Königsklassen-Auftakt: THW ringt Paris Saint-Germain nieder
Geschlossenheit besiegt individuelle Klasse
Bester Torschütze der Kieler war Lukas Nilsson (5), für Paris traf ebenfalls ein Neuzugang am häufigsten: Uwe Gensheimer netzte 10/4 Mal ein. Der Auftakt in die VELUX EHF Champions League hätte für die Kieler nicht schöner sein können: Ausgelassen feierten die "Zebras" nach dem Schlusspfiff mit den Fans in der naheuz ausverkauften Sparkassen-Arena, herzten dabei vor allem die Neuzugänge, die bei ihrem Königsklassen-Debüt allesamt einen starken Eindruck hinterlassen hatten. Die Fans feierten mit "Oh wie ist das schön" den Sieg gegen das Starensemble Paris Saint-Germain, das mit seiner individuellen Klasse dem Kampfgeist und der mannschaftlichen Geschlossenheit der Kieler unterlegen gewesen war. Ein Indiz dafür: Alle im Feld eingesetzten "Zebras" hatten sich nach 60 nervenaufreibenden Minuten in die Torschützenliste eingetragen und das Torhütergespann Landin/Wolff das Duell mit Omeyer/Skof für sich entschieden.
Paris mit Traumstart
Das Schluss-Drama in vier Akten
Erster Akt: Hansen glich aus, zwei Minuten waren da noch zu spielen. Zweiter Akt. Christian Zeitz erzielte 25 Sekunden vor dem Ende das 28:27, auf der anderen Seite stoppten Sprenger und Wiencek Nikola Karabatics Schnelle Mitte. Wiencek blieb von Krämpfen geplagt liegen, erhielt eine Zwei-Minuten-Strafe für das Foul an Karabatic. Dritter Akt: Mit letzter Energie verhindern die "Zebras" einen Wurf aufs Tor, die Zeit lief ab. Aber: Noch gab es den Freiwurf, den vierten und letzten Akt der unglaublichen Schlussphase eines irren Spiels: Als Christian Zeitz den Hansen-Wurf blockte, verwandelte er damit die Sparkassen-Arena in ein Tollhaus. 28:27, der erste Erfolg gegen das neuformierte Paris. Den Titel-Favoriten. Was für ein Hammer-Auftakt in die Königsklasse!
Dienstag gegen Balingen
Während Paris schon eine Dreiviertelstunde nach dem Abpfiff gen Flughafen Holtenau aufbrauch, um kurze Zeit später per Chartermaschine in die französische Hauptstadt zurückzukehren, nahmen sich die "Zebras" viel Zeit für ihre Fans. Die können bereits am Dienstag ihrer Mannschaft wieder den Rücken stärken, wenn der HBW Balingen-Weilstetten zu Gast in der Sparkassen-Arena ist. Anpfiff für diese Partie ist um 19 Uhr, das Spiel wird nicht im Fernsehen gezeigt. Noch gibt es Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen und online (auch zum Selbstausdrucken) im THW-Ticket-Shop. Am Dienstag hat die Tageskasse am Ticketcenter durchgehend bis zum Anpfiff geöffnet. Auf geht's, Zebras!
THW dreht die Partie in vier Minuten
Denn urplötzlich waren auch die "Zebras" im Spiel, nutzten ihrerseits die Fehler der Kontrahenten von der Seine. Ganze vier Minuten benötigten sie, um durch zwei Santos-Treffer, ein Hüftgeschoss von Duvnjak und einen von Landin parierten freien Ball von Luka Karabatic mit anschließendem Gegenstoß von Marko Vujin aus dem Drei-Tore-Rückstand eine 6:4-Führung zu machen - das Publikum stand Kopf. Der THW nahm den Kampf an, machte in der Abwehr die Räume eng für das Welthandballer-Duo Mikkel Hansen/Nikola Karabatic, der nach einigen Einlagen ein heftiges Pfeifkonzert über sich ergehen lassen musste. Vorne setzten die "Zebras" ihrem ebenso beweglichen Gegner mit schnellen Vorstößen über die Halbpositionen zu. Überragend: Steffen Weinhold. Der Linkshänder ackerte und traf dreimal bis zur Pause.
Unentschieden zur Pause
Blatt wendet sich erneut
Doch dieses Spiel sollte die wahren Höhepunkte erst noch erleben. Denn auch nach der Pause schenkten sich beide Mannschaften nichts. Bei den Gästen sorgte Gensheimer für die "einfachen" Tore vom Siebenmeterstrich und mit traumwandlerischer Sicherheit auch von Außen, beim THW tänzelte Bilyk die komplette PSG-Defensive aus und traf zum 19:17 (36.). Wie stark sich die Kieler Abwehr nun auf ihre Gegenüber eingestellt hatte, bewies der Umstand, dass Paris satte sieben Minuten für das erste Feldtor im zweiten Durchgang benötigte. Und dich neigte sich das Blatt langsam aber sicher zugunsten der Franzosen, auch weil die Zeitspiel-Regelung bei ihnen äußerst großzügig ausgelegt wurde und sie sich oft die Abpraller sicherten. Gensheimer traf zum 22:21 (48.) und zum 23:22, dem Stepancic mit einem unglaublichen Wurf ins lange Eck das 24:22 (52.) folgen ließ. PSG, und das war auch den Fans auf den Rängen klar, war am Drücker.
Nilsson und Zeitz holen den Hammer raus
Und doch fanden die "Zebras" wieder in die Partie zurück, was vor allem an der jugendlichen Unbekümmertheit von Lukas Nilsson und der Erfahrung von Christian Zeitz lag: Während Nilsson den Ball erst mit 105, dann mit 106 km/h in den Winkel drosch und so die Kieler im Spiel hielt, machte Zeitz im Eins-gegen-Eins das 25:25, tanzte nach Gensheimers erneuter PSG-Führung Mikkel Hansen mit einer Drehung zum 26:26 aus, um dann das 27:26 von Christian Sprenger aufzulegen (59.) - die Partie steuerte auf ihr dramatisches Finale zu.