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KN: Ein Mann auf großen Spuren

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KN: Ein Mann auf großen Spuren

Doha. Erik Schmidt hat sich Marcus Ahlm, den ehemaligen Kreisläufer des Handballmeisters THW Kiel, zum Vorbild genommen. Es geschah bei einem Derby zwischen dem THW und der SG Flensburg-Handewitt, das er als 14-Jähriger vor dem Bildschirm verfolgte. "Mich beeindruckte tierisch, wie ruhig und abgeklärt er gespielt hat", sagt der 22-Jährige, der beim 36:19 (18:8)-Sieg gegen Saudi-Arabien erstmals bei diesem Turnier in der Start-Sieben stand und acht Tore warf.

Jung-Nationalspieler Erik Schmidt eifert dem Stil von Ex-THW-Ass Marcus Ahlm nach

"Das macht mich sehr stolz", sagte Ahlm, der seine außergewöhnliche Karriere im Sommer 2013 beendete. Der Schwede wurde unter anderem achtmal deutscher Meister und gewann dreimal die Champions League. Zahlen, von denen Schmidt nur träumen kann. Doch auch seine jüngere Vergangenheit ist bislang beeindruckend. Der 2,04-Meter-Hüne stieg mit der TSG Ludwigshafen-Friesenheim in der vergangenen Saison in die Bundesliga auf. Nach nur wenigen Spielen im Oberhaus berief ihn Dagur Sigurdsson im September überraschend für die beiden Test-Länderspiele gegen die Schweiz in den Kader. Und in Katar gehört er nun neben Hendrik Pekeler (Lemgo) und dem Kieler Patrick Wiencek zur Stammbesetzung im Innenblock. "Für mich ist er die bislang größte Überraschung. Einer, der für diese Mannschaft steht wie kein Zweiter", sagte Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar. "Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugegeben, dass ich ihn gar nicht kannte, obwohl ich Bundesliga-Experte im Fernsehen bin." Schmidt ist ein Kreisläufertyp, der mit seinem gewaltigen 110-Kilogramm-Körper Lücken für die Rückraumspieler schafft. Auch da sieht er sich in den Fußspuren seines Idols. "Kiel hat auch jetzt mit Rene Toft Hansen und Patrick (Wiencek, d. Red.) zwei Weltklasse-Kreisläufer, doch sie werfen selten mehr als drei Tore in einem Spiel." Auch er hätte keine Probleme damit, nur selten eine Hand an den Ball zu bekommen. Eine Partie wie die gegen die Saudis, die durch die Bank 20 Zentimeter kleiner waren, ist für ihn eher die Ausnahme. "Ich bin auch nicht der Spieler, der sich am Kreis viel bewegt. Wie Ahlm stehe ich lieber." In Schuhen der Größe 51, von denen er zu Turnierbeginn nur ein Paar besaß. Seine Großeltern, die ihn überraschend besuchten, brachten ihm ein zweites mit. Schmidt, Student der Wirtschaftspädagogik, ist dem besonnenen Schweden auch als Typ sehr ähnlich. Was er sagt, hat Hand und Fuß. Für sein Alter wirkt er zudem sehr abgeklärt. "Ich bin in Frankfurt aufgewachsen, Hochhäuser wie die hier in Doha sind mir also nicht gänzlich unbekannt." Auch sportlich fand Schmidt schnell in die Mannschaft. Beim Eröffnungsspiel gegen Polen (29:26) kam er bereits nach zehn Minuten zum Einsatz und stoppte umgehend den wurfgewaltigen Karol Bielecki. "Das war ganz wichtig für mich", sagt er im Rückblick. "Ich wollte mir zeigen, dass ich bereit bin und gleichzeitig Trainern und Mitspielern verdeutlichen, dass sie sich auf mich verlassen können." Beim 28:23 gegen Argentinien am Donnerstag strahlte er an der Seite von Wiencek enorme Präsenz aus und verdiente sich ein Sonderlob von Sigurdsson. "Erik erfüllt seine Aufgabe sehr gut, aber das hat mich nicht überrascht." Sicher, es sei alles sehr schnell gegangen, sagt Schmidt. Aber nach zehn Tagen, die er mittlerweile in Doha verbracht hat, habe er sich daran gewöhnt. Auch daran, im Fahrstuhl Weltstars wie Mikkel Hansen zu treffen, der mit seiner dänischen Nationalmannschaft ebenfalls im "Hilton" wohnt. "Da kann man sich schon mal so fühlen wie der kleine Erik, der mit den Großen spielen darf", sagte er, der sich gegen die Dänen (30:30) auch in den Duellen mit Hansen wacker schlug. Laut "Bild" soll Schmidt mit einem monatlichen Bruttolohn von 6000 Euro auf der Gehaltstabelle der deutschen WM-Handballer den letzten Rang belegen. Auf dem Feld kann von einer solchen Position in der Hierarchie der Mannschaft schon nach elf Länderspielen keine Rede mehr sein. (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2015)