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Heimspiel-Sonntag: THW empfängt Bietigheim

Bundesliga

Heimspiel-Sonntag: THW empfängt Bietigheim

Nach zwei Heimspielen in der europäischen Königsklasse ist der THW Kiel endlich auch wieder in der DKB Handball-Bundesliga in seinem "Wohnzimmer" unterwegs: Am Sonntag empfangen die "Zebras" den "Überraschungs-Aufsteiger" SG BBM Bietigheim. Für die Kieler gilt es, im spannenden Bundesliga-Rennen, in dem momentan wieder die Rhein-Neckar Löwen knapp die Nase vorn haben, zwei wichtige Punkte einzufahren. Anwurf ist um 15 Uhr, bis auf einige Stehplätze ist die Partie ausverkauft. Eine Fernsehübertragung gibt es nicht, zeitnahe Informationen liefert aber der Liveticker hier auf der THW-Homepage.

Doppelte Premiere beim Liga-Heimauftakt 2015

Beim ersten Liga-Heimspiel des neuen Jahres gibt es gleich zwei Premieren: Zum ersten Mal pfeifen die beiden Unparteiischen Marcus Hurst und Mirko Krag ein Spiel in der Sparkassen-Arena. Und zum ersten Mal überhaupt in der Clubgeschichte gastiert die SG BBM Bietigheim im Handballtempel an der Förde. Und auch wenn die Gäste momentan von großen Abstiegssorgen geplagt werden, werden sie am Sonntag alles daran setzen, in der Sparkassen-Arena für eine Überraschung zu sorgen.

Überraschungs-Aufsteiger

Seit anderthalb Jahren ist Hartmut Mayerhoffer Trainer der SG BBM Bietigheim. Und eigentlich sah der Plan der Vereinsverantwortlichen einen Aufstieg in zwei bis drei Jahren vor. Doch Ende der vergangenen Saison musste dieser Plan auf völlig neue Füße gestellt werden. Denn die Männer-Mannschaft aus der 20 Kilometer nördlich von Stuttgart gelegenen Kreisstadt Bietigheim-Bissingen überraschte alle. Ein Jahr nach dem Aufstieg der Frauen-Mannschaft in die Bundesliga tat es ihnen die Männermannschaft gleich. Nächster Halt: DKB Handball-Bundesliga! Aber irgendwie war der Aufstieg auch konsequent: Seit dem Zweitliga-Aufstieg 2005 ging es für die Bietigheimer Männer stets nach oben, im Aufstiegsdreikampf mit Leipzig und Bittenfeld hatte die Mannschaft den längeren Atem. Aber die Luft in der Beletage des deutschen Handballs ist dünn.

Schwieriger Start

Von Beginn an hatte die SG BBM Bietigheim Probleme, den Anschluss an die Nichtabstiegs-Plätze zu halten. Vier Spieltage dauerte es, bis mit dem Erfolg gegen GWD Minden die ersten Bundesliga-Punkte der Vereinsgeschichte eingefahren wurden. Es folgten erneut sieben Niederlagen in Serie und die Etablierung auf dem letzten Tabellenplatz. Der Grund: Neben einer gehörigen Portion Lehrgeld, das der Aufsteiger zahlen musste, sorgte vor allem eine langanhaltende Verletzungswelle für Probleme bei der SG BBM. "Wir haben natürlich erkannt, dass es mit der derzeitigen personellen Situation schwierig wird, in der 1. Liga zu bestehen", sagte SG BBM-Geschäftsführer Timo Schön im Oktober. Deshalb wurde reagiert: Die Baden-Württemberger verpflichteten gleich drei international erfahrene Akteure, die den Kader der SG BBM, den wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vorstellten, verstärken sollen. 

