Überragender Kapitän Duvnjak führt THW Kiel zum souveränen Liga-Sieg in Hamburg
Ein überragender Kapitän Domagoj Duvnjak, mit sechs Treffern gemeinsam mit Emil Madsen bester Torschütze der Zebras, hat den THW Kiel zu einem souveränen Auswärtssieg geführt. Beim Handball Sport Verein Hamburg gewannen die Kieler acht Tage nach dem erfolgreichen Pokal-Auftritt an gleicher Stelle mit 31:25 (14:11). Dabei überzeugten die Zebras mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und einer starken Defensive, in der Hendrik Pekeler erneut einen starken Job machte. Der Kreisläufer im Angriff ebenfalls nicht zu stoppen, erzielte im vierten Spiel binnen acht Tagen fünf Tore aus fünf Versuchen. Die rund 1000 mitgereisten Kieler Fans feierten nach dem Schlusspfiff ihre Mannschaft für eine starke Leistung.
Duvnjak war Dreh und Angelpunkt
Einer strahlte nach dem Schlusspfiff besonders: Domagoj Duvnjak. Der Kapitän hatte an alter Wirkungsstätte Kiels Abwehr zusammengehalten, war im Angriff neben Eric Johansson Dreh- und Angelpunkt. Unwiderstehlich seine Durchbrüche, nicht zu verteidigen die Pässe - Duvnjak hatte sichtlich Spaß in der Partie, in der Andreas Wolff die Basis für den hochverdienten Sieg legte. Wolff stopfte vor allem in der ersten Halbzeit einige Kieler Löcher mit überragenden Paraden, wurde zum Albtraum für Hamburgs Angreifer. Neben seinen zwölf Paraden hielt Wolff auch zwei Siebenmeter auf. Später löste Tomas Mrkva Wolff im Tor ab, auch der Tscheche avancierte zu einem starken Rückhalt und schraubte mit einem gehaltenen Gegenstoß endgültig den Deckel auf zwei hochverdiente Auswärtspunkte..
Pekeler mit 400. Spiel im THW-Trikot
Aufbauend auf ihre Torhüter und einer fest zupackenden, kaum noch zu überwindenden Abwehr übernahmen die Zebras das Zepter ab der 45. Minute vollends und fuhren letztlich einen ungefährdeten Erfolg ein. Pekeler, der in Hamburg sein 400. Spiel im THW-Trikot absolvierte, zählte zu den herausragenden Akteuren, war im Mittelblock wichtiger Baustein des Kieler Abwehr-Betons und feierte sein Jubiläum im Angriff mit einer Hundert-Prozent-Quote. "Wir hatten die Begegnung bis auf die ersten zehn Minuten gut im Griff", analysierte der 33-Jährige. "Hamburg ist erfolgreich, wenn es unsere Fehler bestraft. Aber unsere Abwehr stand heute gut und die Torhüter waren prima. Andy hat uns in der ersten Halbzeit den Hintern gerettet", sagte „Peke“ im Interview mit dem Fernsehsender Dyn.
Wilde Anfangsphase
Die Kieler glänzten in der Hansestadt, dabei mussten sie weiterhin auf ihre verletzte Rückraumachse Harald Reinkind (Ferse), Nikola Bilyk (Muskelfaserriss) und Elias Ellefsen á Skipagötu (Knieprobleme) verzichten. Die Folge: Duvnjak, Johansson und Madsen mussten einmal mehr in der ersten Halbzeit komplett durchspielen. Der Start war indes wild: Die Zebras begannen im Angriff mit einem Fehlpass von Duvnjak, auf der anderen Seite warf Casper U. Mortensen ungehindert am THW-Tor vorbei. Dann traf Madsen nach drei Minuten erstmals ins Tor, die Hamburger konterten per Doppelschlag durch Mortensen und Tissier. Die schnelle Antwort von Madsen bescherte den Zebras den Ausgleich, Mortensen brachte seine Farben mit einem frechen Heber von der Siebenmeterlinie erneut in Front. Johansson glich per Schlagwurf aus, Bo Andersen legte mit dem 5:4 vor. Mortensen hätte dann mit einem Siebenmeter für den HSV erhöhen können, doch der Däne versuchte es zum zweiten Mal mit einem Heber, scheiterte aber an der Latte.
Starker Wolff legt Basis zur Pausenführung
Vielleicht zitterte auch die Hand des HSV-Linksaußen, denn THW-Torhüter Andreas Wolff steigerte sich langsam in jene großartige Galaform hinein, die Hamburgs Angreifer quer durch die Reihen verunsicherte. Duvnjak nutzte die gegnerische Abschlussschwäche mit seinem Treffer zum 5:5-Ausgleich. In den folgenden Minuten machten auch die Zebras ungewohnte technische Fehler, brachten den Ball trotz bester Gelegenheiten einfach nicht im Hamburger Gehäuse unter. Aber sie hatten einen Wolff im Kasten, der mit drei spektakulären Aktionen nacheinander alle Aufmerksamkeit in der Arena auf sich zog. Axmann, Tissier und noch einmal Axmann tauchten frei vor dem Kieler Schlussmann auf, aber Teufelskerl Wolff war nicht zu überwinden. Er parierte mit dem Fuß unter der eigenen Torlatte, leistete akrobatische Schwerstarbeit und spielte sich so in die Köpfe des gegnerischen Angriffs.
