THW gewinnt 79. Landesderby
Palmarsson-Comeback dauerte keine drei Minuten
Nach dem missglückten Ligastart in Lemgo setzte Alfred Gislason gegen die SG auf eine eingespielte Rückraumachse. Der am Wochenende noch aufgrund einer Zerrung pausierende Aron Palmarsson sollte von Beginn an die Fäden auf der Rückraummitte ziehen, an seiner Seite wusste er mit Filip Jicha und Marko Vujin die besten Feldtorschützen der vergangenen Spielzeit. Und es war tatsächlich Palmarsson, der nach zwei erfolgreichen Svan-Gegenstößen das erste Tor für die „Zebras“ erzielte. Allerdings: Es sollte die letzte Aktion des Isländers sein, der wie schon beim 77. Landesderby im Mai früh zur Bank humpelte und fortan zum Zuschauen verdammt war.
Anfangsphase gehört dem THW
Rabenschwarze zehn Minuten
Doch wenig später zeigte der THW wieder sein zweites Gesicht – eben jenes aus der Lipperlandhalle, das die Feinabstimmung noch ein wenig vermissen lässt. So scheiterte Vujin aus dem Rückraum an Andersson und warf einen Strafwurf über den Kasten. So unterliefen Duvnjak beim Versuch, den von der Flensburger 6:0-Deckung stets gut abgeschirmten René Toft Hansen in Szene zu setzen, binnen 60 Sekunden gleich zwei Ballverluste. So schaltete Eggert am schnellsten, als Sjöstrand einen Glandorf-Wurf parierte, und netzte im zweiten Versuch doch noch für die Gäste ein. Bis zur 21. Spielminute wollte dem THW nur ein einziger Treffer gelingen, während Flensburg mit einem gut aufgelegten Nenadic und dem langsam aufdrehenden Thomas Mogensen mit 10:8 in Führung ging.
Weinhold hält THW im Spiel
Alfred Gislason hatte bereits Joan Cañellas und Patrick Wiencek eingewechselt, aber nach seiner Auszeit nahm der Trainer noch eine weitere Änderung vor: Weinhold übernahm nun auch die halbrechte Position im Angriff vom unglücklich agierenden Vujin. Dieser Schachzug sollte sich auszeichnen, denn gegen seinen Ex-Club drehte Kiels neuer Linkshänder sofort auf: Nach einem Ballverlust der Flensburger wuchtete Weinhold den Ball im erweiterten Gegenstoß an Andersson vorbei zum 9:10 ins Tor und sorgte mit einem Durchbruch von der rechten Seite auch für den 10:10-Ausgleich, nachdem der famose Sjöstrand nach einer schnellen Mitte der SG gegen den völlig freien Eggert rettete. Als Jicha nach einem Schubser gegen Mogensen die erste Zeitstrafe des Derbys kassierte, war es erneut Weinhold, der mit einem ansatzlosen Wurf in Unterzahl das 11:11 markierte.
Flensburg zur Pause vorne
THW stark aus der Pause zurück
Weiterhin mit einer 3:2:1-Deckung, an deren Spitze sich Jicha und Cañellas abwechselten, aber nun mit Wiencek dort auf der rechten Halbposition, kehrten die Kieler aus den Kabinen zurück. Die Abwehr machte nun einen entschlosseneren Eindruck und zwang Nenadic im ersten Flensburger Angriff gleich zu einem Fehlpass. Auf der Gegenseite tankte sich Jicha zum 14:15 durch, obendrein kassierte Mogensen eine Zeitstrafe. Die SG schaffte es, fast die gesamten zwei Minuten runterzuspielen, ehe sich Wiencek bei einem geplanten Kreisanspiel den Ball schnappte und Ekberg endlich egalisierte. Vier Minuten später war es dann endlich soweit: Nachdem Sjöstrand, der das Torhüterduell gegen Andersson klar für sich entschied, einen Eggert-Strafwurf entschärfte und den Versuch aus dem Rückraum von Landsmann Johan Jakobsson gar festhalten konnte, brachte Weinhold den THW beim 17:16 erstmals seit der Anfangsviertelstunde wieder in Führung. Die Sparkassen-Arena brodelte.
THW startet 6:0-Lauf
Doch der amtierende Champions-League-Sieger hielt zunächst noch dagegen, der diesmal vom Siebenmeterstrich erfolgreiche Eggert und Svan egalisierten noch einmal zum 18:18. Mit dem bislang besten Spielzug der Partie holten sich die Kieler die Führung aber postwendend zurück: Über Weinhold und Duvnjak landete der Ball am Kreis bei Ekberg; der Schwede wurde von seinem Gegenspieler zwar festgemacht, doch im letzten Moment passte er weiter auf Linksaußen Klein, der für das 19:18 sorgte. Wenige Sekunden später sprintete Ekberg in ein Flensburger Missverständnis und bediente seinen Kapitän zum 20:18. Und nachdem Sjöstrand nacheinander gegen Radivojevic, Glandorf und Mogensen parierte, Duvnjak endlich Toft Hansen in Szene setzen konnte, Jicha den Kieler Siebenmeterfluch beendete und Cañellas in Überzahl zum 23:18 einnetzte, waren die „Zebras“ Mitte der zweiten Halbzeit plötzlich enteilt.
Flensburgs kurzes Aufbäumen
Am Sonntag Nordderby in Hamburg
Der Rest geriet zum Schaulaufen: Der von Cañellas bediente Wiencek traf artistisch per Rückhandwurf nach einer eingesprungenen Pirouette zum 27:21, Ekberg profitierte einmal mehr von der Spielübersicht Weinholds beim 28:21, und Eigengewächs Rune Dahmkes erste fünf Bundesligaminuten bekamen einen Sonderapplaus. Dass Flensburg in den Schlussminuten noch verkürzen konnte und sich damit in der Tabelle noch vor dem THW behaupten konnte, war Fans und Mannschaft erst einmal egal. Denn der drohende Fehlstart wurde erfolgreich abgewendet, und am kommenden Sonntag können die „Zebras“ mit etwas breiterer Brust das etwas kleinere Nordderby beim HSV Hamburg angehen. Der Anwurf in der o2-World erfolgt um 17.15 Uhr, Sport1 überträgt erneut live.