Siebenmeter-Drama: THW Kiel holt zum vierten Mal in Folge den Pixum Super Cup!

Bundesliga

Siebenmeter-Drama: THW Kiel holt zum vierten Mal in Folge den Pixum Super Cup!

Tempo, Härte, Drama: Prächtiger als beim Pixum Super Cup hätte der Start in die neue Handball-Saison kaum ausfallen können: Am Ende von 60 hochklassigen Minuten gab es im Duell zwischen dem Deutschen Meister THW Kiel und dem DHB-Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen keinen Sieger. Das Siebenmeterwerfen musste nach einem packenden Duell die Entscheidung bringen, und in diesem wurde der starke Tomas Mrkva, der insgesamt 17 Bälle hielt, zum Matchwinner. Erst hielt er den Strafwurf von Juri Knorr, dem Mrkva insgesamt drei Siebenmeter "abkaufte", dann noch gegen Jon Lindenchrone: Eric Johansson verwandelte den letzten Wurf sicher und verschwand Sekunden später in einer Jubeltraube: Der THW Kiel hat durch den 37:36 (33:33, 16:16)-Sieg zum vierten Mal in Folge den Pixum Super Cup gewonnen! Und so feierten die Kieler im Konfettiregen vor 9620 begeisterten Zuschauern im Düsseldorfer PSD Bank Dome den historischen Erfolg und bauten ihren Status als Rekord-Supercupsieger auf nun 13 Titel aus.

Starker Tomas Mrkva wird zum Kieler Titel-Held

17/4 Paraden: Tomas Mrkva

Am Ende brauchten die Kieler aber auch eine Portion Glück, um als erste Mannschaft überhaupt den vierten Super-Cup-Erfolg in Serie feiern zu können: Die Zebras waren in den 60 Minuten zuvor zwar über weite Strecken spielbestimmend, lagen dann aber zweieinhalb Minuten vor dem Abpfiff mit zwei Toren zurück. Patrick Wiencek, der zum "wichtigsten Spieler der Partie" gekürt wurde, brachte den THW Kiel mit seinem achten Treffer auf 32:33 heran. Der Kieler Held einer dramatischen Partie war ohne Frage Torhüter Tomas Mrkva, der eine großartige Partie bot: 15 Sekunden vor dem regulären Spielende parierte er einen Siebenmeter von Juri Knorr und ermöglichte den Kielern noch einen letzten Angriff, den Niclas Ekberg nach einem Traum-Spielzug und dem Anspiel des bärenstarken, ebenfalls achtmal erfolgreichen  Harald Reinkind zum umjubelten Ausgleich ins Netz des bis dato überragenden Keepers David Späth katapultierte.

Wiencek hätte Auszeichnung gerne weitergegeben

Acht Treffer: Patrick Wiencek

Im Siebenmeterwerfen scheiterten die Löwen-Spieler Juri Knorr und Jon Lindenchrone erneut an Tomas Mrkva, für den THW trafen Niclas Ekberg, Magnus Landin und Elias Ellefsen á Skipagotu. Der junge Eric Johansson hatte schließlich die Entscheidung in seinen Händen, behielt die Nerven und verwandelte eiskalt gegen Torhüter David Späth zum 4:3, löste die Kieler Jubelwelle aus und feierte mit seinen glücklichen Mitspielern den ersten Kieler Saisontriumph. Patrick Wiencek hätte seine Ehrung zum besten Spieler gerne an seinen Teamkollegen weitergereicht: "Tomas hat uns im Spiel gehalten", sagte Kiels Kreisläufer, der in Angriff und Abwehr mit starker Frühform glänzte, "wir sind alle glückglich, dass es geklappt hat, es war ein Erfolg der Mannschaft, die alles gegeben hat." 

