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Mittwoch Heimspiel gegen starken Aufsteiger aus Erlangen

Bundesliga

Mittwoch Heimspiel gegen starken Aufsteiger aus Erlangen

Die "Zebras" sind zurück von der zweiten erfolgreichen "Löwenjagd" der Saison: Durch den 32:20-Erfolg beim Bergischen HC (siehe Spielbericht) hat der THW Kiel den Rückstand auf den Tabellenführer aus Mannheim auf drei Tore verkürzt und setzt am Mittwoch im Heimspiel gegen den bisher besten der drei Aufsteiger, den HC Erlangen, zum Sprung an die Spitze an: Voraussetzung ist ein Sieg in der Partie, die um 20.15 Uhr angepfiffen wird. Für das Spiel, das nicht live im Fernsehen gezeigt wird, und die Rückkehr der Ex-"Zebras" Sebastian Preiß und Moritz Weltgen gibt es noch rund 200 Tickets im Vorverkauf und an der Abendkasse. Zeitnahe Informationen liefert unter anderem der Live-Ticker auf der THW-Homepage.

Stärkster der drei Aufsteiger

Auf die leichte Schulter wird die Partie gegen den Aufsteiger beim Rekordmeister niemand nehmen. Denn nicht nur mit einer spektakulären Verpflichtung vom FC Barcelona machte der HC Erlangen vor seiner Premierensaison in der DKB Handball-Bundesliga von sich reden. Nach einigen sportlichen Rückschlägen zu Beginn der Spielzeit haben die Franken inzwischen Fuß gefasst in der "stärksten Liga der Welt", in der sie mit dem 22:20-Erfolg am vergangenen Spieltag gegen Ivano Balics HSG Wetzlar erneut für Aufsehen sorgten. 

Aufstieg als Zweitliga-"Vize"

Als Trainer Frank Bergemann, eine Handball-Institution in Erlangen, 2007 vom österreichischen Meister HC Hard zum HC Erlangen zurückkehrte, dümpelten die Franken in den Niederrungen der Regionalliga. Doch mit dem heute 58-Jährigen hielt bei dem Fusionsclub, 2001 entstanden aus den zuvor erbitterten Stadtrivalen CSG und HG Erlangen, die sportliche Kontinuität und Weiterentwicklung Einzug. Der Aufstieg in die 2. Liga gelang im Jahr eins, und bereits in der Saison 2011/2012 schnupperte der HC Erlangen als Zweitliga-Vierter am Aufstieg ins Oberhaus. Doch es sollte zwei weitere Jahre dauern, bis Bergemann gemeinsam mit seiner Mannschaft und den enthusiastischen Fans richtig feiern durfte: Als Vizemeister der 2. Liga sicherten sich der HCE seinen Platz in der "stärksten Liga der Welt".

Rückkehr für drei Ex-"Zebras"

Maßgeblich daran beteiligt war ein ehemaliger Kieler: Sebastian Preiß. Der Weltmeister von 2007 hatte einst seine Karriere in Erlangen gestartet, jetzt half er, den großen Traum von der Bundesliga in seiner Heimat zu verwirklichen. "Er ist ein Vorbild, und es ist gut, einen so erfahrenen Mann zu haben", lobte Bergemann den inzwischen 33-Jährigen, der mit den "Zebras" zwei Meisterschaften und zwei EHF-Pokalsiege feierte. Ebenfalls ein erfahrener Akteur beim HC Erlangen: Keeper Jan Stochl, mittlerweile 39 Jahre alt, spielte zuvor unter anderem vier Jahre für den Bergischen HC und weist 80 Länderspiele in seiner Vita aus. "Er ist ein ganz wichtiger Rückhalt und ein ruhender Pol", beschrieb Bergemann vor der Saison die Vorzüge des Tschechen, der wie Filip Jicha aus Pilsen stammt. Sebastian Preiß hingegen ist keinesfalls der einzige ehemalige Kieler, der seine neue sportliche Heimat in Erlangen fand: Moritz Weltgen, von 2006 bis 2009 mit einem Zweitspielrecht für den THW ausgestattet und dreifacher deutscher Meister, sowie HCE-Geschäftsführer Stefan Adam haben ebenfalls eine gemeinsame Geschichte mit den "Zebras".

