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Zebras erleben gegen Lemgo einen bitteren Handball-Samstagabend

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Zebras erleben gegen Lemgo einen bitteren Handball-Samstagabend

Das war ein bitterer Samstagabend für den THW Kiel und seine Fans: Nach einem dramatischen, mitreißenden Finale, in dem die leidenschaftlich zu Werke gehenden Zebras sich beinahe noch die Punkteteilung erkämpft hätten, mussten sie in eine 32:33-Niederlage gegen den TBV Lemgo Lippe einwilligen. Zur Pause hatten die Gäste mit 18:14 vorn gelegen und sahen beim 30:25 in der 50. Minute schon wie der sichere Sieger aus, ehe der THW Kiel seine Aufholjagd startete. Doch wie so häufig in schwierigen Phasen fehlte den Schwarz-Weißen auch ein wenig das Spielglück, um sich noch für einen vor allen Dingen im zweiten Durchgang couragierten Auftritt zu belohnen. 

Kein Happyend nach dramatischer Schlussphase

"Lemgo hat verdient gewonnen", konstatierte Kapitän Domagoj Duvnjak. "Wir haben schlecht gespielt, hatten nicht die notwendigen Energie, nicht die Körpersprache, um Lemgo zu bezwingen. Aber es geht weiter. Wir gewinnen als Mannschaft und wir verlieren als Mannschaft." Bester Kieler Torschütze vor 10 000 Fans in der Wunderino Arena war Nikola Bilyk, der sechsmal traf und in der dramatischen Schlussphase auffälligster THW-Spieler war. Bei den Gästen glänzte Linksaußen Samuel Zehnder mit insgesamt neun Treffern, beim Stande von 30:31 war er zweimal zur Stelle, brachte seine Mannen auf 33:30 nach vorne. Doch die Kieler warfen alles nach vorn, Bilyk traf noch zweimal - und zehn Sekunden vor dem Ende kamen die Kieler sogar noch einmal in Ballbesitz. Doch ein Happyend sollte es nicht geben: Lemgo blockte THW-Spielmacher Miha Zarabec und die finalen THW-Anstrengungen, doch noch den Ausgleich zu erzielen. 

Gutem Start folgt die Verkrampfung

THW-Trainer Filip Jicha durfte sich vor dem Anpfiff über die Rückkehr von Rune Dahmke freuen, der nach einem Muskelfaserriss im Oberschenkel wieder das THW-Trikot überstreifte, in der Startsieben stand, aber nach einem Zusammenprall mit Lukas Zerbe zunächst das Feld räumen musste, für Malte Voigt Platz machte. Später kam der ehemalige Nationalspieler zurück, trug sich in der wichtigen Schlussphase auch in die Kieler Torschützenliste ein. Das Verletztenmanko lastet dagegen weiter schwer auf den THW-Ambitionen. Gegen Lemgo fehlten weiterhin Sander Sagosen, Hendrik Pekeler, Magnus Landin und Sven Ehrig. Doch trotzdem starteten die Zebras stark in die Partie, Eric Johansson brachte den THW mit zwei Rückraumkrachern mit 2:0 in Führung, Niclas Ekberg erhöhte nach dem 1:2 durch Brosch auf 3:1. Doch dann schaltete sich Finn Zecher ein, entschärfte einige Würfe der Kieler, die nach diesen vergebenen Chancen zusehends verkrampften. Lemgo legte einen 4:0-Lauf zur 5:3-Führung nach neun Minuten hin. Zweimal Nikola Bilyk, glänzend von Eric Johansson in Szene gesetzt, und Harald Reinkind hielten die Kieler zunächst auf Augenhöhe, ein sehenswerter Ekberg-Einläufer mit Zuspiel von Johansson ließ die Zuschauer über das 7:8 jubeln und auf mehr Kieler Angriffsglück hoffen.

Vier-Tore-Rückstand zur Pause

Doch Lemgo rührte mit dem starken Mittelblock Simak/Gedeon Guardiola in der Abwehr Beton an, hatte zudem mit  Zecher einen starken Rückhalt und setzte sich in der 17. Minute durch den Treffer von Simak auf 12:8 ab. Das Wechselspiel zwischen gnadenlos lang ausgespielten Angriffen mit plötzlicher Tempoverschärfung der Gäste blieb erfolgreich, die Zebras hatten Mühe, die Löcher in der eigenen Abwehr zu schließen. Emil Laerke, im Sommer vom dänischen Meister Gudme gekommen, erhöhte auf 13:9, und als Zehnder nach 25 Minuten gar zum 10:16 ins leere Kieler Tor traf, ging ein Raunen durch die Wunderino Arena. Steffen Weinhold verkürzte auf 11:16, doch Rechtsaußen Lukas Zerbe, ab 2024 ein Zebra, brachte die Gäste erneut mit sechs Toren (17:11) in Front. Patrick Wiencek, Niclas Ekberg und Miha Zarabec sorgten mit ihren Toren kurz vor dem Seitenwechsel dann für neue Hoffnung im Kieler Lager. Mit 14:18 Toren wurden die Seiten gewechselt.