Hohes Tempo und packender Handball

Überragende erste Hälfte: Harald Reinkind

Nur wenige Tage vor dem Bundesligastart legten beide Teams von Beginn an ein hohes Tempo vor, setzten die Abwehrreihen gewaltig unter Druck. Nachdem Löwen-Dirigent Juri Knorr am großartig reagierenden THW-Schlussmann Tomas Mrkva gescheitert war, eröffnete Eric Johansson den Torreigen mit einem Kracher aus dem Rückraum: 1:0 für den Deutschen Meister. Die Teams blieben zunächst auf Augenhöhe, die Kieler legten jedoch stets einen Treffer vor. Harald Reinkind traf zum 2:1, Nikola Bilyk zum 3:2, Patrick Wiencek erzielte die 4:3-Führung für Kiel. Auf der Gegenseite glänzte Jon Lindenchrone, der Tomas Mrkva dreimal in Folge überwand. Auf der anderen Seite lief THW-Linkshänder Harald Reinkind warm, traf wie er wollte und führte die Kieler mit seinen sechs Toren in nur 19 Minuten zur ersten Vier-Tore-Führung. Auf 13:9 waren die Zebras davon galoppiert. Seine Glanzleistung in den ersten Minuten krönte Tomas Mrkva nach 15 Minuten mit dem ersten gehaltenen Siebenmeter, den er Nationalspieler Juri Knorr abkaufte und die Fäuste ballte.

Unentschieden zur Pause

Nikola Bilyk führte klug Regie

Doch die Mannheimer ließen nicht locker, hatten ihren Anteil an dem engen, sehenswerten Spiel, das die Fans in der Arena und vor den Fernsehschirmen bei der Sendepremiere von DYN in Atem hielt. Als Petter Överby und Magnus Landin nahezu gleichzeitig eine Zeitstrafe kassierten, hatten die Kieler zwei schwere Minuten zu überstehen, Moré und Davidsson brachten die Löwen auf 11:13 heran. Patrick Wiencek sorgte in der 26. Minute beim 16:13 abermals für einen deutlichen Vorsprung, aber Unaufmerksamkeiten in den letzten Minuten der ersten Halbzeit ließen die Führung schmelzen. Fast mit dem Pausenpfiff erzielte Patrick Groetzki den 16:16-Ausgleich ins leere Kieler Tor.

Spannung bis zur Dramatik

Niclas Ekberg jubelte über den Ausgleichstreffer

Eric Johansson war dann erster Torschütze des zweiten Durchganges, der über weite Strecken auf Augenhöhe blieb. Zur ersten Löwen-Führung in der gesamten Partie traf dann Juri Knorr in der 37. Minute - die Mannheimer lagen mit 21:20 vorn. Rune Dahmke und Harald Reinkind drehten den Spieß zum 22:21 um: Kiel blieb das bessere Team, profitierte in dieser Phase vom starken Nikola Bilyk, den die Löwen-Abwehr nicht bremsen konnte. Viermal in Folge traf der quirlige Österreicher, brachte seinen THW mit einem Doppelschlag auf 25:23 in Front. Allerdings verpassten die Zebras mehrfach eine deutlichere Führung - es blieb spannend. 

Saisonstart am Sonntag in Balingen

Kieler Jubellauf nach dem entscheidenden Siebenmeter

Die Schlussphase bot dann Dramatik pur. Harald Reinkind erzielte mit seinem achten Treffer die letzte THW-Führung zum 28:27. Unglücklich für die Schwarz-Weißen war dann, dass die Schiedsrichter ein Foul gegen Niclas Ekberg nicht mit dem fälligen Strafwurf würdigten - im Gegenzug brachte Kohlbacher die Löwen mit 29:28 in Front. Karl Wallinius war dann zweimal zur Stelle, als der THW seine Tore brauchte, um nicht abreißen zu lassen: Der Schwede traf in der 58. Minute zum 31:31, ehe Kohlbacher die Löwen mit 33:31 scheinbar uneinholbar nach vorn warf. Aber die Kieler blieben cool, der Rest ist bekannt - und ein weiterer Eintrag in die Geschichtsbücher des Handballs! Lange gefeiert wurde das allerdings leider nicht: Die Zebras reisen direkt nach dem Spiel wieder zurück an die Förde: Im Gepäck die Trophäe, in Gedanken aber schon beim Ligastart am kommenden Sonntag: Am Donnerstagnachmittag startet der THW Kiel die Vorbereitung auf die schwierige Aufgabe beim Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten, der in der stimmungsvollen Sparkassenarena auf der Schwäbischen Alb schon so manchen Favoriten ordentlich geärgert hat. Angepfiffen wird das Spiel um 15 Uhr und ist live im Free-TV bei BILD.tv und natürlich auch bei DYN zu sehen.

