
Viel Spielfreude: Zebra holen sich in Doboj nach deutlichem Sieg gegen Al Ahly Bronze
Mit einer im Vergleich zur Niederlage gegen Gummersbach stark verbesserten Abwehr, einem 15-Paraden-Andi-Wolff im Tor und einer spielfreudigen Offensive, in der Elias Ellefsen à Skipagötu als Vorlagen-Geber glänzte, hat der THW Kiel beim 56. Internationalen Handball-Turnier der Champions in Doboj Bronze geholt. Gegen die afrikanische Weltklasse-Mannschaft Al Ahly gewann der THW Kiel 33:32 (15:8). Bester Torschütze der Kieler, die mit einer grandiosen ersten Halbzeit die Grundlage zum Erfolg legten und auch eine Schwächephase glänzend wegsteckten, war Bence Imre mit 7/2 Treffern.
Namhafter Gegner im Spiel um Bronze
Al Ahly ist das Nonplusultra im Handball auf dem afrikanischen Kontinent. Der Top-Club aus Kairo, einer der größten Vereine der Welt mit einer riesigen Fangemeinde, gewann in der abgelaufenen Saison von sieben möglichen Titeln sechs. Die ägyptische Star-Truppe, trainiert vom spanischen Weltmeister und viermaligen Champions-League-Sieger David Davies, hatte beim Internationalen Turnier der Champions am Freitagabend ein wenig Pech: Der europäischen Spitzenmannschaft One Veszprem um die beiden Ex-Löwen Mikael Appelgren und Ivan Martinovic unterlagen die Ägypter denkbar knapp mit 27:28. Statt des möglichen Finaleinzugs ging es für die mit 18 Spielern nach Bosnien-Herzegowina gereisten Ägypter nun also gegen den dezimierten THW Kiel in die Partie um Bronze.
Abwehr und Torhüter stark
THW-Trainer Filip Jicha, der seine Mannschaft am spielfreien Freitag zum 90-minütigen Training und zwei Video-Einheiten mit dem Fokus auf die Defensive gebeten hatte, musste gegen Al Ahly erneut auf fünf Leistungsträger verzichten. Die Zebras traten wie schon bei den zwei Spielen zuvor im brütend heißen „Stadion Sportskih Igara“ ohne Gonzalo Perez de Vargas, Hendrik Pekeler, Emil Madsen, Petter Överby und Eric Johansson an. Jichas Mannschaft hatte bei den Extra-Einheiten offenbar gut zugehört: Von Beginn an mischten die Zebras um ihren neuformierten Mittelblock Veron Nacinovic und Lukas Laube Beton an, hinter der beweglichen Abwehr wurde Andreas Wolff zum Alptraum der ägyptischen Angreifer. Zwölf Bälle parierte der Nationaltorhüter allein im ersten Durchgang, darunter zahlreiche EinsGegen-Eins-Situationen. Vorn dirigierte Elias Ellefsen à Skpiagötu seine Nebenleute, dass es eine Freude war. Und so brachen die Zebras wie das kühlende Gewitter, das nach dem Spiel über dem brütend heißen Doboj niederging, über die Ägypter hinweg.
Sieben-Tore-Führung zur Halbzeit
Nikola Bilyk traf mit einem Doppelschlag zum 5:1, sechs Minuten später bediente Wolff direkt den durchstartenden Lukas Laube zum 9:1 (11.). Davies hatte da schon eine Auszeit genommen, Al Ahly kam danach ein bisschen besser in die Partie. Doch sofort zogen die Zebras wieder die Zügel an: Mit seiner fünften Vorlage bediente à Skipagötu Lukas Zerbe zum 12:4, Domagoj Duvnjak klaute an der Spitze einer neuen, hybriden Defensiv-Variante den Ball und vollendete selbst zum 14:4 (20.), Davies nahm die zweite Auszeit, und die zeigte dieses Mal Wirkung. Zwar blieb die THW-Abwehr stabil, im Angriff aber regierte nach Landins 15:5 halbzeitübergreifend zehn Minuten Ladehemmung. Und doch nahmen die Zebras ein 15:8 mit in die Pause - weil Wolff unter anderem Gegenstöße des Kairo-Clubs entschärfte.
