KN: Handballhoch im Norden
Neumünster. Jede Menge los im Handball-Land Schleswig-Holstein. Kein Wunder also, dass auch der traditionelle "Handball-Treff" der Vereinigung Schleswig-Holsteinischer Sportjournalisten in diesem Jahr in den Neumünsteraner Holstenhallen eine Nummer größer ausfiel. Trainer, Manager - alles wie immer natürlich. Aber eben nicht nur von den Landesrivalen und Erstligisten THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt, sondern auch vom letztjährigen Zweitliga-Dritten VfL Lübeck-Schwartau und Zweitliga-Neuling HSV, der als Nordmannschaft einfach mal einverleibt wurde.
Traditioneller "Handball-Treff" in Neumünster
Man kennt sich, man schätzt sich, man mag sich sogar. Wer also ein vorsaisonales Hauen und Stechen erwartet hatte, sah sich getäuscht. Dabei ging "Sky"-Moderator Jens Westen zu Beginn des illustren Podium-Talks gleich in die Vollen. "Wer ist denn nun die Nummer eins im Norden, Alfred Gislason?" Der Kieler Chefcoach nahm den Ball mit einem Schmunzeln auf, beugte sich zu den Kollegen aus dem Norden hinüber und sagte: "Natürlich der Meister, also die SG." So hatte es sich Westen gedacht, denn Flensburgs Coach Maik Machulla nahm den Pass gern auf: "Ich habe bei der Trainerumfrage den THW gewählt, denn ich bin realistisch. Die Mannschaft spielt lange zusammen, es ist Alfreds letztes Jahr, es spricht dieses Jahr mehr für den THW. Aber verstecken wollen wir uns natürlich nicht."
Zebras wollen angreifen
Die Zebras wollen angreifen, die SG steckt mitten im Umbruch (Machulla: "Zwei neue Torhüter sind die größte Baustelle, aber wir wollen schnell wieder unser Niveau erreichen"). Was aber auch hängen blieb nach einer informativen Stunde: der Handball-Boom im Norden. "Es ist schön, dass es wieder ein Nordderby in der Zweiten Liga gibt. Wir waren zuletzt ja ganz schön auf uns allein gestellt", gab der Kieler VfL-Trainer Torge Greve - bestens bekannt aus Altenholzer Zeiten - zu Protokoll. Während sich die Lübecker langfristig in den Top Five des Unterhauses etablieren (und irgendwann aufsteigen) wollen, backen HSV-Vizepräsident Martin Schwalb und Trainer Torsten "Toto" Jansen kleinere Brötchen. Wer rechnen könne, so Schwalb, würde schnell erkennen, "dass rund zehn Mannschaften in der kommenden Saison in der Zweiten Liga gegen den Abstieg kämpfen werden. Und da gehören wir sicher dazu." Priorität der Hamburger in einer Liga mit fünf Absteigern: "Sechstletzter werden, mindestens", so Schwalb.
Die Ambitionen in Kiel und Flensburg sehen da ganz anders aus. Auch, weil Alfred Gislason in sein letztes Jahr als THW-Trainer geht. "Ich erhoffe mir dadurch schon einen positiven Effekt bei den Spielern", sagte der Isländer, der jedoch "keinen besonders großen Druck" verspüre. Entspannt wirkte auch sein Pendant Machulla, der den Meistertitel nicht als Fluch sieht. "Wir haben natürlich viel Erfahrung und Qualität verloren. Aber jetzt schreiben wir eben eine neue Geschichte." An spannenden Geschichten wird es nicht mangeln im Handball-Norden in der Saison 2018/2019.
(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 10.08.2018, Fotos: Sascha Klahn)