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THW Kiel “mit der Brechstange” zu zwei wichtigen Punkten

Bundesliga

THW Kiel "mit der Brechstange" zu zwei wichtigen Punkten

Die Zebras sind zurück: Nach der langen Nationalmannschafts-Pause hat der THW Kiel ein sehr schweres Auswärtsspiel für sich entschieden. Beim Bergischen HC gewannen die Kieler mit 32:27 (15:15) und überzeugten vor allem im zweiten Durchgang mit einer starken Defensivleistung. Vorn war auf Niclas Ekberg (7/1 Tore) sowie auf die Wurfgewalt von Miha Zarabec, Harald Reinkind (je 5), Domagoj Duvnjak und Sander Sagosen (je 4) Verlass. Die 60 umkämpften Minuten im menschenleeren Düsseldorfer ISS Dome waren eher nichts für Handball-Feinschmecker, wie THW-Trainer Filip Jicha gestand: "Das war heute eher Brechstange als schöner Handball."

Tag der verschlossenen Tür

Momente einer schwierigen Spielvorbereitung ...

Der Neustart nach der verlängerten Nationalmannschafts-Pause geriet für die Zebras holprig - zunächst neben dem Feld. Als die Kieler im ISS Dome ankamen, war die Kabinentür verschlossen. Ein Arena-Mitarbeiter hatte den Schlüssel von innen stecken lassen, bevor die massive Tür ins Schloss fiel. Die Konsequenz: Die Kieler Spieler mussten sich auf dem Gang umziehen, Physiotherapeut Stephan Lienau tapte Niclas Ekberg & Co. auf der mitgebrachten Behandlungsbank direkt im Einlaufbereich. 45 Minuten vor Anpfiff hatte ein Schlüsseldient die Tür dann aufgebrochen - gerade noch rechtzeitig für die Team-Besprechung vor dem wichtigen Auswärtsspiel. "Das ist natürlich keine ideale Vorbereitung und es zeigt einmal mehr, was uns alles abgefordert wird", sagte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi mit einem Lächeln im Gesicht. 

Viele Fehler im ersten Durchgang

Auf dem Feld machte die unkonventionelle "Spielvorbereitung" sich zunächst kaum bemerkbar. Die Zebras gingen konzentriert zu Werke und warfen eine schnelle 4:2-Führung heraus. Doch immer dann, wenn sich in der von Fehlern auf beiden Seiten geprägten ersten Hälfte die Fehlwurf-, Stürmerfoul- oder Ballverlust-Statistik von der einen zur anderen Seite neigte, kippte auch das Spiel. So warf Boomhouwer die Gastgeber nach zehn Minuten wieder in Führung, was Hendrik Pekeler wuchtig und nach tollem Sagosen-Pass per Dreher mit dem 7:6 für den THW Kiel beantwortete. Als Reinkind dann Wiencek bediente, der nach seinem Schädel-Hirn-Trauma aus dem Nordhorn-Spiel zurückgekehrte Steffen Weinhold den Ball stahl und Ekberg zum 9:6 traf (17.) schienen die Schwarz-Weißen wieder in der Spur.

Remis zur Pause

Treffsicher: Hendrik Pekeler

Doch die Bergischen Löwen ließen sich nicht abschütteln, verkürzten auf 9:10, was der THW mit Ekbergs Rückraumtreffer, Pekelers Gegenstoß nach Steal und Zarabec'-Schlagwurf mit dem 13:9 konterte. Sechs Minuten vor der Pause schien das Pendel wieder in Richtung der Kieler auszuschlagen, doch die wellenförmigen Resultats-Ausschläge gingen in eine neue Runde. Weil der THW Kiel in der Abwehr häufig zu nachlässig war, weil vorn Fehler passierten. Keine drei Minuten später war der BHC wieder dran und nutzte dann eine Ãœberzahl-Situation, um bis zur Pause trotz Weinholds fantastischem Treffer zum 15:13 noch zu egalisieren - 30 Minuten Kampf auf beiden Seiten endeten mit dem 15:15 durch BHC-Kapitän Fabian Gutbrod. 