Mit Stanic Weltklasse im Tor

Aus Österreich kam der Nationalspieler Romas Kirveliavicius, der der Abwehr Stabilität verleihen und im Angriff auf der Königsposition für die so genannten leichten Tore sorgen soll. Von RK Celje kam zudem der 45-fache Nationalspieler und Abwehrstratege Rok Praznik. Für großes Aufsehen in der Handballwelt sorgten die Schwaben aber mit einem Königstransfer auf der Torhüterposition: Als die ersten Gerüchte um finanzielle Probleme beim Kieler Champions-League-Gegner Metalurg Skopje auftauchten und sich Weltklasse-Torhüter Darko Stanic von seinem Verein trennte, sicherte sich der Aufsteiger die Dienste des 36-jährigen serbischen Nationaltorhüters, den es am Saisonende weiter zu den Rhein-Neckar Löwen ziehen wird. "Wir verfolgen weiter unser Ziel Klassenerhalt", bekräftigte SG-Geschäftsführer Timo Schön nach der Bekanntgabe der Transfers. 

Neustart misslungen

Allerdings ist die Situation nicht leichter geworden: Ende Dezember verlor die SG BBM die richtungsweisenden Spiele in Balingen (24:25) und Minden (27:35) und überwinterte mit sieben Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Und die Hoffnungen auf einen guten Neustart zerschlugen sich auch: Gegen den ebenfalls abstiegsbedrohten TBV Lemgo setzte es nach der WM-Pause eine deftige 22:34-Niederlage. Doch Aufgeben gilt nicht beim Aufsteiger: "Das sind wir schon unseren Fans schuldig, die uns bisher so großartig unterstützt haben", sagt Kapitän Christian Heuberger, der seiner Mannschaft lange verletzt fehlte und momentan im Bundesliga-Unterbau spielt: "Ich bin sicher, dass wir näher dran sind am Niveau der 1. Liga als noch zu Beginn der Runde."

Mit Trainer verlängert

Dass auch ein Abstieg kein Weltuntergang wäre und man eh in Bietigheim-Bissingen langfristig plant, zeigt eine Entscheidung vor dem Neustart der DKB Handball-Bundesliga: Das Schlusslicht verlängerte den Vertrag mit Trainer Hartmut Mayerhoffer vorzeitig um drei Jahre bis 2018. "Unabhängig vom Verlauf der aktuellen Saison wollen wir frühzeitig die Richtung für die kommenden Jahre vorgeben", erläuterte Timo Schön die Entscheidung. "Wir sind sehr zufrieden mit der Arbeit des Trainers. In der Entwicklung der Mannschaft ist seine Handschrift klar erkennbar." Mayerhoffer freute sich über den Vertrauensbeweis seines Vereins: "Wir haben alle gemeinsam noch viel vor und sind noch lange nicht am Ende unserer Entwicklung angekommen."

Kassenöffnung um 13 Uhr: Auch Tickets für Balingen erhältlich

Für die "Zebras" geht es am Sonntag um zwei wichtige Punkte im Titelrennen. THW-Trainer Alfred Gislason wird vermutlich wieder auf Joan Cañellas zurück greifen können, der beim 33:22 gegen Brest noch wegen Schulterproblemen geschont wurde. Für die Partie gegen die SG BBM Bietigheim gibt es noch wenige Stehplätze im Vorverkauf (direkt zum Online-Ticketshop). Am Sonntag können die THW-Fans mit Kombiticket (alle fünf Spiele auf einer Karte) auch ihr Vorkaufsrecht für das Champions-League-Achtelfinale einlösen (weitere Informationen zum CL-Verkauf). Ebenfalls im Verkauf sind ab Kassenöffnung um 13 Uhr Karten für das 18. Heimspiel am Mittwoch gegen HBW Balingen-Weilstetten, für diese Partie gibt es noch Karten im freien Verkauf in nahezu allen Kategorien (Jetzt Tickets sichern!). Auf geht's, Kiel!

