Portrait: Dario Quenstedt
Eines der neuen Gesichter in der Zebraherde ist das von Dario Quenstedt. Der 30-jährige Nationaltorhüter wechselte vom SC Magdeburg zum THW Kiel - und stellt sich hier seiner größten Herausforderung.
Angekommen: Dario Quenstedt fühlt sich sichtbar wohl in Kiel
Der Torwart, der sich selbst als Familienmensch bezeichnet, hat direkt mit der Wahl seines Wohnortes ein deutliches Zeichen gesetzt. Den Vater von zwei Kindern zog es mit seiner Familie nach Schilksee. In erster Linie nicht des schönen Ostseestrandes wegen, wie er erklärt: "Was mir an meinem neuen Wohnort wichtig war, war ein kurzer Weg zum Trainingszentrum. Wir wollten dort wohnen, wo wir als Familie eine hohe Lebensqualität haben und von wo aus ich es nicht zu weit zur täglichen Arbeit habe." Doch Schilksee bietet der Familie Quenstedt noch mehr Vorteile, besonders den zwei Kleinen. "Die Spielplätze in der Umgebung habe ich sehr schnell sehr gut kennengelernt", verrät Quenstedt lachend.
Ein paar Strandbesuche standen vor dem Saisonstart natürlich auch auf dem Programm, ehe es für Dario Quenstedt in die erste Vorbereitung im Trikot des THW Kiel ging. Ein neues Umfeld, neue Kollegen - eine nicht ganz unbekannte Situation für ihn. "Ich habe von 2015 bis 2018 eine Lehre zum Bürokaufmann absolviert. Damals musste ich auch einmal die Klasse wechseln, weil sich die Anwurfzeiten der Bundesliga geändert hatten. Daher kenne ich es, in eine neue Gruppe zu kommen." Von der Zebraherde wurde er "sehr gut" aufgenommen: "Einige der Spieler kannte ich sowieso schon von gemeinsamen Nationalmannschafts-Lehrgängen. Und mit den meisten meiner neuen Mannschaftskollegen habe ich mich bereits als Gegner intensiv beschäftigt, wenn ich in der Vorbereitung ihre Wurfbilder studiert habe", erzählt Quenstedt und fügt an: "Ich muss erst einmal durch Leistungen meinen Platz in der Mannschaft finden."
Dass Dario Quenstedt irgendwann einmal im Handballtor stehen würde, kristallisierte sich erst nach und nach heraus. Anfangs war der 1,93-Meter-Mann Rückraumspieler, jedoch nicht allzu erfolgreich, wie er sich zurückerinnert. "Ich hatte im Training und in den Spielen viele Würfe über das Tor dabei, da hat mich unser Trainer für eine Halbzeit ins Tor gestellt und anschließend ins Feld. Die Halbzeit im Tor war wesentlich besser, und so bin ich auf der Position geblieben." Heute gehört Quenstedt zu den Topspielern seiner Zunft und hat kein Verlangen mehr, im Feld zu spielen. "Mittlerweile bin ich froh, dass ich im Tor stehe - allerdings nicht, wenn wir zum Aufwärmen Fußball spielen, da will ich dann doch lieber Tore schießen."
Seit Juli nun trägt Dario Quenstedt das Torwarttrikot des THW Kiel. Die grundsätzliche Frage, ob er sich vorstellen könne, für die Zebras aufzulaufen, habe er damals direkt mit "Ja" beantworten können, berichtet Quenstedt von der ersten Kontaktaufnahme der Zebras mit dem damals noch beim SC Magdeburg spielenden Torhüter. "Ich hatte allerdings bestimmte Rahmenbedingungen. Ich habe viel mit Filip und Viktor gesprochen, und wir sind schnell auf einen Nenner gekommen, was unsere Zusammenarbeit angeht." Dass Neu-Trainer Filip Jicha zu der Zeit der Gespräche noch nicht das Kieler Zepter in der Hand hatte, habe für Dario Quenstedt "überhaupt keine Rolle" gespielt. "Filip weiß, was er tut, und er war ja lange selbst ein sehr guter Spieler und wurde nicht ohne Grund als Welthandballer ausgezeichnet."
Jetzt ist Dario Quenstedt also selbst ein Zebra und feierte gegen Frisch Auf! Göppingen sein schwarz-weißes Bundesliga-Debüt in der Sparkassen-Arena - und was für eins: Ein gehaltener Siebenmeter inklusive des parierten Nachwurfs und weitere spektakuläre Paraden rissen die Zuschauer von ihren Sitzen. "Für mich war das ein sehr schönes Gefühl. Mit dem Zebra auf der Brust war es auch nochmal ein besonderer Moment. An erster Stelle stehen natürlich der Sieg und die beiden gewonnenen Punkte", so Quenstedts Kommentar zum Auftaktspiel in der Bundesliga. "Dass ich mit den Impulsen, wie dem gehaltenen Siebenmeter, helfen konnte, freut mich umso mehr", fass der bodenständige Torhüter seine Gefühlslage nach der Pflichtspielpremiere vor heimischem Publikum zusammen. Und das schenkte ihm einen sehr warmen Empfang. "Vielleicht habe durch die gezeigte Leistung ein bisschen Kredit bei den Fans, aber darauf möchte ich mich nicht ausruhen. Im nächsten Saisonspiel muss ich wieder meine Leistungen bringen!"
Dario Quenstedt, der sich selbst mit einem Augenzwinkern als "typisch deutsch" beschreibt - "sehr zielstrebig, bodenständig, pünktlich" - will mit den Zebras viel erreichen, und das lieber jetzt als später. "Ich bin manchmal ungeduldig, aber ich weiß, was ich will." Mit dieser Einstellung passt der fokussierte Torwart perfekt in die Zebraherde und zu ihren Fans. Herzlich willkommen in Kiel, Dario!
(Foto: Sascha Klahn)