Kurze Schwächephase erfolgreich überstanden
Nach dem Wechsel sorgte Nacinovic nach einem Rückhand-Anspiel von Bilyk endlich wieder für einen Kieler Treffer, dennoch verkürzte Khaled mit zwei Gegenstößen in Folge für Al Ahly auf 14:18. Doch die Zebras ließen sich auch davon nicht beeindrucken: Reinkind holte einen Siebenmeter heraus, den Imre sicher verwandelte, Wolff hielt, und Duvnjak brachte beim 20:14 wieder Luft zwischen die Zebras und den Gegner. Die Entscheidung fiel kurz darauf: à Skpagötu auf Imre, ein Ballgewinn von Nacinovic mit folgendem Konter von Imre, ein fantastischer Rückraum-Kempa von Reinkind nach à Skipagötu-Anspiel und Bilyks Rückraum-Rakete bedeuteten das 24:16 (43.). Weiter ging's im Express-Tempo: à Skipagötu erzielte nach zuvor sieben Assists sein Tor zum 26:18, ehe Nacinovic zweimal bei drohendem Zeitspiel perfekt bedient wurde: Erst von Duvnjak, dann von Rechtsaußen Bence Imre: 28:19 (48.).
Noch viel Arbeit vor der Zebraherde
Zeit für die Youngster: Jicha schickte Leon Nowottny ins Tor und wenig später auch Johan Rohwer und Jesse Dahmke aufs Feld. Nowottny entschärfte drei Würfe, darunter den einzigen Siebenmeter der Kairoer, und kassierte erst mit der Schlusssirene sein einziges Gegentor - Ende eines Abends, der aus Kieler Sicht wirklich Spaß gemacht hatte. "Wir haben uns nach dem Gummersbach-Spiel relativ intensiv die Abwehr-Arbeit angeschaut, heute war ein gelungener Defensiv-Arbeitstag. Wir haben uns deutlich gesteigert gegen einen Gegner, der gestern ein tolles Spiel gegen Veszprem gezeigt hat", sagte Jicha nach der Partie. "Es war ein Schritt in die richtige Richtung. Ich möchte aber betonen, dass noch gewaltig viel Arbeit vor uns liegt." Das Turnier in Doboj sei erfolgreich gewesen, weil die Mannschaft noch enger zusammengewachsen sei. "Wir wären gerne mit einem besser besetzten Kader in Doboj aufgetreten. Aber vielleicht haben Lukas und Veron im Zusammenspiel sogar ein wenig davon profitiert, dass Petter zu Hause bleiben musste."
Sonntag reist der THW Kiel endlich nach Hause
Für die Zebras geht die lange, intensive Vorbereitung auf die Zielgerade: Nach fast zwei Wochen Non-Stop-Tour, die die Kieler Handballer nach Hard am Bodensee, nach Graz ins Trainingslager und schließlich zum hochkarätig besetzten Turnier in Bosnien-Herzegowina führte, kehrt die Zebraherde am Sonntag zurück in heimische Gefilde. Dort wartet am Dienstag das finale Testspiel beim Kooperationspartner TSV Altenholz (Anwurf um 19 Uhr in der Edgar-Meschkat-Halle), die traditionelle Saisoneröffnungs-Pressekonferenz am Mittwoch und ein Empfang beim Ministerpräsidenten Daniel Günther am Donnerstag auf den THW Kiel. Am Samstag dann geht es in München gegen den Meister Füchse Berlin beim Super Cup (18 Uhr, live bei Dyn) um den ersten Titel der Saison. Weiter geht’s zu Hause, Kiel!
Fotos: MRK Sloga Doboj
Internationales Turnier der Champions: THW Kiel – Al Ahly (EGY): 33:22 (15:8)
THW Kiel: Nowottny (50.-60., 3/1 Paraden), Wolff (1.-60., 15 Paraden); Duvnjak (3), Reinkind (3), Landin (1), J. Dahmke, Laube (3), R. Dahmke (1), Zerbe (4), Rohwer, Bilyk (4), á Skipagötu (1), Imre (7/2), Nacinovic (5); Trainer: Jicha
Al Ahly: Homayed (24.-45., 2 Paraden), Taha (1.-24., 45.-60., 3/1 Paraden) ; Awadallah, Sherif (2), Ramadan (4), Ehab (2), Hesham (4), Emad, Hany (2), Sami (1), Salah, Elmasry, Azah (1), Lashin, Magdy, Saifeldin (2), Farouk (1), Khaled (2); Trainer: Davis
Zeitstrafen: THW: 2 (2x Laube (29., 45.)) / Al Ahly: 3 (Sami (24.), Magdy (32.), Saifeldin (42.))
Siebenmeter: THW: 4/2 (Taha hält Zerbe (13.), Imre an die Latte (32.)) / Al Ahly: 1/0 (Nowottny hält Emad (60.))
Zuschauer: 1750 (Stadion Sportskih Igara, Doboj (BIH))