Spitzenspiel am Samstag: THW Kiel reist zum Titelverteidiger SC Magdeburg
Titelverteidiger gegen den Vorjahreszweiten, drei Minuspunkte gegen vier, Vereins-Weltmeister gegen Supercup-Sieger: Wenn der SC Magdeburg am Samstag auf den THW Kiel trifft, schaut ganz Handball-Deutschland gespannt auf dieses zuletzt so unglaublich emotionale Duell. Die Getec-Arena ist ausverkauft, und neben Sky überträgt die ARD-Sportschau die Partie der beiden Traditionsclubs ab 18 Uhr auch im Free-TV. "Wir haben richtig Bock auf solche Spiele", sagt THW-Rückraumspieler Nikola Bilyk, "sie sind der Grund, warum man irgendwann mal begonnen hat, Handball zu spielen. Das wird ein sehr, sehr heißes und intensives Match, in dem man keinen klaren Favoriten ausmachen kann. Der SCM hat vielleicht den Vorteil, zu Hause zu spielen. Aber beide Mannschaften sind in der Lage, beide Punkte zu holen, und wir werden diejenigen sein, die versuchen werden, sie mit zurück nach Kiel zu nehmen."
Pekeler freut sich über Einsatzminuten
Nach 180 Tagen Reha-Arbeit, endlosen Stunden im Kraftraum und im Athletiktraining mit Coach Hinrich Brockmann kehrte THW-Kreisläufer Hendrik Pekeler beim 34:27 gegen den HC Erlangen zurück in den Kreis seiner Mitspieler. "Es war eine lange, lange Zeit ohne Handball. Umso froher bin ich, dass ich gegen Erlangen meine ersten Minuten spielen durfte", sagte der 31-Jährige. "Ich bin nicht von Null auf Hundert wieder der alte. Das braucht seine Zeit. Ich habe mit Filip aber einen Trainer, der mich langsam heranführt und nicht zu lange ins Wasser wirft. Ich werde behutsam aufgebaut und freue mich trotzdem über jede Minute, die ich spielen kann." Auch beim Duell in Magdeburg am Samstag, wie Pekeler betont: "Das wird eine unheimlich spannende Saison, und wir freuen uns besonders auf diese Topspiele. Es wird eine unheimlich hitzige Atmosphäre werden, so wie es in den letzten Jahren immer in Magdeburg der Fall war. Aber wir fahren mit einem guten Gefühl dorthin, haben zuletzt dreimal in der Liga gewonnen und die letzten drei Begegnungen mit Magdeburg für uns entscheiden können."
SCM verteidigt Vereins-WM-Titel
Die Magdeburger, die anders als die Konkurrenz in fast allen Spielen auf ihren kompletten Kader zurückgreifen konnten, knüpfen in dieser Spielzeit nahtlos an die Leistungen in der Meister-Saison an. Nach der 33:36-Niederlage im Pixum Super Cup gegen den THW Kiel, als beide Mannschaften furiose 60 Minuten aufs Handball-Parkett zauberten, bis zum 34:35 in der Auswärtspartie in Flensburg schadlos. Mit aktuell 17:3 Punkten steht der SCM im virtuellen Klassement direkt hinter den Füchsen Berlin auf Platz zwei. Allerdings hat die Mannschaft von Trainer Bennet Wiegert noch zwei Nachholpartien zu absolvieren - der Grund hierfür war die erneute Teilnahme an der Verein-WM in Saudi-Arabien. Dort zeigte der SCM seine ganze Klasse und verteidigte mit einem 41:39-Erfolg nach Verlängerung gegen den Champions-League-Sieger FC Barcelona seinen Vorjahrestitel. Der neuerliche Triumph in der Wüste sorgte nicht nur für einen gewaltigen Schub Selbstvertrauen, sondern wurde auch mit rund 400.000 Euro prämiert. Unterdessen treiben die Magdeburger auch die Planungen für die kommende Saison voran: Von den Rhein-Neckar Löwen wird Linkshänder Albin Lagergren zurückkehren und den nach Flensburg abwandernden Kay Smits ersetzen, und von Aalborg Handbold kommt Mittelmann Felix Claar.
Kaum veränderter Meisterkader
Doch das ist Zukunftsmusik, im Hier und Jetzt überzeugt der aktuelle Kader einmal mehr mit seiner Spielstärke. Der bisher so flüssige Saisonverlauf bei den Magdeburgern ist wohl auch in ihrer Eingespieltheit begründet: Denn der Meisterkader der Grün-Roten hat sich kaum verändert. Torhüter Jannick Green verabschiedete sich in Richtung Paris, im Gegenzug kam der Schweizer Nationaltorwart Nicolas Porter (28) von Chambery Savoie HB aus Frankreich in die Börde. Porter brachte auch gleich ein eindrucksvolles Empfehlungsschreiben mit: In der vergangenen Saison wurde er als bester Torhüter der französischen Liga ausgezeichnet. Wiegert setzt auf beide Keeper, die nahezu die gleiche Spielzeit erhalten und mit starken knapp unter 30 Prozent gehaltener Bälle ein klasse Duo zwischen den Pfosten bilden. Am Kreis wirbelt ebenfalls ein Schweizer: Von GWD Minden kam Lucas Meister, der den Platz des nach Kolstad abgewanderten Magnus Gullerud einnimmt. Beste Torschützen des Titelverteidigers sind einmal mehr die isländischen Rückraumspieler Omar Ingi Magnusson (57 Treffer) und der ehemalige Kieler Gisli Thorgeir Kristjansson (38). Zwischen den beiden steht der dänische Kreisläufer Magnus Saugstrup (41), der mit seinem Last-Second-Tor beim 32:32 gegen die Rhein-Neckar Löwen vor kurzem die erste Heimniederlage der Magdeburger in der LIQUI MOLY HBL abwenden konnte. Hendrik Pekeler sieht den Schlüssel zum Sieg vor allen Dingen in einer konsequenten Abwehrarbeit: "Wir wissen, was uns gegen Magdeburg erwartet. Der SCM hat drei unheimlich schnelle Rückraumspieler, die viel das Eins-gegen-Eins suchen. Da heißt es für uns, das kompakt zu lösen."
Informationen rund ums Spiel
Die Top-Partie des 13. Spieltags wird live bei Sky und im Free-TV bei der ARD Sportschau zu sehen sein. Der THW Kiel wird von rund 100 Fans in die sachsen-anhaltinische Landeshauptstadt begleitet, die Getec-Arena ist natürlich ausverkauft. "In Magdeburg herrscht immer eine recht hitzige Atmosphäre", sagt THW-Kreisläufer Patrick Wiencek, "ich bin Fan von Emotionen, mich motivieren sie. Aber diese sollten immer in einem gesunden Rahmen bleiben, denn es sind ja auch Kinder in der Halle." In dieser gelte es, so THW-Rückraumspieler Harald Reinkind, trotz all der Emotionen kühlen Kopf zu bewahren. "In diesen Topspielen entscheiden immer Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage. Wir müssen unglaublich aufmerksam sein, um diese Kleinigkeiten für uns zu entscheiden." Anwurf ist um 18 Uhr, Schiedsrichter der Begegnung sind Hanspeter Brodbeck und Simon Reich. Weiter geht's in Magdeburg, Kiel!