KN: Vollgas gegen Argentinien
Bei heutigem Sieg Gruppenplatz eins so gut wie sicher
Wer die Gruppe D als Erster abschließt, trifft im Achtelfinale auf den Vierten der Gruppe C. Viel spricht dafür, dass das Ägypten sein wird. Keine leichte Aufgabe, zumal diese Mannschaft mit ihren Fans für real ausverkaufte Hallen sorgt. Allerdings wären die Afrikaner eine weniger harte Nuss als Frankreich, Schweden und Island. WM-Mathematik: Gegen Saudi-Arabien (Sonnabend, 17 Uhr) ist im letzten Gruppenspiel eine Niederlage so wahrscheinlich wie ein Schneesturm in Doha. Bei einem Remis gegen Argentinien hätte das deutsche Team acht Pluspunkte. Eine Zahl, die Dänemark und Polen noch erreichen können, die am Sonnabend um 19 Uhr aufeinander treffen. Gewinnt Polen, wäre das Sigurdsson-Team vorne, weil es den direkten Vergleich gewonnen hat. Sind es die Dänen, zählt das Torverhältnis und da liegen die Skandinavier (20/4) klar vorne. Solche Rechenspiele sind dem Team um Patrick Wiencek völlig fremd. "Wir gewinnen gegen Argentinien, danach sieht es für uns ganz gut aus." Der Kieler ist wie Vereinskollege Steffen Weinhold einer der Väter des Höhenfluges. Mit Hendrik Pekeler (23) und Erik Schmidt (21) bildet Wiencek im Innenblock und am Kreis ein Dreigestirn, in dem er als 25-Jähriger bereits der Kopf ist. Abseits des Spielfeldes nutzt er derzeit jede Gelegenheit, um mit seiner jungen Familie in Kontakt zu bleiben. "Unsere Tochter Lotta ist gerade einmal zwei Monate alt, da ist es natürlich nicht optimal für mich, so weit weg zu sein." Seine Verlobte Fabiane lebt während der WM-Tage zwar bei ihren Eltern in Gummersbach, doch der Vater fehlt trotzdem. "Zum Glück gibt es heutzutage technische Möglichkeiten, sich trotzdem regelmäßig zu sehen und zu sprechen." Die deutsche Mannschaft ist vor dem Duell gegen Argentinien gewarnt. "Die Devise ist: Nicht weg vom Gas, sondern Augen zu und durch", sagt Sigurdsson. Es ist noch zu früh, um Kräfte zu schonen." Die Südamerikaner trotzten zum Auftakt Dänemark (24:24) und unterlagen Polen (23:24) nur knapp. Das Team um die Brüder Pablo, Sebastian und Spielmacher Diego Simonet hat in der Rubrik "Länderspiele" Zahlen aufzuweisen, von dem das Gros der Deutschen nur träumen kann. Bei der WM 2011 besiegten die Argentinier sensationell Gastgeber Schweden und ließen sich im Spiel um Platz elf von Deutschland erst nach zweimaliger Verlängerung schlagen. Bei der WM 2013 in Spanien mühte sich die DHB-Auswahl in der Vorrunde zu einem 31:27-Erfolg gegen das Team von Eduardo Gallardo, das im Kern seit acht Jahren zusammenspielt und seitdem den Fokus hat, bei Olympia 2016 in Rio eine gute Rolle zu spielen. "Auf dem Weg dahin ist eine solche Weltmeisterschaft eine sehr wichtige Erfahrung", sagt Gallardo, aus dessen Kader acht Spieler ihr Geld in Frankreich verdienen. "Wir vereinen deshalb viele unterschiedliche Spielstile." Das Team um Torhüter Matias Schulz strahlt in Doha große Gelassenheit aus. "Wir sehen alles sehr positiv", sagt Schulz, dessen Urgroßeltern aus Deutschland ausgewandert sind. "Vor einigen Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass wir mit Polen und Dänemark mithalten können. Jetzt geht das." (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2015)