ZEBRA-Interview mit Alfred Gislason: Wir wollen besser werden

Bundesliga

ZEBRA-Interview mit Alfred Gislason: Wir wollen besser werden

94 Tage nach dem letzten Heimspiel in der DKB Handball-Bundesliga und dem schier unfassbaren Gewinn der 19. Deutschen Meisterschaft starten die „Zebras“ heute ausgerechnet gegen den Landesrivalen aus Flensburg ihre neue Heimspielserie. Mit Domagoj Duvnjak, Joan Canellas, Steffen Weinhold und Rune Dahmke steht THW-Trainer Alfred Gislason vor der Aufgabe, gleich vier neue Spieler in die Mannschaft des Rekordmeisters zu integrieren. ZEBRA sprach mit Gislason über das Hammer-Auftaktprogramm, die Belastung der Spieler, die Titelfavoriten-Rolle und die Ziele des THW Kiel in dieser Saison.

ZEBRA: Das erste Heimspiel der neuen Saison ist gleich ein Kracher. Wie stark schätzt Du die SG ein? Alfred Gislason: Sehr stark. Flensburg hatte im vergangenen Jahr viel Verletzungspech. Mit Lars Kaufmann, der ja quasi ein Neuzugang ist, und den vielen neuen, jungen Spielern kann Flensburg in dieser Saison noch stärker sein als zuletzt.  Dann geht es auf Auswärts-„Tournee“… Ja. Wir spielen innerhalb von sechs Tagen in Hamburg, Balingen und Wetzlar. Insgesamt ist das ein schweres Start-Programm. Der HSV hatte im vergangenen Jahr einen riesigen Kader, der vielleicht zu groß war. Nun haben viele wichtige Spieler den Verein verlassen, aber die erste Sieben ist immer noch sehr stark. Ich bin überzeugt davon, dass der HSV keine schlechtere Rolle als in der vergangenen Saison spielen wird. Das Balingen-Spiel haben wir durch das Lizenz-Hickhack hinzu bekommen, und in Wetzlar spielen wir bereits am Freitag, um nicht in Konkurrenz zum „Tag des Handballs“ im nahe bei Wetzlar liegenden Frankfurt zu treten.  In diesem Jahr musste sich die neue THW-Mannschaft in Rekordzeit finden… Die Vorbereitungszeit auf eine Saison wird immer kürzer. Der Super Cup fand in diesem Jahr beispielsweise elf Tage früher als noch vor drei Jahren statt. Und die Saison wurde durch die WM-Play-off-Spiele noch einmal um zwei Wochen verlängert. Manchmal weiß ich gar nicht mehr, für welches Turnier meine Spieler gerade mit ihren Nationalmannschaften Qualifikationsspiele bestreiten. Die Saison ist einfach zu lang. In der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA bestreiten die Spieler ähnlich viele Partien wie meine, aber im Sommer haben sie drei Monate frei. Meine Spieler hatten gerade einmal vier Wochen zur Regeneration. Das ist viel zu wenig. Ist das noch gesund? Nein. Der Spielplan wird auf dem Rücken der Spieler immer weiter ausgebaut. Wir beschweren uns jedes Jahr darüber, doch niemand hört auf uns. Stattdessen werden immer neue Turniere und Qualifikationen eingeführt. Ich bin mir sicher, dass es den heutigen Spitzenspielern, die wesentlich trainierter sind als ich es in ihrem Alter war, durch die Dauerbelastung in meinem Alter gesundheitlich wesentlich schlechter als mir gehen wird.  Hat die hohe Belastung auch Auswirkungen auf die Saison-Vorbereitung? Natürlich. In diesem Jahr haben wir zwar intensiv trainiert, aber das Pensum im Vergleich zu den Vorjahren doch ein wenig herunterfahren müssen. Aber die Mannschaft hat gut mitgezogen, und die Neuzugänge haben sich erstaunlich schnell integriert. Ich bin sehr optimistisch, was die Saison angeht. Wir haben eine bessere Mannschaft als in der abgelaufenen Saison, sind vor allem in der Breite besser aufgestellt. Dadurch kann ich mehr rotieren lassen und probieren, den Gegner 60 Minuten lang unter Druck zu setzen. Der THW Kiel gilt bei allen Konkurrenten angesichts der namhaften Neuzugänge als Titel-Favorit. Stimmst Du dem zu? Jeder der Neuzugänge bringt neue Qualitäten mit und wird unsere Mannschaft besser machen. Wir sind der Favorit auf den Meistertitel, und dazu stehen wir auch. Aber wir dürfen uns nicht ausruhen, sondern müssen genauso hart weiter arbeiten wie in der vergangenen Saison.  Birgt ein solch prominenter Rückraum nicht die Gefahr, dass Unzufriedenheit aufkommt? Alle Neuzugänge und auch unsere arrivierten Spieler wissen, dass sie nicht 60 Minuten durchspielen werden. In der vergangenen Saison habe ich zwei Monate lang mit nahezu der gleichen Besetzung durchspielen müssen, weil ich dann doch irgendwie Meister werden wollte (er lacht). Aber um ehrlich zu sein: Das war nicht gesund. Was sind die Ziele für diese Spielzeit? Die sind immer die gleichen: Wir wollen deutscher Meister werden, zum Champions-League-Final4 nach Köln fahren und das DHB-Pokal-Final-Four in Hamburg erreichen. Und wir wollen natürlich immer besser werden.  Was entgegnest Du den Kritikern, die sagen, dass der THW Kiel die Liga langweilig mache? Meine Aufgabe ist es, dass wir mit dem THW Kiel den bestmöglichen Handball spielen. Um andere kann ich mir da keine Sorgen machen. (Aus dem Hallenmagazin "ZEBRA" vom 26.08.2014)