KN: "Ich will in dieser Arena spielen"
Kiel. Sander Sagosen, der Name klingt wie Musik in den Ohren der THW-Verantwortlichen und Fans. Schon jetzt ist er ein Star bei Paris St. Germain. Und er hat das Potenzial, den THW Kiel wieder zurück an die Weltspitze zu führen. Dass diese Erwartung an einen 23-Jährigen zu hoch sein könnte - den Verdacht lässt der Rechtshänder, der in Kiel einen Dreijahresvertrag ab 2020 unterschrieb, gar nicht erst aufkommen. "Ich will der beste Handballer der Welt werden", sagte er am Sonnabend bei seinem Antrittsbesuch in Kiel, zu dem Freundin Hanna Oftedal ihn begleitete. Dafür überlässt er nichts dem Zufall.
Sander Sagosen überlässt nichts dem Zufall - Beim THW Kiel hörte er auf sein Bauchgefühl
Schon mit 14 Jahren lernte Sagosen, was es heißt, Profi zu sein. Damals begann er zusammen mit Vater Erlend, selbst Handball-Torwart, im Fitnessraum im Keller seines Elternhauses mit Krafttraining. Jeden Abend. "Alles für das Ziel, Profi zu werden", sagt der Rückraumspieler, der in Trondheim und dem nahegelegenen Charlottenlund gemeinsam mit den jüngeren Geschwistern Ine und Ciljan aufwuchs. "Als Kind habe ich den THW Kiel die Champions League gewinnen sehen. Für mich ist er der größte Handball-Klub. Für den THW zu spielen, ist eine Ehre", sagt er, den neben dem THW-Mythos die Herausforderung Bundesliga lockte. "Alle sagen, es ist etwas Besonderes, in der Bundesliga zu spielen. Hier herrscht der größte Wettbewerb, und ich habe noch einen jungen Körper - es ist der perfekte Zeitpunkt in meiner Karriere."
In der Karriereplanung des Norwegers stimmt jedes Detail. Mit 18 Jahren entschied er sich gegen internationale Spitzenklubs, wechselte ins dänische Aalborg, um weiter an seiner Physis zu feilen. Nach drei Jahren war er bereit für Paris. Wie immer wählte er dort keine Wohnung in einem Szeneviertel, sondern zog mit Freundin Hanna Oftedal in ein Apartment nur wenige hundert Meter vom Stade Pierre de Coubertin entfernt. Ganz nah an die Halle, in der sowohl PSG als auch Hannas Klub Paris Issy ihre Heimspiele austragen. "Im Leben eines Profis muss das Gesamtpaket stimmen", sagt der zweifache Vizeweltmeister. Auch deshalb machte er sich die Entscheidung für seine nächste Station ab 2020 nicht leicht. "Wir haben viele Vor- und Nachteile abgewogen. In einer Nacht haben wir sogar mal drei Stunden geredet", erzählt Hanna, die Schwester von Stine Oftedal, die mit THW-Linksaußen Rune Dahmke liiert ist. Auch die 24-Jährige, seit fünfeinhalb Jahren die Frau an Sagosens Seite, stand vor dem nächsten Schritt ihrer Karriere. Sie entschied sich für einen Wechsel ins dänische Silkeborg schon in diesem Sommer. "Natürlich hat es eine Rolle gespielt, dass wir so nur zweieinhalb Autostunden voneinander entfernt leben werden", sagt Sagosen. "Wenn man jemanden vermisst, kann man vielleicht nicht seine beste Leistung abrufen. Aber entscheidend war es nicht."
Alles rationale Kopfentscheidungen also bei Sagosen? Mitnichten. "Vom ersten Treffen mit den THW-Verantwortlichen an hatte ich ein gutes Gefühl. Und auf das Bauchgefühl habe ich gehört", erzählt er. Und auch die Kieler Fans haben ihren Teil zur Superstar-Verpflichtung beigetragen. "Ich will in dieser Arena, der Sparkassen-Arena, spielen." Sasgosens Augen glänzen, wenn er vom Kieler Handball-Tempel spricht. Er weiß sogar exakt, wie viele Fans hier fast jedes Heimspiel verfolgen: "10 285, richtig?" Richtig.
Seine Verpflichtung sieht der Hobby-Angler und Golf-Liebhaber auch als Auftrag. "Der THW hatte zuletzt ein paar schwierige Jahre. Ich will dazu beitragen, ihn wieder an die Weltspitze zu führen." Auch dafür hat Sagosen einen Plan. "In den nächsten viereinhalb Jahren will ich die Champions League zweimal mit Paris gewinnen - und dann dreimal in Folge mit dem THW Kiel."
(Von Merle Schaack und Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 25.03.2019, Foto: Sascha Klahn)