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Handballparty beim Heim-Auftakt: THW Kiel schlägt TVB Stuttgart mit 36:23

Bundesliga

Handballparty beim Heim-Auftakt: THW Kiel schlägt TVB Stuttgart mit 36:23

Das war ein Saisonauftakt nach Maß: Der THW Kiel bestätigte seine starke Leistung vom 36:33-Sieg im Pixum Super Cup vom Mittwoch gegen den SC Magdeburg mit einer tadellosen Vorstellung zum Start in die LIQUI MOLY Handball-Bundesliga, gewann den Heim-Auftakt am Sonntagnachmittag gegen TVG Stuttgart hoch mit 36:23 Toren und steht am ersten Spieltag auf Platz eins der Bundesligatabelle. 9746 Fans in der Wunderino Arena waren begeistert, freuten sich ausgelassen über die Leistung ihres mit vier Neuzugängen verstärkten Teams und feierten gemeinsam mit den Zebras eine wahre Handballparty. 

Eric Johansson bester Torschütze

Direkter Freiwurf ins Tor: Eric Johansson erzielte sechs Treffer

Bester Kieler Torschütze war Neuzugang Eric Johansson, der erst in der 19. Minute aufs Spielfeld kam, aber sechsmal ins Schwarze traf. Kreisläufer Patrick Wiencek, erneut Vorbild an Einsatz und Kampfbereitschaft, kam dem Schweden mit fünf Toren am nächsten. Für die am Ende überforderten Stuttgarter traf Linksaußen Patrick Ziecker viermal, er war bester Torschütze der Gäste.
"Ich will die Leistung nicht überbewerten", analysierte THW-Trainer Filip Jicha das Spiel seiner Mannen, "aber wir freuen uns natürlich über den klaren Sieg, werden jedoch hart an uns weiterarbeiten müssen." Gästespieler Max Häfner blickte nach der deutlichen Niederlage betrübt in die Kameras. Natürlich sei man als klarer Außenseiter nach Kiel gekommen, sagte der Stuttgarter, "aber dass wir uns so abschlachten lassen, das darf einfach nicht passieren."

Stuttgart erwischt den besseren Start

Petter Øverby traf viermal

Trainer Filip Jicha überraschte Außenstehende mit seiner Startaufstellung, stellte von Beginn an Torhüter-Neuzugang Tomas Mrkva statt Welttorhüter Niklas Landin zwischen die Pfosten, vertraute Youngster Sven Ehrig auf Rechtsaußen, baute auf Miha Zarabec als Regisseur und ließ seinen schwedischen Neuzugang Karl Eric Wallinius auf Halblinks beginnen. Wallinius dankte seinem Trainer mit der 1:0-Führung nach knapp 40 Sekunden, dann übernahmen zunächst die mit zahlreichen Neuzugängen veränderten Gäste das Kommando. Zieker verwandelte einen Siebenmeter, Hanusz erzielte die 2:1-Führung, die Zarabec postwendend egalisierte. Weil aber Stuttgarts 37-jähriger Torwart-Routinier Silvio Heinevetter gut in die Partie kam, insgesamt sieben Bälle im ersten Durchgang aufhielt, lagen die engagierten Gäste nach zehn Minuten mit 5:3 in Führung.

THW schaltet den Turbo ein

Vier Tore beim Heim-Debüt: Karl Wallinius

Doch der THW kämpfte sich zurück, hatte mit Tomas Mrkva ebenfalls einen starken Schlussmann zwischen den Pfosten und mit Miha Zarabec einen Mittelmann, der mit seinen Anspielen die Mitspieler spektakulär in Szene setzte. Der THW Kiel antwortete mit einem 4:0-Lauf und den Toren von Patrick Wiencek, zwei blitzsauberen Treffern von Sven Ehrig und dem 7:5 durch Steffen Weinhold, der sich in unnachahmlicher Weise durch die TVB-Abwehr tankte. Schöttle und Fernandez glichen in der 16. Minute zum 7:7 aus: Es sollte das letzte Aufbäumen Stuttgarts bleiben. In der Folge setzten sich die Kieler Tor um Tor ab, schalteten unaufhaltsam ihren Turbo ein, unentwegt angefeuert von der lautstarken Kulisse. Steffen Weinhold war zum 8:7 erfolgreich, Patrick Wiencek erkämpfte sich den Ball am eigenen Kreis, stürmte mit der Kugel übers gesamte Spielfeld und netzte zum 9:7 ein.

