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KN: Niklas Landin: In der Ruhe liegt die Kraft

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KN: Niklas Landin: In der Ruhe liegt die Kraft

Kiel. Niklas Landin kämpft. Er stemmt Gewichte, quält sich an den Slingtrainern mit den verschiedensten Übungen. Während seine Kollegen vom THW Kiel auf der Laufbahn ihre Runden drehen, schwitzt und ackert der dänische Nationalspieler im Kraftraum. Teamtraining steht nicht auf dem Programm – noch nicht. Der neue Torhüter der Zebras muss erstmal wieder richtig fit werden. Eine Schambeinentzündung hat ihn ausgebremst.

THW-Torhüter schuftet für sein Comeback

Die Beschwerden hatten schon begonnen, bevor der 26-Jährige von den Rhein-Neckar Löwen an die Förde wechselte. "Ich habe das letzte halbe Jahr unter Schmerzen gespielt", gibt er zu. Mal waren sie stärker, mal schwächer. Gerade in der Endphase der vergangenen Saison, als die Entscheidungen in Bundesliga, DHB-Pokal und Champions League fielen, wollte Landin nicht zurückstecken – auch weil es seine letzten Einsätze im Löwen-Trikot waren. "Ich will immer spielen, wenn es irgendwie geht. Ich habe gehofft, dass es während der freien Zeit besser wird", sagt er. Doch daraus wurde nichts. Nach Absprache mit den Ärzten und Physiotherapeuten des THW teilte Trainer Alfred Gislason seinem dänischen Neuzugang mit, dass er sich auf die Heilung konzentrieren soll. "Alfred hat gesagt: 'Du bist erstmal raus, mach dein Programm mit Hinrich, und dann sehen wir, wie lange es dauert'. Das war sehr gut, weil ich nicht so unter Druck stehe", sagt Landin. Hinrich, das ist Athletiktrainer Hinrich Brockmann. Er arbeitet mit Landin in individuellen Einheiten an dessen Comeback. Jeden Tag eine Stunde Kraft- und Koordination, eine Stunde Schwimmen, eine Stunde kleinere Übungen während die Mannschaft trainiert, etwa eine halbe Stunde Behandlung. "Wenn es gut klappt und ich keine Schmerzen habe, trainiere ich auch weiter", sagt Landin. Einen festen Plan, wann er zum Team stoßen oder gar wieder auf dem Feld stehen kann, gibt es nicht. "Es wird immer besser. Aber wann es wirklich verheilt ist, kann man nicht sagen", lautet die Einschätzung des Zwei-Meter-Mannes. Eine Schambeinentzündung kann langwierig sein – gerade bei den Zebras ist man sich durch die Erfahrungen mit Filip Jicha dessen bewusst. Wann die Verletzung des Kapitäns, die ebenfalls aus der Vorsaison resultiert, ausgeheilt sein wird, ist völlig offen. Auch der Tscheche kann zurzeit nur eingeschränkt trainieren. Der THW hat auf der Torhüter-Position einen Komplettwechsel vollzogen. Andreas Palicka und Johan Sjöstrand raus, Landin und Nikolas Katsigiannis vom HC Erlangen rein. Gemeinsam trainiert haben die beiden wegen Landins Verletzung noch nicht, "aber die kurze Zeit hier mit Nikolas hat gezeigt, dass er ein super Typ ist. Ich freue mich, mit ihm zusammenzuarbeiten", versichert der Däne. Den Draht zur Mannschaft hält Landin trotz individuellen Trainings. Wenn das Team in der Halle schuftet, macht der Torhüter im Wartestand an der Seite kleine Übungen: "Ich bin so wenigstens ein bisschen dabei." Es ist die erste Verletzung in seiner Karriere, die ihn so lange von geregelter Arbeit fernhält. Das ist auch mental nicht ganz einfach. "Ich bin zwischendurch genervt, dass es so lange dauert. Da ist der Schmerz weg, und auf einmal ist er wieder da, und man denkt: 'Verdammt!'", erzählt Landin. Geholfen habe ihm besonders Brockmann: "Er hat immer wieder gesagt, bleib ruhig. Sonst hätte ich mich, glaube ich, kaputt gemacht." In den vergangenen zwei Wochen hat sich sein Zustand deutlich gebessert, auch wenn die Schmerzen noch nicht komplett weg sind: "Ich kann schon härter trainieren, ohne dass ich den nächsten Tag nur im Bett liegen kann." Er ist optimistisch, dass er mindestens ein Vorbereitungsspiel im Zebra-Trikot absolvieren kann. So schnell wie möglich Spielpraxis sammeln und von Beginn an helfen, das strebt er an, um das große Ziel mit den Zebras zu erreichen: "Wir wollen Meister werden und in jedem Finale dabei sein." (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 24.07.2015)