Dramatische Schlussphase

25:30 hieß es nach 51 Minuten, die Zebras ließen nicht locker. Weinhold traf per Dreher und bediente Överby zum 27:30, dann  kassierten die Kieler zwei umstrittene Zeitstrafen, kämpften aber wie die Löwen. Als Dahmke in doppelter Unterzahl vom Kreis zum 28:30 traf und Reinkind wenig später den 29:30-Anschluss erzielte, kochte die Arena. 56 Minuten waren da gespielt, aufreizend langsam ließ Lemgo die Sekunden von der Uhr verstreichen und blieb doch eiskalt: Zerbe traf zum 31:29 für die Gäste, Bilyk konterte, Zehnder per Siebenmeter und von Außen besorgte das 33:30 - und doch gaben sich die Kieler noch nicht geschlagen. Am Ende blieb alles Hoffen, alle investierte Energie allerdings ohne zählbaren Erfolg - Lemgo feierte den ersten Bundesliga-Sieg in Kiel seit mehr als zwanzig Jahren mit einem Freudentanz. 

Dienstagabend sind die Zebras zu Gast in Hamm

Die Zebras gehen wieder auf Reisen: Am Dienstagabend sind sie zu Gast in der seit Wochen ausverkauften Westpress-Arena beim Aufsteiger ASV Hamm-Westfalen. Sky überträgt die Partie ab 19 Uhr live. Das nächste Heimspiel steht für den THW Kiel dann am Sonntag, 13. November, um 16:05 Uhr in der Wunderino Arena auf dem Programm: Für den Nord-Süd-Gipfel gegen Frisch Auf! Göppingen gibt es noch Eintrittskarten bei CITTI, in famila-Märkten mit Ticketservice, online unter www.thw-tickets.de und in der THW-FANWELT. Aber erst einmal steht die Auswärtstour nach Westfalen an: Weiter geht’s in Hamm, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

LIQUI MOLY HBL, 10. Spieltag: THW Kiel – TBV Lemgo Lippe 32:33 (14:18)

THW Kiel: N. Landin (12.-60., 10 Paraden), Mrkva (1.-12., keine Parade); Duvnjak (3), Reinkind (5), Øverby (2), Weinhold (2), Wiencek (3), Ekberg (4/2), Fraatz (n.e.), Johansson (4), Dahmke (1), Zarabec (2), Voigt, Schwormstede (n.e.), Wallinius, Bilyk (6); Trainer: Jicha
TBV Lemgo Lippe: Zecher (1.-50., 57.-60., 13 Paraden), Ristovski (50.-57., 1 Parade); Hutecek (2), Zehnder (9/2), Brosch (3), I. Guardiola (3), Simak (1), Laerke (3), Schagen, Blaauw, Schwarzer, Suton (4), Zerbe (5), Versteijnen (3), G. Guardiola (1); Trainer: Kehrmann

Schiedsrichter: Frederic Linker / Sascha Schmidt
Zeitstrafen: THW: 5 (3x Weinhold (7., 47., 52.), Dahmke (12.), Wiencek (52.)) / TBV: 3 (2x Brosch (6., 9.), Simak (43.))
Disqualifikation: Weinhold (3. Zeitstrafe (52.))
Siebenmeter: THW: 2/2 / TBV: 2/2
Spielverlauf: 2:0, 3:1 (4.), 3:5 (8.), 5:7, 7:8 (12.), 7:10 (14.), 8:12 (17.), 10:13 (20.), 10:16 (25.), 11:17, 13:17 (28.), 14:18;
15:19 (33.), 17:19 (35.), 18:20, 18:22 (37.), 20:22, 20:24 (41.), 23:26, 23:28 (48.), 25:30 (50.), 29:30 (55.), 30:33 (59.), 32:33 (60.).
Zuschauer: 10.000 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Glückwunsch an Flo und seine Mannschaft zum Sieg. Das war ein bitterer Abend für uns. Wir sind gut ins Spiel gekommen, haben eine gute Energie gezeigt und uns gute Möglichkeiten herausgespielt. Dann hält Finn Zecher, nicht zum ersten Mal gegen uns, ein paar Würfe, und wir verkrampfen und verlieren die Nerven. Der Wille war da, die Bereitschaft war da, aber unter dieser Verkrampfung leidet die Passqualität und die Genauigkeit. Das passiert den jungen Spielern, aber auch den erfahrenen. In der zweiten Hälfte haben wir leidenschaftlich verteidigt, aber Lemgo hat seine Angriffe geduldig vorgetragen und am Ende dann doch noch getroffen. Wir haben uns da aus der Bahn bringen lassen, was nicht nötig war. Wir müssen uns jetzt als Team der Situation stellen, und wir müssen das als THW Kiel schaffen. Dabei wird uns kein Sander Sagosen und kein Hendrik Pekeler helfen, das müssen wir ohne die beiden schaffen.

TBV-Trainer Florian Kehrmann:
Ich bin baff, was meine Mannschaft hier heute abgeliefert hat. Wir haben das Spiel über Kleinigkeiten offengestaltet, sind dann in Führung gegangen und haben selbst das Spiel bestimmt. Wir haben gegen jede Kieler Abwehrvariante Lösungen gefunden, und wir haben nie aufgehört, mit Tempo zu spielen. Ankreiden muss ich meiner Mannschaft, dass sie bei doppelter Überzahl die Partie nicht entschieden hat. Am Ende ist es schon ein wenig glücklich, zu gewinnen – das ist uns schon sehr lange nicht mehr passiert.