Samstagabend in Kiel: Zebras empfangen die “Gallier von der Alb” in der Wunderino Arena
Das Wechselspiel zwischen Königsklasse und der stärksten Liga der Welt geht für den THW Kiel im Drei-Tages-Rhythmus weiter: Am Sonnabend, 72 Stunden nach dem Anpfiff des unglaublich kräftezehrenden wie erfolgreichen Spiels in Szeged, empfangen die Zebras den Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten zum Duell um wichtige LIQUI MOLY HBL-Punkte. Anwurf in der Wunderino Arena ist um 19 Uhr (live bei Dyn Handball), und die Kieler freuen sich auf den Rückenwind von den Rängen: "Wir sehen es bei jedem Heimspiel, was die Unterstützung unserer Zuschauer bedeutet", sagt THW-Linksaußen Magnus Landin. "Es ist für mich immer wieder eine Ehre, hier auf dem Feld zu stehen." Tickets für das Abendspiel gibt es noch bei CITTI, online unter www.thw-tickets.de und in der THW-FANWELT, die am Samstag ab 10 Uhr durchgehend bis zum Anpfiff geöffnet hat.
Zebras bewahren in Szeged die Ruhe
Groß war die Freude bei den Zebras nach dem Kraftakt in Szeged. Mit kühlem Kopf in der hitzigen Atmosphäre der Pick Arena holten sich die Kieler nicht nur den 28:27-Sieg, sondern sicherten sich auch den direkten Viertelfinal-Einzug. "Diese zwei Punkte schmecken richtig gut", schnaufte THW-Linkshänder Harald Reinkind nach dem Kraftakt durch, um dann in die Analyse zu gehen: "Es ging auf und ab, und als wir hinten lagen, wurde es ein bisschen stressig. Am Ende haben wir aber die Ruhe bewahrt und konnten den Sieg nach Hause bringen." Geholfen habe den Zebras dabei auch das "auf den Punkt gespielte Sieben-gegen-Sechs" (Trainer Filip Jicha), wie Reinkind unterstreicht: "Damit haben wir gute Möglichkeiten kreiert und diese auch genutzt. Ein wichtiger Faktor war, dass wir schnell gewechselt haben, um Szeged nicht die Möglichkeit auf Treffer ins leere Tor zu geben."
Wiencek: "Wir sind vor Balingen gewarnt"
Direkt nach dem Abpfiff am Mittwochabendwollte sich Reinkind noch nicht mit Balingen beschäften, wie der Norweger lachend gestand: "Jetzt wird erst einmal gegessen, der Sieg genossen, dann nach Hause geflogen und geschlafen. Ab Donnerstag widmen wir uns dann der nächsten schweren Aufgabe." Ins gleiche Horn stieß auch THW-Kapitän Patrick Wiencek: "Dieser Erfolg fühlt sich richtig gut an. Gerade in unserer Situation, in der zuletzt die Ergebnisse gestimmt haben, aber vielleicht nicht unbedingt die Leistung, waren das wirkliche Big Points." Wiencek hatte sich gemeinsam mit Hendrik Pekeler und Petter Överby in den 60 hitzigen Minuten von Szeged komplett aufgerieben, um das effektive Kreisläufer-Spiel der Ungarn über den 130-Kilo-Koloss Bence Banhidi zu unterbinden. Wiencek: "Es war gut, dass wir wechseln konnten, aber dafür sind wir ja auch zu dritt auf der Position." Vor dem Gruppenfinale gegen Zagreb am kommenden Mittwoch (Tickets) warte jetzt aber erst einmal das schwere Spiel gegen den HBW Balingen-Weilstetten auf die Zebras, wie Wiencek unterstrich: "Wir haben oft schlechte Erfahrungen gemacht gegen Balingen, deshalb sind wir gewarnt."
Gallier kämpfen um den Klasserhalt
Der HBW Balingen-Weilstetten kämpft als Aufsteiger um den Klassenerhalt. Doch die „Gallier von der Alb“ haben große Freude daran, die Experten, die ihnen vor der Spielzeit Chancenlosigkeit auf den Klassenerhalt attestiert hatten, Lügen zu strafen. Zunächst überraschten die Süddeutschen nach der klaren 25:36-Auftakt-Niederlage gegen den THW Kiel mit fünf Punkten aus den folgenden vier Partien, mussten nach der Anfangs-Euphorie allerdings viel Lehrgeld zahlen. Der große Aufwand, den die Mannschaft von Jens Bürkle in beinahe jedem Spiel betreibt, wurde trotz immenser Gegenwehr weder in Flensburg (28:32), Leipzig (25:26) noch in Melsungen (24:26) oder im Heimspiel gegen die Flensburger (32:34) belohnt. Von Platz acht zu Saisonbeginn ging es runter bis ans Tabellenende, weil bis zur EM-Pause nur noch zwei Punkte aus den Unentschieden in Erlangen und Hamburg auf der Habenseite verbucht werden konnte.
