Starke Kieler Kulisse verhilft willensstarken Zebras zum Heimsieg gegen Balingen

Bundesliga

Starke Kieler Kulisse verhilft willensstarken Zebras zum Heimsieg gegen Balingen

Nur 72 Stunden nach dem kräftezehrenden Champions-League-Sieg in Ungarn bei Pick Szeged musste der THW Kiel in der LIQUI MOLI Handball-Bundesliga wieder ran: Im dritten Spiel binnen sechs Tagen ging es gegen Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten. Ein Team, das bekannt ist für seine Kampf- und Willenskraft. Die Zebras bissen vor 10171 Fans in der Wunderino Arena auf die Zähne, präsentierten sich vor der ihnen großartig helfenden Kulisse ebenfalls willensstark und setzten sich mit 36:29 (16:12) durch. Überragend auf Kieler Seite war Nikola Bilyk: Der Österreicher erzielte zehn Treffer in diesem Nord-Süd-Duell. 

Ekberg erzielt sein 1000. Bundesliga-Feldtor

Rechtsaußen Niclas Ekberg traf fünfmal ins HBW-Tor, dreimal von der Strafwurflinie. Und: Der Schwede erzielte in der 52. Minute den Treffer zum 30:24. Der Wurf ins leere HBW-Tor war sein 1000. Feldtor in der Handball-Bundesliga. Wichtig war ihm und den Kollegen aber nur der Erfolg gegen die "Gallier von der Alb." Der war allerdings hart erarbeitet. "Wir mussten fast bis zum Schluss um den Sieg bangen", sagte Kreisläufer Hendrik Pekeler. "Es war rund 55 Minuten ein recht enges Spiel. Bis zur Halbzeit hatten wir uns vier Tore erarbeitet, lassen Balingen dann aber wieder ins Spiel zurückkommen. Gut ist allerdings, dass wir viele Spieler in unseren Reihen haben, die mit solchen Situationen umzugehen wissen. Wissen, was zu tun ist, um zu bestehen."

Wechselspiele zur Belastungssteuerung

Einige Sorgenfalten hatte THW-Trainer Filip Jicha vor dem Anpfiff: Nachdem Tomas Mrkva zuletzt nach einem Kopftreffer ausfiel, musste jetzt Europameister Samir Bellahcene mit muskulären Problemen im Oberschenkel passen. Für Bellahcene rückte Nachwuchsmann Magnus Bierfreund in den Kader. Die Kieler starteten mit Nikola Bilyk auf der Mitte, Karl Wallinius rückte für Eric Johansson auf Halblinks. Auf der anderen Halbposition wechselten sich Steffen Weinhold und Harald Reinkind ab, die Rechtsaußen-Position vertraute Jicha Sven Ehrig an, Niclas Ekberg durfte hingegen ein wenig durchschnaufen. Die Baden-Württemberger offenbarten bereits beim allerersten Angriff die eigene Marschroute, wollte das gefürchtete Tempospiel des Rekordmeisters mit langen Angriffen aufhalten. Das 1:0 durch Leimeter fiel nach einem 84-Sekunden-Angriff der Gäste. Es sollte die einzige Führung der Süddeutschen bleiben. Wallinius, Reinkind und Bilyk gaben die THW-Antwort mit einem 3:0-Lauf.

El-Tayar ärgert Kieler Angreifer

Die Zebras bekamen die Partie schnell in den Griff, der Vorsprung hätte schon bald höher ausfallen können. Doch HBW-Keeper Mohamed El-Tayar hatte etwas dagegen. Der statistisch gesehen zweitbeste Keeper der Liga ärgerte die Kieler Angreifer, war Hauptgrund dafür, dass die Zebras sich nicht frühzeitig entscheidend absetzen konnten. Steffen Weinhold erhöhte in der 13. Minute auf 7:4, sorgte für den ersten Drei-Tore-Vorsprung. Sehenswert dann das großartige Anspiel von Elias Ellefsen á Skipagötu auf Bilyk, der zum 9:6 einnetzte, wenige Sekunden später per Tempogegenstoß auf 10:6 erhöhte und die erste Auszeit von HBW-Trainer Bürkle provozierte. Balingen war weiterhin auf schnellen Beinen sehr präsent, agierte aggressiv in der Abwehr und verlangte dem müden THW Kiel viel ab. 

