Es wird heiß in Handball-Schleswig-Holstein: Samstag reist der THW Kiel nach Flensburg

Bundesliga

Es wird heiß in Handball-Schleswig-Holstein: Samstag reist der THW Kiel nach Flensburg

Das Spiel, auf das die gesamte Handball-Welt blickt, findet am kommenden Samstag in Schleswig-Holstein statt: Ab 15:40 Uhr ist der THW Kiel beim Erzrivalen SG Flensburg-Handewitt gefordert. Die Zebras reisen als ungeschlagener Tabellenführer der DAIKIN Handball-Bundesliga zum ebenfalls noch ungeschlagenen Tabellenzweiten der stärksten Liga der Welt. "Unsere Tabellenführung ist eine schöne Momentaufnahme", sagt THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi, und weist gleichzeitig auf die Besonderheit dieses Duells im Handball-Land zwischen den Meeren hin: "Aber der Tabellenstand und alles, was vorher war, ist in diesem besonderen Spiel stets egal." Dyn überträgt live aus der ausverkauften GP Joule-Arena, und auch im Free-TV ist dieses besondere Spiel live in der ARD Sportschau zu sehen. 

Duvnjak: "Alle Facetten des Handballs müssen stimmen"

Zum 113. Mal treffen die beiden Landes-Rivalen am Samstag aufeinander, zuletzt gab es für die Kieler allerdings wenig zu holen: Die letzten vier Derbys entschied allesamt das Team von der dänischen Grenze für sich, und in den letzten acht Jahren gewannen die Zebras nur einmal, im Mai 2022, auswärts an der nördlicheren Förde (Ergebnisse und mehr in der Gegnerstatistik im THW-Archiv). "Viermal in Folge ein Derby zu verlieren ist nicht schön. Nichtsdestotrotz müssen wir in dieses Spiel gehen, wie in jedes andere auch", fordert Kapitän Domagoj Duvnjak einen coolen Kopf in der nur gegen Kiel besonders heißen "Hölle Nord": "Ich habe das Gefühl, dass wir uns als Mannschaft gefunden haben und auch an Erlebnissen wie gegen die Löwen wachsen. Wir haben nach dem positiven Saison-Start viel Selbstvertrauen. Wenn wir 60 Minuten Gas geben und bei uns alle Facetten des Handballs stimmen, hoffe ich, dass diese Negativ-Serie gebrochen wird und wir gewinnen." 

Flensburg ist ins Rollen gekommen

Ein Trainer in einem blauen Hemd mit Brille und Schlüsselband steht mit ernster Miene auf einem Sportplatz, während ein Spieler in einem hellblauen Trikot im Hintergrund beide Fäuste hebt. Eine Menschenmenge und andere Spieler sind ebenfalls zu sehen.

SG-Trainer Ales Pajovic

Das wird allerdings ein hartes Unterfangen, ist die SG Flensburg-Handewitt doch nach einem etwas holprigen Start und den Unentschieden in Wetzlar und zu Hause gegen Stuttgart richtig ins Rollen gekommen. Es folgten vier Siege, unter anderem gegen Hannover und "Angstgegner" Göppingen, mit mindestens sechs Treffern Unterschied. Zuletzt überfuhr das Team von Trainer Ales Pajovic den SC DHfK Leipzig in dessen Halle mit einem 18-Tore-Erfolg (42:24) - und das, obwohl die Leipziger unter anderem auch gegen den THW Kiel gezeigt hatten, dass sie kämpferisch vor den eigenen Fans keineswegs "Laufkundschaft" sind. "Das war eine Meister-Ansage", titelte die SportBILD nach dem beeindruckenden Auftritt der Norddeutschen in Sachsen.  Pajovic war natürlich zufrieden mit seiner Mannschaft: "Es hat alles funktioniert bei uns. Wir haben jetzt den Luxus, vor dem Nord-Derby gegen Kiel eine ganze Woche zur Vorbereitung haben."

Simon Pytlick in bestechender Form

Ein männlicher Handballspieler in einem roten Trikot hält einen Ball, während er von einem Gegner in einem blauen Trikot während eines Spiels verteidigt wird, mit einer Menge von Zuschauern im Hintergrund.

Herausragend: Simon Pytlick

Der Hochgeschwindigkeits-Handball, der die Flensburger in den bisherigen sieben Partien der DAIKIN HBL im Schnitt 36,6 Tore erzielen ließ und damit zum torhungrigsten Team der Liga machte, hat viele Gesichter. Eines davon ist das von Simon Pytlick: Der Däne, der in der vergangenen Spielzeit lange verletzt fehlte, ist aktuell mit 34 Treffern und 23 Torvorlagen in bestechender Form, Dreh- und Angelpunkt des Flensburger Spiels, in dem der ehemalige Spielmacher Jim Gottfridsson (ging nach Szeged) und Rückraum-Mann Mads Mensah (zurück nach Dänemark zu Skjern) kaum noch vermisst werden. Kein Wunder, investierte man bei den Flensburgern doch in Weltklasse-Neuzugänge: Königstransfer ist mit Sicherheit Marko Grgic: Der 22-Jährige Nationalspieler, in der vergangenen Spielzeit Torschützenkönig in der stärksten Liga der Welt, wurde aus Eisenach losgeeist. 

Namhafte Neuzugänge

Ein männlicher Handballspieler in einem roten Trikot hält einen Ball und bereitet sich darauf vor, ihn während eines Spiels zu werfen, wobei das Publikum im Hintergrund unscharf zu sehen ist.

