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THW am Sonntag gegen Paris: Was für ein Auftakt!

Champions League

THW am Sonntag gegen Paris: Was für ein Auftakt!

Für THW-Kapitän Domagoj Duvnjak ist es die "unglaublichste Gruppenphase in der Geschichte der VELUX EHF Champions League", für andere das "Who is Who" des Welthandballs: Wenn der THW Kiel am Sonntag um 19:30 Uhr mit einem Heimspiel in die Königsklasse startet, stehen den "Zebras" gleich 14 schwere Spiele gegen Europas Top-Teams in der Vorrunde bevor. Dabei könnte der Auftakt nicht spektakulärer sein: Mit Paris Saint-Germain erwarten die "Zebras" in der Sparkassen-Arena im ersten Gruppenspiel gleich den großen Titel-Favoriten mit seinen Superstars um Mikkel Hansen.

Vier Welthandballer in einem Team

Sonntag vor 119 Tagen standen sich die beiden Kontrahenten aus Kiel und Paris das bisher letzte Mal gegenüber: Im Spiel um Platz drei des VELUX EHF Final4 zogen die Zebras zwar knapp den Kürzeren, zeigten aber, dass sie den Parisern, die auch in dieser Saison wieder als der Topfavorit ins Rennen gehen, in Sachen Stärke in nichts nachstehen. Trotzdem stand am Ende die dritte Niederlage gegen Paris in Folge zu Buche, denn bereits in der Vorrunde war es den "Zebras" nicht möglich gewesen, die Ansammlung von Superstars besiegen (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv). Nun sind die Karten neu gemischt, und die neuformierte "Zebraherde" freut sich auf ihre Premiere in der diesjährigen Königsklasse - und auf eine Revanche gegen den Klub der Ex-Kieler Welthandballer Nikola Karabatic, Daniel Narcisse und Thierry Omeyer sowie Superstar und Welthandballer Mikkel Hansen.

Königsklassen-Debüt für vier THW-Neuzugänge

Für vier Zebras ist dieses Spiel zudem ein ganz besonderes Ereignis: Die Neuzugänge Raul Santos, Nikola Bilyk, Lukas Nilsson und Andreas Wolff geben am Sonntag allesamt ihr Debüt in der europäischen Königsklasse. "Ich freue mich riesig auf mein erstes Champions-League-Spiel - und das gleich gegen diesen Club", sagt Wolff. "Ich habe gehört, dass unsere Fans bei diesen Spielen noch eine Schippe an Lautstärke draufpacken. Auch darauf bin ich gespannt!" Für den fünften Akteur, der in der Sommerpause zum THW Kiel stieß, ist die VELUX EHF Champions League indes kein neues Terrain: Christian Zeitz gewann die begehrteste Trophäe des Vereinshandballs 2007, 2010 und 2012 mit den "Zebras", zu denen er nach zwei Jahren bei Telekom Veszprem jetzt zurückkehrte. Zeitz' Vorgänger in Kiel, der Schwede Staffan Olsson, sitzt inzwischen bei Paris Saint-Germain als Co-Trainer auf der Bank neben einem weiteren alten Kieler Bekannten: PSG-Trainer Noka Serdarusic. Beide lernten sich beim THW kennen und schätzen.

Wiedersehen mit Gensheimer

Jetzt wollen die ehemaligen Kieler mit PSG zum großen Wurf ansetzten. Und der kann bei einer Mannschaft, die mit einem 17,4 Millionen-Euro-Etat in die Saison geht, nur der Gewinn der VELUX EHF Champions League sein. Trotzdem gibt sich PSG-Manager Bruno Martini bei der Zielvorgabe bescheiden: "Wir wollen nach Köln - und dort kann alles passieren!" Dafür haben die Pariser ihre illustre Weltauswahl, die vom dänischen Olympiasieger-Superstar Mikkel Hansen angeführt wird, noch einmal verstärkt: Mit der Verpflichtung von Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen wurde die vermeintliche Schwachstelle auf der linken Außenbahn beseitigt. Für den in Zagreb seine Karriere beendenden Kreisläufer Igor Vori holte man mit Jesper Nielsen von den Füchsen Berlin einen ebenso kantigen wie beweglichen Ersatz.  

Es gibt noch Tickets!

Für das Spiel des THW gegen den absoluten Topfavoriten der Königsklasse waren am Freitag noch rund 850 Tickets (ab 13,50 Euro) erhältlich. Diese werden an allen bekannten Vorverkaufsstellen und im THW-Online-Ticketshop mit der "Print@Home"-Variante zum Selbstausdrucken angeboten. Die Tageskasse öffnet am Sonntag um 17:30 Uhr, Anpfiff ist um 19:30 Uhr. Die Partie, die von Sky Sport live übertragen wird, leiten die beiden Unparteiischen Michal Badura und Jaroslav Ondogrecula aus der Slowakei. Als EHF-Delegierter wird der Norweger Dagfinn Villanger in Kiel erwartet. "Wir sind heiß auf das Spiel", freut sich Duvnjak auf den Königsklassen-Auftakt. "Und wir hoffen, dass unsere Fans am Sonntag richtig Alarm machen werden. Denn in diesem Duell werden wir den Rückenwind von den Rängen brauchen!" Es ist angerichtet: Auf geht's in die Königsklasse, Kiel!

