube, Johansson (4), Ankermann (n.e.), R. Dahmke, Zerbe (3/1), á Skipagötu (5), Imre (9/4), Nacinovic (2); Trainer: Jicha
Frisch Auf! Göppingen: Buchele (1 Siebenmeter, keine Parade), Saeveras (1.-60., 13/2 Paraden); Neudeck (1), ten Velde (2), Klöve (1), Hallbäck (8), Persson (2), Schiller (7/3), Jurmala (1), Sunnefeldt (2), Gislason (1), Newel (3), Hanne (1), Schmidt; Trainer: Matschke
Schiedsrichter: Thomas Kern / Thorsten Kuschel
Zeitstrafen: THW: 3 (Överby (2.), Laube (26.), Landin (29.)) / FAG: 6 (Schiller (21.), Hanne (25.), Schmidt (26.), Persson (36.), Klöve (48.), ten Velde (60.))
Siebenmeter: THW: 7/4 (Saevaras hält 2x Zerbe (13., 20.)) / FAG: 4/3 (Perez de Vargas hält Schiller (46.))
Spielfilm: 0:1, 2:3 (6.), 6:3 (11.), 8:5, 8:7 (17.), 9:8, 11:8 (22.), 14:9 (27.), 16:12;
2. Hz.: 16:14, 18:14 (34.), 18:17 (35.), 20:17 (38.), 21:19 (39.), 23:19 (40.), 25:20 (42.), 25:23 (46.), 26:24, 28:24 (49.), 30:25 (53.), 30:27, 32:28 (58.), 34:30.
Zuschauer: 9845 (Wunderino Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha:Im Vorfeld habe ich bei meiner Mannschaft ordentlich Alarm gemacht und beim Anschwitzen heute morgen eine meiner längsten Reden aller Zeiten gehalten, weil ich um die gute Arbeit von Ben und die Qualität der Mannschaft weiß. Ich wollte von meinen Spielern den Fokus nur auf das Spiel, weil ich sehr viel Respekt vor Göppingen habe und wusste, dass wir sie nur mit 101 Prozent schlagen können. Locker und frei spielen ist aktuell in unserer personellen Situation nicht möglich, wir müssen bis zum Jahresende den Kampf annehmen. Wir hatten das Spiel heute unter Kontrolle, aber durchatmen konnten wir nie, weil Frisch Auf unsere Fehler sofort bestraft hat. Ich bin super froh, dass wir gewonnen haben und das Spiel zu Ende ist. Jetzt müssen wir immer das nächste Spiel bis Jahresende mit Mut und Willen angehen. Damit beginnen wir nun auf unserer Doppelreise mit schweren wie emotionalen Auswärtsspielen in Polen und dann am Freitag in Eisenach. In diesen Spielen und vor allen Dingen in Eisenach müssen wir mehr Kaltschnäuzigkeit und Killerinstinkt an den Tag legen, um zu punkten. Ab der 40. Minute war mir heute klar, dass wir das Spiel nur in der Abwehr gewinnen werden.
FAG-Trainer Benjamin Matschke: Glückwunsch an Filip und den THW Kiel zum dann verdienten Sieg. Ab der 10. Minute hatte der THW Kiel die Partie unter Kontrolle, weil wir in der ersten Halbzeit nicht mutig und druckvoll genug gegen diesen THW Kiel mit seiner guten Deckung agiert haben. Die Zebras haben uns da vor Probleme gestellt, und wir kamen nicht mehr in die Tiefe. Kompliment aber an mein Team, weil es sich nie hat abschütteln lassen. Es gab 2, 3 Situationen die schade waren, weil wir das Spiel enger hätten gestalten können. Ich sage enger gestalten und nichts von Punktgewinn… Der THW ist dann wieder weggezogen. Ich wünsche Filip und den Kielern alles gute für das Mammutprogramm der nächsten Wochen.












