Letztes Auswärtsspiel des Jahres: THW Kiel will beim heimstarken ThSV Eisenach punkten
Am vergangenen Samstag stand bei den Zebras die knüppelharte Partie beim HC Erlangen auf dem Programm, und die nächste richtig schwere Auswärtsaufgabe wartet bereits auf die Zebras: Am Freitagabend will der THW Kiel in der extrem hitzigen Atmosphäre der Werner-Aßmann-Halle beim Aufsteiger ThSV Eisenach bestehen. "Das wird ein brutal schweres Spiel", weiß THW-Kreisläufer Hendrik Pekeler um die kräftig zupackende Defensive und die Saison-Bilanz der Thüringer, die alle ihre Punkte in der stärksten Liga der Welt bisher mit den heimischen Fans holten. Anwurf ist Freitag um 20 Uhr, Dyn überträgt live.
Noch zwei schwere Spiele 2023
Ungewöhnlich viel Zeit hatten die Kieler, um sich von den Strapazen des harten Spiels in Erlangen zu erholen. "Da hat man einigen von uns angesehen, dass sie ziemlich müde sind. Es hilft uns daher enorm, dass wir jetzt ein paar Tage mehr Zeit zur Vorbereitung auf die nächste Partie hatten", erklärte Kapitän Patrick Wiencek, und blickte auf den Jahresendspurt der Zebras, die nach dem letzten Auswärtsspiel 2023 in Eisenach am 20. Dezember noch die TSV Hannover-Burgdorf (jetzt Tickets sichern!) zu Gast haben. "Jetzt haben wir noch zwei Spiele, die wir genauso angehen wollen wie das beim HC Erlangen." Das müssen die Kieler am Freitagabend auch, ist der Aufsteiger doch eine der Mannschaften, die auswärts besonders schwer zu bespielen sind. Denn die Thüringer haben zu Hause ein dickes Faustpfand: Die extrem hitzige Atmosphäre in der kleinen Werner-Aßmann-Halle, die am Freitagabend - natürlich - mit 3450 Zuschauern ausverkauft sein wird.
Werner-Aßmann-Halle ist eine Heim-Festung
Einer, der die Halle auch kennt, ist Rune Dahmke: "Es ist extrem eng, und du hast das Gefühl, dass die Zuschauer mit auf dem Feld stehen. So etwas kennt man eigentlich nur von früher, bevor der Handball in die großen Arenen zog", weiß der Kieler Linksaußen. "Darauf freue ich mich, aber es wird für uns auch eine große Aufgabe. Uns erwartet am Freitag eine unglaublich hitzige Atmosphäre - von den Spielern und den Fans. Da wird es 60 Minuten auf die Mütze geben." Es sei ein Wahnsinn, so Dahmke weiter, was Eisenach gerade zu Hause bereits vollbracht habe. "Gerade gegen die großen Gegner." In der Tat haben die Wartburgstädter ihre kleine Halle zu einer echten Festung ausgebaut, in der es keinem Gegner leicht gemacht wird. Das bekamen unter anderem auch der Bergische HC (31:30), Frisch Auf Göppingen (27:24) und die Rhein-Neckar Löwen (29:26) zu spüren, die MT Melsungen tat sich beim 27:24-Erfolg in Eisenach lange schwer. Hinter dem jüngsten 25:24-Heimerfolg gegen den Zebra-Bezwinger SC DHfK Leipzig steht allerdings noch ein Fragezeichen: Die Sachsen legten gegen die Wertung des Spiels Protest ein, weil es ihrer Meinung nach zu Unregelmäßigkeiten mit der Spieluhr kam.
ThSV-Mittelmann ist bester Torschütze der Liga
Stand jetzt haben die Eisenacher neun Pluspunkte auf ihrem Konto. Alle neun Zähler holten sie zu Hause, während der ThSV auswärts noch auf ein Erfolgserlebnis wartet. Zuletzt verloren die Thüringer am Dienstag ihr Pokalspiel am Dienstagabend in Hamburg nach einer Zwei-Tore-Führung zur Pause knapp mit 28:31. Acht Mal traf dabei Mittelmann Manuel Zehnder ins HSV-Tor. Der 24 Jahre alte schweizer Mittelmann, ausgeliehen vom HC Erlangen, ist auch in der stärksten Liga der Welt die schärfste Waffe der Eisenacher: Mit 118 Treffern steht Zehner gemeinsam mit dem Berliner Mathias Gidsel auf Rang eins der Torschützenliste in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. Vereinsintern auf Rang zwei folgt mit Linkshänder Alexander Saul ein weiterer Rückraumspieler, der bisher 70 Mal ins Schwarze traf. Saul, 2017 aus Magdeburg zum ThSV gewechselt, ist wie Rechtsaußen Willy Weyhrauch, der 2016 von den Füchsen kam, so etwas wie das Urgestein der aktuellen Mannschaft, die nach dem Aufstieg mit insgesamt neun neuen Spielern verstärkt wurde.
