Sonntag sind alle Augen auf Kiel gerichtet: 105. Landes-Derby gegen Flensburg
Zum 105. Mal treffen am Sonntag der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt aufeinander. Der Deutsche Meister misst sich mit seinem ärgsten Verfolger der Vorjahre, ein Champions-League-Teilnehmer duelliert sich mit einem Champions-League-Teilnehmer, Weltklasse kreuzt mit Weltklasse die Klingen: Wenn die beiden schleswig-holsteinischen Topclubs aufeinandertreffen, blickt die Handball-Welt in den hohen Norden. Das Derby zwischen den beiden Erzrivalen ist so etwas wie "El Clásico" zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona im spanischen Fußball: Immer packend, dramatisch, elektrisierend - eben ein Spiel, über das man lange spricht! Los geht's Sonntag pünktlich um 13:40 Uhr in der Wunderino Arena, Sky und das NDR-Fernsehen übertragen live.
Sagosen: "Das ist das größte Handballspiel der Welt"
Die Vorfreude bei den Kieler Handballern ist riesig: "Das ist seit langem das erste Derby mit vielen Zuschauern, wir werden eine geile Stimmung der 'weißen Wand' erleben", sagt Niclas Ekberg, der bereits am Sonntag seinen Trainer Filip Jicha in der "ewigen Bundesliga-Torschützenliste" des THW Kiel überholen kann - sechs Treffer benötigt der schwedische Rechtsaußen noch hierfür. "Es ist eine große Ehre, bisher schon so viele Tore für den THW Kiel gemacht zu haben. Aber es ist mir nie wichtig gewesen, wieviele Tore ich persönlich in einem Spiel mache. Wichtig ist, dass wir mindestens ein Tor mehr als der Gegner werfen, und wir am Sonntag die zwei Punkte holen!" Sander Sagosen, der sein erstes Derby vor nahezu vollbesetzer Arena erleben wird, freut sich wie alle Zebras auf das Spiel gegen die SG: "Das erste Heimspiel mit so vielen Fans war ein Traum, jetzt kann ich endlich Derby-Stimmung erleben", strahlt der Norweger. "Ich spüre diese positive Anspannung in der Mannschaft. Das ist das größte Handballspiel der Welt." Kapitän Patrick Wiencek setzt auch am Sonntag auf die "weiße Wand": "Ohne Zuschauer kam kein richtiges Derby-Feeling auf, jetzt hoffen wir darauf, in einer super Atmosphäre die Emotionen mitnehmen zu können, um die Punkte in Kiel zu behalten.
Rückkehrer Kevin Møller ist angriffslustig
Wieder einmal ganz früh in der Saison treffen mit dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt die beiden Top-Teams aus dem Norden aufeinander. Nach dem Fotofinish der beiden schleswig-holsteinischen Spitzenmannschaften in der vergangenen LIQUI MOLY Handball-Bundesliga-Saison geht der Blick beider Teams aber nicht mehr zurück, sondern nur noch nach vorn. Und dieser ist im Fall der nördlichen Nachbarn
durchaus angriffslustig, wie Torhüter Kevin Møller, der nach dem Gewinn der EHF Champions League mit dem FC Barcelona nun zum zweiten Mal seine Zelte in der Grenzstadt zu Dänemark aufschlägt, klar macht: "Ich bin nicht für zweite Plätze nach Flensburg gekommen", sagte der Däne dem Flensburger Tageblatt. Das Sieger-Gen soll er mit in seiner Sporttasche aus Katalonien transportiert haben. Kein Wunder: Schließlich holte Møller dort dreimal die spanische Meisterschaft und auch dreimal den Copa del Rey (Königs-Pokal).
Verletzungspech bei der SG
SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke schlägt in die gleiche Kerbe: "Wir wollen um Titel mitspielen. Die Meisterschaft ist unser Anspruch." Da die Flensburger - Deutscher Meister 2004, 2018 und 2019 - außerdem die Final-Four-Endrunden um den nationalen Pokal sowie die EHF Champions League erreichen wollen, sind die Ziele mit dem THW Kiel nahezu deckungsgleich. Allerdings wird die SG leider eines nicht los - das Verletzungspech: Rückraumspieler Magnus Rød muss wegen eines Anrisses der Patellasehne im rechten Knie eine mehrwöchige Zwangspause einlegen, gesellte sich damit zu den Langzeitverletzten Goran Sögard, Lasse Kjaer Møller und Franz Semper. "Es fängt fast so an, wie es aufgehört hat", stöhnte Trainer Maik Machulla. Im Heimspiel gegen Erlangen schied zudem noch Linksaußen Hampus Wanne mit einem Muskelfaserriss in der Wade aus, fehlte zum Königsklassen-Auftakt gegen den Titelverteidiger FC Barcelona (21:25), dürfte aber am Sonntag wieder in den Kader der SG rücken. Gegen Barcelona zeigte Torhüter Benjamin Buric eine herausragende Leistung, weswegen Møller gegen seine ehemalige Mannschaft nicht zum Einsatz kam.
