THW Kiel holt in Lemgo den zweiten Sieg innerhalb von 48 Stunden

Bundesliga

THW Kiel holt in Lemgo den zweiten Sieg innerhalb von 48 Stunden

Schwere Auswärtsaufgabe souverän erledigt: Der THW Kiel hat am Montagabend das Nachholspiel vom 18. Spieltag beim TBV Lemgo Lippe mit 30:25 (13:12) gewonnen. Nur 48 Stunden nach dem hart erkämpften 29:28 gegen die MT Melsungen setzten sich die Zebras mit Beginn des zweiten Durchgangs sukzessive ab. Dank eines Ã¼berragenden Sander Sagosen, der sechs Tore erzielte und als Passgeber zahlreiche weitere Treffer auflegte, und einer starken Abwehr mit dem konstanteren Torwartspiel holten die Kieler zwei weitere wichtige Zähler. Bester Torschütze war Niclas Ekberg mit 7/3 Treffern. 

Kieler starten gut

Dario Quenstedt entschärfte insgesamt sieben Würfe

Die Kieler waren am Sonntagnachmittag ohne eine echte Trainingseinheit nach Lemgo gereist und begannen am Montagabend zunächst mit Dario Quenstedt im Tor. Der Kieler Keeper konnte sich bereits nach wenigen Minuten erstmals auszeichnen, als er einen Heber von Gedeon Guardiola fing und damit die erste Kieler Führung einläutete: Sagosen bediente Ekberg zum 3:2 (7.). Wenig später glänzte der Norweger erneut als Anspieler, dieses Mal war Hendrik Pekeler der Abnehmer - beim 6:4 waren die Zebras erstmals mit zwei Toren in Führung. Doch diese hielt nicht lang, weil Peter Johannesson im TBV-Kasten eine starke erste Halbzeit zeigte, und Bjarki Mar Elisson aus allen Lagen traf: Sechs Tore erzielte der beste Lemgoer Torschütze aus sechs Versuchen, im zweiten Durchgang sollten noch einmal drei Treffer hinzukommen.

Knappe Pausenführung

Vier Tore aus fünf Versuchen

Und so war Lemgo durch Elisson und Guardiolas Gegenstoß beim 9:8 wieder vorn. Die Schwarz-Weißen kämpften, kamen aber nicht richtig in ihren Spielfluss. So waren es vor allem Einzelleistungen, die im Angriff den Erfolg brachten: Domagoj Duvnjak tankte sich zum 9:9 durch, Reinkind holte einen Siebenmeter heraus, den Ekberg - der dreimal vom "Strich" an Johannesson scheiterte, aber zweimal den Nachwurf verwandelte - zur erneuten Kieler Führung im Tor unterbrachte. Der Schwede wurde nach 18 Minuten durch Sven Ehrig ersetzt, kam nur noch für die Strafwürfe aufs Feld. Sein Kompagnon machte seine Sache gut, klaute den Ball und traf zum 11:9. Und doch konnten sich die Zebras bis zur Pause nicht mehr entscheidend absetzen - immerhin nahmen sie nach Duvnjaks Traumanspiel auf Rune Dahmke eine 13:12-Führung mit in die Kabine.

THW rührt Beton an

Die Kieler Defensive wurde im Laufe des Spiels immer stärker

Nach der Pause zeigten die Zebras schnell, wohin die Reise gehen würde: In der Abwehr mischten sie nun Beton an, verdichteten im Zentrum und zwangen Lemgo zu langen Angriffen. Die Konsequenz aus dem aggressiveren Defensiv-Verhalten war nach 36 Minuten auch auf der Anzeige-Tafel zu lesen: Ekberg traf von der Siebenmeter-Linie, Quenstedt hielt gegen Cederholm, und Ehrig erzielte mit seinem dritten Treffer die erste Drei-Tore-Führung für den THW Kiel. Die Gastgeber kamen aber zurück, nutzten jede kleine Chance, um die Kieler zu ärgern: Johannesson hielt einen freien Wurf von Pekeler, und Simak schaffte beim 18:19 den Anschluss. 