Kam aus Paris: Kent Robin Tönnesen

Grgic ist sofort angekommen im auf nahezu allen Positionen doppelt mit herausragender Qualität besetzten Flensburger Team: Mit 36 Treffern ist er in der internen Torschützenliste direkt auf Platz zwei vorgerückt. Vor ihm steht nur Linksaußen Emil Jakobsen (43), hinter ihm rangieren Pytlick (34), Lasse Möller (30 Treffer und 26 Vorlagen),  Kapitän Johannes Golla (27) und die beiden Neuzugänge Domen Novak und Kent Robin Tönnesen (beide je 19). Novak stieß aus Wetzlar zur SG und nahm den Platz des nach Skanderborg abgewanderten Johan Hansen ein. Den norwegischen Top-Linkshänder Tönnesen holte man von Paris Saint-Germain, um die Rückraum-Position nach dem Weggang von Kay Smits (nach Gummerbach) zu stärken. Für den nach Hannover gewechselten August Pedersen kehrte der nach SonderyskE ausgeliehene Linksaußen Patrick Volz zurück. Und mit Luca Witzke (aus Leipzig) kam ein weiterer deutscher Nationalspieler, der das Derby allerdings wegen einer Schulterverletzung genauso verpassen wird wie auf Kieler Seite Torjäger Emil Madsen (Knie), Abwehrchef Hendrik Pekeler (Achillessehne) und Top-Torhüter Gonzalo Perez de Vargas (Knie). 

Wolff: "Es gibt kein geileres Spiel in der Handball-Welt"

Ein Handballspieler in einem roten Trikot springt zum Wurf, während ein Verteidiger in Blau versucht, ihn zu blockieren, während im Hintergrund eine Zuschauermenge zusieht.

Königstransfer: Marko Grgic

Bei THW-Torwart Andreas Wolff ist das Derby-Kribbeln spätestens seit Mittwoch, als man bei den Zebras mit der direkten Gegnervorbereitung begann, zu spüren: "Es gibt kein geileres Spiel in der Handballwelt." Er hoffe darauf, in diesem Jahr den "Bock in Flensburg umstoßen" zu können. "Die zwei Punkte in Flensburg plant man nicht zwingend ein, trotzdem wollen wir sie uns holen." Dabei erwartet die Zebras eine extrem physische Abwehr, in der beispielsweise Blaz Blagotinsek und Johannes Golla im Mittelblock Beton anrühren. Und natürlich mit Benjamin Buric und Kevin Möller eines der besten Torwartgespanne der Liga. "Deshalb wird es vorn darauf ankommen, dass wir mit der Härte der Flensburger Abwehr gut umgehen und bei unseren Chancen intelligent und mit Konsequenz werfen, damit wir Möller und Buric nicht ins Spiel kommen lassen", so Wolff. 

Kieler in Abwehr und Angriff gefordert

Ein männlicher Handballspieler in einem rot-schwarzen Trikot mit der Nummer 63 läuft auf einem Hallenplatz, während im Hintergrund eine jubelnde Menge und Sponsorenbanner zu sehen sind.

Neuzugang aus Wetzlar: Domen Novak

Auf ihn und die Kieler Abwehr wird einiges zukommen - wie zum Beispiel auch Weltklasse-Kreisläufer Lukas Jörgensen, der den Zebras bei der 33:36-Niederlage im März gleich zehn Tore "einschenkte". Deshalb wird auch der Kieler Neuzugang Lukas Laube bei seinem ersten Auftritt im schwarz-weißen Trikot in Flensburg gleich im Mittelpunkt stehen. "Ich habe viele dieser Spiele gesehen und weiß, dass es extrem heiß zugehen wird. Wir müssen von Minute eins voll da sein und gegen diese Offensivkraft der Flensburger eine richtig gute Abwehr stellen, damit sie nicht ins Laufen kommen." Gleichzeitig müsse der THW Kiel vorn das Tempo hochhalten und die eigenen stärken ausspielen, so der Schweizer weiter. "Auch da müssen wir konsequent sein. Ich freue mich einfach riesig darauf, dabei zu sein und meinem THW Kiel im wahrscheinlich größten Spiel der Handball-Welt helfen zu können." 

113. Derby live bei Dyn und im Free-TV

Auch wenn es nach Lukas Zerbe geht, könnte die Partie direkt jetzt angepfiffen werden. "Das Kribbeln wird von Minute zu Minuten stärker", freut sich auch Zerbe. Der Nationalspieler hatte in der vergangenen Saison seine ersten Landes-Duelle mit dem THW Kiel bestritten. "Da habe ich gespürt, was es heißt, dieses Derby zu spielen. Es ist eine besondere Stimmung in der Stadt, eine besondere Atmosphäre in den Hallen - die Derby-Woche ist ingesamt besonders." Die Vorfreude bei den Kielern ist also groß, auch wenn der Titelfavorit aus Flensburg selbst im Duell mit dem aktuellen Tabellenführer der DAIKIN Handball-Bundesliga in der Favoritenrolle sei, so Viktor Szilagyi: "Aber wir fahren auch nicht nach Flensburg, um nur die Stimmung zu genießen. Wir wollen versuchen, das Spiel so lange wie möglich offen zu halten, um es in der Crunchtime dann in unsere Richtung kippen lassen zu können." Geleitet wird das 113. Derby von Fabian Baumgart und Philipp Dinges. Los geht's um 15:40 Uhr in der ausverkauften "GP Joule"-Arena in Flensburg, Dyn und die ARD Sportschau übertragen live. Weiter geht's in Flensburg, Kiel! 

Fotos: SG/Ingrid Anderson-Jensen