fbpx

THW Kiel erkämpft sich zwei wichtige Punkte in der “Hölle von Bitola”

Champions League

THW Kiel erkämpft sich zwei wichtige Punkte in der “Hölle von Bitola”

Der THW Kiel hat der ohrenbetäubenden Atmosphäre in der "Hölle von Bitola" erfolgreich standgehalten. Beim HC Eurofarm Pelister behielten die Zebras kühlen Kopf und fuhren trotz einer ausbaufähigen Angriffsleistung einen verdienten 23:20 (11:9)-Erfolg ein. An diesem hatte Neuzugang Samir Bellahcene großen Anteil: Der THW-Torhüter hielt 14 Würfe auf sein Tor und war hinter einer starken Deckung einer der Sieggaranten. Beste Torschützen auf Seiten der Zebras, die durch den dritten Erfolg im dritten Spiel der Machineseeker EHF Champions League die Tabellenführung in der Gruppe A übernahmen, waren Niclas Ekberg und Elias Ellefsen á Skipagøtu mit je fünf Treffern. 

Zebras trotzten heißblütigen Fans und entschlossenen Gastgebern

Die Zebras trotzten im Süden des Landes nicht nur dem entschlossen auftretenden nordmazedonischen Meister, sondern auch seinen berühmt-berüchtigten heißblütigen Fans in der mit 3000 Zuschauern komplett ausverkauften Sporthalle Boro Curlevski. Dabei überstanden sie auch die hektische Schlussphase, als die Gastgeber mit ihren Fans im Rücken alles auspackten, um den deutschen Rekordmeister mit einer Niederlage auf die Heimreise zu schicken. Der THW aber hatte mit Samir Bellahcene einen großartigen Schlussmann hinter der bärenstarken Deckung und einen nervenstarken Niclas Ekberg, der nach zuvor drei Fahrkarten beim entscheidenden Ball die Nerven behielt und sicher zum 23:20 vollstreckte. 

Starke Kieler Defensive

In Bitola sammelte die THW-Crew viel Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben. In der Abwehr stand das Team von Trainer Filip Jicha, der wegen einer Erkältung das aktive Coaching zum Großteil seinem Co Christian Sprenger überließ, sehr gut. Die Defensive verschob auf schnellen Beinen, blockte den Pelister-Rückraum und hatte in Neuzugang Samir Bellahcene einen starken Torhüter hinter sich. Auch Tomas Mrkva wollte dem nicht nachstehen, kam in der 53. Minute bei einem Siebenmeter für Pelister und machte den Wurf des bis dahin von der Strafwurflinie treffsicheren Radivojevic unschädlich - eine wichtige Parade auf dem Weg zum THW-Sieg.

Wenig Tore in der Anfangsphase

In der Startsieben stand auch Karl Wallinius, der zuletzt wenige Spielanteile zu verzeichnen hatte. Gegen die Nordmazedonier aber tankte "Kalle" Selbstvertrauen, traf dreimal in den ersten 30 Minuten und wusste auch mit Anspielen zu überzeugen. Ansonsten aber hakte es zunächst im Kieler Angriffsspiel. Einige gute Chancen wurden ausgelassen, Pelister-Torhüter Ghedbane zeigte zudem, dass  auch die Gastgeber einen Könner zwischen den Pfosten stehen haben. Mario Tankoski brachte Pelister in Front, Niclas Ekberg glich aus und Rune Dahmke sorgte in der fünften Minute für das 2:1 und die erste Kieler Führung. Bis zum 3:3 waren die Teams auf Augenhöhe, ehe der Doppelschlag durch Wallinius und Ekberg Kiel auf 5:3 nach vorn brachte. Die Zwei-Tore-Führung hatte nur kurz Bestand, nach 20 Minuten leuchtete es 6:6 an der Anzeigentafel. Insgesamt zwölf Tore nach 20 Spielminuten - ein seltenes Bild im modernen Handball.