Landin startet mit zwei Paraden

Dauer-Arbeiter Hendrik Pekeler erzielte zwei Treffer

Genau der richtige Zeitpunkt für Filip Jicha, um einen weiteren Impuls zu setzen: Er brachte Niklas Landin, der gleich einmal einen Freien von Zerbe und einen Rückraum-Wurf von Bajens entschärfte. Sagosens unglaubliches Tor aus der Drehung bedeutete das 22:19 (46.), der starke Steffen Weinhold vernaschte seinen Gegenspieler und netzte zum 23:19 ein. Langsam, aber sicher waren die Zebras auf Kurs. Und sie ließen sich von diesem nicht mehr abbringen. Weil Sagosen weiter traf (25:21, 26:22, 27:22) oder seine Nebenspieler fand, wie vor Weinholds 24:20. Weil die Kieler Abwehr den Lemgoer Angriff vor immer neue Aufgaben stelle, mit schnellen Systemwechseln für Verwirrung sorgte.

Ehrig mit fünf Treffern

Sven Ehrig war in Lemgo treffsicher

Und weil vorn neben dem unbändigen Willen auch spielerische Elemente wie bei Duvnjaks Traumpass auf Dahmke vor dem entscheidenden 28:22 (56.) nicht zu kurz kamen. Ehrig schraubte sein Torkonto noch auf fünf Treffer, war damit nach Sagosen bester Feldtorschütze. Am Ende gab es einen souveränen 30:25-Auswärtssieg beim TBV Lemgo Lippe, einen Dank an die anwesenden Arbeitskräfte - und dann machten sich die Zebras im Mannschaftsbus "KI-EL 1" in die Nacht auf zu neuen Zielen.

Donnerstag in Leipzig

Sander Sagosen glänzte als Torschütze und Passgeber

Denn die Punktejagd geht für den THW Kiel bereits am kommenden Donnerstag weiter: Das fünfte Spiel innerhalb von zwölf Tagen führt die Zebras in die Messestadt Leipzig. Mit dem SC DHfK wartet dort eine Mannschaft auf die Kieler, die nach zuletzt drei Siegen in Folge ebenfalls selbstbewusst in die Partie geht. Zusätzlichen Auftrieb versprechen sich die Leipziger auch von gut 1000 Fans, die am Donnerstag in die "Quarterback Immobilien Arena" zurückkehren sollen, wenngleich eine endgültige Entscheidung hierüber noch nicht gefallen ist. Anwurf ist um 19 Uhr, Sky überträgt live. Weiter geht's in Leipzig, Kiel! 

Fotos: Paul Cohen

LIQUI MOLY HBL, 18. Spieltag: TBV Lemgo Lippe - THW Kiel: 25:30 (12:13)

