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THW Kiel erkämpft sich in Minden zwei wichtige Zähler

Bundesliga

THW Kiel erkämpft sich in Minden zwei wichtige Zähler

Der THW Kiel hat in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga zwei wichtige Auswärtszähler geholt: Bei GWD Minden gewannen die Kieler aufgrund einer starken Defensiv-Leistung im zweiten Durchgang mit 29:26 (16:17). Dabei lief es zunächst überhaupt nicht für die Zebras, die temporeichen Gastgeber führten zwischenzeitlich mit drei Treffern. Doch nach dem 18:16 für die Grün-Weißen übernahm die Kieler Abwehr das Kommando: Satte 16 Minuten lang kassierte der THW Kiel kein Gegentor und zog vorentscheidend auf 24:18 davon. Bester Torschütze war Niclas Ekberg, der alle sieben Siebenmeter verwandelte. Aus dem Feld waren Rune Dahmke und Miha Zarabec (je 5) am erfolgreichsten.

Quenstedt nicht dabei

THW-Trainer Filip Jicha musste in der Lübbecker Kreissporthalle, in die GWD Minden aufgrund des anstehenden Abrisses der Kampa-Halle umziehen musste, auf Torhüter Dario Quenstedt verzichten. Er blieb wegen eines Infektes in Kiel, dafür war der in Kielce durch einen Infekt lahmgelegte Niklas Landin wieder einsatzbereit. Auf der Bank nahm wie zuletzt U23-Keeper Fynn Malte Schröder Platz. 

Pekelers frühe dritte Zeitstrafe

Kein Zuckerschlecken: Steffen Weinhold und die Zebras mussten viel einstecken

Die Anfangsphase zeigte schnell, wohin die Reise gehen würde: Minden spielte mit einer extrem beweglichen, extrem harten Abwehrformation, zwang den THW Kiel zu Fehlern und machte dann ordentlich Tempo. Beim 6:4 waren die Gastgeber erstmals mit zwei Treffern in Führung, beim 9:6 war der Vorsprung erstmals auf drei Tore angewachsen: Hendrik Pekeler wurde im Angriff klar gefoult, der Pfiff blieb allerdings aus. Im Gegenzug traf Rambo. Noch kniffliger als eh schon wurde die Aufgabe in Lübbecke ab der 15. Minute: Pekeler hatte Gullerud geklammert, bekam hierfür eine harte Zwei-Minuten-Strafe aufgebrummt. Die folgende kurze Frustentladung mit einem Schrei des Ärgers quittierten die im ersten Durchgang etwas überfordert wirkenden Ramesh Thiyagarajah / Suresh Thiyagarajah mit einer weiteren Zeitstrafe. Da Pekeler schon nach neun Minuten einmal vom Feld musste, bedeutete das Rot für den Abwehrchef - und eine vierminütige Unterzahl für die Zebras.

THW mit knappem Pausenrückstand

Fünf Tore aus fünf Versuchen: Rune Dahmke hielt den THW Kiel vor der Pause im Rennen

Ausgerechnet mit dem Rücken zur Wand spielten die Kieler die beste Phase in den ersten 30 Minuten: Steffen Weinhold traf zum 8:9, Duvnjak glich aus, Niklas Landin hielt gegen Ritterbach. Ein 2:0 in Unterzahl - das hätte Auftrieb geben können. Tat es aber nur bedingt, denn die Gastgeber spielten weiter mit Tempo und auch erarbeitetem Glück, erkämpfen sich Abpraller und trafen. Gut, dass Rune Dahmke vor dem Wechsel "Mr. Hundertprozent" war, immer wieder traf. Doch nach Weinholds 12:12 neigte sich die Waagschale wieder: Juri Knorr durfte vom Kreis freistehend treffen, Landin hielt einen Siebenmeter gegen Rambo, der ungesühnt aus dem Kreis heraus kam, den Abpraller fing und zum 14:12 einnetzte. Als dann auch noch Ritterbach einen Fehlpass der Kieler zum 15:12 verwertete, kochte die Stimmung in der Halle. Auch, weil Minden nach Gulleruds 17:14 (29.) die klare Führung mit in die Pause zu nehmen schien. Doch gefehlt: Duvnjak tankte sich durch, Landin hielt gegen Rambo, und Dahmke traf mit der Sirene aus elf Meternzum 16:17 - Hoffnung keimte bei den lautstarken Kieler Fans auf.