Neuzugang Mensing hat sofort eingeschlagen
Aber Machulla hat schon mehrmals bewiesen, dass er aus der Not eine Tugend machen kann. So wird jetzt Rückraumtalent Oscar von Oettingen schneller als gedacht an das Profiteam herangeführt. Nationalspieler Franz Semper ist nach seinem Kreuzbandriss noch im Aufbautraining. Als Joker wurde Co-Trainer Mark Bult wieder auf die Kaderliste gesetzt. Im kalten Bundesligawasser wird sich zudem Neuzugang Mikael Helmersson, wie von Oettingen aus der eigenen Jugend hochgezogen, freischwimmen, da Lasse Kjaer Møller ebenfalls noch eine Knieverletzung auskurieren muss. Gut für die SG, dass Neuzugang Aaron Mensing (kam von TTH Holstebro) sofort eingschlagen hat: Der Rückraum-Rechtshänder ist mit bisher 13 Treffern der erfolgreichste Torschütze der Flensburger - noch vor dem überragenden Mittelmann Jim Gottfridsson. Am Kreis hat sich der Landesrivale mit Anton Lindskog vom Bundesligakonkurrenten HSG Wetzlar verstärkt. Nachdem Magnus Jøndal die Handballschuhe an den berühmten Nagel gehängt hat, wirbelt auf Linksaußen jetzt neben Hampus Wanne der von GOG Gudme nach Flensburg gewechselte Emil Manfeldt Jakobsen.
SG-Legende Svan verabschiedet sich im Sommer
Ein besonderes Spiel könnte das 105. Derby für Lasse Svan werden - vielleicht wird die Partie am Sonntag das letzte Derby in der Wunderino Arena für den 38-Jährigen. Denn am Ende der Saison macht der Kapitän Schluss mit dem aktiven Handball. Der Olympiasieger, Weltmeister, Europameister, Champions-League-Sieger, deutsche Meister, Pokalsieger und Super-Cup-Gewinner lief seit 2008 in bislang 611 Spielen für die SG auf und erzielte unter der Regie von vier Trainern (Kent-Harry Andersson, Per Carlén, Ljubomir Vranjes und Machulla) stolze 2.371 Treffer für die SG. "Ich wünsche mir sehr, dass ich auch meine letzte Saison erfolgreich zu Ende bringen kann", sagt Svan. Auch ein bisschen eine Kampfansage - eben auf dänische Art.
THW-FANWELT und Fanshops in der Arena geöffnet
Das 105. Derby beginnt pünktlich um 13:40 Uhr, eine Verschiebung des Anwurfes wird es am Sonntag nicht geben. Die Arena öffnet bereits um 11:30 Uhr ihre Türen. Der THW Kiel bittet seine Fans, möglichst frühzeitig zu erscheinen und ihre notwendigen Nachweise bereit zu halten, da die Zutritts-Kontrollen einige Zeit in Anspruch nehmen werden (mehr Informartionen für Besucher gibt es hier). Der Vorplatz der Wunderino Arena ist aufgrund der vielen Produktionsfahrzeuge und des HBL-Hygienekonzeptes wieder voll gesperrt und kann daher nicht als "Abkürzung" zwischen Kleiner Kuhberg und Ziegelteich genutzt werden. Das Parkhaus unter dem Europaplatz ist nur noch extrem eingeschränkt nutzbar und bereits weit vor Anpfiff voll belegt, eine bequeme, erreichbare Alternative stellt unter anderem das neue ZOB-Parkhaus dar. In der Wunderino Arena werden beide THW-Fanshops geöffnet sein, die THW-FANWELT im Ziegelteich 30 kann ab 10:30 Uhr bis zum Anpfiff und maximal noch eine Stunde nach Schlusspfiff besucht werden.
Sky und NDR übertragen live
Die "Mutter aller Derbys" wird parallel von Sky und im Free-TV des NDR-Fernsehens live übertrragen. Beide TV-Partner werden in der Wunderino Arena in einem Studio die Partie vor- und nachbereiten. Sky ist mit Moderator Jens Westen, Kommentator Karsten Petrzika sowie Experte Stefan Kretzschmar vor Ort, der NDR mit Moderator Peter Carstens, Ex-Zebra Dominik Klein am Experten-Mikro und Hendrik Deichmann auf der Kommentatoren-Position. Nachberichte sind unter anderem in der ARD-Sportschau und in der ZDF-Sportreportage zu sehen. Geleitet wird die Begegnung von den "Schiedsrichtern der Saison" in dr LIQUI MOLY Handball-Bundesliga Robert Schulze und Tobias Tönnies. "Ich erwarte ein spannendes Spiel, in dem Kleinigkeiten den Ausschlag geben", sagt THW-Trainer Filip Jicha, und ergänzt: "Kiel gegen Flensburg ist die 'Mutter aller Derbys', etwas ganz Besonderes, und ich freue mich richtig darauf, endlich wieder echte Derby-Stimmung erleben zu dürfen!" Auf geht's ins Derby, Kiel!
Fotos: SG / Ingrid Anderson-Jensen / Angela Metge