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TruckScout24 EHF Final4: THW Kiel gegen den Rekordsieger aus Barcelona ohne Chance

Champions League

TruckScout24 EHF Final4: THW Kiel gegen den Rekordsieger aus Barcelona ohne Chance

Das Finale des TruckScout24 EHF Final4 in der Kölner Lanxess-Arena findet am Sonntag ohne den THW Kiel statt. Der vierfache europäische Titelträger schied im Halbfinale vor 20 000 Fans mit einer bitteren 18:30 (9:15)-Niederlage gegen Rekord-Sieger FC Barcelona aus. Dabei enttäuschten die Zebras bis auf wenige Phasen der Partie in allen Belangen. Nun treffen die Schwarz-Weißen am Sonntag um 15 Uhr im Kampf um Platz drei auf den Titelverteidiger SC Magdeburg. So blieben beide Bundesliga-Vertreter auf der Final-Strecke. Um Gold spielen der FC Barcelona und Aalborg Handbold. Der dänische Meister hatte zuvor den SCM mit 28:26 geschlagen (siehe Spielbericht).

Riesen-Enttäuschung für die vielen Kieler Fans

Bester Akteur auf dem Parkett war Barca-Schlussmann Emil Nielsen. Der Däne entnervte die Kieler Angreifer, hielt insgesamt 16 Bälle auf. Unter anderem alle drei THW-Siebenmeter, geworfen von Niclas Ekberg, Magnus Landin und Eric Johansson. In der Torschützenliste lag Barcelonas Melvyn Richardson mit fünf Treffern vorn. Kiels bester Schütze war Kapitän Domagoj Duvnjak, der viermal ins Schwarze traf, kämpferisch voranging, die Arena aber trotzdem mit leerem Blick verließ. "Das war natürlich ein hochverdienter Sieg für Barcelona", sagte Duvnjak, "nach der schweren Saison wollten wir ein Wunder schaffen, das haben wir leider nicht geschafft. Im Gegenteil. Mir tut es vor allem leid für unseren vielen Zuschauer, die den Weg von Kiel nach Köln auf sich genommen haben." Die hatten zuvor für ein Highlight in der Köln-Geschichte des THW Kiel gesorgt, als sie in einer langen Karawane gemeinsam über die berühmte Hohenzollernbrücke zur Arena zogen.

Schwachem Start folgt starke Phase

Einige THW-Fans verließen die Kathedrale des Handballs, einen guten Steinwurf entfernt vom Kölner Dom gelegen, bereits Minuten vor dem Abpfiff, waren wie alle Anhänger der Zebras schwer enttäuscht von ihrer Mannschaft.
Schon der Start gegen Barcelona verlief wie der gesamte Halbfinal-Abend nicht wie erhofft: Nielsen war dreimal in Folge gegen Johansson, Elias Ellefsen á Skipagötu und dem frei vor ihm auftauchenden Niclas Ekberg zur Stelle, verhalf seinem Team somit zu einer schnellen 3:0-Führung durch Richardson, Frade und Mem. Rune Dahmke verkürzte dann auf 1:3, und immerhin in den kommenden Minuten agierte der THW auf Augenhöhe mit Rekord-Champions-League-Sieger Barcelona. Die Zebras kämpften sich rein, nach dem 1:4-Treffer von Mem konterte Kiel mit einem 4:0-Lauf. Á Skipagötu, Duvnjak, der anfangs omnipräsente Harald Reinkind und Johansson drehten das Blatt bis zur 9. Minute auf eine 5:4-Führung.