Starker Tomas Mrkva

Tomas Mrkva überzeugte mit 15 Paraden und einem Tor

Trainer Jicha begann jetzt durchzuwechseln, vertraute seinem gesamten Kader - und wurde belohnt. Erik Johansson war gerade acht Sekunden auf dem Parkett, als er sein Premierenpflichtspieltor in der Wunderino Arena erzielte. Der Schwede schmetterte den Ball zum 10:7 ins gegnerische Netz, überzeugte zudem fortan mit blitzgescheiten Anspielen und stand in der Abwehr unter anderem im Mittelblock neben Patrick Wiencek seinen Mann. Auch Tomas Mrkva fand immer besser in die Partie hinein, so glänzte er in der 22. Minute mit einer Doppelparade gegen Lönn und Fernandez, hatte am Ende der 60 Minuten 15 Paraden auf seinem Konto stehen. "Mit Tomas haben wir einen Torhüter geholt, der die Liga kennt", sagte Jicha über seinen tschechischen Landsmann. Er sei froh, dass der THW jetzt mit Landin und Mrkva "so ein starkes Torhütergespann zwischen den Pfosten hat." Mrkva selbst, gefeiert von den begeisterten Fans, gab sich bescheiden: "Es hat Spaß gemacht mit diesem tollen Publikum im Rücken. Und meine Leistung? Die Mannschaftsleistung war entscheidend. Egal, wer auf der Platte stand, alle haben super gespielt."

Zebras mit Spaßhandball zum Erfolg

Eric Johansson setzte noch einen besonderen Glanzpunkt, traf per direktem Freiwurf nach der Schlusssirene der ersten 30 Minuten links an der Stuttgarter Abwehrmauer und Torhüter Heinevetter vorbei mit einem raffinierten Knickwurf zum 17:11-Halbzeitresultat. Der THW hatte sichtlich Spaß an seinem eigenen Spiel, machte im zweiten Abschnitt genau so weiter. Erstmals auch mit Kapitän Domagoj Duvnjak, der Kreisläufer-Neuzugang Petter Överby großartig einsetzte: Der Norweger läutete die zweiten 30 Minuten mit einem artistischen Rückhandwurf zum 18:11 ein, Duvnjak selbst vollendete sein Solo eine Minute später zum 19:11, und als Miha Zarabec in der 35. Minute auf 20:11 erhöhte, nahm Gästecoach Roi Sanchez ganz früh die zweite Auszeit.

Katz-und-Maus-Spiel in fantastischer Atmosphäre

Die Zebras bedankten sich mit La Ola bei den überragenden Fans

Seine ambitionierte Ansprache an seine neuformierte Mannschaft wirkte nur kurz. Zwischenzeitlich kämpften sich die Stuttgarter bis zur 41. Minute zwar auf 16:23 heran, doch dann brachen im Kieler Spielrausch alle TVB-Dämme. Karl Wallinius hämmerte die Kugel in der 53. Minute zum 29:19 und zur ersten Zehn-Tore-Führung in die Stuttgarter Maschen, es war gleichzeitig der Auftakt zu einem Katz-und-Maus-Spiel, in dem die Gäste letztendlich mit 36:23 untergingen. Mrkva feierte seine Torpremiere beim 31:20. Nikola Bilyk setzte dem Spiel seiner Mannschaft mit dem letzten Treffer dann die Krone auf, als er den Ball mit einem Dreher zum 36:23 in die lange Ecke zauberte. Das Drehbuch war perfekt: Traumtor als Abschluss einer überragenden Leistung in einer fantastischen Atmosphäre!

