Nach Haus' mit Applaus: Deutschland kämpft um Olympiaplatz!
Schwacher Start
Heinevetter überragend
WM 2015, PLATZIERUNGSSPIELE: DEUTSCHLAND - Slowenien: 30:27 (16:14), 31.01.2014
Kiel freut sich auf die Rückkehr
Weinhold war der Faktor
Doha. Die deutschen Handballer verließen Doha gestern nach einer kurzen Partynacht müde, aber glücklich: Tags zuvor hatten sie im Spiel um Platz sieben Slowenien souverän mit 30:27 (16:14) besiegt und damit einen großen Schritt in Richtung Olympische Spiele 2016 in Rio gemacht. Das Team von Dagur Sigurdsson darf nun im April kommenden Jahres an einem der drei Qualifikationsturniere teilnehmen. "Wir haben großen Charakter gezeigt", sagte Sigurdsson, der morgens um halb fünf als Erster den Bus zum Flughafen bestieg. Der Isländer lobt selten Einzelne, diesmal tat er es. Der Mittelmann der Slowenen sei leicht verletzt gewesen und habe nicht gespielt. Steffen Weinhold dagegen habe sich trotz seiner Adduktorenzerrung in den Dienst der Mannschaft gestellt. "Das war der Unterschied", sagte Sigurdsson. "Wir haben ein tolles Turnier gespielt, darauf können wir stolz sein." Der Trainer hatte bis zuletzt auf einen Einsatz von Weinhold gehofft, der bei der 23:28-Niederlage gegen Kroatien noch pausiert hatte. Um sich im Rückraum weitere Optionen zu eröffnen, holte er den Balinger Fabian Böhm zurück und strich Linksaußen Matthias Musche aus dem Kader. Weinhold entschied nach einer halbstündigen Joggingrunde am Vormittag, sich aufstellen zu lassen. "Der Trainer wollte, dass ich spiele. Ich bin froh, dass es so gut geklappt hat, und ich einige Ideen einbringen konnte." Der Kieler stand wie gewohnt in der Start-Sieben, begnügte sich aber damit, dem Spiel als Vorbereiter eine klare Struktur zu geben. Im Tor durfte überraschend Carsten Lichtlein anfangen, der gegen Kroatien klar im Schatten von Silvio Heinevetter gestanden hatte. Die Slowenen erwischten vor 800 Zuschauern in der Lusail-Arena den besseren Start und führten 7:4 (13.). Sigurdsson nahm eine Auszeit und wechselte mit Heinevetter (zwölf Paraden) für Lichtlein (eine) einen Matchwinner ein. Innerhalb von 68 Sekunden glichen die vom überragenden Uwe Gensheimer angeführten Deutschen aus und gerieten bis zum Schlusspfiff nicht mehr in Gefahr. "Wir sind mit einer Wildcard gekommen und haben bewiesen, dass wir hierher gehören", sagte der Kapitän, der 13 Tore warf. Eine Vorentscheidung fiel in der 38. Minute, als Dragan Gajic bei einer 21:18-Führung der Deutschen mit einem Gegenstoß an Heinevetter scheiterte. Der Rechtsaußen sollte mit 71 Treffern zwar bester Torschütze des Turniers werden, doch am Sonnabend blieb er blass. "Uns hat Uros Zorman (Mittelmann, d. Red.) gefehlt, er ist unsere Maschine." Sie hätten trotz der Niederlage alles geschafft, was sie sich vorgenommen hatten - die Teilnahme an einem der Quali-Turniere. Eine Aussage, die überraschte. Eine, die aber auch erklärte, warum die Slowenen sich zeitig aufgaben. Theoretisch kann der achte Platz ausreichen, wenn sich bei der EM 2016 in Polen entsprechende Konstellationen ergeben. Sicher ist das aber nicht. Die Deutschen hatten sich vorgenommen, nicht auf den Rechenschieber zu setzen. Keiner, das war zu spüren, wollte nach der Wildcard-Teilnahme in den Verdacht kommen, wieder auf höhere Mächte angewiesen zu sein. "Wir sind von Null gekommen und auf Platz sieben gelandet", freute sich Bob Hanning, Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB). "Unsere Wüstenmission ist geglückt." Auf Einladung der deutschen Botschaft ließ das Team den 18-tägigen Doha-Trip im schicken Restaurant "Al Murjan" an der Strandpromenade Corniche ausklingen. Scheichbarometer? Die Herrschenden haben sich nicht in Handball made in Deutschland oder Slowenien verliebt. Die sechs Logen für die Super-VIPs waren verwaist, von den 47 Luxus-Sesseln nur der elfte von rechts besetzt. Aber auch nicht lange, offenbar hatte der einsame Scheich dann den Tipp bekommen, dass das Finale erst am Sonntag gespielt wird. (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 02.02.2015)