Nielsen wird zur unüberwindbaren Hürde

Aitor Arino glich aus, dann wuchtete Harald Reinkind den Ball wenig später zum 6:5 in die Barca-Maschen. Es blieb allerdings die letzte Kieler Führung, weil Nielsen - aber oftmals auch die Zebras selbst - den Offensiv-Bestrebungen der Kieler im Weg stand. So aber wurde der Däne zur unüberwindbaren Hürde für die Zebras. Barcas Schlussmann hielt gegen Wiencek, Reinkind, Ekberg, wurde bereits nach 15 Minuten für seine siebte Parade von seinen Mitspielern beklatscht. 6:10 leuchtete es nach 22 Minuten am Hallenwürfel auf. Immerhin zeichnete sich auch Kiels Tomas Mrkva mit einem gehaltenen Strafwurf gegen Gomez aus, die Talfahrt der Zebras aber hielt an - auch, weil im Tor nicht viel passierte.

Kieler verzetteln sich

Gegen die Barca-Defensive war für die Zebras kein Kraut gewachsen - die Zebras mussten ins Sieben-gegen-Sechs, um gegen das blau-rote Bollwerk überhaupt noch durchzudringen. Allerdings blieb auch das ohne Erfolg, weil sich die Kieler verzettelten. Fehlpässe produzierten, an Nielsen scheiterten. Ohne Überzeugung, ohne Biss und mutlos agierten die Zebras - keine guten Voraussetzungen für ein Überzahlspiel. So landete der Ball diverse Male im leeren Kieler Tor. Blaz Janc sorgte für die erste Sechs-Tore-Führung, Frade war dann für den 15:9-Pausenvorsprung verantwortlich. Halbzeit. Ein hoher Rückstand, doch die THW-Fans hatten ihren Glauben ans eigene Team nicht verloren, setzten auf eine Rückkehr ins Spiel mit engagierter zweiter Hälfte.

Zebras kämpfen sich kurz heran

In die startete zunächst aber Barcelona besser. Dika Mem erhöhte auf 16:9, Carlsbogard gar auf 17:9. Hendrik Pekelers erfolgreiches Nachfassen mit dem Tor zum 10:17 rüttelte die Zebras dann für einige Minuten auf. Zwar entschärfte Nielsen zunächst noch den Strafwurf von Magnus Landin, dann aber ließen die Zebras einen lupenreinen 4:0-Lauf folgen. Ekberg und Karl Wallinius klauten Bälle, brachten diese mit einem Tempogegenstoß auch an Nielsen vorbei - nach 38 Minuten hatte sich der THW wieder auf 14:18 herangekämpft. Der THW Kiel schien den Weg in dieses Halbfinale gefunden zu haben. Ortega reagierte mit einer Auszeit - und die stoppte sofort den Kieler Drang. Es folgte die beste Phase der Katalanen, die allerdings von haarsträubenden Fehlern durch Wiencek, Johansson oder Bilyk begünstigt wurde. Stürmerfouls der Kieler Angreifer spielten Barca ebenfalls in die Hände.

Niederlage wird krachend

Nach 44 Minuten und dem Tor von N'Guessan hieß es 23:14 für Barcelona. Als Barcelonas Trainer Carlos Ortega in der 51. Minute Emil Nielsen herausnahm, gab es donnernden Beifall von den Rängen, Umarmungen der Mitspieler. Für Nielsen rückte Perez de Vargas zwischen die Pfosten, zeichnete sich sogleich mit einer Glanzparade gegen á Skipagötu aus. Für den THW lief spätestens jetzt alles schief, was schieflaufen kann. Gomez stellte das Ergebnis zwischenzeitlich auf 13 Tore Differenz, Steffen Weinhold erzielte dann per energischer Einzelleistung das 18:30. Es war das letzte Tor der Begegnung. Ein trauriger Abschied für den THW-Linkshänder, der morgen wie Niclas Ekberg gegen Magdeburg sein letztes Spiel im THW-Trikot bestreitet.

