THW zieht mühelos ins Pokal-Achtelfinale ein
Kleine Kulisse, große Wirkung
Nur 4.287 THW-Anhänger hatten den Weg in die Arena gefunden – eine kleine Kulisse, die allerdings für lautstarke Unterstützung ihres Teams sorgte. Mit Johan Sjöstrand, Domagoj Duvnjak, Christian Sprenger, Steffen Weinhold, Joan Cañellas und Dominik Klein und Kapitän Rene Toft Hansen als „starting seven“ ging der THW ins Rennen. Die 3:2:1-Abwehrformation, auf Kieler Seite mit Cañellas an der Spitze, war zunächst das Mittel der Wahl beider Trainer. Lemgo zeigte sich in der Anfangsphase aber unbeeindruckt und gestaltete die ersten zehn Minuten auf Augenhöhe mit den Kielern. Steffen Weinhold war es dann, der aus dem Rückraum zur ersten THW-Führung (4:3, 10. Spielminute) einnetzte und seinem Team so den Weg ebnete. Die Führung sollten die Kieler nicht mehr hergeben. Fortan lief es besser, dem THW gelangen zusehends auch einfache Tore, nachdem man sich vorher gegen die offensive Abwehr der Lemgoer noch schwer getan hatte und oftmals zu umständlich den Abschluss suchte.
Spielfreude kommt auf
Sukzessive setzte sich der THW ab und machte alsbald deutlich, dass dieser Abend zwar nicht zu einem spannenden, aber allemal sehenswerten Pokal-Abend werden sollte. Einige schmucke Handball-Kabinettsstückchen begeisterten das Publikum, das trotz deutlicher Führung der Kieler den Laustärkepegel hochhielt. Allen voran war es Keeper Sjöstrand, der mit tollen Reflexen für Stimmung sorgte – mit einem „Fangpunkt“ gegen Lemgos Tim Hornke (21.) schraubte er seine Quote auf sagenhafte 56 Prozent! Auf der Offensivseite der Kieler rochierte Steffen Weinhold derweil auf die Mittelposition und lenkte sein Team als Regisseur. Von Trainer Alfred Gislason sollte er dafür später das Prädikat wertvoll bekommen: „Das hat er glänzend gemacht, so kann ich Duvnjak und Cañellas auch mal entlasten“, freute sich der Kieler Coach über den gelungenen Schachzug. Zu jedem Zeitpunkt konterte der THW zaghaftes Lemgoer Aufbäumen und schien immer in der Lage, die berühmte Schippe draufzulegen. Bereits zur Halbzeit stand ein vorentscheidendes 17:8 auf der Anzeigentafel. Bis dato hatten die Lipperländer zwar wacker gekämpft, gegen das Kieler Abwehrbollwerk in immer wieder anderen Konstellationen wirkten sie aber bisweilen überfordert.
Kuriose „Szene des Abends“
Beim kuriosen Eigentor Timm Schneiders musste auch Alfred Gislason schmunzeln.In der zweiten Halbzeit ersetzte der wieder genesene Andreas Palicka seinen Kollegen Sjöstrand im Tor, Youngster Rune Dahmke durfte weiterhin auf der Außenbahn ran, auf der er bereits im ersten Durchgang Dominik Klein ersetzt hatte. In der 35. Spielminute bekam das Kieler Publikum dann eine echte Handball-Rarität geboten: Lemgos Timm Schneider versuchte einen Vujin-Pass auf Wiencek an den Kreis zu verhindern, avancierte dabei aber zum Pechvogel des Abends, denn er lenkte dabei den Ball unhaltbar an seinem Schlussmann vorbei – Eigentor und die erste Zehn-Tore-Führung für den THW! Mit einem 11km/h-Heber vom Siebenmeterpunkt trug sich Marko Vujin wenig später (41.) in einer sonst Highlight-armen Partie ebenfalls ins Kuriositätenkabinett ein. Der TBV Lemgo kam fortan nicht mehr in Schlagdistanz, auch die Manndeckung gegen Duvnjak und später gegen Weinhold brachte den Gästen nichts mehr ein.
Die gewonnenen Freiräume nutzen die Kieler Kreisläufer, wenn auch nicht immer mit allerletzter Konsequenz. Bei der kleinen Runde der Lemgoer machte sich der Kräfteverschleiß zusehends bemerkbar, an den körperlich überlegenen Kielern hatten sie sich sichtlich abgekämpft. Thomas Bauer im Lemgoer Tor war es so wohl zu verdanken, dass seine Mannen nicht noch weiter ins Hintertreffen gerieten – immer wieder bekam er seinen Körper zwischen Ball und Torerfolg für die Kieler und konnte sich so letztlich 17 starke Paraden auf seiner Haben-Seite gutschreiben. Der junge THW-Fan, der in der Halbzeitpause mutig auf ein 30:12 für die Zebras getippt hatte, sollte zwar nicht ganz Recht behalten, die Tendenz stimmte aber: Mit einem absolut leistungsgerechten 32:20 trennten sich die beiden Teams nach 60 Minuten, für den THW geht’s im DHB-Pokal weiter. „Revanche geglückt“ (21:27 Niederlage des THW gegen Lemgo im ersten Bundesligamatch am 01.09.2014) wollte THW-Coach Gislason aber so nicht stehen lassen: „Die gibt’s in der Liga!“ (Spielbericht: Anja Kühl)