THW setzt Härte spielerische Elemente entgegen

Es war nur wenig los in den Offensivreihen beider Teams. Die Torhüter und aggressive Deckungsreihen auf beiden Seiten bestimmten den Spielverlauf, vor allen Dingen Harald Reinkind bekam die knüppelharte Gangart der Gastgeber zu spüren. Das Schiedsrichtergespann aus Österreich ließ die Härte der Nordmazedonier zu - griechisch-römisch war angesagt. Der THW Kiel versuchte, dem spielerisch entgegen zu wirken: mit der Hereinnahme von Elias Ellefsen á Skipagötu. Der Färinger wurde von Filip Jicha in der 19. Minute aufs Parkett beordert, brachte sofort Tempo und Ideen ins Kieler Spiel. Nikola Bilyk erzielte mit gekonntem Dreher das 8:6, und  á Skipagötu ließ in der 25. Minute per Tempogegenstoß und einem wuchtigen Unterarmwurf die 10:7-Führung für die Zebras folgen. Die Hoffnung der wenigen Kieler Fans auf ein entspanntes Spiel aber wurde nicht erfüllt. Die Nordmazedonier setzten auf Kampf und Hektik, hatten damit Erfolg und waren schnell wieder dran am THW. Karl Wallinius beendete die ersten anstrengenden und zähen 30 Minuten mit seinem Treffer zur Kieler 11:9-Führung.

Duell auf Augenhöhe

In der zweiten Halbzeit setzte Jicha auf Wallinius' schwedischen Landsmann Eric Johansson, der die Zebras gleich nach Wiederbeginn mit einem Kracher aus dem Rückraum auf 12:9 warf. 13:12 hieß es wenig später, und weil die Kieler jetzt Pelister-Keeper Khalifa Ghedbane "warm" warfen, den Algerier im Tor von Bitola zum "Helden" der Fans machten, blieben die Gastgeber weiter auf Augenhöhe. Die Zuschauer hofften auf die Überraschung, wurden lautstark zum "achten Mann" in der Halle, pfiffen die Zebras im Angriff gnadenlos aus - eine geile Königsklassen-Atmosphäre! In dieser Phase zog Ekberg zunächst am Fahrkartenschalter, weswegen es 16:16 nach 42 Minutenstand. Die Gastgeber waren am Drücker, glichen mehrfach Kieler Führungen aus. Sie schafften es aber nicht gegen die konsequente THW-Abwehr mit Torhüter Bellahcene als letzter Instanz eine eigene Führung vorzulegen.

Kieler mit kühlem Kopf in der Crunch time

So starteten die Zebras, die nun mit einer offensiven Deckungsvariante agierten, mit einem 3:0-Lauf in die letzten wichtigen Minuten der Begegnung: Ekberg verwandelte einen Strafwurf, Domagoj Duvnjak brachte den Ball im leeren Pelister-Tor unter, und Elias á Skipagötu senkte die Hallentemperatur schließlich mit seinem fünften Treffer zum 22:19 in der 53. Minute deutlich. Die Gastgeber setzten jetzt auf eine offensive 3:3-Deckung, doch der THW blieb abwehrstark. Tomas Mrkva parierte den Strafwurf von Radivojevic. Weil die Gastgeber zudem überhastet Chancen liegenließen, gehörte das Happyend dem THW Kiel: Niclas Ekberg war zur Stelle, traf von Rechtsaußen ins lange Eck. Die Entscheidung in einer extrem torarmen Schlussphase. Die letzte Aktion gehörte dann einem der Besten im THW-Team: Samir Bellahcene war erneut zur Stelle, feierte Parade Nummer 14 und jubelte anschließend im Kreise seiner Zebraherde.