Kampf um Bronze am Sonntag

Für die Zebras geht die Saison 2023/2024 am Sonntag mit dem Kampf um Bronze beim TruckScout24 EHF Final4 2024 zu Ende. Das Spiel gegen den Titelverteidiger SC Magdeburg wird um 15 Uhr angepfiffen und ist live bei Dyn, DAZN und DF1 sowie beim Public Viewing in der Forstbaumschule zu sehen. Dort möchten sich die Kieler am Montag ab 11 Uhr nach ihrer Rückkehr aus Köln beim traditionellen Saisonabschluss von ihren Fans in die Sommerpause verabschieden. Weiter geht’s am Sonntag mit dem Kampf um Bronze in Köln, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

TruckScout24 EHF Final4, Halbfinale: FC Barcelona – THW Kiel 30:18 (15:9)

FC Barcelona: Perez de Vargas (52.-60., 4 Paraden), Nielsen (1.-52., 16/3, Paraden); Carlsbogard (2), Mem (3), Arino (1), Wanne (3), Janc (4), N’Guessan (2), Gomez (2/1), Petrus, Makuc (1), Langaro (1), Richardson (5/1), Frade (2), Cikusa i Jelicic (4), Rodriguez; Trainer: Ortega
THW Kiel: Mrkva (20.-43., 50.-60., 3 Paraden), Bellahcene (1.-20., 43.-50., 1 Parade); Duvnjak (4), Reinkind (3), Landin, Øverby, Weinhold (1), Wiencek, Ekberg (3), Faust, Johansson (1), Dahmke (1), Wallinius (1), Bilyk (2), Pekeler (1), á Skipagötu (1); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Daniel Accoto Martins / Roberto Accoto Martins
Siebenmeter: Barca: 3/2 (Mrkva hält Gomez (21.)) / THW: 3/0 (Nielsen hält Ekberg (25.), Landin (34.) und Johansson (42.))
Zeitstrafen: Barca: 2 (Arino (17.), Petrus (26.)) / THW: 2 (Wiencek (8., 44.))
Spielfilm: 3:0 (4.), 4:1, 4:5 (10.), 5:6 (11.), 10:7 (23.), 11:8 (24.), 14:8 (30.), 15:9;
2. Hz.: 17:9 (33.), .18:10 (33.), 18:14 (37.), 24:14 (47.), 25:16 (49.), 30:17 (55.), 30:18.
Zuschauer: 19.750 (ausverkauft) (Lanxess Arena, Köln)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Wenn man auf die Zahlen schaut, ist es einfach ein enttäuschender Abend. Wir haben es schlichtweg nicht geschafft, Tore zu werfen. Uns hat der Mut gefehlt, die Energie, die man braucht für so ein Halbfinale. Es wirkte zwischendurch sogar so, dass wir förmlich Angst hatten. Das ist der Grund für diese auch in der Höhe verdiente Niederlage, nach der es für mich wirklich hart ist, darüber zu sprechen. Wir haben jetzt noch ein Spiel, danach bleibt Zeit, die gesamte Saison zu analysieren und auf den Prüfstand zu stellen. Eines kann ich aber jetzt schon sagen: Diese Saison war sehr lehrreich.

Nikola Bilyk: Es ist nach solch einem Abend sehr schwer, das Geschehene zu analysieren und sich auf das Bronze-Match zu konzentrieren. Wir wollen das Match gegen Magdeburg für unsere Fans spielen, die uns die gesamte Saison über so großartig unterstützt. Egal, wie hart es wird. Wir wollen dieses Spiel gewinnen.

THW-Kapitän Domagoj Duvnjak: Es tut mir leid für unsere unglaublichen Fans, dass wir heute hier so verloren haben. Aber wir müssen es akzeptieren, dass Barca heute sehr viel besser war und hochverdient ins Finale eingezogen ist. Wir sind schwer ins Spiel gekommen, haben uns dann reingekämpft. Aber nach unserem 6:5 haben wir auf dem Feld überhaupt keine Lösungen mehr gefunden gegen die Abwehr und den überragenden Nielsen im Tor. So kurz nach dem Spiel ist es schwer, Worte zu finden für das, was passiert ist. Trotzdem werden wir morgen versuchen, ein gutes Spiel zu machen. Für uns, aber vor allen Dingen für unsere Fans.