Spielbericht Magdeburg auswärts
Der THW Kiel verliert in der DKB Handball-Bundesliga weiter an Boden: Beim Tabellen-Fünften SC Magdeburg kassierten die Kieler, die in der Börde auf gleich sechs ihrer etablierten Kräfte verzichten mussten, eine 26:31 (13:16)-Niederlage. Dabei verpassten es die "Zebras" mehrfach, aus guten Chancen Zählbares herauszuholen und schafften es daher nicht, sich für eine erneut engagierte Leistung zu belohnen. Nach der frühen dritten Zeitstrafe für Ole Rahmel (33.) musste die dezimierte Zebraherde sogar noch einen weiteren Mann ersetzen - zu viel, um in einer der schwersten Auswärts-Hallen der Republik Punkte mitzunehmen. Beste Kieler Torschützen waren Christian Dissinger und Raul Santos (je 5), für Magdeburg traf Matthias Musche sieben Mal.
THW ohne sechs
Einmal mehr war Alfred Gislason vor einem wichtigen Spiel dieser Saison zum Improvisieren gezwungen, fehlten ihm in Magdeburg doch gleich sechs Akteure. Rune Dahmke und Rene Toft Hansen laborieren an Schambienentzündungen, Christian Zeitz wurde nicht berücksichtigt, Steffen Weinhold ist nach seinem Muskelfaserriss noch nicht wieder genesen. Zu allem Überfluss fehlte in der ausverkauften Getec-Arena auch der grippekranke Nikola Bilyk. Dafür machte sich Domagoj Duvnjak warm, von einem Einsatz des Kapitäns war nach dessen muskulären Verletzungen seit der EM von der ärztlichen Abteilung des THW Kiel allerdings abgeraten worden.
Gute Anfangs-Viertelstunde
Um mit dieser dezimierten Zebraherde in Magdeburg gewinnen zu können, muss alles passen. Und das tat es im ersten Durchgang nur eine Viertelstunde, in der der THW abgeklärt im Angriff auf seine Chancen wartete, Andreas Wolff die ein oder andere Parade wie den grandios gehaltenen Weber-Gegenstoß auspackte und Christian Dissinger mit klugen Anspielen, wie dem No-Look-Pass auf Wiencek zum 3:1, glänzte. Allerdings verpassten die Kieler im folgenden Angriff das 4:1, ließen die Magdeburger durch technische Fehler ins Spiel kommen. Mertens' 3:3 konterte das Gespann Dissinger/Wiencek, Bezjaks Schlagwurf-Granate das Duo Niclas Ekberg auf den an den Kreis eingelaufenen Raul Santos, Musas Ausgleich das Duo Dissinger/Vujin. Doch nach dieser Führung wendete sich das Blatt: Matthias Musche traf zum Ausgleich, der weitestgehend glücklose Lukas Nilsson scheiterte an Quenstedt, und Musche traf zur ersten Magdeburger Führung nach dem 1:0 ins leere Tor (14.).
13:16-Rückstand zur Pause
Fortan liefen die Kieler einem Rückstand hinterher und gerieten so unter noch größeren Druck. Nachdem Vujin zum 8:8 getroffen hatte, erhöhte der SCM nach einer Doppel-Parade von Quenstedt gegen Nilsson durch Musche auf 10:8, doch die Schwarz-Weißen blieben dran: Nach einem fliegenden Dissinger-Steal versenkte Wiencek mit viel Willen den Konter, nach O'Sullivans Wackler zum 11:9 waren es Ekberg und Dissinger, der mit einem Gewaltwurf aus neun Metern das 11:11 erzielen konnten. Technische Fehler und Unachtsamkeiten der "Zebras" brachten dem SC Magdeburg dann mit drei Treffern in Serie zum 14:11 Sicherheit. Vujin konterte, doch nach Wolffs Parade gegen Weber sorgte ein Missverständnis zwischen Vujin und Dissinger für das 15:12 der Gastgeber, ein DIssinger-Pass ins Leere begünstigte Bezjaks 16:12. Besonders bitter: Bei dieser Aktion holte sich Rahmel, der in der Defensive für Vujin agierte, bereits seine zweite Zeitstrafe ab. Mit einem tollen Santos-Tor zum 13:16 konnten die Kieler dennoch auf eine Wende hoffen.