THW mit mehr Elan zurück

Die Kieler Defensive war in der zweiten Hälfte deutlich bissiger unterwegs

Mit mehr Elan und Dario Quenstedt für den glücklosen Niklas Landin im Tor kehrten die Kieler zurück aus der Kabine - einige Quenstedt-Paraden gaben Sicherheit, und insgesamt ging die THW-Defensive nun wesentlich beweglicher und kompromissloser zur Sache. Ekberg verwandelte einen Abpraller zum 17:16, Quenstedt hielt gegen den freien Darj, und Duvnjak ließ es richtig krachen: 18:16! Doch der BHC blieb weiter dran, musste dann aber wieder abreißen lassen: Sander Sagosen bediente Dahmke, Duvnjak klaute den Ball und verwandelte sicher, kurz darauf bediente der Kapitän Pekeler am Kreis: Beim 22:18 (41.) waren die Zebras wieder auf vier Treffer enteilt. Und hielten jetzt dem Druck der Gastgeber stand, auch wenn der beim 22:24 noch auf Zählbares hoffen konnte. 

Zarabec-Dreierpack zur Entscheidung

Vier Tore erzielte Sander Sagosen

Hinten wurden weiter Bälle geklaut, und offensiv wurden die Lücken in der zuvor massiven BHC-Deckung gefunden. Weite Pässe rissen den Defensiv-Verbund der Gastgeber auseinander, und dann ließen es nach Ekbergs Gegenstoß zum 25:23 die Rückraumschützen um den starken Miha Zarabec krachen: Sagosen zum 26:23, Zarabec zum 28:24, 29:24 und aus dem Stand zum 30:24, Reinkind zum 31:26 - ein 5:2-Lauf zwischen der 48. und 53. Minute brachte die Zebras endgültig auf die Siegerstraße, am Ende feierten die Kieler über einen zwar hart erkämpften, aber dennoch hochverdienten 32:27-Erfolg in Düsseldorf. 

Donnerstag Spitzenspiel gegen Barcelona

Kurzer Jubel, dann zurück in den Bus: Donnerstag kommt der FC Barcelona!

Die Kieler machten sich direkt nach der Partie auf die siebenstündige Heimfahrt mit ihrem Mannschaftsbus "KI-EL 1" von AK Touristik. Am Montag beginnt die Vorbereitung auf einen echten Kracher: Am Donnerstag empfangen die Zebras in der EHF Champions League den FC Barcelona zum Duell der Giganten in der Wunderino Arena. Nicht nur ein Schönheitsfleck für diesen europäischen Klassiker: Die Partie muss aufgrund der aktuellen Pandemie-Regelungen ohne die Unterstützung von Zuschauern ausgetragen werden. THW-Fans können trotzdem "live" dabei sein: Als Papp-Fan-Foto im weiten Rund der Arena (alle Infos in diesem Artikel), am Spieltag selbst ab 18:15 Uhr auch beim Heimspiel-TV mit den neuesten Infos aus der Halle, ab 19 Uhr gibt's dann 60 Minuten Weltklasse-Handball live bei DAZN.de und auf der Facebook-Seite des THW Kiel die Spiel-Analyse mit einem der Zebra-Spieler. "Das wird ein ganz besonderes Match", blickt Kapitän Domagoj Duvnjak voraus auf den Klassiker. "Barca hat derzeit die beste Mannschaft der Welt."   