Drei neue Torhüter für den ThSV
Einer von ihnen ist in Kiel kein Unbekannter. Torhüter Dominik Plaue kam vom TV Hüttenberg nach Eisenach. In der Saison 2015/2016 stand der heute 28-Jährige im erweiterten Kader des THW Kiel und feierte mit einem gehaltenen Siebenmeter gegen Balingen im Dezember 2015 im THW-Dress sein Bundesliga-Debüt, dem jetzt, acht Jahre später, bisher elf weitere Einsätze in der stärksten Liga der Welt folgten. Häufiger zum Einsatz kamen bisher aber seine Positionskollegen Matija Spikic (kam von Eric Johanssons Heimatverein Eskilstuna Guif aus Schweden) und Mateusz Kornecki. Der polnische Nationaltorhüter ist so etwas wie der Königstransfer der Eisenacher, kam er doch vom Champions-League-Silbermedaillengewinner Industria Kielce nach Thüringen. Insgesamt hat der kommende THW-Gegner die zweitjüngste Mannschaft der Liga, die allerdings extrem hungrig auf Erfolg ist - und den Kontrahenten in der Werner-Aßmann-Halle die Lust am Handball rauben will. "In dieser Halle und gegen uns als Team soll es keiner gegnerischen wirklich Spaß machen, zu spielen", hatte der Sportliche Leiter Maik Nowak vor der Saison bereits angekündigt.
Eisenacher kassieren zu Hause im Schnitt nur 27 Gegentore
Und die Mannschaft lässt diesen Worten Taten folgen: Mit einer extrem aggressiven Verteidigung, die von Trainer Misha Kaufmann auch gerne in ungewöhnlichen Formationen wie einem 3:3 oder einer offenen, mannbezogenen Deckung ins Rennen geschickt wird, versucht der ThSV, jeden Gegner aus dem Rhythmus zu bringen. Das funktioniert: Während die Eisenacher in den bisher acht Heimspielen erst 218 Gegentore kassierten, waren es auswärts bei der gleichen Anzahl an Partien bereits 260. Das Unternehmen Klassenerhalt - die Eisenacher gehen es mit viel Leidenschaft an. Zuletzt wurden sie sogar noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv und holten mit dem Esten Mait Patrail einen sehr erfahrenen Mann. Mit 328 Spielen für Lemgo, die Rhein-Neckar Löwen, den ASV Hamm-Westfalen und die TSV Hannover-Burgdorf bringt Patrail alleine mehr Erstliga-Partien zu Papier, als es der gesamte ThSV-Kader zu Saisonbeginn hatte. Eine echte Verstärkung also für die Eisenacher.
Informationen rund um das Spiel
Ein schweres Spiel wartet auf den THW Kiel. Die Zebras reisen am Donnerstag mit dem Mannschaftsbus "KI-EL 1" in die gut 450 Kilometer entfernte Wartburg-Stadt. Der Anpfiff zum letzten THW-Auswärtsspiel des Jahres ertönt am Freitagabend um 20 Uhr. Schiedsrichter in der seit Wochen mit 3140 Zuschauern ausverkauften Werner-Aßmann-Halle sind Marcus Hurst und Mirko Krag. Dyn überträgt wie gewohnt die 60 Minuten live ins heimische Wohnzimmer. "Eisenach wird von Beginn an versuchen, uns mit allen Mitteln aus dem Konzept zu bringen", sagt THW-Linksaußen Rune Dahmke, der beim bis dato letzten THW-Gastspiel im Jahr 2016 (siehe Gegnerstatistik im THW-Archiv) fünf Treffer erzielte. "Wir müssen dort cool bleiben und das durchziehen, was wir uns vorgenommen haben. Wenn wir das über 60 Minuten schaffen, sind wir die bessere Mannschaft und holen auch die beiden Punkte." Auf geht's nach Eisenach, Kiel!
Fotos: ThSV Eisenach / Ingrid Anderson-Jensen