Erste Heimniederlage: Zebras unterliegen starken Löwen

Bundesliga

Erste Heimniederlage: Zebras unterliegen starken Löwen

Der THW Kiel hat zum Abschluss der Hinrunde in der DKB Handball-Bundesliga seine erste Heim-Niederlage kassiert: Vor 10.285 Zuschauern in der ausverkauften Sparkassen-Arena unterlagen die "Zebras" im Spitzenspiel den Rhein-Neckar Löwen mit 26:29 (14:16). In den 60 hart umkämpften Minuten gelang es den Kielern, die in einem überragenden Patrick Wiencek und Domagoj Duvnjak (beide je sieben Tore) ihre stärksten Akteure hatten, nicht, den defensiv wie offensiv stark agierenden Titelverteidiger zu bezwingen. Auch, weil der ehemalige Kieler Andreas Palicka im Tor der Mannheimer einen überragenden Tag erwischt hatte.

Dissinger und Brozovic müssen passen

Die Kieler mussten vor dem Spitzenspiel, das mit einer Gedenkminute für die Anschlags-Opfer in Berlin begann und in dem beide Mannschaften mit Trauerflor aufliefen, zwei weitere personelle Hiobsbotschaften verkraften: Neben Steffen Weinhold und Blazenko Lackovic meldeten sich nach dem Abschlusstraining auch Ilija Brozovic (Bluterguss im Knie) und Christian Dissinger (Gehirnerschütterung) ab. Der THW Kiel im Dezember 2016: Angesichts der vielen Verletzungen stellt sich der Kader des Rekordmeisters von alleine auf... Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen hatte indes die Qual der Wahl - die Mannheimer reisten mit komplettem Kader an.

Löwen von Beginn an in Führung

Beide Mannschaften legten in dieser Spitzenpartie los wie die sprichwörtliche Feuerwehr: Nicht einmal 160 Sekunden war das Spiel alt, da war bereits der fünfte Treffer gefallen. Die "Zebras" liefen dabei von Beginn an einem Rückstand hinterher, weil Alexander Pettersson anfangs nicht zu stoppen war. Weil die Löwen auf Kieler Tore postwendend mit der Schnellen Mitte konterten. Doch der THW blieb dran, Rune Dahmke glich die 4:2-Führung der Gäste mit einem seiner berühmten "Um-die-Ecke-Würfe aus, ihm tat es der präsente THW-Motor Domagoj Duvnjak zum 6:6 gleich. Doch immer dann, wenn sich der THW anschickte, selbst in Führung zu gehen, hatten die "Löwen" die bessere Antwort. Wieder zogen sie auf 10:8 davon, wieder gelang den "Zebras" der Ausgleich. Marko Vujin hämmerte die Unterarmwürfe ins Netz, und als Rene Toft Hansen in der nun besser formierten Defensive einen Ball klaute, traf Duvnjak zum frenetisch bejubelten 10:10.

Alle Register gezogen

Früh zogen beide Trainer alle Register, stimmten ihre Mannschaft in Auszeiten auf neue taktische Varianten des Gegners ein. Jacobsen ließ seine Abehr in der 3-3-Formation decken, Gislason brachte den siebten Feldspieler und zwang die Blau-Gelben damit wieder in die 6-0. Gislason brachte Wolff für den unglücklich agierenden Landin, aber Palicka hielt Tofts Gegenstoß, was wiederum Groetzki zum 13:10 verwertete. Doch die "Zebras" hielten weiter dagegen, kämpften um den Anschluss. Der überragende Wiencek sendete mit seinem Pirouetten-Treffer zum 11:13 ein Signal auch an die Fans in der Arena, die ihren Lautstärke-Pegel noch einmal nach oben drehten. Duvnjak setzte sich in Unterzahl zum 12:13 durch, aber Schmid konterte. Die letzten beiden Minuten vor dem Wechsel hatten es dann richtig in sich. 

Letztes Spiel 2016 gegen die Bergischen "Löwen"

Diese beginnt am zweiten Weihnachtsfeiertag, denn für den THW Kiel ist das Handballjahr 2016 noch nicht beendet. Am 26.12. empfangen die "Zebras" erneut "Löwen": Um 17:15 Uhr wird die Partie gegen den Bergischen HC in der ausverkauften Sparkassen-Arena angepfiffen, die aufgrund des Feiertags ausnahmsweise erst um 15:45 Uhr ihre Türen öffnet. Die Kieler werden dann ihr 31. Pflichtspiel absolvieren - und hoffen wie gegen die Mannheimer auf eine klasse Atmosphäre: "Wir wollen dieses Spiel unbedingt gewinnen. Mit unseren Fans. Und für unsere Fans", sagt Kapitän Domagoj Duvnjak. Weiter geht's am 26. Dezember: Auf geht's, Kiel!