Fotos: afi-fotodesign, Wuppertal

LIQUI MOLY HBL, 8. Spieltag: Bergischer HC - THW Kiel: 27:32 (15:15)

Bergischer HC: Rudeck (43.-60., 3 Paraden), Mrkva (1.-43., 5 Paraden); Darj (5), Gunnarsson (4/1), Majdzinski (1), Fraatz, Babak (2), Szücs, Damm, Gutbrod (4), Arnesson, Bergner, Nikolaisen (1), Boomhouwer (6), Stutzke, Schmidt (4); Trainer: Hinze
THW Kiel: N. Landin (1.-30., 51.-60.,  Paraden), Quenstedt (31.-51., 4 Paraden); Ehrig, Duvnjak (4), Sagosen (4), Reinkind (5), M. Landin, Sunnefeldt (n.e.), Weinhold (1), Wiencek (1), Ekberg (7/1), Dahmke (1), Zarabec (5), Horak (n.e.), Pekeler (4); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Colin Hartmann / Stefan Schneider
Zeitstrafen: BHC: 1 (Nikolaisen (45.)) / THW: 2 (Duvnjak (8.), Ekberg (28.))
Siebenmeter:  BHC: 1/1 / THW: 1/1
Spielfilm: 0:1, 1:1, 1:3 (5.), 2:4 (7.), 5:4 (10.), 6:5, 6:9 (17.), 8:9 (19.), 9:10, 9:13 (23.), 12:13 (27.), 12:14, 13:15 (29.), 15:15;
15:16, 16:16, 16:18 (36.), 18:19, 18:22 (41.), 19:23, 21:23 (45.), 22:24, 23:25 (48.), 23:27 (50.), 24:27, 24:30 (56.), 26:30, 
Zuschauer: keine (ISS Dome, Düsseldorf)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Filip Jicha: Es war heute eine der schwersten Aufgaben. Es wird derzeit mehr geredet als Handball gespielt, dann konnten wir vor dem Spiel nicht in die Kabine, sodass die Spieler ihre Rituale nicht durchlaufen konnten. Ich habe meine Marotten mit meiner Spielerkarriere ad acta gelegt, aber ich kann mich gut in die Jungs hineinversetzen. Als Spieler hätte ich die Tür wahrscheinlich selbst durchgeboxt, um meine Abläufe einhalten zu können. Respekt an meine Mannschaft, dass wir dieses Spiel gewonnen haben. Es war zwar mehr Brechstangen- als schöner Handball, aber die zwei Punkte zählen genau wie der Umstand, dass wir endlich wieder zusammenspielen konnten. 

BHC-Trainer Sebastian Hinze: Der THW Kiel hat gut verteidigt, gegen solch eine Abwehr muss man dann torgfährlicher sein. Im zweiten Durchgang waren wir da ein wenig mutlos. Wenn wir im Angriff besser spielen, hätte es heute klappen können. Aber wir arbeiten daran, dass wir diese Wellenbewegungen aus unserem Spiel herausbekommen.

THW-Kapitän Domagoj Duvnjak: Es war wichtig, dass wir gewonnen haben. Es war ein schweres Spiel nach der Nationalmannschafts-Pause, und deshalb bin ich überglücklich, dass wir gewonnen haben. Und auch mit meiner Leistung bin ich zufrieden. Wir hatten in der ersten Halbzeit Probleme, in der zweiten Halbzeit waren wir dann wacher. Wir können und müssen besser spielen, das wissen wir. Aber jetzt freuen wir uns erst einmal auf Barcelona.  

THW-Rückraumspieler Harald Reinkind: Nach der langen Pause dauert es, bis man seinen Rhythmus wieder gefunden haben. Unser Spiel hat heute gestottert. Aber es ist auch eine Stärke, an einem nicht so guten Tag das Spiel trotzdem zu gewinnen.

BHC-Rückraumspieler David Schmidt: Wir mussten für unsere Tore unglaublich hart arbeiten, um überhaupt in den Abschluss zu kommen. Man hat gemerkt, dass der THW Kiel dieses Mal sehr viel Zeit für die Vorbereitung hatte. Die Kieler wussten vor allem in der Abwehr sehr genau, was auf sie zukommt.