Erste Kieler Führung nach 39 Minuten

Cool: Niclas Ekberg verwandelte alle sieben Siebenmeter

Der zweite Durchgang begann allerdings, wie der erste über weite Strecken verlief: Die Zebras machten Fehler, scheiterten an Christensen und kassierten das 16:18 durch Ritterbach nach einem Konter (32.). Doch in der Abwehr, die nun wesentlich agiler und offensiver arbeitete, hatte sich etwas getan. Wirkungsvoll störte Duvnjak das Mindener Aufbauspiel, aggressiv wurden die wurfgewaltigen Rückraumspieler Michalczik und Rambo an die Kette gelegt, GWD immer wieder ins Zeitspiel getrieben. Aus den grün-weißen Jägern wurden Gejagte. Und kam doch ein Wurf durch, war Landin zur Stelle. Das hatte Folgen: Satte 16 Minuten kassierten die Zebras kein Gegentor, entwickelten mit jeder gelungenen Aktion mehr Körpersprache, feierten sich für Blocks, Gegenstöße und Tore. Bilyk beendete die anfängliche Flaute mit dem 17:18, Dahmke stahl hinten einen Ball, Wiencek vollstreckte kraftvoll zum 18:18. Und als Bilyk sich dann einmal mehr durchtankte, war es Niclas Ekberg überlassen, den folgenden Strafwurf beim 19:18 (39.) in die erste Kieler Führung zu verwandeln.

8:0-Lauf zur Entscheidung

Traf dreimal: Kapitän Domagoj Duvnjak

Jetzt lief der Express, jetzt wurde auch im Angriff Druck gemacht, mit mehr Tempo gespielt und konsequent die Nahtstelle links wie rechts attackiert. Binnen drei Minuten nahm GWD-Trainer Frank Carstens zwei Auszeiten, den THW Kiel damit stoppen konnte er nicht. Weil Miha Zarabec nach überstandener Magen-Darm-Grippe wieder im Vollbesitz seiner Kräfte war, das Spiel an sich riss und mit seinen gefürchteten Schlagwürfen das Mindener Tornetz auf Festigkeit testete. Weil Harald Reinkind mit Dampf kam, den Ball zum 22:18 unter die Latte jagte. Weil Ekberg vom Siebenmeterstrich alles traf - nach Zarabec' 24:18 bei drohendem Zeitspiel war elf Minuten vor dem Ende eine Vorentscheidung gefallen. GWD wirkte müde, die Zebras hatten den ungestümen Angriff der Ostwestfalen abgewehrt. Nach Ekbergs 28:22 nahmen die Schwarz-Weißen dann ein wenig das Tempo raus, deckten nicht mehr ganz so konsequent. Aber allen war klar: Diese zwei wichtigen Punkte hatte sich der THW Kiel hart erkämpft, am Ende aber gingen diese verdientermaßen mit auf die Heimreise nach Kiel!

Spitzenspiel voraus

Für die Zebras steht am Sonntag ein Spitzenspiel in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga an: Zu Gast sind ab 13:30 Uhr die Rhein-Neckar Löwen, die nach dem Wechsel auf dem Trainerposten auf dem Weg zurück zu alter Stärke sind und das erklärte Ziel "Platz zwei" noch nicht aus den Augen verloren haben. Die Begegnung zwischen dem 20-fachen Meister und dem Titelträger 2016 und 2017 ist seit Monaten restlos ausverkauft, Sky überträgt das Spiel live aus der Sparkassen-Arena. "Gegen die Löwen ist es immer ein Top-Spiel. Egal, wo sie in der Tabelle stehen", sagt THW-Kreisläufer Hendrik Pekeler, der am Sonntag auch auf seinen Freund Andy Schmid treffen wird: "Gegen ihn bin ich noch einmal besonders motiviert, will besonders wenig zulassen - auch, weil er der entscheidende Spieler bei den Löwen ist." Weiter geht's, Kiel!

Fotos: GWD/Angela Metge

LIQUI MOLY HBL, 26. Spieltag, 04.03.2020: GWD Minden - THW Kiel: 26:29 (17:16)

THW Kiel: N. Landin (1.-60, 11/1 Paraden), Schröder (n.e.); Duvnjak (3), Reinkind (2), M. Landin (n.e.), Weinhold (3), Wiencek (2), Ekberg (7/7), Rahmel (n.e.), Dahmke (5), Zarabec (5), Horak, Bilyk (2), Pekeler, Nilsson; Trainer: Jicha
GWD Minden: Christensen (1.-44., 9 Paraden), Semisch (44.-60. und 1 Siebenmeter, 2 Paraden); Meister, Ritterbach (7), Savvas, Rambo (7), Korte, Padshyvalau, Knorr (1), Pusica, Gullerud (5), Michalczik (2), Staar (4), Reißky, Gulliksen; Trainer: Carstens

