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KN: Herning – Handball-Magnet im Nirgendwo

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KN: Herning - Handball-Magnet im Nirgendwo

Kiel. Wo zur Hölle liegt Herning? Diese Frage stellten sich am Montagabend offenbar zahlreiche Handball-Fans. Nach dem Halbfinaleinzug des DHB-Teams wollten sie wissen, wo die Deutschen zum Abschluss der Weltmeisterschaft das Finale oder das Spiel um Platz drei spielen.

Das WM-Finale steigt in einer Kleinstadt mit großer Messe-Halle

Die Google-Suchen nach der knapp 45 000-Einwohner-Stadt in Dänemark schnellten jedenfalls direkt nach Abpfiff der Partie gegen Kroatien in die Höhe. Die Suchmaschine liefert auch die Antwort: Herning liegt mitten im dänischen Nirgendwo. Auf einer Höhe mit Aarhus, im Herzen Mitteljütlands.

Würde die Stadt, die gleichzeitig Verwaltungssitz der gleichnamigen Kommune ist, nicht über ein riesiges Messezentrum mit landesweiter Bedeutung verfügen, wäre der Welthandball hier wohl nie ein Thema geworden. Eigentlich regiert hier das Eishockey. Die Herning Blue Fox sind mit 16 Meistertiteln der erfolgreichste Eishockey-Verein Dänemarks. Auch der amtierende dänische Fußballmeister, der FC Midtjylland, ist hier beheimatet.

Und trotzdem ist die Jyske Bank Boxen südlich von Herning für die Dänen eine Art Handball-Kultstätte. Wer an der deutsch-dänischen Grenze angehalten wird, erntet zunächst skeptische Blicke, wenn er Herning als Zielort nennt. Sagt er aber, dass er wegen der Handball-WM dort hin will, lassen die Grenzbeamten ihn schnell weiter fahren.

Als Teil eines gigantischen Messe-Areals mit 15 Hallen und insgesamt 110 000 überdachten Quadratmetern war die dortige Arena bereits mehrfach Schauplatz von Handball-Finalspielen: 2010, im Jahr der Eröffnung, fand hier das Endspiel der Frauen-EM statt, vier Jahre später unterlagen die Handball-Männer Frankreich in einem denkwürdigen EM-Finale. "Die Box", wie die Dänen sie nennen, war zudem Schauplatz der Frauen-WM 2015 und der Eishockey-WM im Mai 2018. Lady Gaga, Ed Sheeran, Robbie Williams - sie alle kennen Herning.

Erst 2017 bekam die Multifunktions-Arena, die bei Handballspielen bis zu 15 000 Zuschauer fasst, Konkurrenz im über 300 Kilometer entfernten Kopenhagen. Auch in der Royal Arena sollen künftig Sport-Großereignisse stattfinden. Den Zuschlag für das Finale der Handball-WM bekam aber erneut Herning. Schwierigerer Anreise-Wege und geringerer Hotelkapazitäten in der Kleinstadt zum Trotz. Neben eingespielten Abläufen und einer besseren Parkplatz-Infrastruktur dürften bei dieser Entscheidung auch finanzielle Gründe eine Rolle gespielt haben. Die Jyske Bank Boxen fasst aktuell 2500 Handball-Fans mehr als die Royal Arena. Und sie ist die Lieblingsspielstätte der Nationalmannschaft. "Die Stimmung in Herning ist noch besser als in Kopenhagen", sagte Nationaltorhüter Niklas Landin nach dem ersten Spiel der Dänen in der "Box". "Hier sitzen die Zuschauer dichter am Feld, können einen besser pushen."

Ob mit oder ohne dänische Beteiligung im Finale am Sonntag - die Box ist bereits ausverkauft.

(Von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 23.01.2019, Foto: Archiv/Sascha Klahn)