KN-Kommentar: Vorbild statt Zielscheibe
Die neue Saison in der Handball-Bundesliga hat noch nicht begonnen, da sind die Rekordmeister schon die bösen Buben. Der THW Kiel, so der Vorwurf, würde der Sportart schaden, weil er die Konkurrenz um ihre Leistungsträger erleichtert. Es ist richtig, dass mit Joan Canellas, Domagoj Duvnjak (beide HSV Hamburg) und Steffen Weinhold (SG Flensburg-Handewitt) drei Spieler Zebras geworden sind, die in ihren Ex-Vereinen Stars gewesen waren. Zudem schließt sich mit Niklas Landin im Juli 2015 der Torhüter der Rhein-Neckar Löwen dem THW an. Der Däne war über Monate hinweg der begehrteste Spieler auf dem Transfermarkt. Im Falle Canellas zahlte der THW tatsächlich einen sechsstelligen Betrag. Er tat es aber, um ihm den Abschied von einem Verein zu ermöglichen, der ihn nicht mehr haben wollte. Weinhold und Duvnjak wechselten nach dem Auslaufen ihrer Verträge, auch Landin wird seinen erfüllen. Von einer Rasur der Konkurrenz kann also keine Rede sein. Der THW Kiel hat sich über Jahre hinweg die Position erarbeitet, eine Endstation für Handballer zu sein. Die stets ausverkaufte Halle, der Kult um die Zebras in der Stadt, die hohe Wahrscheinlichkeit, mit Titeln für harte Arbeit entlohnt zu werden, die gesicherte Überweisung guter Gehälter - der Verein ist auch angesichts der kriselnden Nationalmannschaft längst das Aushängeschild Nummer eins dieser Sportart in Deutschland geworden. Er sollte deshalb nicht Zielscheibe sein, sondern vielmehr als Vorbild dienen. (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 14.08.2014)