THW Kiel erkämpft sich Heimsieg gegen den Bergischen HC
Seine Hetzjagd durch die LIQUI MOLY Handball-Bundesliga setzte der THW Kiel am Donnerstagabend mit einem schwer erkämpften 33:30 (16:14)-Sieg über den Bergischen HC fort. Bester Kieler Torschütze gegen die Bergischen war Rechtsaußen Niclas Ekberg, der insgesamt acht Mal traf. Spielmacher Miha Zarabec hatte ebenfalls Spaß am Wirbeln und Tore werfen, der Slowene traf sieben Mal für die Kieler. Bei den Gästen glänzte vor allem Rechtsaußen Arnor Gunnarsson mit acht Treffern. Es war der vorerst letzte Heimauftritt der Zebras, in den kommenden Wochen müssen ständig die Koffer gepackt werden - gleich fünfmal in Folge geht es in der Liga dann in Gegners Hallen, am Sonntag zunächst nach Balingen.
BHC trotzt den Ausfällen
Erneut bester Kieler Torschütze: Niclas Ekerg
Die Bergischen befinden sich wie viele andere Teams leidvoll im Schwitzkasten der Corona-Pandemie, waren nach 14-tägiger Quarantäne erst am Montag wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen und mussten in der Wunderino Arena neben den Langzeitverletzten Majdzinski und Fraatz auch noch fünf Corona-Infizierte (Babak, Szücs, Damm, Gutbrod und Nikolaisen) ersetzen. "Wir werden trotzdem eine starke Mannschaft aufs Parkett bringen", kündigte Trainer Sebastian Hinze vor der Partie an. Er hielt Wort, seine Mannschaft, in der gleich sechs Akteure Jahrgang 2000 oder jünger waren, genehmigte der Mannschaft von THW-Trainer Filip Jicha kaum mal eine Verschnaufzeit, zeigte enormen Kampfgeist.
Wirbelwind Zarabec
Niklas Landin hielt allein im ersten Durchgang neun Würfe
THW-Coach Filip Jicha musste mit Hendrik Pekeler, der noch immer an den Folgen seiner Sprunggelenksverletzung laboriert, ebenfalls einen seiner Schlüsselspieler ersetzen. Für hin ackerte Patrick Wiencek nahezu ohne Pausen in Abwehr und Angriff, defensiv stand ihm der ebenfalls noch nicht wieder vollkommen fitte Pavel Horak im Mittelblock zur Seite. Die Anfangsphase gehörte aber beiden Torhütern: Fast vier Minuten prangte das 0:0 auf der Anzeigentafel, Niklas Landin auf THW-Seite und sein Gegenüber im Tor, Christopher Rudeck, nagelten zu Beginn ihren Kästen zu. Den Bann brach dann Miha Zarabec, der in der ersten Halbzeit Ball und Gegner laufen ließ, das Angriffsspiel der Kieler bestimmte und zudem Torjägerqualitäten offenbarte. Insgesamt netzte Miha Zarabec sieben Mal ein, sechsmal traf er in der ersten Halbzeit. Auch für die ersten drei THW-Tore war der 29-Jährige allein verantwortlich, und mit einem Zauberanspiel auf Kreisläufer Patrick Wiencek bereitete Miha auch die 4:3-Führung der Zebras vor.
Knappe Kieler Halbzeitführung
Wirbelte die BHC-Defensive durcheinander: Miha Zarabec
Gefühlt hatten die Kieler das Spiel fest in der Hand. Auch weil Niklas Landin in den ersten 30 Minuten kaum zu überwinden war, in dieser Zeit neun Bälle parierte. Trotzdem gelang es dem THW nicht, sich entscheidend von den Bergischen abzusetzen. Ein Dreier-Lauf mit Toren von Zarabec, Steffen Weinhold und Magnus Landin bescherte ihnen mit dem 11:7 den ersten Vier-Tore-Vorsprung, der bei Duvnjaks Anwurf ins leere Tor zum 12:8, Zarabec' fantastischem Dreher zum 13:9, Weinholds energischem 14:10 und dem 15:11 durch Niclas Ekbergs Siebenmeter in der 26. Minute immer noch Bestand hatte. Aber zur Pause waren die Gäste wieder dran: In Unterzahl verkürzten sie durch Darj und Gunnarsson den Rückstand auf zwei Tore - dabei blieb es auch beim Gang in die Kabinen.
BHC lässt sich nicht abschütteln
Steffen Weinhold traf drei Mal
BHC-Coach Hinze setzte lange Zeit auf die Sieben-gegen-Sechs-Angriffsvariante, ließ seine Mannschaft geduldige Angriffe vortragen, aber nach Gegentreffern auch schnell nach vorn spielen. Der BHC wurde belohnt: Nach Zarabec' 17:14 traf Arnesson zweimal in Überzahl, nach Sagosens Traum-Anspiel auf Patrick Wiencek glich Kreisläufer Max Darj in der 35. Minute gar zum 18:18 aus. Jetzt ging es nur noch über den Kampf - und den nahmen die Kieler an: Sven Ehrig antwortete wenig später mit einem Ball-Klau, traf zum 19:18, Wiencek legte nach. Doch abschütteln ließen sich die Bergischen "Löwen" auch nicht nach Steffen Weinholds Tor zum 24:21. Denn Ruhe brachte aber auch diese Führung nicht ins Kieler Spiel. Weil Darj und Rückraumspieler Alexander Weck beständig trafen. Beim 25:25 durch Darj hatte der BSC in der 48. Minute erneut ausgeglichen.