Kurioses Ende der ersten Halbzeit

Duvnjak traf in durch den zusätzlichen Feldspieler erzwungener Überzahl zum 13:14, Gudjon Valur Sigurdsson wollte den Anwurf im verwaisten Kieler Kasten unterbringen, von der Bank sprintete Wolff dem Ball hinterher und schnappte sich diesen - und riss damit die Fans von den Sitzen. Der THW war am Drücker, Vujin traf per Siebenmeter zum Ausgleich. Dann wurde es turbulent: Wolff bekam vom unsicheren Schiedsrichtergespann eine Zwei-Minuten-Strafe aufgebrummt, weil er in der ohrenbetäubenden Kulisse nach einem Pfiff den Ball zu spät herausgegeben haben soll, Pekeler traf in Überzahl zur Gästeführung, blieb danach im Torkreis liegen. Landin kümmerte sich um den Löwen-Kreisläufer, der THW machte Tempo, Toft scheiterte aber an Palicka. Pekeler schleppte sich aus dem Kreis, Sigurdsson lief den Tempogegenstoß gegen den irritierten Landin konsequent zu Ende: Statt unentschieden zur Pause stand es urplötzlich 16:14 für den Titelverteidiger. 

Arena wird zum Tollhaus

Die zweite Hälfte begann beinahe, wie die erste aufhörte: In Unterzahl blieb Landin draußen, um diesen Nachteil im Angriff auszugleichen. Palicka hielt den freien Wurf von Bilyk und traf reaktionsschnell quer über das Feld zum 17:14. Die Gäste blieben mit drei Treffern vorn - doch die "Zebras" gaben ihrerseits nicht klein bei. Toft Hansen traf per Heber zum 16:18, Dahmke klaute den Ball und schickte Duvnjak zum 17:18 auf die Reise, und als der Kieler Kapitän erneut einnetzte, war aus der Sparkassen-Arena längst ein Tollhaus geworden. Doch der THW hatte auch Pech: Vujins Lattentreffer bestrafte Sigurdsson mit dem 18.20, Bilyk bediente Wiencek zum Anschluss, Palicka hielt mit einer spektakulären Flugparade den Wurf von Niclas Ekberg, Wolff im Gegenzug den Wurf von Schmid. Den Abpraller schnappte sich Toft Hansen, Sekunden-Bruchteile später landete die Hand von Schmid im Gesicht des Dänen. Nach kurzer Beratung entschieden sich die Unparteiischen gegen eine Rote Karte, schickten den Löwen-Spielmacher nur für zwei Minuten auf die Bank. Aber Wiencek traf zum 20:20 - in der 40. Minute war wieder alles offen.

Spannung bis in die Schlussphase

Die Löwen behielten darin aber einen kühlen Kopf, verschleppten den folgenden Angriff, nahmen so mehr als eine Minute der Zeitstrafe von der Uhr und trafen mit dem letzten möglichen Ballkontakt durch du Rietz zum 21:20. Dann machte Palicka endgültig den Kasten zu, während vorne Andy Schmid nach der Rückkehr richtig aufdrehte. Schlagwurf Schmid: 22:20 für die Löwen. Parade Palicka, Schlagwurf Schmid. 23:20. Anschluss Wiencek, Manndeckung von Ekberg gegen Schmid. Und der Schweizer ließ einen Strahl in den Winkel zum 24:21 folgen (46.). Wieder mussten die Kieler kraftraubend einem Rückstand hinterher laufen - und hatten durchaus Möglichkeiten. Weil die Löwen an Wolff und dem Gebälk scheiterten oder Fehler machten. Indes: Palicka machte jetzt den Unterschied, hielt flache Würfe, hohe Würfe. Und wurde so zum Vorbereiter von Mensah Larsens 26:22 und Sigurdssons 28:23 (52.). Noch einmal bäumte sich der THW in Person von Wiencek, Toft und Vujin (26:28, 58.) auf, doch in Überzahl machte Schmid dann alles klar. Durch die Niederlage tauschten die Kieler den Platz mit den Löwen, die als Flensburg-Jäger Nummer eins in die Rückrunde gehen.