Konzentrierte Zebras holen sich die Punkte bei den Eulen

Bundesliga

Konzentrierte Zebras holen sich die Punkte bei den Eulen

Es war die erwartet schwierige Reise in den Süden der Republik für den Tabellenführer der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga: Nach Rückstand und einer hart umkämpften ersten Halbzeit bei den Eulen Ludwigshafen nahm der THW Kiel in der ohrenbetäubend lauten Friedrich-Ebert-Halle dann aber eine 13:10-Führung mit in die Kabine, spielte in den zweiten 30 Minuten seine ganze Klasse aus und holte am Ende mit dem hochverdienten 29:20-Sieg zwei ganz wichtige Auswärts-Zähler. 

Hendrik Pekeler bester Torschütze

"Die Eulen hatten zuletzt einen guten Lauf, wir waren also gewarnt vor dieser Partie", sagte Kreisläufer Hendrik Pekeler, der mit sieben Treffern bester Schütze in Kieler Reihen war. Es sei nicht leicht, auswärts einen Rückstand wettzumachen, "aber wir haben kühlen Kopf bewahrt, konnten uns auf unsere bewegliche 3:2:1-Abwehr verlassen. Außerdem hat Niklas Landin wieder super gehalten." Der Erfolg am Sonntagmittag war der 14. THW-Sieg im 14. Duell zwischen den beiden Kontrahenten - und das, obwohl Trainer Filip Jicha auf die verletzten Nikola Bilyk (Kreuzband), Niclas Ekberg (Bänderriss im Knie) und auch Patrick Wiencek verzichten musste, der gegen Minden erneut einen Schlag auf sein lädiertes Wadenbein erhalten hatte und auch in Ludwigshafen pausieren musste. Die Personaldecke drei Spieltage vor dem Saison-Kehraus wird beim Rekordmeister immer dünner.

Eulen erwischen den besseren Start

Nach der Umstellung auf die offensive Abwehrvariante nahm der THW Kiel das Heft in die Hand

Und die Zebras mussten sich gegen eine Eulen-Mannschaft wehren, die zwar schwer im Abstiegsstrudel steckt, aus den vergangenen elf Spielen aber immerhin 13 Punkte aus dem Bundesliga-Teich gefischt hatte. Vor rund 600 enthusiastischen Zuschauern startete das Heim-Team dann auch temporeich, mischte Beton in der Abwehr an und gestattete dem Tabellenführer zunächst wenig Freiräume im Angriff. So führte die Mannschaft von Trainer Benjamin Matschke  nach elf Minuten mit 5:3 Toren. Für die Zebras waren bis zu diesem Zeitpunkt Pekeler, Harald Reinkind und Sander Sagosen erfolgreich. Filip Jicha reagierte, stellte seine Abwehrformation von der defensiven 6:0 auf die offensive 3:2:1-Variante mit Domagoj Duvnjak als Speerspitze um. 

Kieler Pausen-Führung

Die Zebras behielten in der "Eberthölle" einen kühlen Kopf

Das zeigte augenblicklich Wirkung. Die Eulen liefen sich immer wieder im engmaschigen THW-Abwehrgestrüpp fest, und fanden sie dennoch eine Lücke, war wieder einmal Niklas Landin zur Stelle. Viermal in Folge gegen Wagner (2), Falk und Haider gewann der dänische Ausnahmetorhüter die Duelle eins gegen eins. Auch  in der Offensive geriet der THW-Motor jetzt ins Schnurren. So stand es nach 22 Minuten 9:5 für Kiel, ein 6:0-Lauf, der dem Spiel die Wende gab und Zweifel bei den Gastgebern säte. Verantwortlich für das halbe Dutzend Tore am Stück waren Miha Zarabec, Steffen Weinhold (2), Magnus Landin und Hendrik Pekeler (2), der vor allem von den großartigen Anspielen des wendigen und blitzschnellen Miha Zarabec profitierte. Und doch blieben die Gastgeber dran, verkürzten Sekunden vor dem Wechsel durch Falk auf 10:12. Ãœberragend, wie Duvnjak zwei Sekunden vor dem Wechsel  geistesgegenwärtig reagierte und den Ball fast mit dem Pausenpfiff zum 13:10 ins leere Eulen-Tor warf.