Ekberg macht den Sack zu
Vier Treffer: Domagoj Duvnjak
"In dieser Phase haben wir kurz die Nerven verloren, wollten das Spiel zu schnell gewinnen", sagte Jicha nach der Partie. Doch gerade aus dieser Phase arbeiteten sich die Zebras stark heraus, bewegten sich besser in der Abwehr und schlossen vorn konsequent ab. Wiencek holte einen Siebenmeter heraus, den Ekberg sicher verwandelte. Dann klaute der Schwede hinten den Ball, Magnus Landin ging nach einigen Weitwurf-Fehlern seiner Mitspieler auf Nummer sicher, spielte sich bis zum gegnerischen Kreis durch und traf ins leere Tor. Dann hielt der inzwischen ins Tor gekommene Dario Quenstedt gegen Weck und Arnesson, Weinhold bediente Ekberg mit einem traumhaften Anspiel hinter dem Rücken zum 28:25, ehe Duvnjak einen Ballgewinn der Abwehr sicher zum 29:25 verwandelte. Überragend, wie treffsicher Ekberg in dieser Phase war: Fünf Tore erzielte der Schwede in acht Minuten bis zum vorentscheidenen 32:27 (55.) - diese zwei Punkte hatten sich die Zebras wirklich hart erkämpft!
Sonntag in Balingen
Applaus für die THW-Mitarbeiter: Die Zebras verabschiedeten sich auf ihre Auswärtstournee
Für die Kieler war das Spiel gegen den BHC für lange der Zeit der letzte Auftritt in der Wunderino Arena: Erst am 12. Mai werden sie für das Viertelfinal-Hinspiel gegen Paris in der EHF Champions League wieder in ihre gewohne Umgebung zurückkehren. Zuvor stehen gleich fünf Auswärtsspiele in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga auf ihrem Programm: Den Auftakt macht am Sonntag die Begegnung beim HBW Balingen-Weilstetten. Das Spiel auf der Schwäbischen Alb wird um 16 Uhr angepfiffen, Sky überträgt wie gewohnt live: Weiter geht's in Balingen, Kiel!
LIQUI MOLY HBL, 26. Spieltag: THW Kiel - Bergischer HC: 33:30 (16:14)
THW Kiel: N. Landin (1.-45., 10 Paraden), Quenstedt (45.-60., 4 Paraden); Ehrig (1), Duvnjak (4), Sagosen (3), Reinkind, M. Landin (2), Sunnefeldt (n.e.), Weinhold (3), Wiencek (5), Ekberg (8/5), Ciudad (n.e.), Dahmke (n.e.), Zarabec (7), Horak, Pekeler (n.e.); Trainer: Jicha
Bergischer HC: Rudeck (1.-30. und 1 Siebenmeter, 4/1 Paraden), Mrkva (31.-60., 6 Paraden); Darj (6), Weck (5), Leppich, Gunnarsson (8/4), Nippes, Fontaine, Thomas, Schmitz (2), Arnesson (3), Bergner (2), Boomhouwer, Uscins, Stutzke, Schmidt (4); Trainer: Hinze
Schiedsrichter: Colin Hartmann / Stefan Schneider
Zeitstrafen: THW: 2 (Weinhold (30.), Whrig (41.)) / BHC: 4 (Uscins (26.), Nippes (28.), Arnesson (41.), Boomhouwer (49.))
Siebenmeter: THW: 7/5 (Ekberg an den Pfosten (28.), Rudeck hält Ekberg (57.)) / BHC: 4/4
Spielfilm: 2:0 (6.), 3:1, 3:3 (8.), 6:5 (11.), 8:5 (13.), 8:7, 11:7 (22.), 14:10 (24.), 15:11, 15:13 (29.),16:14;
17:14, 17:16 (32.), 18:16, 18:18 (35.), 20:18 (38.), 22:21 (41.), 24:21 (43.), 25:23 (46.), 25:25 (47.), 29:25 (51.), 31:26 (53.), 32:27, 32:29 (56.), 33:30.
Zuschauer: keine (Wunderino Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha: Das war heute ein typisches Bundesliga-Spiel gegen den BHC. Ich hatte einen großen Respekt vor dieser Partie. Der BHC hat sein Montag wieder trainiert. Mir war klar, dass die Jungs richtig Lust aufs Handballspielen haben werden. Zudem hat der BHC trotz aller Ausfälle eine starke erste Sieben auf die Platte gebracht. Mir hat gefallen, wie wir in der ersten Halbzeit gespielt haben. Ein Wegmarschieren mit Spritzigkeit geht in dieser Phase aber nicht mehr – bis zum Saisonende wird es nur noch über den puren Kampf gehen. In der zweiten Halbzeit gab es eine Phase, in der wir kurz die Nerven verloren haben und das Spiel zu schnell gewinnen wollten. Aber das funktioniert nicht. Dann haben wir uns stabilisiert, haben ordentliche Angriffe gespielt und sind von 25:25 auf 29:25 weggezogen. Es wird auch in den kommenden Wochen nicht einfacher, es wird ein dauernder Kampf werden. Und wir werden diesen Kampf annehmen.
BHC-Trainer Sebastian Hinze: In der ersten Halbzeit machen wir das sehr gut, vor allem defensiv halten wir Kiel weg. Allerdings lassen wir von sechs Metern und Außen zuviele Chancen liegen – gerade in der Anfangsphase. In der zweiten Halbzeit sind wir 15 Minuten richtig gut, konnten Kiel mit Tempo und den späten, erfolgreichen Abschlüssen nerven. Dann dreht sich das leider in einer Unterzahl- und Siebter-Feldspieler-Phase wieder, und Kiel nutzt unsere Fehler gnadenlos aus – da fehlte bei uns die letzte Patrone. Wenn wir aber diese zehn Minuten weggelassen hätten, wäre hier heute mehr drin gewesen.