Preiß-Einsatz fraglich

Gleichwohl ist Preiß, dessen Einsatz am Mittwoch aufgrund einer Muskelverletzung fraglich erscheint, einer der Wortführer des Aufsteigers. "Wir sind der Underdog in jedem Spiel. Wir können es nur über den Teamgeist schaffen. Aber wir haben nichts zu verlieren", schätzte der Kreisläufer vor dem Beginn der Spielzeit die Möglichkeiten seines Teams ein - und ist mit seinem Coach dabei auf einer Wellenlänge: "Im Großen und Ganzen setzen wir auf die Aufstiegsmannschaft, die wir punktuell verstärkt haben", erklärte Bergemann. "Der Weg zum Klassenerhalt ist ein schwieriger. Wir sind eine kompakte Mannschaft, die über die Gemeinschaft kommt. Und wir wissen alle, wie hart wir für den Klassenerhalt arbeiten müssen."

Königstransfer Stranovsky

Dabei machte der HCE vor seiner Premierensaison in der "stärksten Liga der Welt" mit einem Paukenschlag auf sich aufmerksam. Angekündigt wurde ein "fast schon sensationeller Wechsel eines Toptorjägers nach Mittelfranken." Was zunächst ebenso nebulös wie schlagzeilenträchtig klang, entpuppte sich tatsächlich als ein Königstransfer: Vom FC Barcelona wechselte Martin Stranovsky zum Aufsteiger. Ein Spieler, hinter dem in der Vergangenheit halb Europa herjagte. Der eigentliche Linksaußen, zweimal spanischer Meister mit dem FC Barcelona, spielt in Erlangen vor allem auf der Spielmacherposition. "Ich bin begeistert, dass sich ein derart qualifizierter Spieler wie Martin dazu entschieden hat, künftig in Erlangen zu spielen", jubelte Frank Bergemann angesichts der spektakulären Verpflichtung des slowakischen Nationalspielers. "Er kann ein Rückgrat der Mannschaft werden", prophezeite der Coach. Möglich wurde der Transfer, weil Stranovsky nach der Verpflichtung von Gudjon Valur Sigurdsson aufgrund der Ausländerregelung in der spanischen Liga um Spielanteile fürchtete. Als Notlösung wollte Stranovsky seinen Wechsel nach Mittelfranken aber überhaupt nicht verstanden wissen, vielmehr zeigt er sich überzeugt vom HCE: „Ich habe mich sehr genau über Erlangen erkundigt und viel Positives über die Entwicklung und das Potential dieses aufstrebenden Vereins und vor allem über dessen großartige Fans gehört."

Heimspiele in Nürnberg

Diese mussten nach dem Aufstieg allerdings eine bittere Pille schlucken: Weil die berühmt-berüchtigte "Hiersemann-Hölle" (Karl-Heinz-Hiersemann-Halle) in Erlangen nicht den Anforderungen der DKB Handball-Bundesliga genügte und ein Hallenneubau in Erlangen weiterhin auf sich warten ließ, zogen die Handballer nach nur einem "echten" Heimspiel die Notbremse und spielen fortan ausschließlich in der Arena in Nürnberg. "Das Feedback vor allem auch der Erlanger Fans zum kostenlosen Shuttleservice, zur Gänsehaut-Atmosphäre und zum Komfort in der Nürnberger Arena war eindeutig", erklärte der Verein den vorläufigen Verzicht auf die Ausnahmeregelung, die ihm bis zu vier Heimspiele in Erlangen erlaubt hätte. 