THW mit Hoffnung aus der Kabine
Diese Hoffnung bekam nach dem Wieder-Anpfiff weitere Nahrung: Wiencek hatte bei angedrohtem Zeitspiel per Heber zum 14:16 getroffen und Dissinger kurz darauf das 15:16 erzielt. Doch wie schon in der ersten Hälfte gelang es den "Zebras" nicht, den Druck auf die Gastgeber zu erhöhen. Christiansen spazierte zum 17:15 durch die Kieler Abwehr, der zur Pause gekommene Green hielt gegen Rahmel, und Chrapkowski erzielte das 18:15 (33.). Wegen Behinderung beim Torwurf kassierte Rahmel die dritte Zeitstrafe - für ihn war damit Schluss, und die Defensive des Rekordmeisters musste einen weiteren Rückschlag verkraften. Doch die Kieler fingen sich wieder, blieben dran. Ekberg. zuvor an Green gescheitert, markierte das 18:20, doch Musche nutzte die Lücken auf der rechten Abwehr-Seite zum 21:18. Mit einem Strahl aus zehn Metern gelang Dissinger der Anschluss, doch nach Santos' Steal lief der THW den Konter nicht kompromisslos zu Ende. Miha Zarabec machte einen technischen Fehler, den der SCM durch Bezjak erneut bestrafte.
Zu viele Chancen liegen gelassen
So ging es, sehr zum Leidwesen der Kieler und ihrer lautstarken Fans, weiter. Immer dann, wenn der THW - auch durch einige tolle Paraden von Niklas Landin - am Drücker schien, verpasste es die Offensive, die so genannten Big Points zu setzen. Nach Nilssons erstem Treffer zum 20:22 in Unterzahl hatte Vujin mit einem Lattenkracher Pech, auf der anderen Seite traf Musche zum 23:20. Nun wurde Green endgültig zum Faktor, entschärfte erst einen Vujin-, dann einen Nilsson-Wurf: Magdeburg zog auf 25:20 davon (46.). Die Entscheidung? Mitnichten. Vier Minuten später war der THW nach Santos' fünftem Treffer, Landins starker Parade gegen Weber und Nilssons Hammer beim 23:26 wieder in Reichweite, Landin hielt, doch Santos scheiterte mit dem Gegenstoß an Green. Auf der Gegenseite kassierte Dissinger seine zweite Zeitstrafe, und den Siebenmeter verwandelte O'Sullivan zum 27:23. Ein Kieler Fehlpass später stand es 28:23 für die Gastgeber, abgepfiffene Schritte und ein weiteres fehlerhaftes Anspiel an den Kreis begünstigten das 30:24 (57.). Jetzt war das Spiel aus Sicht des THW verloren, zumal Green weitere Möglichkeiten zunichte machte. Zum krönenden Abschluss für die Grün-Roten traf Christiansen per Kempa zum 31:26-Endstand. Durch den Erfolg gegen den THW Kiel vergrößerte der SC Magdeburg den Vorsprung auf die "Zebras" auf vier Punkte.
Donnerstag gegen Erlangen
Vor dem großen Königsklassen-Showdown mit dem Heimspiel gegen den ungarischen Vizemeister MOL-Pick Szeged am 21. März (19 Uhr, jetzt Tickets sichern), steht für den THW Kiel noch einmal die DKB Handball-Bundesliga im Fokus: Am kommenden Donnerstag empfangen die "Zebras" den kampfstarken HC Erlangen um Ex-Zebra Niko Katsigiannis zum Duell um wichtige Liga-Punkte. Auch für Ole Rahmel ist diese Begegnung eine besondere: Erstmals trifft er in Schwarz-Weiß vor den eigenen Fans auf seinen ehemaligen Club. Anwurf in der Sparkassen-Arena ist um 19 Uhr, Sky überträgt live. Auch wer direkt dabei sein möchte, hat dazu die Möglichkeit: An allen bekannten Vorverkaufsstellen und im THW-Onlineshop gibt es noch einige Tickets für diese Begegnung! Weiter geht's, Kiel!