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

Pixum Super Cup: THW Kiel – Rhein-Neckar Löwen 37:36 n. S. (33:33, 16:16)

THW Kiel: Bierfreund (n.e.), Mrkva (1.-60., 17/4 Paraden); Duvnjak, Reinkind (8), Landin (1/1), Øverby (1), Wiencek (8), Ekberg (4/2), Faust (n.e.), Johansson (3/1), Dahmke (1), Gurbindo (n.e.), Schwormstede (n.e.), Wallinius (2), Bilyk (6), á Skipagøtu (3/1); Trainer: Jicha
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren (1 Siebenmeter, keine Parade), Späth (1.-60. und 1 Siebenmeter, 20/1 Paraden), Birlehm (3 Siebenmeter, 1/1 Parade), Kirkelökke (2/1), Plucnar (1), Knorr (4/3), Oskarsson, Moré (1), Ahouansou (2), Davidsson (3), Groetzki (8/1), Gislason, Lindenchrone (5), Jaganjac, Zacharias (3/1), Kohlbacher (7); Trainer: Hinze

Schiedsrichter: Robert Schulze/ Tobias Tönnies
Siebenmeter: THW: 7/5 (Birlehm hält Ekberg (60.), Bilyk überweg) / RNL: 10/6
 (Mrkva hält 3x Knorr (15., 60.), Mrkva hält Lindenchrone)
Zeitstrafen: THW: 3 (Överby (23.), Landin (23.), Dahmke (37.)) / RNL: 2 (Jaganjac (5.), Davidsson (49.))
Zuschauer: 9620 (PSD Bank Dome, Düsseldorf)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Ich möchte mich bei meiner Mannschaft und den Rhein-Neckar Löwen für ein Riesen-Spiel bedanken. Es war für DYN ein guter Start, beide Teams haben mit einer starken Leistung Werbung für den Handball gemacht: Beide Torhüter waren richtig stark, es war viel Tempo im Spiel – ein Wahnsinn: Da gibt es die Chance für die Löwen, mit einem Siebenmeter alles klar zu machen. Dann hält Tomas sensationell, Harald pimpt den letzten Spielzug, den er eigentlich abschließen sollte, mit einem Sahnepass auf Eki - und plötzlich bist du im Siebenmeter-Werfen. Das ist dann wie eine Lotterie. Ich freue mich, dass wir zum fünften Mal in Folge hier sein durften. Das zeugt von Konstanz und Qualität. Den Pixum Super Cup zum vierten Mal in Serie gewonnen zu haben, ist das Sahnehäubchen. Ich bin froh, dass wir uns Super-Cup-Sieger 2023 nenne dürfen!

THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi: Der Erfolg ist ein Zeichen dafür, dass wir gut gearbeitet haben. Ich hoffe, dass uns der Sieg heute Aufwind gibt für den Saisonstart am Sonntag.

RNL-Trainer Sebastian Hinze: Ich mache es kurz: Die Zweikämpfe waren intensiv, sie werden aber noch intensiver werden. In der ersten Halbzeit war Kiel besser, wir waren in der zweiten Hälfte ein bisschen besser und haben alles in der Hand. Da tut es weh, nicht den Pokal mitnehmen zu können.

Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann: Das Spiel hat gezeigt, dass Handball einfach der geilste Sport der Welt ist. Ich freue mich für den Zuschauer, ich freue mich aber auch über 9620 Zuschauer in der Halle und den Erfolg der HBL. Es war ein tolles Event, leider nicht mit einem so tollen Ergebnis für uns.

HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann: In der LIQUI MOLY HBL wird um jeden Millimeter gekämpft, das hat das heutige Spiel einmal mehr bewiesen. Heute hat die Mannschaft gewonnen, die ein bisschen mehr Glück hatte. Ich gebe zu, ich hatte wegen des Starts unseres neuen Medienpartners ein Kribbeln im Bauch. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten soll es gut funktioniert haben – aber das Interesse ist nur da, wenn wir großartigen Sport anbieten. Das haben beide Mannschaften heute gemacht. Danke dafür!