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Spitzenspiel gegen Tabellen-Zweiten: Mittwoch kommt Melsungen

Bundesliga

Spitzenspiel gegen Tabellen-Zweiten: Mittwoch kommt Melsungen

Der THW Kiel muss nach der aufgrund der äußeren Umstände besonderen Auswärtsreise nach Paris schnell den Schalter wieder umlegen: Bereits am Mittwoch haben die Kieler Handballer die nächste schwere Aufgabe vor der Brust. Ersatzgeschwächt geht es gegen den Tabellen-Zweiten der DKB Handball-Bundesliga um zwei enorm wichtige Punkte. Das Spitzenspiel gegen die MT Melsungen wird um 20.15 Uhr angepfiffen, noch gibt es einige Karten. Sport1 überträgt aus der Sparkassen-Arena, Informationen zum Spiel liefert auch der Liveticker auf der THW-Homepage.

18 Kieler Siege in 20 Spielen

Viele Jahre war die MT Melsungen ein Lieblingsgegner für den THW Kiel. Man traf sich in Kiel und in Kassel - die Punkte bekamen immer die "Zebras". Das ging genau 14 Mal gut. Bis zum 9. Dezember 2012. Dann gewann das Team von Trainer Michael Roth in der Sparkassen-Arena 29:25. Es war die erste Kieler Niederlage nach zuvor 585 Tagen, in denen die "Zebras" rasant durch die DKB-Handball-Bundesliga galoppierten und 101:1 Punkte in Folge einsammelten. Seit jenem Tag sind die Kieler aber wieder in eigener Halle ungeschlagen, gewannen auch in der Vorsaison gegen die MT nach einem starken Spiel 32:23 (siehe Spielbericht) und auswärts ebenso deutlich mit 41:32. Dadurch schraubten die "Zebras" ihre Bilanz gegen die Hessen bei zwei Niederlagen auf 18 Siege (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv).

MT im Kreis der Titelkandidaten

Jetzt kommt die MT Melsungen erneut nach Kiel - und das als Tabellenzweiter. Die Hessen sind so etwas wie die "Mannschaft der Stunde" in der DKB Handball-Bundesliga. Spätestens nach dem 25:23-Erfolg am vergangenen Sonnabend gegen den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen haben die Handball-Experten und -Fans die Melsunger auf dem Zettel, wenn es um Titelanwärter in der "stärksten Liga der Welt" geht. MT-Kapitän Michael Müller wird zwar nicht müde zu betonen, dass es sich bei Platz zwei um eine "Momentaufnahme" handele, die einem "sehr guten Lauf" entspringe. Aber so richtig abnehmen will man dieses Unterstatement den Melsungern nicht. 

Coup gegen die "Löwen"

Denn längst hat man auf Fanseite in Kassel, wo die MT ihre Heimspiele austrägt, den Blick auch nach oben gerichtet. Kein Wunder, strebt die Mannschaft von Michael Roth, der Melsungen vor fünf Jahren abgeschlagen auf einem Abstiegsplatz stehend übernommen und seitdem stetig nach oben, zweimal ins Pokal-Final-Four nach Hamburg und im vergangenen Jahr erstmals in den Europapokal geführt hatte, doch ihrem besten Ergebnis der Bundesliga-Geschichte entgegen. Offiziell hatte man bei der MT nach zuletzt zwei sechsten Plätzen einen Tabellenrang zwischen vier und sieben als Ziel ausgegeben. Jetzt steht Melsungen kurz vor Halbzeit der Saison auf Platz zwei und hat nach dem jüngsten Coup gegen die "Löwen" nur noch zwei Punkte Rückstand auf den Tabellenführer. 

Erst vier Minuspunkte

"Wir hatten zu Saisonstart einen guten Spielplan und haben gegen die Aufsteiger alle sechs Punkte geholt. Dann hatten wir einen Lauf und haben in Flensburg gewonnen", beschreibt Michael Müller den Durchmarsch der Melsunger bis fast an die Spitze. Umso ärgerlicher, dass man im Heimspiel gegen den VfL Gummersbach (23:27), in Hannover (24:24) und beim Auswärtsspiel in Magdeburg (28:28) Punkte liegen gelassen hat. "Der Punktverlust in Magdeburg war äußerst bitter", erinnert sich Müller. "Man hat nicht oft die Chance, dort zu gewinnen. Wir standen kurz davor, haben den Sack aber nicht zugemacht." Ansonsten hielt sich Melsungen aber schadlos, besiegte neben den Löwen auch die Flensburger - und das beim 33:32 sogar in deren Halle.