Kieler übernehmen die Initiative
In der 14. Minute brach Duvnjak die kurze Auszeit im Angriffsspiel und netzte mit geschicktem Aufsetzer zum 6:5 ein. Die Kieler übernahmen fortan die Initiative, Bo Andersen legte einen Strafwurf vor lauter Ehrfurcht über das Wolff-Tor. Hendrik Pekeler traf zum 8:6, Domagoj Duvnjak zum 9:6. Zu diesem Zeitpunkt mischte auch Trainer Filip Jicha an der Seitenlinie wieder mit, nachdem er aufgrund von Kreislaufproblemen das Coaching zeitweise an seinen Co Christian Sprenger abgeben musste. So steckten die Zebras auch eine fragwürdige Zeitstrafe gegen Petter Överby ungerührt weg, hatten ihre Nasen nach den Treffern von Pekeler und Lukas Zerbe in der 24. Minute mit 13:8 vorn. Bemerkenswert vor dem Pausenpfiff war dann der nächste Siebenmeter von Mortensen. Der Däne setzte tatsächlich ein drittes Mal auf einen Heber. Wolff zeigte sich als erfolgreicher Gedankenleser, fing den Ball lässig ab, hatte ein Lächeln auf den Lippen.
Kielen haben die passenden Antworten
Es war die letzte Aktion von Mortensen, der fortan in die Zuschauerrolle schlüpfen musste. Der Däne sah allerdings, dass die Zebras eine durchaus mögliche höhere Führung verpassten. Mohamed El-Tayar im HSVH-Kasten sorgte mit einigen Paraden dafür, dass die Hamburger im Rennen blieben. Bo Andersen erzielte das 11:14 - Hamburg war wieder herangerobbt: Das Spiel war einseitig, aber die Partie blieb trotzdem offen. Und die zweite Hälfte? Startete mit bekannten Aktionen: Wolff wurde für Weller zum unüberwindbaren Hindernis, fortan ging es Schlag auf Schlag: Die Hamburger fanden mehr Rhythmus, doch der THW Kiel hatte auf jedes Gegentor eine schnelle Antwort parat. Allerdings verpassten es die Zebras, sich frühzeitig für die großartige Defensivarbeit zu belohnen: Bo Andersen fiel bei drohendem Zeitspiel ein Abpraller aus dem vielarmigen Kieler Block direkt in die Hände, Moritz Sauter fand zweimal mit dem letztmöglichen Wurf eine Lücke.
Zerbe trifft sehenswert: Zebras feiern den Erfolg
Vorn hingegen folgte jetzt die Zeit der Kieler Linkshänder: Bence Imre verwandelte einen Siebenmeter, Madsen traf hart und sehenswert. Außerdem war auf Lukas Zerbe Verlass. Der THW-Neuzugang aus Lemgo wurde oft freigespielt, bedankte sich mit großartigen Treffern von Rechtsaußen und sehenswerten Einläufern. Die Traum-Pässe auf die Außenpositionen und an den Kreis kamen zumeist aus den Händen von Johansson und Duvnjak. Die Vorentscheidung fiel dann durch den 4:0-Lauf zwischen der 51. und 55. Minute: Pekeler, Johansson, Zerbe und Magnus Landin fanden und nutzten die Lücken im HSVH-Verband, vergoldeten mit ihren Treffern die großartige Kieler Abwehrarbeit. Und am Ende ließ THW-Trainer Filip Jicha auch seine Youngster teilhaben am Erfolg: Linus Kutz bedankte sich mit seinem Treffer zum 31:25-Schlussresultat, holte sich die Glückwünsche seiner Mitspieler ab und reihte sich ein zum Siegestanz.
Fanfest am Sonntag und erste Europa-Reise
Am Sonntag erwarten die Zebras Besuch in Altenholz: Beim Fan-Fest am Zebra-Tag rund um das Leistungszentrum im Rehmkamp gibt es von 13 bis 18 Uhr richtig viel schwarz-weißes Programm. Zwei der Höhepunkte sind sicherlich die Mannschafts-Präsentation mit anschließender Autogrammstunde des kompletten Kaders und die offenen Türen in den Trainingshallen. Auch für Kids gibt’s jede Menge zu erleben. Mehr Informationen gibt es in diesem Extra-Artikel. Montagfrüh macht sich der THW-Tross dann auf den Weg ins serbische Novi Sad, wo die Zebras am Dienstag beim Auswärtsspiel beim HC Vojvodina (18:45 Uhr, live bei DAZN und Dyn) gefordert sind. Das nächste Mal zu Hause spielen die Zebras am Samstag, 19. Oktober: Zu Gast ist ab 20:30 Uhr der 1. VfL Potsdam, Eintrittskarten sind unter www.thw-tickets.de , bei CITTI sowie in der THW-FANWELT erhältlich. Wir sehen uns in Altenholz, Kiel!
Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn/Thorge Huter
DAIKIN HBL, 6. Spieltag: Handball Sport Verein Hamburg - THW Kiel: 25:31 (11:14)
Handball Sport Verein Hamburg: El-Tayar (12.-48., 7/1 Paraden), Haug (1.-12., 48.- 1 Parade); Tissier (6), Lassen (1), Weller (2), Axmann (1), Corak, Levermann, Andersen (3), Hartwig (1), Unbehaun (1), Sauter (5), Mortensen (4/2), Valiullin; Trainer: Jansen
THW Kiel: Mrkva (46.-60., 2 Paraden), Wolff (1.-46. Und 1 Siebenmeter, 12/2 Paraden), Bellahcene (n.e.); Duvnjak (6), Landin (2), Överby, Wiencek (1), Pabst, Johansson (3), Dahmke (1), Zerbe (5), Kutz (1), Madsen (6), Wallinius, Pekeler (5), Imre (1/1); Trainer: Jicha
Schiedsrichter: Lucas Hellbusch / Darnel Jansen
Zeitstrafen: HSVH: 3 (Mortensen (22.), Tissier (28.), Sauter (33.)) / THW: 6 (Dahmke (14.), Överby (19.), Zerbe (29.), Johansson (47.), Pekeler (48.), Wiencek (58.))
Siebenmeter: HSVH: 6/2 (Mortensen an die Latte (9.), Andersen überweg (16.), Wolff hält Mortensen (29.), Wolff hält Mortensen, der den Nachwurf verwandelt (47.)) / THW: 2/1 (El-Tayar hält Madsen (28.))
Spielfilm: 0:1, 2:1 (5.), 5:4 (7.), 5:6 (14.), 6:6, 6:9 (17.), 8:10 (22.), 8:13 (24.), 9:14 (26.), 11:14;
2. Hz:12:14 (33.), 15:17 (38.), 15:19 (40.), 17:21, 19:23 (46.), .20:23 (47.), 21:24, 21:28 (54.), 23:28 (56.), 23:30 (59.), 25:31.
Zuschauer: 8030 (Barclays Arena, Hamburg)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin heute sehr stolz auf meine Mannschaft und froh darüber, wie wir uns hier präsentiert haben. Wir wollten performen, wollten von dem Spiel vor einer Woche gute Sachen fortsetzen. Das ist und gelungen. Ich habe meine Jungs auch daran erinnert, dass das ein kleines Derby mit Emotionen und allem Drum und Dran ist. Wir haben gut verteidigt, bekommen dann durch die Qualität des HSVH in einigen Situationen doch noch mit dem letzten Wurf das Gegentor. Aber die Abwehrarbeit stimmte, und die Jungs hatten vorne richtig Lust. Es war trotzdem alles andere als leicht, deshalb bin ich sehr froh, dieses Spiel gewonnen zu haben.
HSVH-Trainer Torsten Jansen: Glückwunsch an den THW Kiel, das war ein verdienter Sieg. Heute lohnt sich ein Blick auf die Statistik, weil wir von Angriffseffektivität und Wurfausbeute nicht das gezeigt habe, was es braucht, um den THW in ernsthafte Bedrängnis zu bringen. Wir hatten auf der anderen Seite auch nicht die Torwartparaden, die es braucht, um den THW Kiel in Bedrängnis zu bringen. Übereinandergelegt, war der THW Kiel bei beidem klar im Vorteil. Wenn fast jeder Ball sitzt, wird das Selbstvertrauen beim THW Kiel größer und unser schwindet. Wir hatten auch nicht das Momentum bei minus drei, minus vier. Da fehlte eine Parade oder ein Ballklau, um Mut und Selbstvertrauen zu haben und noch was reißen zu können. Wir können uns heute gerne ärgern, aber danach werden wir uns auf das nächste Spiel konzentrieren. Schade, dass wir den Zuschauern kein engeres Spiel bieten konnten.
THW-Kapitän Domagoj Duvnjak: Ich genieße es aktuell jede Minute, auf dem Feld zu stehen. Linus und Henri haben uns am Dienstag sehr geholfen, so konnte ich da ein paar Minuten pausieren. Unser Trainer passt aber ebenfalls sehr gut auf mich auf, dafür bin ich sehr dankbar. Aber das wichtigste an solch einem Tag ist nicht, wie lange ich auf dem Feld stehe und wie ich spiele, sondern dass wir als Mannschaft gewinnen. Das haben wir getan, und wir haben als Mannschaft eine gute Leistung gezeigt. Zur Pause hatte ich das Gefühl, dass wir mit einer höheren Führung in die Kabine gehen müssen. Andi hat überragend gehalten, uns sehr geholfen und Selbstvertrauen gegeben. Und trotzdem führst du nur mit drei Toren, und du bist nicht zufrieden. In der zweiten Hälfte hatten wir dann aber alles unter Kontrolle.
THW-Torhüter Andreas Wolff: Wir haben über weite Teile der Partie eine gute Abwehr gestellt, und der Torwart ist dafür da, Bälle zu halten. Wir haben auch eine gute zweite Welle vorgetragen, deshalb haben wir heute insgesamt verdient gewonnen.