KN: Bietigheim ist vom Abenteuer Bundesliga noch überfordert

Kiel. Ein Aufsteiger im Champions-League-Rhythmus: Wenn die SG BBM Bietigheim heute früh mit Ziel Kiel in den Bus steigt, dann hat der Tabellenletzte der Handball-Bundesliga ein Programm vor der Brust, wie es auch in der K.o.-Phase der europäischen Königsklasse kaum härter sein könnte: Morgen (15 Uhr) empfängt der deutsche Meister THW Kiel die SG, schon am Dienstag steht das Baden-Württemberg-Duell beim Vizemeister Rhein-Neckar Löwen an. Für SG-Trainer Hartmut Mayerhoffer geht es in den Partien nur darum, nicht zum Spielball der Spitzenteams zu werden. Die Lage für Aufsteiger Bietigheim gibt einen klaren Kurs vor: Das kurze Abenteuer Bundesliga wird wohl zum Ende dieser Saison wieder enden. Mit sieben Pluspunkten Abstand zum Vorletzten steht der Klub abgeschlagen auf dem letzten Rang. Die direkt vor Bietigheim positionierte TSG Ludwigshafen-Friesenheim hat schon sieben Zählern mehr auf dem Konto, die Nicht-Abstiegszone ist noch einen Punkt weiter entfernt. Und auch der Jahresauftakt ging für die SG daneben. Im Kellerduell vor einer Woche gab es gegen den TBV Lemgo ein deprimierendes 22:34 vor heimischem Publikum. "Man muss realistisch sein: Das Lemgo-Spiel war eine unserer wenigen Möglichkeiten, Punkte zu holen. Der Abstand nach oben ist so schon sehr groß", sagt Mayerhoffer. Deshalb heißt die Devise bei der kommenden Doppelaufgabe auch: "Lernen! Und versuchen, von diesen großen Teams zu profitieren. Die Mannschaft soll auch die Atmosphäre in den Hallen aufnehmen, muss aber aufpassen, sich davon nicht überfordern zu lassen. Wenn wir uns nicht auf den Sport konzentrieren, werden wir auch ganz schnell überrannt." Die Konstellation des Spielplans sei schon extrem, so Mayerhoffer: "Eine Regeneration zwischen den beiden Spielen ist eigentlich nicht möglich. Aber uns trifft das ja nur einmal." Die Terminenge sei auch den Verpflichtungen der Gegner in der Champions League geschuldet. Den Versuch, in der Bundesliga Fuß zu fassen, will die SG dennoch nicht missen: "Wenn man sportlich den Aufstieg geschafft hat, dann will man den auch wahrnehmen. Auch wenn die Bundesliga für uns sicherlich ein Jahr zu früh kam. Wir waren organisatorisch, finanziell und sportlich nicht genügend vorbereitet", sagt Mayerhoffer. Jetzt aber kenne man die Anforderungen, kann die Planungen vorantreiben, mittelfristig wieder in die Erste Liga aufzusteigen. Das Team der Zukunft wird mit Vertragsverlängerungen und Neuverpflichtungen bereits geformt. So hat Torwart Ivan Stevanovic von Champions-League-Teilnehmer Zagreb zur nächsten Saison bei den Süddeutschen unterschrieben. Mayerhoffer: "Wenn man einmal in dieser Liga gespielt hat, will man nicht wieder weg oder sofort wieder hin." Auf Milde in Kiel kann die SG indes kaum hoffen. Die Titeljagd des THW mit den Rhein-Neckar Löwen hat sich erneut zu einem Rennen auch um die bessere Tordifferenz entwickelt. Daher will das Team von Trainer Alfred Gislason weiterhin seinen Torhunger stillen. "Wir werden weiter so arbeiten wie bisher, blicken mit aller Konzentration von Spiel zu Spiel", sagt Gislason. Die klaren Siege in der Champions League dienten zuletzt auch dazu, das Zusammenspiel im Rückraum gleich in ganzen Reihen zu verfeinern und blockweise Auswechselungen vorzunehmen. "Das hat gut funktioniert. Wenn man die Möglichkeit hat, in Reihen zu spielen, dann ist das natürlich sehr gut", sagt Gislason, der morgen erneut auf Joan Canellas verzichten muss. Auch Rasmus Lauge ist nach dem Champions-League-Spiel leicht angeschlagen. Dafür hat der zehnminütige Test mit dem zuletzt wegen der Folgen einer Gehirnerschütterung fehlenden Aron Palmarsson am Donnerstag gut funktioniert. "Er hat sich gut gefühlt, darum habe ich ihn gebracht", so Gislason. Der Isländer wird also wohl wieder mit von der Partie sein. (Von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 21.02.2015)