Drei Neuzugänge

Dabei kommt der Erfolg der Melsunger nicht von ungefähr: Bis auf die beiden Torhüter Mikael Appelgren (zu den "Löwen" und Per Sandström (ging zu IK Sävehof nach Schweden) bliebt die Mannschaft der vergangenen Saison zusammen. Mit Johan Sjöstrand, der am Mittwoch erstmals an seine alte Wirkungsstätte nach Kiel zurückkehrt, und Rene Villadsen vom ThSV Eisenach wurde früh mindestens gleichwertiger Ersatz gefunden. "Johan ist ein riesigerRückhalt für uns in der Abwehr. Es trägt Früchte, dass der Verein auf Kontinuitätsetzt und langfristig mit Spielern plant", sagt Michael Müller, der im Rückraum nun auch auf Timm Schneider (kam aus Lemgo) als starkem Nebenmann setzen kann.

Toft Hansen ist gesperrt

Auf den THW Kiel wartet am Mittwoch eine ganz schwere Heim-Aufgabe. "Wir wollen diese Partie gegen einen starken Gegner gewinnen, brauchen dafür aber von der ersten Minute an echte Spitzenspiel-Stimmung in unserer Arena", sagt THW-Kapitän Rene Toft Hansen. Der Däne wird seiner Mannschaft nicht helfen können, er ist nach seiner roten Karte im Wetzlar-Spiel für die Top-Partie des 15. Spieltages gesperrt. "Bei solch einer Partie der Mannschaft nicht helfen zu können, tut weh", so Toft Hansen. "Ich hoffe, dass unsere Fans jetzt noch mehr hinter der Mannschaft stehen!" Nach dem langfristigen Ausfall von Patrick Wiencek (Kreuzbandriss) fehlt den "Zebras" also das etatmäßige Kreisläufer-Gespann, für das das Duo Igor Anic/Rogerio Ferreira in die Bresche springen soll. Zudem meldeten Steffen Weinhold und Niclas Ekberg nach dem Spiel in Paris Beschwerden an den Adduktoren, was ihren Einsatz am Mittwoch fraglich macht. 

Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen

Anpfiff für das Topspiel gegen die MT Melsungen ist am Mittwoch um 20.15 Uhr. Schiedsrichter sind Lars Geipel und Marcus Helbig. Es gibt noch rund 100 Sitz- und Stehplatzkarten an allen bekannten Vorverkaufsstellen und online (mit Print@Home zum Selbstausdrucken) im THW-Ticketshop (jetzt direkt Karten ordern!). Nach dem Spiel und der Pressekonferenz wird der norwegische Neuzugang Erlend Mamelund in der Fan-Arena beim "Ball.Point" zum Interview erwartet. Wichtig: Aufgrund der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen mit Personen- und Taschenkontrollen in der Sparkassen-Arena werden die Zuschauer gebeten, mehr Zeit für den Einlass einzuplanen (mehr Informationen zu den Kontrollen). Es ist Spitzenspiel-Zeit in Kiel, auf geht's, Zebras!

KN: Die Löwenbändiger

Kassel. Klingt nicht nach Spitzenspiel, ist es aber: THW Kiel gegen die MT Melsungen, am Mittwoch (20.15 Uhr) in der Kieler Sparkassen-Arena. Der Tabellenvierte (20:6 Punkte) empfängt den Zweiten (24:4), der am Wochenende den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen mit 25:23 entzauberte und die Handball-Bundesliga aufmischt, dass es eine Art hat. Aber wie konnte dieser Kasseler Coup überhaupt gelingen? "Bei uns gibt es keine Torschützenkönige, bei uns gibt es eine Einheit", sagt Johan Sjöstrand. Der 28-Jährige wechselte vor der Saison von den Zebras zur Melsunger Turngemeinde und genießt "zu 100 Prozent das Vertrauen" von Trainer Michael Roth. Der schwedische Nationalkeeper sieht noch ein weiteres Rezept für den Erfolg der Nordhessen: "Der Nummer-eins-Faktor ist unsere Abwehr. Die Deckung und ich arbeiten super zusammen - das passt!" Die MT agiert meist in einer 6:0- oder 5:1-Formation und setzt - insbesondere in der Rothenbach-Halle mit ihren 4300 Fans - auf Kampf und Leidenschaft. Gegen die Löwen trumpften neben Sjöstrand die Nationalspieler Michael Müller (7 Tore) und Johannes Sellin (6) groß auf. "Harte Arbeit und jede Menge Spaß" (Müller) hat die MT mittlerweile bis auf Tuchfühlung zur Tabellenspitze geführt. Flensburg, Kiel, Berlin - die "Großen" müssen sich hinter dem No-Name-Team einreihen. "Wir haben zwar keine Stars, aber sind ein unglaublich starkes Kollektiv", sagt MT-Coach Roth. "Schon in den letzten zwei Jahren waren wir eine Mannschaft, die von allen gefürchtet war. Unterschätzt werden wir von niemandem mehr." "Jetzt genießen wir die Luft da oben, aber Hochmut kommt vor dem Fall", weiß Müller. Johan Sjöstrand weiß: "Das Spiel in Kiel wird das schwerste überhaupt." Um dann zu ergänzen: "Aber machbar, wir haben keinen Druck." (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 24.11.2015)