Schiedsrichter:  Ramesh Thiyagarajah / Suresh Thiyagarajah
Strafzeiten: GWD: 4 (Pusica (21.), Ritterbach (30.), Padshyvalau (38.), Reißky (53.)) / THW: 3 (3x Pekeler (9., 2x 15.))
Rote Karte: Pekeler (3. Zeitstrafe (15.))
Siebenmeter: GWD: 2/0 (Michalczik an die Latte (8.), Landin hält Rambo, der den Nachwurf verwandelt (24.)) / THW: 7/7
Spielfilm: 1:0, 2:2 (4.), 4:2 (5.), 4:4 (7.), 6:4 (9.), 7:5, 9:7 (13.), 9:9 (18.), 11:11 (21.), 12:12 (22.), 15:12 (25.), 17:14 (29.), 17:16;
18:16 (32.), 18:24 (49.), 20:24 (50.), 20:27 (53.), 22:27 (55.), 22:28, 24:28 (57.), 24:29, 26:29.
Zuschauer: 3.000 (ausverkauft) (Kreissporthalle, Lübbecke)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Filip Jicha bei Sky: Wir hatten uns das genau so schwer vorgestellt. Minden hat brutal gut in der Abwehr gestanden, die Fläche genutzt, die geboten wurde. Meine Spieler waren frustriert, und genau das wollte Minden auch provozieren. Mit der Abwehrumstellung kam bei uns mehr Sicherheit, und wir konnten uns absetzen. Meine Jungs haben alles auf der Platte gelassen und sich zwei richtig wichtige Punkte erkämpft. Dass wir heute unser Spitzenspiel gewonnen haben war Teil eins, jetzt werden wir uns ab Donnerstag auf das nächste Spitzenspiel vorbereiten.

GWD-Trainer Frank Carstens bei Sky: In der ersten Halbzeit haben wir das gut gemacht - ähnlich wie in Leipzig: Die ersten 30 Minuten haben wir sehr, sehr gut gespielt. Offensichtlich müssen wir aber an unserer Ausdauer arbeiten, da fehlt uns noch ein bisschen. Da kommt Kiel mit einer ganz anderen Power in der zweiten Halbzeit. Zwischendurch fehlten uns einfach die Mittel im Angriff. Bei 18 Toren für uns dachte ich, die Anzeigentafel ist kaputt - es ging einfach nicht mehr weiter. Da lebt der THW von unseren Fehlern, und dann hätte es richtig deutlich werden können. Aber meine Mannschaft hat sich dagegengestemmt, wenngleich der THW dann auch nicht mehr mit der letzten Konsequenz verteidigt hat. Wir hatten auf eine Überraschung gehofft, aber mit der Leistung meines Teams bin ich zufrieden.

THW-Linskaußen Rune Dahmke bei Sky: Wir sind unglaublich glücklich, hier die zwei Punkte geholt zu haben. Minden ist unglaublich heiß in die Partie gegangen und wollte uns in Grund und Boden rennen. Da hilft es nicht, dass unser Abwehrchef nach 15 Minuten mit drei Zeitstrafen vom Feld gehen muss. Aber unsere Stärke ist, dass wir auch solche Ausfälle kompensieren können. Jetzt wissen wir, was für eine unglaubliche Qualität am Sonntag auf uns zukommt. Wir nehmen mit, dass wir auch bei einem Rückstand die Ruhe bewahren und an unserem Matchplan festhalten.

THW-Kreisläufer Patrick Wiencek bei Sky: Das war eine der schlechtesten Halbzeiten, die wir gespielt haben. Und trotzdem lagen wir nur mit einem Tor zurück. Da hatten wir Glück, dass Minden nicht weiter enteilt ist. Zum Glück dauert so ein Spiel länger als 30 Minuten. Für die zweite Hälfte wollten wir stabiler stehen, damit Minden nicht mehr so in den Gegenstoß kommt. In der Phase, in der es gut lief, hielt Niklas Landin dann jeden Ball. So kann man ein Spiel drehen. Jetzt freuen wir uns auf die Löwen, nachdem wir heute nicht so gut war, können wir uns definitiv steigern. Wir spielen zu Hause, und bekanntlich haben wir einen Hexenkessel in Kiel. Wir freuen uns drauf, unsere Fans freuen sich auf die Löwen - das wird ein echtes Spitzenspiel!