Aufsteiger hat Fuß gefasst

Und so feierte der HCE - nachdem man zuvor in vier Spielen Lehrgeld bezahlt hatte, am 6. September in Nürnberg beim 25:25 gegen den Bergischen HC den ersten Bundesliga-Punktgewinn in der Vereinsgeschichte, und drei Wochen später an gleicher Stelle beim 26:25 gegen Gummersbach den ersten Sieg. Diesen stellte wenige Sekunden vor Schluss mit dem ehemaligen Essener Ole Rahmel ein Spieler sicher, der als zweiter der Torschützenliste der DKB Handball-Bundesliga maßgeblichen Anteil daran hat, dass der HC Erlangen nach zwei weiteren Siegen gegen Lemgo und Hannover sowie einem vielbeachteten Remis bei den Füchsen Berlin jetzt so richtig Fuß im Oberhaus gefasst hat. 

Drei weitere Neuzugänge

Um noch mehr Alternativen im Kampf um den Klassenerhalt zu haben, verpflichteten die Erlanger den 26-jährigen isländischen Nationalspieler Sigurbergur Sveinsson (kam von Haukar Hafnarfjördur), der bereits beim DHC Rheinland und bei der TSV Hannover-Burgdorf Bundesligaerfahrung sammelte. Nach dem Saisonstart wurde dann personell noch einmal nachgelegt und mit Nikolas Katsigiannis die "Wunschlösung auf der Torhüterposition" (Adam) verpflichtet. Zudem holte der HCE mit dem Kroaten Stanko Sabljic einen Kreisläufer, der Preiß entlasten soll. Nach dem ersten Saisonsieg stellte Trainer Frank Bergemann fest: "Meine Mannschaft hat heute gezeigt, dass sie in dieser Liga angekommen ist." Und das möchte der HCE - wie zuletzt gegen Wetzlar - nun in jedem Spiel aufs Neue beweisen. 

Erstes Duell beider Mannschaften überhaupt

Der HC Erlangen ging 2001 aus der Fusion der beiden Zweitligisten HG und CSG Erlangen hervor. Bis zum Abstieg 2004 spielte der "neue" Erlanger Handballclub in der 2. Liga, der Wiederaufstieg gelang 2008 unter dem heutigen Trainer Frank Bergemann.2010/2011 schaffte der HCE die Qualifikation für die eingleisige 2. Bundesliga, 2012 scheiterte der Club nur denkbar knapp am Aufstieg. Zwei Jahre später dann vollendete der HC Erlangen seinen siebenjährigen Aufstieg aus der Regionalliga in das Oberhaus. Die Partie des THW Kiel gegen den HC Erlangen ist das erste Aufeinandertreffen beider Mannschaften überhaupt.

Noch Tickets erhältlich

Das Spiel wird am Mittwoch um 20.15 Uhr angepfiffen, Schiedsrichter sind Nils Blümel und Jörg Loppaschewski. Im Vorverkauf - unter anderem im Ticketcenter der Sparkassen-Arena, bei CITTI, in allen famila-Märkten und an allen weiteren bekannten Vorverkaufsstellen - gibt es noch rund 150 Steh- und einige Sitzplatzkarten (auch zusammenhängend) ab 14,50 Euro. Die Abendkasse hat am Mittwoch bis zum Anpfiff geöffnet. Es geht um zwei wichtige Punkte: Auf geht's, Kiel!