TBV Lemgo Lippe: Zecher (1 Siebenmeter, keine Parade), Johannesson (1.-60., 8/3 Paraden); Elisson (9/4), I. Guardiola, Simak (2), Carlsbogard (3), Schagen, Timm (1), Hangstein, Zerbe (3), G. Guardiola (1), Cederholm (5), Geis, Reimann, Bajens (1); Trainer: Kehrmann
THW Kiel: N. Landin (42.-60., 5 Paraden), Quenstedt (1.-42., 7 Paraden); Ehrig (5), Duvnjak (3), Sagosen (6), Reinkind (1), M. Landin (n.e.), Sunnefeldt, Weinhold (2), Ekberg (7/3), Ciudad, Dahmke (4), Zarabec, Voigt (n.e.), Horak, Pekeler (2); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Julian Köppl / Denis Regner
Zeitstrafen: TVB: 2 (I. Guardiola (11.), Timm (45.)) / THW: 1 (Horak (54.))
Siebenmeter: TVB: 4/4 / THW: 6/3 (Johannesson hält Ekberg (6.) und 2x Ekberg, der den Nachwurf verwandelt (19., 45.))
Spielfilm: 1:0, 2:1 (3.), 2:3 (7.), 3:4 (11.), 4:4, 4:6 (15.), 5:7, 7:7 (18.), 9:8 (20.), 9:11 (24.), 10:12, 12:12 (28.), 12:13;
12:14 (32.), 14:15 (35.), 14:17 (36.), 16:19 (39.), 18:19 (42.), 18:21 (45.), 19:23 (48.), 21:25 (51.), 22:25, 22:28 (57.), 23:29, 25:30.
Zuschauer: keine (Phoenix-Contact-Arena, Lemgo)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Filip Jicha: Wir sind gestern mit viel Respekt angereist, dementsprechend froh sind wir, dass wir gewonnen haben. Ich habe zu meinen Spielern in der Kabine gesagt, dass solche Siege nach der Belastung in den letzten Tagen überhaupt nicht selbstverständlich sind. Deshalb bin auch stolz auf die Jungs. Uns hat die verbesserte Abwehrleistung in der zweiten Halbzeit enorm geholfen. Da haben wir das Zentrum besser hinbekommen und Lemgo zu langen Angriffen gezwungen. Vorn haben wir nicht schön gespielt, aber es ware eine pure Willensleistung. Aber in diesen Zeiten, in denen die Jungs schon seit längerem gar nicht mehr trainieren können und nur spielen, sollte man nichts anderes erwarten. Wir machen uns jetzt auf den Heimweg, und am Donnerstag sind wir schon in Leipzig. Es geht weiter Schlag auf Schlag. 

TBV-Trainer Florian Kehrmann: Großes Kompliment an meine Mannschaft, dass wir über 60 Minuten voll dagegen gehalten haben. Wir haben am Anfang gut angegriffen und standen gut in der Abwehr. Mit zunehmender Spieldauer haben wir Probleme mit der 5-1, 3-2-1-Abwehr der Kieler bekommen. Wir haben zwei, drei Angriffe gebraucht, um uns darauf einzustellen. Da lagen wir dann aber schon mit zwei, drei Toren hinten. Bis zur Halbzeit konnten wir das taktisch im Angriff besser lösen, in die zweite hälfte sind wir dann nicht gut hineingekommen. Wir wollten das Spiel so eng wie möglich halten, machen aber direkt nach der Pause einige doofe Fehler. Gegen eine Spitzenmannschaft muss aber alles klappen, dafür haben wir dann einige freie Bälle zuviel verworfen. Trotzdem haben wir uns gut verkauft, und wir werden Kiel in einer Woche dann wieder ärgern, Die Vorzeichen vorm Halbfinale werden sich nicht ändern. Wer Deutscher Meister und Tabellenführer ist, ist Favorit. Der THW und Flensburg gehen souverän durch die Liga. Hut ab vor deren Leistung, wenn man auf ihre Anzahl an Spielen blickt. Leider sind beide in der EHF Champions League ausgeschieden. Hamburg wird ein hartes Brett für uns, aber wir werden versuchen, es zu bohren. Wir werden sie bis zum letzten ärgern, 60 Minuten kämpfen - wie heute. Vielleicht haben wir dann ein bisschen mehr Spielglück, dann haben wir auch eine Chance gegen den THW Kiel.  

THW-Linksaußen Rune Dahmke bei Sky: Lemgo hat eine sehr gute erste Halbzeit gespielt. Da haben sie gnadenlos ihren Stiefel durchgezogen und haben wenig Fehler gemacht, sodass es eigentlich immer ausgeglichen war. In der zweiten Halbzeit ist dann die Stimmung in unserer Abwehr viel besser, wir konnten uns so in den ersten Minuten gleich ein bisschen absetzen. Dann spielen wir das relativ souverän zu Ende. Unsere Stärke ist das Umschalten zwischen der 6-0- und der 3-2-1-Abwehr, sobald Lemgo Lösungen gegen eine Variante gefunden hatte, haben wir auf die andere umgestellt. Das hat gut funktioniert. Wir verbringen derzeit wenig Zeit in der Trainingshalle, sind quer durch Deutschland unterwegs. Wir wissen aber, was wir zu tun haben. Wir wollen alle Spiele gewinnen, danach gibt es dann Zeit, sich auszuruhen