THW Kiel entscheidet die Partie

Niklas Landin hielt einmal mehr überragend

Kiels Kapitän zeigte auch gleich nach der Halbzeit Frische, traf nach prima Kreuzung zum 14:10 und setzte das Ausrufezeichen für die zweite Halbzeit. Einmal noch, in der 34. Minute beim 12:14 von Wagner, rückten die Eulen den Zebras auf die Pelle, doch dann setzte sich der Rekordmeister Meter für Meter, Tor um Tor ab. Miha Zarabec bewies dabei seine Klasse als wieselflinker Antreiber und Anspieler. Der Achse Zarabec/Pekeler hatten die Gastgeber nichts auch nur annähernd Gleichwertiges entgegenzusetzen. Weil auch Niklas Landin seine überragende Form aus der ersten Halbzeit in die zweite übertrug,  hieß es nach 45 Minuten 21:14 für Kiel. Rune Dahmke erzielte dieses Tor, Kiels Linksaußen reagierte nach einem Abpraller am schnellsten, brachte den Meister endgültig auf Siegkurs. Der begann sofort mit der Rotation, und so steuerten Reinkind, Sagosen, Dahmke, Sunnefeldt,  Duvnjak und Malte Voigt ihre Treffer zu einem weiteren 6:0-Lauf bei, der die Kieler zwischenzeitlichen sogar mit zehn Toren enteilen ließ. â€žWir waren am Anfang gut dabei“, bilanzierte ein ernüchterter Max Neuhaus von den Eulen, „aber die Kieler sind einfach viel zu abgezockt für uns.“

Donnerstag letztes Heimspiel

Nach der Begegnung kehren die Kieler für das letzte Heimspiel der Saison gegen den TBV Lemgo Lippe (Donnerstag, 19 Uhr, Tickets in der THW-FANWELT und unter www.thw-tickets.de) an die Förde zurück. Ein Gegner, an den die Zebras nicht die besten Erinnerungen haben. Denn es waren die Ostwestfalen, die dem THW Kiel auf ihrem Weg zum vierten DHB-Pokalsieg eine der schmerzhaftesten Niederlagen der Saison beigebracht hatten. "Natürlich ist das noch im Hinterkopf", sagt Kapitän Domagoj Duvnjak. "Diese Niederlage tut heute noch weh. Umso wichtiger ist es, dass uns unsere Fans auch in diesem Spiel richtig lautstark helfen. Beim letzten Heimspiel hatte ich Gänsehaut, als ich unsere Fans gesehen und gehört habe. Mit ihnen gemeinsam können wir am Donnerstag unsere Müdigkeit verdrängen und die Punkte holen." Weiter geht's gegen Lemgo, Kiel!

Fotos: Harry Reis

LIQUI MOLY HBL, 36. Spieltag: Eulen Ludwigshafen - THW Kiel: 20:29 (10:13)