Statistik, 24. Spieltag, 11.09.18: SC Magdeburg - THW Kiel: 31:26 (16:13)
SC Magdeburg: Green (31.-60., 9 Paraden), Quenstedt (1.-30., 5 Paraden); Musa (3), Chrapkowski (2), Musche (7), Pettersson, De la Pena, Molina, Christiansen (4), Mertens (1), O'Sullivan (3/1), Bezjak (5), Weber (6/2), Kalarash, Damgaard (n.e.), Zelenovic; Trainer: Wiegert
THW Kiel: Landin (40.-60., 7/2 Paraden), Wolff (1.-40., 5 Paraden); Duvnjak (n.e.), S. Firnhaber, Dissinger (5), Wiencek (4), Ekberg (4/2), Frend Öfors (1), Rahmel, Zarabec, L. Firnhaber (n.e.), Vujin (4), Nilsson (3), Santos (5); Trainer: Gislason
Schiedsrichter: Fabian Baumgart / Sascha Wild
Strafzeiten: SCM: 3 (Mertens (13.), 2x Chrapkowski (18., 34.)) / THW: 5 (3x Rahmel (12., 30., 33.), Dissinger (41., 51.))
Rote Karte: Rahmel (3. Zeitstrafe (33.))
Siebenmeter: SCM: 5/3 (Landin hält Weber (40.) und O'Sullivan (57.)) / THW: 2/2
Spielfilm: 1:0 (3.), 1:3 (6.), 3:3 (9.), 4:4, 5:6 (13.), 7:6 (14.), 8:8 (15.), 10:8 (17.), 11:9 (22.), 11:11 (24.), 14:11 (26.), 14:12, 16:12 (30.), 16:13;
16:15 (33.), 18:15 (33.), 19:16 (34.), 21:18 (37.), 22:20 (42.), 25:20 (46.), 26:21 (47.), 26:23 (50.), 28:23 (53.), 28:24, 30:24 (57.), 30:26 (58.), 31:26.
Zuschauer: 6.800 (ausverkauft) (Getec-Arena, Magdeburg)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Alfred Gislason: Durch Rahmels dritte Zeitstrafe haben wir heute den siebten wichtigen Spieler verloren, dadurch wurde es für uns extrem schwer in der Abwehr. Dann kosten uns die drei, vier klaren Chancen, die wir in der zweiten Hälfte verschießen, wirklich viel. Aber: Es ist ja schon die ganze Saison so, dass mir ein Drittel der Mannschaft - und da vor allem die Leistungsträger - nicht zur Verfügung steht. Diese Spieler gegen mit Blessuren zur Nationalmannschaft und kommen kaputt vom Turnier zurück. Dadurch steigt dann auch die Belastung bei den anderen - wie zum Beispiel bei Wiencek - enorm. Unser Fokus liegt weiter auf jedem Spiel, und das ist am Donnerstag Erlangen.
SCM-Coach Bennet Wiegert: Es fühlt sich gut an, heute die zweite große Mannschaft in Folge geschlagen zu haben. Aber das sollte man auch nicht überbewerten, wir haben noch nichts erreicht. Der THW hatte heute seine Sorgen, die nicht zu übersehen waren. Und trotzdem muss man den THW erstmal schlagen. Das hat meine Mannschaft getan, und dafür beglückwünsche ich sie.
THW-Kapitän Domagoj Duvnjak: Es tut weh, bei solch einem Spiel nicht helfen zu können. Aber ich hoffe, gegen Erlangen wieder dabei zu sein, habe zuletzt zwei-, dreimal mit der Mannschaft trainiert und fühle mich besser. Wir haben richtig große Verletzungsprobleme, ohne sechs wichtige Spieler ist das nicht mehr die gleiche Mannschaft.
Magdeburgs Haupttorschütze Matthias Musche: Wir haben ein Riesen-Spiel geboten, und darüber sind wir glücklich.