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KN: KN: 83 Tore zum Glück in Göttingen

DHB-Pokal

KN: KN: 83 Tore zum Glück in Göttingen

Göttingen. Der THW Kiel steht wie erwartet im Achtelfinale des DHB-Pokals. Beim "First Four" in Göttingen - eines von insgesamt 16 Erstrunden-Turnieren setzten sich die Zebras im Halbfinale zunächst am Sonnabend mit 39:23 (19:11) gegen Zweitligist TuSEM Essen durch. Im Finale am Sonntag wartetete Zweitliga-Aufsteiger TSV Bayer Dormagen. Und auch diese Hürde meisterte der Rekord-Pokalsieger mit 44:27 (24:13) souverän.

THW Kiel schießt sich warm und zieht ins Achtelfinale ein

Sommerliche Temperaturen, eine sauna-ähnliche S-Arena, und dennoch wollten am ersten Tag 2250 Zuschauer Kiel, Essen und besonders Gastgeber Northeimer HC sehen, der sich Dormagen mit 25:36 geschlagen geben musste. 2250 Fans sind einsamer Zuschauer-Rekord eines weiterhin umstrittenen Erstrunden-Modus. In Göttingen strömten die Handball-Interessierten - darunter einige Dutzend Kieler - also nicht in das alte Naturhistorische Museum von 1877 ein paar Ecken weiter, um die paläontologische Sammlung der Uni zu bestaunen, sondern zogen die Handball-Dinos vor: Rekordmeister THW, Altmeister TuSEM Essen und Bayer Dormagen, immerhin IHF-Pokal-Finalist von 1993.

Im Bruderduell zwischen Sebastian (THW) und Lucas (Essen) Firnhaber brauchte der THW gegen den Außenseiter eine Weile, setzte sich dann vom 3:3 (8.) auf 9:3 ab (12.), spielte Tempo und individuelle Klasse voll aus. Auf der Trainerbank gab es einen Wettstreit der Generationen. Als THW-Cheftrainer Alfred Gislason TuSEM 1988 nach zwei Meisterschaften verließ, war der junge Essener Coach Jaron Siewert (Jahrgang 1994) - jüngster Cheftrainer im deutschen Profihandball - noch nicht einmal geboren. An diesem Sonnabend im heißen Göttingen konnte Gislason seiner Mannschaft allerdings gelassen zusehen. "Kompliment! Wir wollten 60 Minuten konzentriert und gut spielen, und das ist allen gut gelungen."

Niklas Landin, der im Tor 60 Minuten durchspielte, war ein sicherer Rückhalt, davor zeigte besonders auch Kapitän Domagoj Duvnjak erneut gute Ansätze auf dem Weg zurück zu alter Stärke. "Dule" gelangen vor der Pause drei Treffer. Nach der Pause gab es mit Ausnahme weniger Positionen einen umfassenden Kieler Personalwechsel. Jetzt griffen auch Ole Rahmel, Christian Dissinger, Marko Vujin und Steffen Weinhold ins Geschehen ein. Die Zebras schalteten einen Gang höher und überrollten vor der Pause engagierte Essener förmlich, bei denen Lucas Firnhaber, aus Kiel nach Essen gewechselter Bruder von Sebastian Firnhaber, drei schöne Treffer erzielte. Besonders Linksaußen Magnus Landin und Rechtsaußen Ole Rahmel kamen ordentlich ins Laufen, sorgten nach der Pause gemeinsam mit zehn Treffern maßgeblich für den Ausbau der Führung bis zum zwischenzeitlichen 35:17 (51.).

Zum ersten Mal seit Beginn der Vorbereitung standen auch Niklas und Magnus Landin gemeinsam auf dem Feld. Was brüderlicher Instinkt ausmachen kann, bewies der ältere (Niklas) mit einem Weltklasse Tempogegenstoß-Pass auf den jüngeren (27:13/40.). "Essen hat sich gut geschlagen", resümierte Ole Rahmel, selbst von 2011 bis 2013 im TuSEM-Dress. "Ich glaube, wir haben attraktiven Handball geboten." Einen gebrauchten Tag hatte indes Neuzugang Harald Reinkind mit null Treffern aus sechs Versuchen erwischt.

Am Sonntag zum "Finale" kamen nur noch beachtliche 1700 in die Arena, die der heimische NHC wirklich erstklassig vorbereitet hatte, die nun aber fest in lautstarker Hand Kieler Anhänger war. Als Resümee eines erneuten Klassenunterschiedes blieb auf Kieler Seiten, dass sich die Neuzugänge im Zebragefüge weiter entwickeln. "Peke war heute überragend", lobte Patrick Wiencek seinen Positionskollegen Hendrik Pekeler, der sieben Tore erzielte, ebenso wie Rechtsaußen Niclas Ekberg. Harald Reinkind machte den Vortag mit fünf Treffern vergessen. Andreas Wolff im Kieler Tor zeigte 15 Paraden, nach einem Zwischenspurt nach der Pause zum 29:14 (36.) waren die Weichen auf Torfestival gestellt. Der Rest: Traumpässe, Kempa-Tore links wie rechts (Zarabec), ein "faires Spiel" (Gislason), der ungefährdete Einzug ins Achtelfinale.

Für die Erstligisten TVB Stuttgart (26:29 gegen Zweitligist DJK Rimpar Wölfe), Eulen Ludwigshafen (28:29 beim Drittligisten VfL Pfullingen) und SG BBM Bietigheim (20:34 gegen Erlangen) ist der Pokaltraum bereits ausgeträumt. Das Achtelfinale wird am Mittwoch im Anschluss an das Supercup-Spiel zwischen der SG Flensburg-Handewitt und den Rhein-Neckar Löwen (Anwurf 19.30 Uhr) von Handball-Weltmeister Christian "Blacky" Schwarzer ausgelost.

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 20.08.2018, Foto: Sascha Klahn)