Eulen Ludwigshafen: Tomovski (1.-45., 5 Paraden), Skof (45.-60., 3 Paraden), Hoblaj (n.e.); Dietrich (1), Scholz (1), Haider (1), Remmlinger, Falk (3), Hoffmann, Mappes (2), Wagner (5/1), Meddeb, Neuhaus (5/3), Valiullin, Klimek (2), Klein; Trainer: Matschke
THW Kiel: N. Landin (1.-52., 10 Paraden), Quenstedt (52.-60. und 2 Siebenmeter, ); Ehrig, Duvnjak (4), Sagosen (3/1), Reinkind (3), M. Landin (1), Sunnefeldt (2), Weinhold (4), Wiencek (n.e.), Ciudad, Dahmke (2), Zarabec (2), Voigt (1), Horak, Pekeler (7); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Sebastian Grobe / Adrian Kinzel 
Zeitstrafen: Eulen: 5 (2x Valiullin (9., 39.), 2x Dietrich (13., 23.), Haider (18.)) / THW: 3 (Reinkind (8.), M. Landin (10.), Horak (40.))
Siebenmeter:  Eulen: 5/4 (Neuhaus überweg (45.)) / THW: 1/1
Spielfilm: 1:0, 3:2 (6.), 3:3, 5:3 (11.), 5:9 (22.), 7:11, 9:11 (28.), 10:12 (30.), 10:13;
10:14, 12:14 (33.), 12:16, 14:17 (38.), 14:21 (45.), 16:21 (47.), 16:27 (55.), 20:29.
Zuschauer: 540 (Friedrich-Ebert-Halle, Ludwigshafen)

Stimmen zum Spiel:

Eulen-Trainer Benjamin Matschke: Kämpferisch kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir haben alles reingelegt und leidenschaftlich verteidigt. Wir halten den Drei-Tore-Rückstand ziemlich lange, dann kam Niklas Landin mit fünf Paraden gegen freie Würfe. Diesen Vorteil hat Kiel dann genutzt. Gegen die 3-2-1 brauchst Du Geduld und Mut, dazu kamen dann ein paar Innenpfosten-Treffer. Die musst du reinmachen, wenn es eng bleiben soll. 

THW-Trainer Filip Jicha: Wir haben heute ein sehr gutes Spiel gemacht - von der Energie und Ausstrahlung bis zur Umsetzung. Darüber freue ich mich, das ist nicht selbstverständlich. Ich ziehe meinen Hut vor meinen Jungs, wir haben seit Februar mit Abstand die meisten Spiele zu absolvieren gehabt. Wir sind mit viel Respekt angereist, und die 6-0 hätte besser funktionieren können. Aber mit dem Wechsel auf die 3-2-1 haben wir die Eulen vor Aufgaben gestellt und uns selbst ein bisschen Abwechslung beschert. In dieser Wahnsinns-Liga gewinnst du kein Spiel innerhalb von 30 Minuten. Entscheidend war die Phase um die 45. Minute, als wir mit einem Lauf wegzogen. Da waren wir da, da habe ich die Energie gespürt. Wir wissen, dass wir gegen Lemgo unseres letztes Heimspiel unbedingt gewinnen müssen. Wir haben keine Rechnung offen, aber wir wollen unbedingt gewinnen.  

THW-Toptorschütze Hendrik Pekeler: Die Eulen kämpfen um den Klassenerhalt und haben einen guten Lauf. Wir waren gewarnt und haben deshalb von Anfang an Gas gegeben und kühlen Kopf bewahrt, als die Eulen einen guten Start hinlegten. Mit einer beweglichen 3-2-1-Abwehr haben wir dann viele Ballgewinne gehabt, und Niklas Landin hatte wieder einen super Tag. Das waren die Gründe, warum wir uns dann in der zweiten Halbzeit so deutlich absetzen konnte. Persönlich habe ich mich gefreut, dass ich auch ein bisschen Pause bekommen konnte. Aber es sind nur noch zwei Spiele, und für diese beiden Spiele kann man die Kraftfrage ausblenden.

Eulen-Spieler Max Neuhaus: Am Anfang haben wir gut mitgehalten, dann ist uns irgendwann die Kraft ausgegangen. Die Kieler sind halt abgezockt - das merkt man. Duvnjak trennt an der Spitze das Spielfeld in zwei Hälften, das macht er überragend. Gegen Ende haben wir keine 100 Prozent mehr auf die Platte gebracht, deswegen ist es so deutlich geworden. Donnerstag geht's gegen Minden um alles -