KN: Erlangen hat sich Respekt verschafft

Kiel. Im Wechselspiel der schweren Aufgaben in Bundesliga und Champions League in den kommenden Wochen hat der deutsche Handballmeister THW Kiel heute (20.15 Uhr) den scheinbaren Pflichttermin in der heimischen Arena gegen den Aufsteiger HC Erlangen zu erledigen. Doch der Blick über die heutige Partie voraus auf die Reise zum Spitzenclub Paris St. Germain (Sonntag) verbietet sich, denn der Fokus muss auf dem Überraschungsteam aus Bayern liegen. THW-Trainer Alfred Gislason, für den sich erst kurzfristig entscheidet, ob Spielmacher Aron Palmarsson nach seiner Verletzung wieder auflaufen wird, zeigt sich durchaus beeindruckt vom Tabellen-14.: „Der bisher stärkste Aufsteiger! Trainer Frank Bergemann macht einen guten Job dort, mein ehemaliger Spieler Ole Rahmel (aus Gummersbacher Zeiten, d. Red.) spielt stark, und mit Martin Stranovsky aus Barcelona ist Erlangen eine sehr gute Verpflichtung gelungen. Insgesamt hat der HC eine gute Mischung aus Jugend und Erfahrung.“ Wie fruchtbar diese Mixtur ist, zeigte sich vor allem in der Nürnberger Arena, in der Erlangen seine Heimspiele austrägt. Neun der zehn bisherigen Punkte erspielte das Bergemann-Team dort. Aber Erlangen kann auch auswärts. In Berlin gab es ein 26:26. In Erlangen ist man daher mit der bisherigen Saison zufrieden. „Nach kurzer Gewöhnung an die Liga sind wir ganz gut davor. In den bisherigen Auswärtsspielen gegen Top-Teams waren wir immer krasser Außenseiter. Daher mussten wir zuhause punkten. Und das haben wir zum Glück getan“, sagt HC-Geschäftsführer Stefan Adam, der für ein halbes Jahr auch im THW-Marketing aktiv war, bevor man sich im August 2013 voneinander trennte. „Ich hatte noch nicht viel Zeit, mich hier einzuleben. Denn seit meinem Amtsantritt im Juli waren einige Riesenkraftakte zu bewältigen. Es ist hier viel in Bewegung. Die Erste Liga soll ein Langfristprojekt sein. Wir wollen den Handball hier etablieren, die Region mitnehmen. Auch daher sind wir für die Heimspiele nach Nürnberg umgezogen, um das wirtschaftliche Potenzial hier zu nutzen“, sagt Adam. Es scheint zu funktionieren. Zu den bisherigen Heimspielen kamen knapp 3000 Zuschauer – und die Quotenbringer der Liga sind in Nürnberg noch gar nicht aufgetreten. Zur Attraktivität des HC tragen auch die Neuverpflichtungen bei, die die Handschrift von Adam tragen. Mit dem Slowaken Stranovsky wurde ein spielstarker Linksaußen aus Spanien geholt, der in Erlangen zum Spielmacher umgeschult wurde. Der isländischer Nationalspieler Sigurbergur Sveinsson stärkt den linken Rückraum, und nach Saisonstart kamen noch Torhüter Nikolas Katsigiannis und Kreisläufer Stanko Sabljic dazu. Letzterer wird wohl in Kiel viel Verantwortung übernehmen müssen. Denn sein Partner auf dieser Position, Sebastian Preiß, zog sich im vergangenen Spiel eine Oberschenkelverletzung zu. Ob der Weltmeister von 2007, von 2001 bis 2005 beim THW, überhaupt mit nach Kiel reist, entscheidet sich erst kurzfristig. Ein anderes Ex-Zebra freut sich aber schon auf seinen „Heimauftritt“. Moritz Weltgen, der zwischen 2006 und 2011 für den THW und den TSV Altenholz spielte, wird am Rande der Partie Verwandtschaft und Freunde treffen. „Meine Eltern werden da sein. Meine Ex-Kollegen aus Altenholz, Thorben Plöhn und Lars Bente, wollen auch kommen.“ Auf dem Parkett will sich Weltgen, der sich teamintern auf der Spielmacherposition gegen Stranovsky behaupten muss, allerdings nicht zu sehr von Kieler Gefühlen beeindrucken lassen. „Es ist eine tolle Halle und eine tolle Atmosphäre. Aber man muss sich einfach sagen, dass auch hier nur Holzplanken liegen. Wir werden nach der alten Floskel agieren. Wir haben nichts zu verlieren. Auf Milder dürfen wir nicht hoffen. Denn der THW hat in der vergangenen Saison gemerkt, dass es auch um die Tore gehen kann.“ (von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 12.11.2014)