Wurfwunder Stepancic jetzt in Paris

Im Tor ist Thierry Omeyer auch fünfeinhalb Wochen vor seinem 40. Geburtstag keineswegs auf Ruhestand eingestellt. Er interpretiert die Position zwischen den Pfosten als lebendige "Ich-AG", die immer noch Weltklasse verkörpert. An seiner Seite steht ebenfalls ein Neuzugang: Für den abgewanderten Patrice Annonay holte man Gorazd Skof von HBC Nantes, der mit seinen 39 Jahren ebenfalls viel Erfahrung in die Waagschale werfen kann. Für Furore sorgen wird der 25 Jahre alte Luka Stepancic: Der wurfgewaltige 2,03-Meter-Linkshänder zeigte zuletzt bei RK Zagreb eindrucksvoll, dass er bereits jetzt zu den besten seines Fachs in Europa gehört. "Es war mein Traum, bei einem Verein zu sein, der um die Krone spielt", sagte Stepancic bei seiner Vorstellung. 

Fragezeichen hinter Abalo

Die Franzosen reisen mit großer Entourage am Sonnabend nach Kiel: Mit einer Chartermaschine werden sie in Holtenau landen, um am Sonntag direkt nach dem Spiel wieder gen Heimat zu entschwinden. Ob Luc Abalo, der sich bei den Olympischen Spielen an der Schulter verletzte, mit an Bord des Sonderflugzeugs sein wird, ist ungewiss. Ansonsten wird PSG mit seinem kompletten Kader, der erst vor vier Tagen mit dem 28:22-Erfolg bei Cesson-Rennes in die französische Liga startete und zuvor beim "Super Globe" in Qatar, Heimat des Investors, überraschend den Füchsen Berlin unterlegen war, in Kiel erwartet. 

KN: Das Star-Ensemble von der Seine

Kiel/Paris. Zwei Zahlen demonstrieren eindrucksvoll, was da am Sonntag (19.30 Uhr, Sparkassen-Arena) aufeinanderprallt, wenn zum Auftakt der Handball-Champions-League der THW Kiel in Gruppe A das Star-Ensemble von Paris Saint-Germain empfängt. Die Zebras, die in Deutschland gemeinhin als Handball-Krösus tituliert werden, gehen wieder mit einem Etat von 9,5 Millionen Euro in die Saison, während man in der französischen Hauptstadt nach dem Motto "nicht kleckern, sondern klotzen" mit einem Budget in Höhe von 17,4 Millionen Euro operiert. Schon in der Vorsaison war Paris mit seinem kongenialen, kiel-geprägten Trainergespann Noka Serdarusic und Staffan Olsson der große Favorit auf den Titel - und ging im Halbfinale des Final Four in Köln gegen Kielce baden. "Kielce hat uns gezeigt, wie man es macht", sagt PSG-Manager Bruno Martini. Eines ist klar, dem Zufall wird im Schatten des Eiffelturmes nichts mehr überlassen. Irrsinnige 32 Spieler zieren die Gehaltsliste des auf einem Fundament katarischer Millionen ruhenden Klubs. Masse statt Klasse? Bestimmt nicht. Viele Worte über den dänischen Welthandballer und Olympiasieger Mikkel Hansen, über Nikola Karabatic, Thierry Omeyer oder Daniel Narcisse muss man in Kiel nicht verlieren. Aber es geht noch besser, das weiß auch THW-Trainer Alfred Gislason. "Paris ist neben Veszprem die am besten besetzte Mannschaft der Welt. Beide Mannschaften haben zwar einen Riesenkader, können ja aber am Ende auch nur 16 Spieler aufstellen. PSG hat sich auf Schlüsselpositionen noch einmal verstärkt. Uwe Gensheimer ist einer der besten Linksaußen der Welt, auch Luka Stepancic aus Zagreb ist ein sehr starker Halbrechter." Beistand gibt's vom Schleswig-Holstein-Nachbarn aus Flensburg. Für Coach Ljubomir Vranjes ist jede Position in Paris mit einem Spieler aus den "Top Drei der Welt" besetzt. Per Charterflieger nach Holtenau reisen die Franzosen am Sonnabend an die Förde. Kurios könnte das "Fernduell" zwischen den Pfosten am Sonntag ausfallen. Die Zebras stellen momentan mit Niklas Landin und Andreas Wolff das beste Duo der Bundesliga und eines der besten Gespanne der Welt. Paris setzt hier gnadenlos auf Erfahrung. Der ehemalige Kieler "Titi" Omeyer, der am 2. November 40 Jahre alt wird, ist weiterhin eine Klasse für sich. Als "Sidekick" im Kasten wünschte sich Noka Serdarusic mit dem Slowenen Gorazd Skof vom HBC Nantes einen 39-Jährigen als Interimslösung, bis im kommenden Jahr der Spanier Rodrigo Corrales (Wisla Plock) an die Seine wechselt. Und was der Trainerfuchs sich in Paris wünscht, wird meistens auch erfüllt. "Wir sind in dieser Saison ein bisschen stärker als in der letzten", sagt Serdarusic. "Erfolg kommt nicht mit den besten Spielern, sondern als Mannschaft. Wir sind in Köln nur Dritter geworden, daraus wollen wir lernen und stellen uns dem Kampf um die Krone." Die Vorfreude bei den Zebras auf die "schwerste Gruppe in der Geschichte des Handballs" (Kapitän Domagoj Duvnjak) ist riesig. "Paris wird das erste Top-Spiel der Saison", sagt Rune Dahmke. "Es wird sich zeigen, wie weit wir sind und ob wir mit unserer jungen Truppe bestehen können. Ich spüre keinen Druck. Wir haben in der vergangenen Saison gesehen, was passieren kann, als wir als Gruppenvierter ins Final Four eingezogen sind. Wir wollen direkt gut starten." René Toft Hansen hat schon einen ziemlich genauen Plan im Kopf: "Die Abwehr wird der Schlüssel zum Erfolg sein. Wenn Titi im Tor einen guten Tag hat, müssen wir es umso mehr schaffen, Tempogegenstöße aus einer guten Abwehr heraus zu laufen." (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 23.09.2016)