THW gewinnt Krimi in Hamburg
Blitzstart für Hamburg
Früh in der Saison feierten Kiels Neuzugänge Domagoj Duvnjak und Joan Cañellas ein Wiedersehen mit den letztjährigen Mannschaftskameraden – zumindest mit denen, die noch beim HSV Hamburg verlieben. Beide Rückraumspieler mussten sich aber zunächst auf der Bank gedulden, weil Aron Palmarsson – im Landesderby gegen Flensburg nur mit einem Kurzeinsatz bedacht – wieder fit war und von Beginn an auf der Rückraummitte die Fäden zog. Der Auftakt ging dennoch gründlich schief aus THW-Sicht. Weil Johannes Bitter gleich die ersten beiden Würfe von Filip Jicha und Palmarsson parierte, sorgten Kentin Mahé und Torsten Jansen per Gegenstoß für eine schnelle 2:0-Führung nach noch nicht einmal 60 Sekunden. Als Filip Jicha dann auch noch einen Siebenmeter neben das Tor setzte und Palmarsson den Ball an Henrik Toft Hansen verlor, drohte weiteres Ungemach. Doch Johan Sjöstrand parierte den freien Wurf Toft Hansens, bevor Christian Sprenger vom Kreis endlich den ersten Kieler Treffer markierte.
THW kontrolliert zerfahrene Partie
Weinhold verletzt raus
Einen gebrauchten Tag erwischte allerdings einer der Helden des 79. Landesderbys: Steffen Weinhold scheiterte mit seinen beiden Wurfversuchen, und als der Linkshänder dann in der Abwehr einen Wurf von Pascal Hens abblocken wollte, kugelte er sich seinen Zeigefinger der rechten Hand aus. Während der Nationalspieler, bei dem sich durch die Ausrenkung eine offene Wunde gebildet hatte, am Spielfeldrand behandelt wurde, kam Marko Vujin in die Partie – und musste nach einem Foul an Mahé postwendend wieder runter.
Vujin sorgt für klare Pausenführung
Hamburg kommt in Ãœberzahl wieder heran
Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich zunächst nicht viel am Spielverlauf: Bitter und Sjöstrand lieferten sich mit jeweils drei weiteren Glanztaten weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen, ehe René Toft Hansen im Nachwurf nach fast fünf Spielminuten der erste Treffer gelang. Als Marko Vujin einen Siebenmeter zum 14:8 verwandelte, deutete nach 36 Minuten rein gar nichts darauf hin, dass die Partie noch einmal eng werden könnte. Doch HSV-Coach Christian Gaudin brachte den im ersten Durchgang enttäuschenden Mahé zurück auf die Platte, und mit dem quirligen Franzosen drehten die Hansestädter nun auf. Erst traf Mahé selbst zum 9:14, dann nutzten die Gastgeber eine Zeitstrafe gegen Jicha, um durch zwei einfache Hens-Treffer in Überzahl langsam wieder Tuchfühlung aufzunehmen. Als Henrik Toft Hansen einen zu optimistischen Hüftwurf Vujins blockte und Mahé den resultierenden Gegenstoß zum 12:14-Anschluss einnetzte, waren auch die Hamburger Fans in der o2-World wieder wach, während Alfred Gislason seine Auszeit nahm.
Bitter wird zur Wand
Der Kieler Coach brachte mit Duvnjak, Cañellas und Wiencek neue Kräfte, doch der THW hatte es vor allem Sjöstrands Paraden gegen Kevin Schmidt und Stefan Schröder zu verdanken, dass Hamburg in dieser Phase nicht weiter verkürzen konnte. Als sich Davor Dominikovic dann eine Zeitstrafe einhandelte und Vujin bei drohendem Zeitspiel seinen sechsten Treffer zum 15:12 setzte, konnten die mitgereisten schwarz-weißen Schlachtenbummler erst einmal aufatmen. Doch Hamburg hatte Lunte gerochen, und mit jeder weiteren Parade des immer unüberwindbarer scheinenden Bitter wurde der Mut der Gastgeber größer. Als der meist unauffällge Pfahl in der 48. Minute einen Sprungwurf verwandelte, war der HSV beim 14:15 erstmals wieder auf ein Tor heran gekommen. Alfred Gislason wollte seiner Mannschaft einen neuen Impuls geben und brachte Andreas Palicka für den insgesamt starken Sjöstrand in die Partie. Und da Palicka gleich den ersten Simicu-Versuch entschärfte und Duvnjak sich zweimal energisch durchtankte, zogen die „Zebras“ noch einmal auf 17:14 davon. Doch dies brachte keine Beruhigung für den THW, der vier der nächsten sechs Minuten in Unterzahl verbringen musste. Diese Zeit nutzten die Gastgeber, um durch Simicu und Mahé wieder auf 16:17 zu verkürzen. Die Kieler besaßen zwar auch in dieser Phase durchaus gute Chancen, doch Jicha, Ekberg und Klein scheiterten einmal mehr an Bitter. Doch hatten sie auch Glück, dass die gut leitenden Unparteiischen Geipel/Helbig bei einem weiteren Versuch Mahés auf Stürmerfoul entschieden statt auf Tor.
Vujin und Sprenger behalten Nerven
So kam es folgerichtig zu einer spannenden Schlussphase: Mit zwei Kreisläufern – Matthias Flohr kam für den angeschlagenen Pfahl in die Partie – versuchten die Gastgeber, die Kieler Deckung zu knacken. Mahé holte einen Siebenmeter heraus, den Jansen gegen Sjöstrand zum umjubelten 17:17-Ausgleich verwandelte. Auf der Gegenseite aber blieben die Kieler nun cool, der von Palmarsson eingesetzte Sprenger sorgte mit einem feinen Leger für die postwendende erneute Führung. Kompromisslos ging die THW-Deckung dann mehrfach gegen Hens zu Werke, doch ein genialer Mahé-Pass auf Henrik Toft Hansen brachte dann doch einen weiteren Starfwurf für die Hansestädter, den erneut Jansen verwandelte. Keine 90 Sekunden waren mehr zu spielen, als Marko Vujin seinen siebten Treffer zum 19:18 für den THW markierte. HSV-Coach Gaudin nahm daraufhin seine Auszeit, beorderte Pfahl aufs Parkett zurück. In dieser wichtigen Phase versuchten es die Gastgeber mit einem Kempatrick, doch der Pass von Jansen auf Pfahl war einen Tick zu hoch angesetzt, so dass die Kieler in Ballbesitz kamen. Als der nervenstarke Sprenger 24 Sekunden vor Schluss einen fabelhaften Dreher an Bitter vorbei zum 20:18 einnetzte, war das Nordderby entschieden – auch wenn Mahé den letzten Treffer der Partie setzte.