Starker THW überrennt Füchse im eigenen Bau
Ausgeruhte Füchse gegen vermeintlich müde „Zebras“
THW trotzt Unterzahl-Situationen
Indes: Der THW Kiel, der auch in Berlin auf seine verletzten Rückraumspieler Filip Jicha und Rasmus Lauge verzichten musste, ließ sich von diesen kurzen personellen Nackenschlägen nicht aus dem Konzept bringen. Vielmehr wuchs das Selbstvertrauen der „Zebras“ durch starke Aktionen in Unterzahl immer weiter an; so traf Dominik Klein nach einem Ballverlust Wiedes per Gegenstoß zum Kieler 2:1; so setzte sich Weinhold auf außen durch und düpierte Heinevetter zum 4:2. Die Füchse Berlin taten sich – obwohl sie die Hälfte der Zeit in Überzahl agierten – von Minute zu Minute schwerer gegen die zwangsläufig zwischen einer 3:2:1- und einer 5:0-Formation wechselnde Kieler Deckung. Nur zwei Treffer sollten den Bundeshauptstädtern in dieser Zeit gelingen – auch weil Johan Sjöstrand ebenfalls einen starken Start erwischte und die Würfe von Fredrik Petersen, Jesper Nielsen und Konstantin Igropulo entschärfte. Da Aron Palmarsson, Domagoj Duvnjak und Joan Cañellas Lücken in der 6:0-Formation der Berliner mit den beiden Nielsens im Mittelblock fanden und Marko Vujin einen von Niclas Ekberg herausgeholten Strafwurf verwandelte, führten die Kieler nach diesen zwölf Minuten mit 6:2. Und die Führung hätte sogar noch höher ausfallen können, wenn Duvnjak und Klein nicht noch jeweils einen Gegenstoß liegen gelassen hätten. In der Max-Schmeling-Halle war es bereits ein wenig ruhiger geworden, doch als der für Drux gekommene Kapitän Iker Romero zum 3:6 anschloss traf, hofften die Berliner Fans auf eine Trendwende. Doch weit gefehlt: Palmarsson traf per Sprungwurf zum 7:3, Sjöstrand lenkte einen verdeckten Wurf Nenadics noch um den Pfosten, und als dann Jonas Thümmler die erste Zeitstrafe für die Füchse abbrummen musste, legten die „Zebras“ durch Ekberg und Weinhold zum 9:3 nach.
Berlin findet mit siebtem Feldspieler in die Partie
Entfesselter THW verteidigt Vorsprung
Den Rückstand auf den THW verkürzen konnten die Gastgeber aber nicht, da den nun vor Selbstvertrauen strotzenden Kielern im Angriff sehr viel mehr gelang als in den Spielen zuvor. Die mitgereisten schwarz-weißen Fans wurden verwöhnt von ihrer Mannschaft, nicht nur durch einen akrobatischen Treffer Kleins zum 12:5, ein tolles Tor Ekbergs vom Kreis zum 13:6 oder den ansatzlosen Stemmwurf Duvnjaks zum 14:7. Auch die Art und Weise, wie die „Zebras“ um jeden Zentimeter auf dem Parkett kämpften, imponierte. Die Umstellung in der Füchse-Abwehr auf eine 5+1-Variante – Petersen und Zachrisson engten abwechselnd die Wege von Palmarsson und Duvnjak ein – machte den Kielern ebenfalls nichts aus, so dass den Berlinern spätestens nach Vujins Treffer zum 16:9, Sjöstrands bereits achter Parade gegen Landsmann Petersen und Kleins postwendendem 17:9 ein Debakel drohte. Die Gastgeber konnten sich aber beim nach 20 Minuten für den enttäuschenden Heinevetter gekommenen Petr Stochl bedanken, dass sie durch zwei Treffer ihrer schwedischen Flügelzange mit „nur“ sechs Toren Rückstand in die Kabinen gingen.
THW sorgt für frühe Entscheidung
Nach Wiederanpfiff hofften die Berliner Fans daher auch noch einmal, als Patrick Wiencek früh eine Zeitstrafe kassierte, Cañellas mit einem Wurf aus der eigenen Hälfte das leere Füchse-Tor knapp verfehlte und die im ersten Durchgang enttäuschenden Drux und Nenadic zweimal auf fünf Treffer verkürzten. Doch die „Zebras“ hatten stets eine Antwort parat, und als Sjöstrand dann eine fantastische Doppelparade gegen Nenadic zeigte, der Serbe im Leibchen dann keine Zeit zum Wechseln bekam und auf der Gegenseite beim 22:15 durch Landsmann Vujin dem Ball nur noch hinterher schauen konnte, gaben sich zumindest die Berliner Zuschauer bereits geschlagen. Die Max-Schmeling-Halle war fortan endgültig ganz in der Hand der Kieler Schlachtenbummler, und diese sahen wenig später nach zwei weiteren Gegenstoßtreffern Ekbergs und Kleins zum 25:16, dass Sigurdsson das rote Leibchen nach 40 Minuten endgültig einmottete – das Spiel war entschieden.
Duvnjak nicht mehr zu stoppen
Immerhin: In der Schlussphase berappelten sich die Gastgeber wieder, insbesondere die ehemaligen Barcelona-Spieler Igropulo und Romero warfen sich den Frust von der Seele. Verkürzen konnten die Füchse dennoch nicht, weil der THW die Konzentration hoch hielt. Domagoj Duvnjak war gar nicht mehr zu stoppen, ohne technische Fehler und Fehlwürfe steuerte der Kroate im zweiten Durchgang fünf weitere Treffer zum Sieg bei. Da am Ende auch der für Sjöstrand gekommene Andreas Palicka einige tolle Paraden zeigen konnte, der für den bärenstarken Klein gekommene Rune Dahmke einen von Cañellas eingeleiteten Gegenstoß beherzt abschloss und auch Weinhold nach seinen zwei frühen Zeitstrafen noch eine Menge Spielzeit erhielt und diese auch nutzte, stand am Ende ein klares 38:27 für den THW auf der Anzeigetafel.