KN: Endspiel ohne Chef

Kiel. Ist der Chef nicht da, tanzen die Fans auf ihren Sitzen! So oder so ähnlich stellen sich die Verantwortlichen des Handball-Bundesligisten THW Kiel den heutigen Abend vor. Zu Gast in der Sparkassen-Arena ist um 20.15 Uhr das Ãœberraschungsteam der Saison, die MT Melsungen. Auch wenn Spitzenspiel nicht draufsteht: Es ist Spitzenspiel drin, wenn die "Löwenbezwinger" aus Nordhessen auch dem Rekordmeister das Leben schwer machen wollen. "Ich wüsste nicht, warum sich Melsungen nicht da oben etablieren sollte", sagt THW-Coach Alfred Gislason. Besonders die Abwehr "und dahinter ein Johan Sjöstrand in super Form" machen nach Meinung des Isländers die Stärke des Tabellenzweiten aus, der am Wochenende den Rhein-Neckar Löwen die erste Niederlage beibrachte. "Der Sieg war verdient, hat mich gefreut", gibt Gislason zu. Die MT-Auswahl von Trainer Michael Roth sei eine der wenigen Mannschaften der Liga, die eine defensive 6:0- und eine offensive 5:1-Deckung gleichermaßen stark spiele. "Das können eigentlich nur die Löwen, Melsungen und wir." Genau da liegt heute Abend allerdings das Problem der Zebras, fallen mit dem verletzten Patrick Wiencek (Kreuzbandriss) und dem gesperrten Kapitän René Toft Hansen (Rote Karte in Wetzlar) doch die beiden unangefochtenen Alphatiere im Innenblock aus. "Der Mannschaft nicht helfen zu können, tut weh", sagt der dänische Abwehrchef. Die Verantwortung im Abwehrzentrum lastet nun auf anderen Schultern. Beispielsweise auf denen des zuletzt starken Joan Canellas oder des Norwegers Erlend Mamelund, ebenfalls für sein kräftiges Zupacken bekannt. In Paris experimentierte Gislason zudem mit dem 2,04 Meter großen Brasilianer Rogerio Ferreira auf der Position von Toft Hansen - ohne durchschlagenden Erfolg. Auch Christian Dissinger könnte in der Abwehrmitte zum Einsatz kommen. "Wir müssen einfach weniger Fehler als in Paris machen, uns fangen und Melsungen schlagen - fertig aus!", sagt der Rückraum-Rechtshänder, der am 15. November 24 Jahre alt wurde. Die Zebras haben in Paris Kraft gelassen: physisch und psychisch. Torwart Nikolas Katisigiannis kehrte nach einem Kopftreffer von Nikola Karabatic mit einem blauen Auge zurück. Rechtsaußen Niclas Ekberg plagen Bauchmuskel-, Linkshänder Steffen Weinhold Adduktorenprobleme. Keine perfekten Rahmenbedingungen für ein Spitzenspiel. Kein Wunder, dass Alfred Gislason ungewohnt deutlich den Rückhalt der Kieler Fans fordert: "Die Mannschaft braucht das Publikum!" Schließlich gastiert mit der MT Melsungen eine Mannschaft an der Förde, die in dieser Saison fast unverändert aufläuft und nur die beiden Keeper Mikael Appelgren (Löwen) und Per Sandström (IK Sävehof) abgeben musste. Eine Lücke, die das Ex-Zebra Johan Sjöstrand seit dem Sommer formidabel ausfüllt und zu einem der Garanten für den Höhenflug avancierte. Positiv ins Gewicht fällt zudem, dass die Hessen nicht international vertreten sind. "Jetzt haben wir einen entzerrten Spielplan, können uns besser auf die Partien vorbereiten", sagt der 53-jährige Ex-Nationalspieler Roth, seit Oktober 2010 MT-Coach. Und es spart Kraft. Kraft, die den Kielern zuweilen fehlt. "Die Fans können ein Energiefaktor sein", sagt auch THW-Geschäftsführer Thorsten Storm. "Sie können den Spielern die Kraft geben, die sie in den letzten Tagen gelassen haben." Kraft, um den Traum von der Titelverteidigung weiter zu träumen. Denn, so Storm weiter, dafür habe sich die Mannschaft ein Ziel gesetzt: "Bis zum Ende des Jahres alle Spiele zu gewinnen." (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 25.11.2015)