Zebras liegen zur Pause vier Tore vorn

Filip Jicha setzte auf der "Königsposition" in Überzahl dann auf Eric Johansson, der vor allem mit Anspielen glänzte, Rune Dahmke sehenswert zum 14:10 in Szene setzte, später Reinkind bei dessen Treffer zum 15:11 bediente. Den 16:12-Halbzeitstand brachte Hendrik Pekeler im HBW-Netz unter: Á Skipagötu scheiterte an El-Tayar, aber Kiels Kreisläufer schnappte sich den Abpraller, warf cool ein.

Gäste lassen sich nicht abschütteln

Nikola Grahovac läutete dann den Torreigen der zweiten Halbzeit mit dem 16:13 für die Gäste ein, Bilyk antwortete mit seinem Treffer Nummer sieben zum 17:13. Ins Kieler Angriffsspiel schlichen sich jetzt zwar Fehler ein, doch anders als zuletzt gegen Eisenach gab es keine Pfiffe von den Rängen, sondern mit feinem Gespür für die Leistungen der Zebras eine grandiose Unterstützung. Selbst als das Team von Trainer Bürkle mit einem 3:0-Lauf auf 17:18 heranrobbte, halfen die Zuschauer ihrer Mannschaft. Die setzte sich nach dem  19:20 durch Grüner in der 40. Minute wieder ab: Patrick Wiencek, Bilyk und der hundertprozentige Magnus Landin waren die Protagonisten für den THW-Zwischenspurt zum 23:19. Einmal noch, beim 22:24 durch Jerome Müller in der 47. Minute, waren die Gäste wieder nah dran am großen Favoriten.

Kieler lassen es hintenraus wieder krachen

Doch der besann sich auf seine Qualtäten, setzte sich vor allem durch die Anspiele und Spielkunst von Eric Johansson Stück für Stück ab. Spätestens beim 29:24 durch Landin in der 52. Minute bogen die Zebras auf die Siegerstraße ein. Und das mit Macht und Wucht: Mit der 3-2-1-Deckung setzten die Kieler den HBW-Angriff in den Schlussminuten unter Druck, und die um den Klassenerhalt kämpfenden Süddeutschen machten nach dem 27:30-Anschluss Fehler. Die letzten sechs Minuten gewannen die Kieler dank Bilyks zehntem Treffer, Weinholds Wurf ins leere Tor, Ekbergs kompromisslosem Winkel-Wurf, Landin und Eric Johansson mit 6:2. So wurde es am Ende von 60 Minuten mit müden Beinen doch noch richtig deutlich, und die Fans feierten ihre Mannschaft für die Kraftakte gegen Eisenach, in Szeged und jetzt gegen Balingen. Das 36:29 besiegelte den 15. Sieg der Kieler im 15. Heimspiel gegen die "Gallier von der Alb".

Mittwoch ist Final-Tag in der Königsklasse

Der Sieg sorgte bei den Zebras und ihren Fans für große Vorfreude auf das kommende Heimspiel. Denn am Mittwoch wird es richtig spannend, packend und dramatisch in der Wunderino Arena: Dann ist Finaltag in der Gruppenphase der Machineseeker EHF Champions League! Zu Gast ist dann der kroatische Topclub HC Zagreb, neben den „Zebras“ so etwas wie die Mannschaft der Stunde in der Königsklassen-Gruppe A. Denn mit vier Siegen aus den letzten fünf Partien, darunter der deutliche Auswärtserfolg in Kolstad und zuletzt der Heimsieg gegen Paris Saint-Germain, haben sich die lange Zeit auf Rang sieben platzierten Kroaten doch noch für das Achtelfinal-Play-off qualifiziert und für eine kleine Handball-Euphorie in der Hauptstadt gesorgt. Anwurf ist am Mittwoch um 18:45 Uhr, bei CITTI, unter www.thw-tickets.de und in der THW-FANWELT gibt es noch einige wenige Tickets. Weiter geht’s gegen Zagreb, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