Balingens starker Neustart nach der EM
Doch wer die Süddeutschen frühzeitig abgeschrieben hatte oder seine Prognose bestätigt sah, rieb sich beim Neustart nach der EHF EURO vermutlich verwundert die Augen. Die "Gallier von der Alb" zeigen einmal mehr, dass Aufgeben nicht zum Wortschatz des HBW Balingen-Weilstetten zählt. Im Derby gegen Frisch Auf Göppingen gab es einen 32:29-Erfolg, der dem Team, dessen Zusammenstellung wir bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vorstellten, neues Selbstbewusstsein verlieh. Das bekam direkt im Anschluss die HSG Wetzlar zu spüren, die zu Hause mit 21:26 gegen den HBW verlor. Und viel hat nicht gefehlt, um auch den Rhein-Neckar Löwen die Punkte abnehmen zu können. Die Mannheimer zogen am letzten Spieltag beim 33:31 aber gerade so noch den Kopf aus der Schlinge. Das Signal aber, das die Balinger aussendeten, war deutlich: Wir sind noch da, und wir werden bis zuletzt alles dafür geben, um am Ende über dem berühmten Strich zu stehen. Dieser ist aktuell nur noch zwei Zähler entfernt.
Trainer Bürkle muss im Sommer gehen
Der Verbleib in der "stärksten Liga der Welt" soll vor allen Dingen über mannschaftliche Geschlossenheit erreicht werden. Die Ausgeglichenheit spiegelt sich auch beim Blick auf die Top-Torschützen wider: Angeführt wird das interne Ranking von den drei Außen Patrick Volz (72), Leo Prantner (70) und Oddur Gretarsson (60), auf Rang sieben folgt mit 53 Treffern Jerome Müller. Der Rückraum-Linkshänder mit viel Erstliga-Erfahrung wurde im vergangenen September vom TVB Stuttgart geholt, um den Kader noch einmal breiter aufzustellen und zu verstärken. Den umgekehrten Weg vom HBW nach Stuttgart wird am Saisonende Trainer Jens Bürkle antreten: Überraschend hatte der HBW Balingen-Weilstetten im November das Ende der Ära Bürkle angekündigt, der einst als Kreisläufer für die "Gallier von der Alb" und später als Trainer maßgeblich an den Erfolgen der Süddeutschen beteiligt war. Das Know-how des 43-Jährigen wollen sich nun die Stuttgarter zunutze machen, bei denen Bürkle ab Sommer als neuer Jugendkoordinator und Mitglied der sportlichen Leitung verantwortungsvolle Aufgaben übernommen hat. Doch das ist Zukunftsmusik: Erst einmal will Bürkle den HBW Balingen-Weilstetten zum Klassenerhalt führen.
Infos rund um das Spiel
Wegen des Volksfestes "Kieler Umschlag" in der Innenstadt sowie einer angemeldeten Demonstration, die den Wilhelmplatz bis etwa 16:30 Uhr belegt, sollten THW-Fans von außerhalb ein wenig mehr Zeit für die Parkplatzsuche einplanen. Bei der Suche nach einem freien Parkplatz hilft das Leitsystem der Stadt Kiel. Anwurf in der Wunderino Arena zum Nord-Süd-Duell ist um 19 Uhr, Dyn überträgt live. Für Das Spiel, das von Markus Kauth und Andre Kolb geleitet wird, gibt es noch Eintrittskarten unter www.thw-tickets.de, bei CITTI und in der THW-FANWELT, die am Spieltag von 10 Uhr bis zum Anpfiff öffnet hat. "Wir wissen, was uns gegen Balingen erwartet. Das ist eine Mannschaft, die es einem sehr unangenehm macht, gegen sie zu spielen", sagt THW-Routinier Niclas Ekberg. "Sie kämpfen mit allen Mitteln bis zum Umfallen. Aber wir wollen und werden dagegen halten, wollen ihnen unser Spiel aufzwingen und die beiden Punkte holen." Auf geht’s in die Wunderino Arena, Kiel!
Fotos: HBW/Thomas Schips