"Zebras" mit Anlauf zum Kantersieg gegen Bietigheim
THW ohne Lauge und Cañellas
Gäste führen zwischenzeitlich mit drei Toren
Die Hauptrolle spielte aber zunächst ein anderer: BBM-Torhüter Darko Stanic parierte in den ersten zwei Minuten gleich vier Bälle der "Zebras", die schnell mit 1:3 in Rückstand gerieten, weil auch in der 3-2-1-Abwehr nicht alles rund lief. Und so waren die ersten Minuten symptomatisch für eine erste Hälfte, in denen die Kieler nach ihrer Form suchten. Der Aufsteiger spielte hingegen frech und mit wenigen Fehlern. Die Konsequenz: Nach 13 Minuten erzielte Romas Kirveliavicius das 7:4. Zwar kamen die Kieler immer wieder durch Einzelleistungen des starken Duvnjak heran, aber nachdem Praznik das 11:9 erzielte hatte (19.), nahm Gislason eine Auszeit.
Erste Kieler Führung nach 29 Minuten
Jetzt gegen Balingen
Zeitstrafe macht Kiel hellwach
Doch auch nach dem Seitenwechsel lief es zunächst nicht rund beim THW. Erst als Wiencek für zwei Minuten auf die Bank geschickt wurde, wachten die Fans auf - und es ging ein Ruck durch die auf 6-0 zurückgezogene Kieler Abwehr: Duvnjak schnappte sich einen Gäste-Pass, und Klein versenkte den Gegenstoß zum 21:19. Sjöstrand parierte, Klein sicherte den Abpraller, und Palmarsson vollstreckte mit einem richtigen Pfund in den Winkel zum 22:19. Jetzt waren die "Zebras" hellwach, Klein traf zum 23:19.
La Ola für 9:1-Lauf
3:0 in Unterzahl
KN: Lehrling ärgert den Meister
Kiel. Spiele in der Champions League und in der Bundesliga haben ganz unterschiedliche Gesichter. Diese Erfahrung machten gestern die Fans des deutschen Handballmeister THW Kiel, als der sich nach souveränen Auftritten auf europäischer Ebene nun gegen den Bundesliga-Aufsteiger und Tabellenletzten SG BBM Bietigheim eine Halbzeit lang quälen musste, um einen knappen Vorsprung in die Pause zu bringen. Dann aber brachte eine verbesserte Abwehrarbeit die Zebras auf Trab und noch zu einem standesgemäßen 40:27 (18:17)-Sieg. Die Vorzeichen für die Partie schienen klar: Der THW war mit drei Siegen im Februar bestens in das Jahr gestartet, die SG durch die Heimniederlage im Kellerduell gegen Lemgo bereits auf Abschiedstour aus der Bundesliga. Nur die Höhe des Kieler Sieges schien noch eine ungeklärte Frage. Doch von klaren Kräfteverhältnissen war in der ersten Hälfte nichts zu sehen. Das Trommler-Quartett aus dem Süden gab den Rhythmus auf den Rängen vor, die schwäbische Sieben übernahm die Rolle des Taktgebers auf dem Feld. Der THW-Angriff tat sich schwer, in der agilen Abwehrreihe der Bieitgheimer, die mit schnell vorstoßenden Halben agierte, eine Lücke zu finden, SG-Torwart Darko Stanic verbuchte in den ersten zwei Minuten schon vier Paraden. Da die Gäste in der Offensive die Schnittstellen der Kieler 3:2:1-Abwehr offenlegten, sahen sich die Hausherren schnell mit 1:3 (5. Minute), später sogar mit 3:6 (10.) im Hintertreffen. Das Glück stand auf Seiten der SG, der die Abpraller – auch nach einem verworfenen Siebenmeter von Rok Praznik – in die Hände fielen. Das Selbstbewusstsein des Tabellenletzten steigerte sich minütlich, selbst in Unterzahl war er zweimal erfolgreich. Die Chance des THW, im Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Rhein-Neckar Löwen das Tore-Plus zu erhöhen, schien dahin zu schwinden. Bis zur 29. Minute lief der Meister den Vorgaben des Lehrlings hinterher, dann sorgte ein Doppelschlag durch Aron Palmarsson und Steffen Weinhold für die erste Kieler Führung und den Halbzeitstand von 18:17. Es hätten sogar ein Abstand von zwei Toren zur Pause sein können, wenn die Schiedsrichter nicht beim Tempogegenstoß von Palmarsson auf Schrittfehler entschieden hätten. Für Rückhalt sorgte die inzwischen auf die 6:0-Formation umgestellte Kieler Abwehr, die auch in der zweiten Halbzeit hellwach begann und schnelle Gegenstöße einleitete. Linksaußen Dominik Klein erhöhte mit seinen Toren das Tempo, der Kieler Rückraum war nicht mehr zu stoppen, und Kreisläufer Patrick Wiencek blieb auch im Ringkampf erfolgreich, traf noch im Liegen zum 29:21 (46.). Johan Sjöstrand, der wie sein Kollege Andreas Palicka in der ersten Hälfte noch von seinen Vorderleuten allein gelassen worden war, konnte sich nun auf das Zusammenspiel mit seiner Abwehr verlassen und verbuchte noch elf Paraden. Nennenswerte Gegenwehr leisteten nun nur noch die auf gleichbleibend hohem Lautstärke-Niveau agierenden SG-Fans. Unter den Bietigheimer Spielern machte sich dagegen zusehends der Frust breit. Selbst in doppelter Unterzahl gelang Palmarsson die erste Zehn-Tore-Führung der Kieler (31:21, 48.). „Der Todesstoß für uns“, so SG-Trainer Hartmut Mayerhoffer, der dann noch mitansehen musste, dass die Kieler mit ein paar spielerischen Leckerbissen doch noch zu einem standesgemäßen Sieg kamen. (Von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 23.02.2015)