LIQUI MOLY HBL, 24. Spieltag: THW Kiel - HBW Balingen-Weilstetten 36:29 (16:12)

THW Kiel: Bierfreund (n.e.), Mrkva (1.-60., 9 Paraden); Ehrig (1), Duvnjak (n.e.), Reinkind (3), Landin (4), Øverby, Weinhold (3), Wiencek (1), Ekberg (5/3), Johansson (2), Dahmke (1), Wallinius (3), Bilyk (10), Pekeler (2), á Skipagøtu (1); Trainer: Jicha
HBW Balingen-Weilstetten: El-Tayar (1.-51., 14 Paraden), Ruminsky (51.-60. und 2 Siebenmeter, 4/1 Paraden); Grahovac (3), Vistorop (4), Leimeter (4), Prantner, Huber, Ingason, Gretarsson (2/1), Grüner (2), Hildenbrand (2), Müller (5), Schoch (3), Saueressig (4), Heinzelmann; Trainer: Bürkle

Schiedsrichter: Markus Kauth / André Kolb
Siebenmeter: THW: 4/3 (Ruminsky hält Ekberg (25.)) / HBW: 1/1
Zeitstrafen: THW: 2 (Weinhold (9.), Landin (47.)) / HBW: 5 (2x Grahovac (7., 41.), Heinzelmann (28.), Saueressig (45.), Müller (50.))
Spielfilm: 1. Hz.: 0:1, 3:1 (7.), 5:4 (11.), 7:4 (13.), 8:6 (17.), 10:6 (20.), 11:7, 13:9 (27.), 16:12;
2. Hz.: 16:13, 18:14 (35.), 18:17 (38.), 20:19, 23:19 (43.), 23:21, 24:22 (45.), 26:23, 28:23 (51.), 30:24 (52.), 30:27 (54.), 33:27 (58.), 36:29.
Zuschauer: 10171 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha:Ich bin froh, dass wir diese beiden Punkte gewonnen haben. Balingen mit der kämpferischen Einstellung lässt sich einfach nicht abschütteln. Da reichen zwei, drei Fahrkarten – und der HBW war wieder da. So war das Spiel lange Zeit nahezu ausgeglichen, genau wie es die Liga ist. Man sieht ja, dass man jedes Mal einhundert Prozent investieren muss und es dabei egal ist, ob man mental müde ist oder es die Beine sind. Wir haben einen intensiven Block mit drei Spielen in sechs Tagen hinter uns, deshalb habe ich mich gefreut, heute beinahe alle Spieler einsetzen zu können. Morgen gibt es den ersten richtig freien Tag nach langer Zeit für die Spieler, die ihn mit den Familien verbringen werden. Am Montag starten wir dann die Vorbereitung auf Zagreb. Wir wollen Erster in der Gruppe werden!

HBW-Trainer Jens Bürkle: Ich bin mit unserem Spiel über lange Phasen zufrieden. Wir haben es geschafft, nie so richtig abreißen zu lassen. Bis zum 27:30 war es eng, und dann machen wir uns mit dem 2:6 in den Schlussminuten im Hinblick auf die Tordifferenz ein schönes Ergebnis kaputt. Man hat gesehen, dass die Kieler trotz ihrer müden Beine in einigen Situationen einfach konsequenter waren. Zusammengefasst: Wir haben eine schwere Aufgabe ok gelöst, aber wir können es besser.