Die Reise geht weiter nach Magdeburg

Nach der Partie in Bitola reisen die Zebras nicht zurück an die Förde, sondern machen sich am Donnerstagmorgen direkt von dort auf zum LIQUI MOLY HBL-Kracher beim SC Magdeburg. Die Vorbereitung mit zwei Trainingseinheiten absolvieren die Kieler in Leipzig, ehe sie dann am Freitagabend in Richtung Magdeburg aufbrechen. Das Top-Spiel in der stärksten Liga der Welt wird bereits am Samstag um 19 Uhr angepfiffen, Dyn zeigt die 60 packenden Minuten aus der Domstadt live. Am 3. Oktober, dem Feiertag zur Deutschen Einheit, empfängt der THW Kiel dann die HSG Wetzlar zum K.o.-Spiel im DHB-Pokal. Karten für die Begegnung, die um 15 Uhr angepfiffen wird, gibt es bei CITTI, in der THW-FANWELT und online unter www.thw-tickets.de. Weiter geht’s in Magdeburg, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: HC Eurofarm Pelister

Machineseeker EHF Champions League, 3. Spieltag: HC Eurofarm Pelister - THW Kiel 20:23 (9:11)

HC Eurofarm Pelister: Lesjak (1 Siebenmeter, keine Parade), Ghedbane (1.-60., 12 Paraden); Cehte (4), Kuzmanovski (1), Tajnik (1), Kisum (2), Borzas, Tankoski (1), Radivojevic (5/3), Kosteski, Petrovic (1), Pe. Atanaseivikj (2); Vasilev, Peshevski (3), Seri, Pa. Atanaseivikj; Trainer: Jovikj
THW Kiel: Mrkva (3 Siebenmeter, 1/1 Parade), Bellahcene (1.-60., 14 Paraden); Duvnjak (1), Reinkind, Landin (1), Øverby (1), Wiencek (2), Ekberg (5/2), Faust, Johansson (1), Dahmke (1), Gurbindo (1), Wallinius (3), Bilyk (1), Pekeler (1), á Skipagøtu (5); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Radojko Brkic / Andrei Jusufhodzic (AUT)
Siebenmeter: Pelister: 4/3 (Mrkva hält Radivojevic) (53.)) / THW: 2/2
Zeitstrafen: Pelister: 3 (Seri (10.), Vasilev (49.), Pe. Atanaseivikj (56.)) / THW: 3 (2x Wiencek (17., 22.), Duvnjak (32.))
Spielfilm: 1. Hz.: 1:0, 1.2 (5.), 3:3, 3:5 (11.), 4:6, 6:6 (18.), 7:8, 7:10 (27.), 9:19 (28.), 9;:11;
2. Hz.: 9:12, 10:13 (35.), 12:13 (37.), 14:16 (41.), 16:16 (42.), 19:19 (49.), 19:22 (52.), 20:22 (56.), 20:23.
Zuschauer: 3000 (ausverkauft) (Hala Boro Curlevski, Bitola (MKD))

Stimmen zum Spiel: 

THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi: Ich möchte die Abwesenheit von Filip entschuldigen. Er ist ein wenig krank und hat seine Stimme in der Arena verloren. Die Atmosphäre war fantastisch, und wir sind sehr glücklich über die zwei Punkte. Wir haben zu viele Fehler gemacht, so dass Eurofarm Pelister immer dran blieb. Wir mussten bis zum Schluss um die zwei Punkte kämpfen. Jetzt sind wir sehr, sehr glücklich. Auch, dass Samir nach nur anderthalb Wochen bei uns solch ein Bonus ist und uns heute sehr geholfen hat. Nun freuen wir uns auf Magdeburg in drei Tagen.

Elias Ellefsen á Skipagøtu: Die Fans waren sehr laut, es hat Spaß gemacht, hier zu spielen. Unglücklicherweise waren wir nicht so gut, wie wir es uns erhofft hatten. Am Ende haben wir aber gewonnen. Und darauf kam es heute an.

THW-Rückraumspieler Karl Wallinius: Es war ein richtiger Kampf. Das hatten wir erwartet, und genau das ist eingetreten. Wir haben gut gekämpft. Vielleicht hätten wir ein bisschen präziser sein können, viele Würfe waren nicht so gut. Aber wir freuen uns sehr über diese zwei Punkte, die waren wichtig. Die 6:0-Punkte geben Selbstbewusstsein. Das brauchen wir auch ein bisschen, und das nehmen wir mit ins nächste Spiel.