Mittwoch in Leipzig gefordert

Für die Zebras steht am kommenden Mittwoch eine schwere Auswärtsaufgabe auf dem Plan: Beim SC DHFK Leipzig geht es ab 19:05 Uhr (live bei Sky) um die ersten wichtigen Punkte auf fremdem Terrain. Am kommenden Sonntag dann ist wieder Heimspiel-Zeit in Kiel: Um 14:05 Uhr empfangen die Zebras dann in der Wunderino Arena den Bergischen HC. Für diese Begegnung gibt es in der THW-FANWELT und online unter www.thw-tickets.de noch Eintrittskarten im Steh- und Sitzplatzbereich. Doch jetzt machen sich die Kieler erst einmal auf den Weg: Weiter geht’s in Leipzig, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: 

LIQUI MOLY HBL, 1. Spieltag: THW Kiel – TVB Stuttgart :36:23 (17:11)

THW Kiel: N. Landin (n.e.), Mrkva (1,-60., 15 Paraden, 1 Tor); Ehrig (2), Duvnjak (1), Reinkind (1), M. Landin, Øverby (4), Weinhold (2), Wiencek (5), Ekberg (2/2), Johansson (6), Dahmke (1), Zarabec (4), Schwormstede, Wallinius (4), Bilyk (3); Trainer: Jicha
TVB Stuttgart: Heinevetter (1.-36., 7 Paraden), Vujovic (36.-60., 4 Paraden); Häfner (4), Serrano (2), Fernandez (1), Hanusz (3), Schöttle (1), Lönn (1), Wissmann, Röthlisberger, Nicolaus (1), Forstbauer (2), Zieker (3/2), Pfattheicher (2), Bergendahl (1); Trainer: Sanchez

Schiedsrichter: Nils Blümel / Jörg Loppaschewski
Zeitstrafen: THW: 1 (Øverby  (14.)) / TVB: 0  
Siebenmeter: THW: 2/2 / TVB: 2/2
Spielfilm:1:0, 1:2 (3.), 3:3, 3:5 (10.), 7:5 (13.), 7:7, 10:7 (19.), 10:8, 14:8 (26.), 16:10, 17:11;
20:11 (35.), 22:13 (39.), 23:14, 23:16 (41.), 25:16 (43.), 25:19 (47.), 29:19 (53.), 31:20 (54.), 33:23 (57.), 36:23
Zuschauer: 9746 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin froh, dass wir so gestartet sind und solch in Resultat erzielt haben. Unsere Neuzugänge haben sich toll in ihrem neuen Wohnzimmer präsentiert. Die Jungs hatten viel Freude am Spiel, aber ich würde den Sieg nicht überbewerten. Wir freuen uns über den deutlichen Sieg. Gerade am Anfang der Saison weiß man überhaupt nicht, wo man steht. Wir schauen nicht auf andere, sondern arbeiten an uns und sind brutal mit uns selbst. Wir müssen weiter an uns arbeiten und von der letzten Saison lernen: Da sind wir auch gut gestartet, haben dann nach zwei Ausfällen den Faden verloren. Wir müssen also an der Konstanz arbeiten, die Erwartungen nicht zu hoch schrauben und mit viel Demut weiterarbeiten, um auf der Welle zu bleiben. 

THW-Torhüter Tomas Mrkva: Es hat sehr viel Spaß gemacht vor diesem Publikum zu spielen, dass mich als Gegner immer beeindruckt hat. Jetzt ist es meine Heimarena, und das macht Spaß. Es war eine gute Mannschaftsleistung.

TVB-Trainer Roi Sanchez: Das war ein klarer und verdienter Sieg des THW Kiel. Wir waren noch im Vorbereitungs-Modus, uns fehlte das ausgefallene Testspiel gegen Szeged. So hatten wir zwei Wochen lang keine Partie, und uns fehlte der Rhythmus. 20 Minuten lang haben wir vernünftig gespielt, dann sind wir in Schwierigkeiten geraten. Kiel hat unser Eins-gegen-Eins und das Kreisläufer-Spiel hervorragend verteidigt, und in der Defensive hatten wir Probleme mit Eric Johansson. Er war der Schlüssel. Mit dem 7-6 ist es besser gelaufen, wenngleich Mrkva 15 Paraden zeigte, aber das 7-6 ist das einzig Thema, das wir als in Ordnung mitnehmen konnten.